Schon wieder Hanon

  • Ersteller des Themas Herr Toteninsel
  • Erstellungsdatum

Herr Toteninsel

Herr Toteninsel

Dabei seit
27. Juni 2015
Beiträge
141
Reaktionen
28
Liebe Forumsmitglieder,

nachdem ich nun endlich wieder seit einigen Wochen mit Lehrer unterwegs bin, habe ich eine Frage.
Meine Lehrerin hat mir wärmstens die Hanonübungen ans Herz gelegt, die ich natürlich auch brav ausführe. Gleichsam weiß ich um die Diskussion bezüglich Hanon in diesem Forum und besonders den Artikel im Online-Chang.
Auch auf meine Nachfrage bestätigte mir meine Lehrerin, dass Hanon gut für mich wäre und natürlich hat sie auch meine Technik diesbezüglich kontrolliert. Nun habe ich auch eine gewisse Form von Fortschritt diesbezüglich, weil ich jeden Tag mehr dieser Übungen bewältige. Andererseits möchte ich ja das beste für meine Technik tun und nicht stoisch meine Aufgaben erfüllen.

Bevor über die Kompetenz meiner Lehrerin spekuliert wird: Bezüglich der Stücke die wir üben, habe ich große Fortschritte gemacht (der Kontrast zum autodidaktischen ist natürlich gewaltig) und bin auch sehr zufrieden. Auch scheinen mir die Übungen kein Unterrichtsfüller zu sein, weil ich sie selbstständig einübe mit einer kurzen Kontrolle der Lehrerin in der Stunde.

Beste Grüße

Herr Toteninsel

P.S. Ich weiß nicht, was ich mir bei meinem Kanonthread gedacht hatte, es muss spät gewesen sein. Danke nochmal an Rolf.
 
mit Verlaub: wo ist die Frage? Ich finde keine.

(es gibt Leute, die gerne in einer Fresskette namens Nordsee essen; es gibt Leute, die empfehlen, zum Fisch essen in besagte Fresskette zu gehen; wem´s da mundet, der soll das tun. Alternativ kann man auch an die echte Nordsee fahren, und dort frische Maischolle essen ---- in diesem Sinne kann man sich, wenn man´s für nützlich hält, mit Hanon befassen; man kann aber auch nach Italien fahren (Busoni)) ;-):-D
 
Deine einfachen Beispiele sind aber für Anfänger viel schwieriger als Hanon. Es kommt drauf an, was man mit Hanon bezwecken will und wer es nutzt.

Ich habe es genutzt, um als Ü40 Anfänger meine trägen Griffel überhaupt mal auf Spur zu bringen. Feinmonotorik der Finger hatte bei mir gefühlt die Note 6.

Kinder lernen Feinmotorik en passant beim Stücke spielen, für die wäre Hanon sinnfrei (und abstoßend). Viele Erwachsene haben da eine deutlich höhere Lernkurve und die Feinmotorik kann mit dem Rest nicht mithalten, da ist das dann doch ggf. nicht zwingend verkehrt wenn der Lehrer das so emfiehlt. Mir half Hanon anfangs sehr.

Mit Hanon kann man sich ganz auf die Verbesserung der Feinmotorik fokussieren anstatt als Anfänger diverse Stücke auf dem Niveau von "Alle meine Entchen" mühsam durchzuklimpern und dabei begleitend die Motorik zu verbessern.
Es ist schlichtweg eine etwas abwechslungsreichere Art von Tonleiter-Übungen, wie man das eine verdammt und das andere als total wichtig erachtet kann zumindest ich nicht nachvollziehen. Viele Hanon-Muster begegnen einem später ebenfalls immer wieder.

Ob ein Fortgeschrittener mit Hanon üben sollte ist eine ganz andere Fragestellung. Das werbliche "Mit Hanon werden sie Virtuose" war letztlich eine Verkaufsüberschrift, nicht mehr und nicht weniger. Überzogene Werbeversprechen gab es schon damals.
 
