Schubert: Die 4 Impromptus D899

  • Ersteller des Themas Pianojayjay
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Hi Jeremias,

ich vermute, dass hier auch konstruktive Kritik gewünscht ist. Mich stören einige Dinge:

Zum ersten Improptu:

1.)Die einzelnen Töne der Akkorde werden nicht exakt zeitgleich angeschlagen, und sonderlich gewollt klingt das auch nicht. Dies ist ein "Fehler", welcher m.E. die Qualität des Spiels massiv senkt, und dabei durch aufmerksames üben leicht zu beheben ist.
2.) Die Dynamik des Themas ist für mich etwas holprig und nicht nachvollziehbar. Allgemein finde ich, dass du dir in der dynamischen Gestaltung etwas mehr Mühe geben könntest und ein bisschen mehr auf "Stetigkeit" achten könntest.
3.) Ich finde die Begleitfiguren häufig etwas zu laut und präsent. Außerdem etwas "strukturlos", weswegen es etwas, naja, "runtergeorgelt" klingt.
4.) Allgemein finde ich die dynamische Ausdifferenzierung in der Vertikalen verbesserungswürdig.

Zum zweiten Improptu:

1) Für mein Empfinden etwas zu viel Pedal, was dazuführt, dass die Läufe am Anfang des Pedaldrucks noch recht klar sind, dann allmählich verschwimmen, dann wenn du das Pedal neu nimmst, werden sie wieder klar, ... was für mich ein etwas unpassendes Oszillationsphänomen ist.
2) Außerdem finde ich auch hier, dass die Dynamik etwas holprig und unkontinuierlich klingt in den Läufen. Das kann man gut üben, indem man versucht auf Abschnitte der Läufe kontinuierliche crescendi und dim. anzuwenden, und auch einzelne töne etwas hervorhebt. Allgemein, indem man sich eine Dynamik vorstellt, und diese dann so gut wie möglich versucht umtzusetzen.

Zum dritten Improptu: Habe ich jetzt nichts zu sagen, wo ich mir wirklich sicher bin.

Zum vierten Improptu:

1) Auch hier kommt es mir so vor, dass die Akkordtöne nicht wirklich gleichzeitig angeschlagen werden. Aber die Diminuendi auf den Akkorden sind recht schön :-).


Soviel dazu, ich hoffe es hat irgendwie geholfen. Die üblichen "Ich bin nur Amateur"- und "ich habe nur das vierte Improptu gespielt"-Disclaimer kannst du dir bitte diesem Beitrag dazudenken ;-).

Liebe Grüße,

Daniel
 
Deine Ratschläge nehme ich gerne an :) ich werde Anfang Mai wieder damit anfangen, die Stücke haben dann ein viertel Jahr gelegen. Bin selber sehr gespannt wie es sich dann anhört!
 
aus aktuellem, persönlichen Anlass komme ich auf den etwas älteren Thread hier zurück:

Zum zweiten Improptu:

1) Für mein Empfinden etwas zu viel Pedal, was dazuführt, dass die Läufe am Anfang des Pedaldrucks noch recht klar sind, dann allmählich verschwimmen, dann wenn du das Pedal neu nimmst, werden sie wieder klar, ... was für mich ein etwas unpassendes Oszillationsphänomen ist.

Ich übe dieses Stück im Moment (mit Begeisterung). Ich finde den Pedaleinsatz hier besonders herausfordernd. Die Klarheit der Triolenläufe geht mit Pedal verloren - bzw. verschwimmt. Ganz ohne geht es eben auch nicht. Habe mir einige Aufnahmen angehört. Es scheint viele zu geben, die hier ganz auf Pedaleinsatz verzichten, trotz der expliziten Spielanweisung "legato". Wie handhabt Ihr das bei diesem Stück? Irgendwelche Tipps?

Gruß
Walter
 
Hallo Walter,

ich mache das hier teilweise vom Instrument abhängig. Generell drücke ich bei den Läufen das Pedal nicht durch, meist nur die ersten beiden Triolen, in manchen Takten ganz ohne. Ich muss mich jetzt wieder hiermit befassen, mal schauen wie die Stücke jetzt klingen!
 
Hallo Jeremias,

danke für Deine Tipps. Das ist wirklich nicht einfach. Da ich mich jetzt intensiv mit dem Stück beschäftigt habe, erlaube ich mir, Deine Interpretation des 2. Impromptu (ab 10:59 in Deinem Video) etwas zu analysieren und auch konstruktiv zu kritisieren. Da Du ja in 2017 die Stücke noch einige Male vortragen willst, ist dies vielleicht eine Anregung, wenn auch - zugegebenermaßen - von einem Laien, der sicherlich nicht auf Deinem technischen Niveau spielt :-)

Ich finde die Basslinie beim Thema enorm wichtig (die punktierte Halbe). Die auf den 2.Schlag folgende Halbe würde ich einen Tick leiser spielen, quasi wie den dezenten I-Punkt auf die legato geführte Melodie im unteren Bereich. Man kann der Begleitung einen Akzent geben, wenn man ab Takt 6 die Viertel zur Halben hin leicht absetzt und nicht legato durchspielt, wie den Anfang.

Zur Dynamik wurde ja schon einiges geschrieben. Das Stück lebt davon, gerade im mittleren Teil. Hier fehlt mir bei Dir die dynamische Ausarbeitung. Die vielen Forzando und Wechsel
zwischen FF und p oder pp hört man leider kaum. Oft verschwimmen sie noch im Pedalnebel. Die Dynamik ist beinahe statisch über das ganze Stück.
Der Moll-Teil ab Takt 25 ist mit "pp" bezeichnet. Bei Deiner Aufnahme kling er eher wie forte, im zweiten Durchgang sogar fast wie ff.

Die dramatische Abwärtslinie ab Takt 72, kurz nach der Steierung in den hohen Diskant, ist als solche gar nicht zu hören. Ich weiß nicht, ob es an der Aufnahmetechnik liegt, aber hier sind einige Noten "verschluckt", die Linie der Triolen nicht mehr erkennbar, damit verschwimmen auch die "Fz"-Stellen. Das Ende dieser Passage, die Unisono gespielte Steigerung vom c-moll zum ges-Dur hast Du dann leider komplett versemmelt, ebenso wie die analoge Stelle am Ende vor der Coda. An dieser Stelle hört man ein Art "gehuddelte Tonleiter". Die Präzision ist komplett weg (Takt 80/248). Das ist besonders schade, weil diese Stelle, als Antwort auf die vorangegangene Abwärtsbewegung mit ihrer klaren, unisono gespielten Aufwärtsbewegung die Überleitung zwischen den beiden Teilen des Stücks bzw. der Coda ist.

Bei der Coda wirds dann hektisch und viel zu laut. Schade, dass Dir hier - wahrscheinlich aus Nervorsität - die Gäule durchgegangen sind :-)

Alles in allem finde ich, dass das Stück zum damaligen Zeitpunkt die Vortragsreife - zumindest für diesen Rahmen - noch nicht erreicht hat. Das meine ich nicht wegen der vielen Patzer in den Triolenläufen, sondern eher wegen der fehlenden dynamischen und musikalischen Ausarbeitung. Das klingt mir leider vieles einfach zu "runtergehackt" (sorry). Ich bin mir sicher, dass Du hier deutlich unter Deinen Möglichkeiten geblieben bist und freue mich auf neue Aufnahmen in 2017!

Grüße
Walter
 

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