Schülerin will nicht auswendig spielen

Hallo zusammen,

aaalso ich kann auch etwas dazu berichten... ich habe einen Klavierschüler, er ist 10 Jahre alt, hat jetzt seit gut 1,5 Jahren Klavierunterricht bei mir.

Ich muss vorab sagen, dass der Schüler eine Lernschwäche hat. Er geht auch auf eine Sonderschule und dies merkt man auch extrem im Unterricht. Aber ihm macht der Unterricht Spaß und er möchte auch weiter lernen. Auch wenn er längst nicht so weit ist, wie ein anderer Schüler in seinem Alter...

Vor einigen Wochen habe ich auch mit dem "Auswendig-Spielen" angefangen. Als erstes Stück: einhändig Happy Birthday. Von alleine hätte er das nicht geschafft. Wir haben es zusammen gespielt, er hat sich die "Reihenfolge" gut gemerkt und kann es jetzt - und ist stolz drauf!

Die zweite Aufgabe: Alle meine Entchen mit einer Hand spielen. Alleine, ohne meine Hilfe.

Er ist bis zum 3. Ton gekommen. Danach ging es einfach nicht mehr. Ich hab das erst garnicht glauben können, ich dachte immer "Alle meine Entchen" kann JEDER spielen... :D

Ich habe ihm dann in der nächsten Stunde etwas geholfen, aber ich merke einfach, dass auch er Probleme damit hat, ob ein der Ton jetzt rauf oder runter geht. Seitdem mache ich mit ihm Übungen. Ich spiele einen Ton, mehrmals. Dann einen anderen. Und er soll mir dann sagen (Augen zu) ob der Ton höher oder tiefer ist. Am Anfang lagen die Töne weit auseinander (1 Oktave), mittlerweile kann er schon Töne im Terz-Abstand unterscheiden.

Ich werde mit ihm jetzt Schritt für Schritt das "Auswendig-Spielen" ausweiten und üben, da ich der Meinung bin, dass dies AUCH wichtig ist - genauso wie vom Blatt spielen!

Viele Grüße
Anomar
 
Ich habe seit 3 Wochen eine Schülerin,
Ich probiere, mit ihr leichte Kinderlieder im Fünftonraum nach Gehör zu spielen, aber das klappt überhaupt nicht.
Sie hatte auch als Hausaufgabe auf "Hänschen KLein" nach Gehör zu spielen, aber das kann sie nicht!

Hallo Tiba,

"Hänschen Klein" nach 3 Wochen nach Gehör nachzuspielen ist für ein 8-jähriges Kind aber ein ziemlich harter Brocken! Weißt Du, was in dem Lied alles zu hören ist? Die ganzen Terzen richtigen einorden usw...
Ich unterrichte sehr viele Kinder in diesem Alter und kann mir das sehr gut vorstellen, daß Deine Schüler, nicht weil sie schlecht hören würden, sondern mit dem Lied überfordert sind.
Das ist nach 3 Wochen noch viel zu schwer zu Hören.


Nach 3 Wochen (hab´ ich das richtig in Erinnerung?) zu erwarten, ein Kind könne sich Hänschen Klein selbständig nach Gehör erarbeiten finde ich viel zu anspruchsvoll.

Tina hat das Problem ebenfalls sehr gut erkannt!

1. Deshalb rate ich Dir für die auditive Lehrmethode unbedingt leichtere Lieder zu nehmen!!

Gut geeignete Lieder, um nur ein Beispiel zu nennen sind Lieder, die skalenartig aufgebaut sind: CDEFG, oder GFEDC. (Beispiel: Ist ein Mann in Brunn' gefallen)

Oder Lieder, die nur aus zwei Tönen bestehen: (Beispiel: Lieber Kuckuck, sag mir doch)

Aber nicht gleich "Hänschen Klein". Wenn ein Schüler ein Gehör- Genie ist, und bereits alles nachspielen kann, was man ihm vorspielt, ist es Ok, aber ansonsten würde ich nach erst 3 Wochen wirklich leichtere Stücke für das Gehörtraining nehmen!

2. Lieder die im Unterricht auditiv (Gehör) durchgenommen wurden, solltest Du dem Schüler für Zuhause nach der Stunde immer als Gedächtnisstütze aufschreiben!! Klavierpädagoisch ist das sehr wichtig, damit, falls der Schüler zuhause das Lied vergißt, eine Gedächtnisstütze hat: diese kannst du in großen Noten schreiben und bei Schülern, die noch keine Noten lesen können mit zusätzlichen Zeichen versehen, z. B. bei CDEFG mit einem Strich nach oben usw.

