Ich habe mit vierhändigem Spiel sehr gute Erfahrungen gemacht. Habe mit meinem Klavierpartner zusammen, seit wir 13 waren immer vierhändig gespielt. Mozart-Sonaten (ich finde im Vierhändigen zeigt sich erst die Qualität Mozarts Musik - seine zweihändigen Werke klingen für mich irgendwie so langweilig - ja, ihr dürft mich für diese Anmerkung verteufeln^^), aus den Jeux d'enfants" von Bizet, eine vierhändige Beethovensonate, Lindarja von Debussy, Scaramoche von Milhaud und noch so einige tolle andere Werke...
Vierhändig spielen macht sehr viel Spaß. Außerdem lernt man meiner Meinung nach sehr viel für das zweihändige Klavierspiel. Wer lernen muss, seine eigene Interpretation rhythmisch und interpretatorisch sehr genau mit der des Partners zusammenzubringen, der lernt auch, beim Zweihändigspiel "seine Finger auf sich selbst abzustimmen" und so bewusster zu spielen.
Ich weiß nur zu gut, wie schwer es am Anfang war, ein Stück vierhändig an einem Klavier rhythmisch sauber zusammenzubringen, dass die Töne halbwegs gleichzeitig angeschlagen werden. Wir sind beinahe darüber verzweifelt. Doch man kann alles lernen. Nach einigen Jahren konnten wir dann mehr oder weniger problemlos an zwei gegenübergestellten Flügeln zusammenspielen. D.h. wir hatten keine Gelegenheit die Finger des Partners irgendwie zu sehen. Das Zusammenspiel beruht dann auf blinder Abstimmung untereinander. Man sieht sich kurz in die Augen, dann spielt man gemeinsam den Anfangsakkord und dann läuft das ganze Stück wie selbstverständlich durch...
Natürlich steckt viel Übearbeit dahinter, bis es einmal so läuft. Aber wenn es einmal läuft, dann ist es die pure Freude. Und selbst wenn es noch nicht läuft: gemeinsames Üben ist zwar teilweise härter als nur so für sich üben... man kann sich selbst nicht soviele Nachlässigkeiten erlauben. Aber gemeinsames Üben ist auch oft interessanter als das Üben für sich allein.
Vorgespielt haben wir immer bei den normalen Klassenvorspielen in der Musikschule. Unsere Klavierlehrerin hat sowieso viel Wertschätzung für vierhändiges Spiel übrig gehabt. Sie hatte neben uns noch drei weitere Vierhändigpaare. Alles ohne weitere Kosten parallel zum normalen Unterricht laufend. (Ich hatte quasi 2 mal wöchentlich Unterricht, musste aber nur für einmal bezahlen...).
Leider bin ich seit letztem Jahr in Karlsruhe und mein Klavierpartner seit vorletztem Jahr in München. Ich habe seit 2 Jahren nicht mehr vierhändig gespielt, was ich sehr sehr schade finde. Hätte ich die Gelegenheit dazu, ich würde sofort wieder damit anfangen.
Wer mit dem Gedanken spielt, vierhändig zu spielen: Ich kann es nur empfehlen. Es macht so verdammt viel Spaß. Zumal man beim Klavier sowieso viel zu wenig Gelegenheit hat, einmal nicht als Solist aufzutreten. Jede Klarinette kann in ihren Musikverein und jede Geige in ihr Streichorchester um gemeinsam zu Musizieren. Der Pianist hat in der Regel keine Musikvereine und Orchester, denen er beitreten könnte.
Aus selbigem Grund habe ich auch immer gern andere Instrumente begleitet. Auch wenn ich als Begleitung ja im Endeffekt "nur " Nebensache war. Aber eine sehr essentielle Nebensache, ohne die es nicht klingen würde. Was nur leider zu gern vom unwissenden Publikum unterschätzt wird.
So, jetzt habe ich genug Geschwafel über das Vierhändigspiel von mir gegeben. In der Hoffnung jemand kann irgendetwas damit anfangen^^