Etwa 55 g Masse (oder Gewicht -wie war das noch mal in der Physik?) benötigt Ihr, eine Taste niederzudrücken oder gedrückt zu halten.
Gewicht bei einer Gravitation von ......
Die 55 Gramm sind aber recht unwichtig für die Kraft, die man tatsächlich aufbringen muß, denn die Kraft, die ein Gewicht von 55 Gramm ausübt, reicht eben aus, um die Taste runterzudrücken und dort zu halten. Das wäre vielleicht ein pppp, vielleicht wird überhaupt kein Ton ausgelöst. Wenn man das Gewicht zwischen die schwarzen Tasten schiebt, reicht es nicht mehr aus. Es gibt natürlich eine Obergrenze der Kraft, die sinnvoll ist, denn darüber hinaus ändert sich nur noch der Klang, bis irgendwann das Piano zusammenbricht.
Was aber viel wichtiger ist, und da stimme ich mit dir überein: Fingerkraft ist wirklich nicht der Schlüssel zum Klavierspielen. Ohne geht es zwar auch nicht aber wenn man kraftvoll spielt, leiten die Finger die Kraft des ganzen Körpers zu den Tasten weiter. Heinrich Neuhaus hat mit ironischen Unterton mal behauptet, ein Pianist müßte in der Lage sein, auf den Fingerspitzen zu stehen aber er hat nicht behauptet, er müßte sich mit den Fingern hochstemmen können.
Auf vielen Filmchen bei youtube kann man ganz gut beobachten, wie Pianisten sich gelegentlich mit dem ganzen Oberkörper in die Tasten drücken, in schnellen Passagen sogar ein bischen hüpfen. Wenn man da einen Kraftverlauf einzeichnen wollte, würde der im Extremfall wohl bei den Zehenspitzen beginnen. Die Finger müssen die ganze Kraft natürlich weiterleiten aber Haltearbeit erfordert wesentlich weniger Muskeln als Bewegungsarbeit.
Meiner Meinung nach ist "fehlende Kraft" in mindestens 99,9% aller Fälle durch "falsche Technik" zu ersetzen. Das bischen Kraft, was einem Nichtspieler dann noch fehlt, kommt meiner Meinung nach durch regelmäßiges Spielen automatisch.
PS: Ich muß es einfach mal sagen: Manchmal sieht es so aus, als ob der Pianist die Tasten wie einen Brotteig knetet und die Töne herausdrücken will (mit vollem Körpereinsatz) und manchmal sieht es eher so aus, als ob er die Töne mit leichten Fingern aus den Tasten zupft.