Also niemals den Schüler ohne irgend einer Gedächtnisstütze nach Hause schicken!

Liebe Grüße, Mario
 
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Sie hört nicht, ob die Melodie hoch oder runter geht
Habt ihr Tips, Spielideen etc.?

Spiele ihr zunächst die ganz tiefen Töne am Klavier vor und danach die ganz hohen Töne am Klavier. Dann gibst Du ihr die Aufgabe, ob das ein Mann ist, oder eine Frau (Mann, die ganz tiefen Töne) und (Frau, oder Mädchen, die ganz hohen Töne). Wenn sie das erkennt, hast Du den ersten Fortschritt mit ihr gemacht.

In der nächsten Stunde wiederholst Du die Übung und erklärst jetzt, daß sie bei Mann "tief" sagt und bei Frau "hoch". Somit weiß sie dann, was hohe Töne und was tiefe Töne sind.

Später kannst Du z. B. im weiten Tonumfang mit drei Tönen Übungen machen, indem sie lernt, ob es nach oben geht, oder nach unten. Wird der Mann zur Frau sagt sie "nach oben", wird die Frau zum Mann sagt sie "nach unten".

Mach es Schritt für Schritt, nicht gleich so schwer und ich bin sicher, auch Deine Schülerin wird sehr gut Hören lernen!

Liebe Grüße, Mario
 
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Ok, dann werde ich meine Ansprüche wohl etwas zurück schrauben.

Ich dachte, es wäre nicht so schwer, da meine andere neue Schülerin (7 Jahre) sämtliche Kinderlieder im Fünftonraum ohne Probleme nach Gehör spielt.

Aber so sind die Kinder eben unterschiedlich...

Danke jedenfalls für eure Tips und Meinungen!
 
Ich dachte, es wäre nicht so schwer, da meine andere neue Schülerin (7 Jahre) sämtliche Kinderlieder im Fünftonraum ohne Probleme nach Gehör spielt.
Hallo Tiba,

ich habe auch eine Schülerin, die mit 6 Jahren, als sie angefangen hatte, keine Probleme darin hatte. Da freut man sich natürlich als Klavierlehrer einen solchen Schüler zu haben. Diese haben darin ein ungeheueres Talent, haben unter Umständen schon zwei Jahre musikalische Früherziehung gehabt, wo das Gehör bereits sehr gut trainiert wurde, die bereits am Glockenspiel Kinderlieder nachspielten, oder im Elternhaus viel gesungen wurde usw.

Aber es haben nicht alles dieses Talent gleich zu Beginn und bei denen solltest Du zunächst mit etwas leichteren Übungen beginnen: Wieviele Töne spiele ich: "3" oder "4", (diese soll der Schüler ruhig dann auch nachspielen und darauf achten, daß es genau soviel sind, wie der Lehrer spielte) oder welche Töne spiele ich lang und welche kurz, spiele ich nach oben, oder nach unten (in diesem Falle erst mit Übungen, die ich Dir im obrigen Bericht vorgeschlagen habe), und dann Kinderlieder nehmen, die im Hören leicht aufzufassen sind.

In einem sind wir uns beide ja einig: Die Integration der auditiven Lehrmethode im Klavierunterricht ist sehr wichtig.

Liebe Grüße, Mario
 
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Heute hab ich mir ein Spiel für meine Schülerin ausgedacht, dass ging so:
Das Klavier stellt eine Treppe da, auf der jemand hoch (Töne nach oben) oder runter (Töne nach unten) geht.
Ich habe ihr dann kleine Tonfolgen vorgespielt, anfangs fünf Töne, später weniger und sie hat mit geschlossenen Augen gehört, ob da jemand die Treppe hoch oder runter geht.
Am Anfang habe ich immer auf dem mittleren C begonnen, da hat sie es immer richtig gemacht.
Dann habe ich andere Töne genommen, auch das klappte meistens ganz gut, sie hat nur einmal etwas falsch gemacht und hatte auch Spaß dabei.

Weiß jemand noch ähnliche Spiele?
 
Ich habe seit 3 Wochen eine Schülerin, 8 Jahre alt, die vorher schon zwei Jahre lang Blockflöte gespielt hat.

Ich probiere, mit ihr leichte Kinderlieder im Fünftonraum nach Gehör zu spielen, aber das klappt überhaupt nicht.
Sie hatte auch als Hausaufgabe auf "Hänschen KLein" nach Gehör zu spielen, aber das kann sie nicht!

Sie hört nicht, ob die Melodie hoch oder runter geht und probiert immer alle Töne aus, hört aber auch nicht, welcher richtig oder falsch ist. Das ist ziemlich frustrierend

Nach Noten spielen macht ihr Spaß aber ich möchte auch ihr Gehör fördern.
Wie kann ich das (spielerisch) machen, ohne dass es für sie zu frustrierend ist.

Habt ihr Tips, Spielideen etc.?


Wie mein Vorgänger... Spiele kreieren!

zB:

Schülerin steht mit dem Rücken zum Klavier. Spiele ich jetzt einen Ton in der Mitte oder ganz hoch oder ganz tief? In der Tiefe wohnt der Donner und ober wohnt der Blitz und die Vögel usw...

Verschärfung:
Spiele ich vom Ausgangston in der Mitte jetzt einen höheren oder einen tieferen Ton? Zuerst sehr große Intervalle wählen, dann ganz gemein: der gleiche Ton!!! Muss ja schließlich Spaß machen!

Tipp: Eltern oder Geschwister oder Freundinnen mit einbeziehen.


zB:
die große Lücke bei den Schwarzen Tasten, da wohnt der Kuckuck! Man kann aber auch damit Namen rufen, zunächst nur zweisilbrige Namen, später mal einen Namen mit 3 Silben (klatschen, um die Silben zu zählen).
Es gibt alte Kuckucks (tiefe Terzen) oder noch Babys (hoch). Viersilbrige Namen sind schon eine echte Herausforderung, das kürzeste Lied der Welt, auch sehr beliebt (Kuckuck, Eierschluck). Auch schön: Zizibe!

Immer wieder gab es SchülerInnen, die schon damit überfordert waren, nicht nur ob ihres Alters. Manchmal fragt man sich, wie das sein kann... aber ich denke, das kann jeder lernen. Immerhin haben alle Kinder nach Gehör (!) ihre Muttersprache samt Melodie perfekt erlernt. Das geht also nicht, dass sie das nicht hören KÖNNEN! Sie verstehen vielleicht nicht, was man will...

AL

Viola
 
@Viola: Ich hätte Dich gerne als KL! Ob Du mich aber als Schüler mögen würdest, wird aufgrund der Entfernung wohl kaum zu klären sein :D
 
Ja, Viola ist wohl die perfekte Lehrerin für Kinder (für Erwachsene bestimmt auch). Der Vergleich mit der Sprache ist sehr gut. Wenn ich denke, wie schwer es für kleine Kinder am Anfang ist Wörter zu lernen. Sie sprechen dann ja auch nur kurze Wörter, später werden es mehr. Manchmal haben sie Probleme bestimmte Buchstaben auszusprechen usw. usw.

So ist es auch mit dem Gehör. Je öfter man Sachen hört, desto besser prägen sie sich ein und desto schneller und genauer wird der Wiedererkunngsfaktor.

Ich denke auch, man soll das Kind nicht überfordern, dann verliert es den Spaß an der Sache. Mach es einfach und sie wird diese Spiele lieben, aber nie zu lange machen.
 

Hi Mos,

auch ich habe die Erfahrung gemacht: ich bin nicht für JEDEN die perfekte Lehrerin! Das geht auch gar nicht. Da gibt es durchaus mit einigen Personen große Disharmonie, Diskrepanzen...
Die Welt ist eben BUNT!
Gott sei Dank!

;)
 
Hallo Tiba,

"Hänschen Klein" nach 3 Wochen nach Gehör nachzuspielen ist für ein 8-jähriges Kind aber ein ziemlich harter Brocken! Weißt Du, was in dem Lied alles zu hören ist? Die ganzen Terzen richtigen einorden usw...
Ich unterrichte sehr viele Kinder in diesem Alter und kann mir das sehr gut vorstellen, daß Deine Schüler, nicht weil sie schlecht hören würden, sondern mit dem Lied überfordert sind.
Das ist nach 3 Wochen noch viel zu schwer zu Hören.
Also ich halte mich jetzt nich für hochbegabt, aber Hänschen klein nach Gehör war das erste Stück, was ich in der ersten Klavierstunde aufbekam. Da kann ich mich noch gut dran erinnern. War so knapp 10 allerdings schon.
Aber beide Hände und dann parallel re + li Hänschen klein auswendig.
 

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