@elli: Danke für den Tipp

@rolf: Stimmt... Eigentlich wollte ich wissen, wie ich am besten mit der Situation umgehe, dass sie auf Hanon besteht. Ich kann mir eben schwerlich vorstellen meiner Klavierlehrerin zu sagen: "Hey, in einem Internetforum halten die ja nicht so viel von Hanon und empfehlen Busoni, auch wenn Sie den gut finden, ich vertraue meinem Forum."
Also vielleicht eher eine Frage im Umgang mit dem eigenen Lehrpersonal. (höflicher Umgang, auch wenn der Lehrer für mich arbeitet.)

Grüße

Herr Toteninsel
 
@elli: wenn eine Übung mich auf Tannhäuser vorbereitet, bin ich natürlich sofort dabei.
 
@elli: Danke für den Tipp

@rolf: Stimmt... Eigentlich wollte ich wissen, wie ich am besten mit der Situation umgehe, dass sie auf Hanon besteht. Ich kann mir eben schwerlich vorstellen meiner Klavierlehrerin zu sagen: "Hey, in einem Internetforum halten die ja nicht so viel von Hanon und empfehlen Busoni, auch wenn Sie den gut finden, ich vertraue meinem Forum."
Also vielleicht eher eine Frage im Umgang mit dem eigenen Lehrpersonal. (höflicher Umgang, auch wenn der Lehrer für mich arbeitet.)

Grüße

Herr Toteninsel
Hindert dich irgendwer, in höflichen und wohlgesetzten Worten nach den Übungen von Brahms, Busoni, Cortot zu fragen?
 
@rolf: also meinst du ich soll einfach fragen, ob ich die Übungen wechseln kann zu eben jenen Herren? Ich frage mich dabei eines: Auch wenn ich argumentativ für mich begründen kann, warum ich wechseln möchte, ist das doch gegenüber einem studierten Klavierlehrer ein hehrer Anspruch. Schließlich hatte ich schonmal gefragt, ob ich auch andere Technikübungen machen solle und als Antwort meinte sie, der Hanon reiche zunächst aus. Dazu muss ich sagen, dass ich täglich mehr dieser Übungen spiele und mich intellektuell ein wenig unterfordert fühle (bis auf eine der Übungen aus den ersten zwanzig, wo man bei Fingersatz mal ein bisschen nachdenken muss.)
Freue mich über eine Antwort.
 
Wenn sie dir nicht mit nachvollziehbaren Argumenten begründen kann,
warum Hanon für dich richtiger sein soll als die Anderen,
ist ihre Entscheidung nur larifari.

Das würde zumindest bei mir ihren Nimbus schmälern, und wäre bei gewissen Leuten
wahrscheinlich ein Grund für eine harte mit "Peng, aus!" endende Aussage.
 
Beim Brahms kannst Du als Argument immerhin anführen, daß die Übungen musikalisch viel reizvoller sind. Inwieweit die von @rolf genannten Sammlungen schon für Dich infrage kommen, muß natürlich jemand entscheiden, der Dein Klavierspiel kennt. Eine Auswahl daraus ist jedenfalls auch auf einem weniger fortgeschrittenen Niveau möglich.
Wenn Du Dich mit Hanon intellektuell unterfordert fühlst, kannst Du Deine Lehrerin auch bitten, Dir die entsprechenden technischen Aspekte lieber an richtigen Musikstücken beizubringen. Es gibt genügend Werke z.B. von Bach oder Bartok, die sich wunderbar für sowas eignen.
 

Heute hatte ich Klavierstunde und habe das Thema nach der Stunde angesprochen. Bezüglich der Stupidität und intellektuellen Fäachgründigkeit von Hanon konnte sie mich gut verstehen. Als ich aber mit den hier empfohlenen Herren begann, zog sie einen Band Czerny aus dem Schrank und meinte, das sei nun das Richtige, anderes wäre noch zu schwierig. Ich soll jetzt also Czernys op 849 üben. Das mache ich natürlich lieber als den Hanon, aber auch Czerny kann ja ein ganz guter Zuchtmeister sein....
Was meint ihr?

P.S. Sie hat das Heft mit dem Hinweis empfohlen, sie hätte es in ihrer Kindheit auch häufig gespielt.
 
Richtig angewendet muss Czerny nicht unbedingt schlecht sein. Ob es bessere Sachen gibt, sei mal dahingestellt. Wenn ich dich richtig verstanden habe (korrigiere mich, wenn nicht), lässt sie dich die Etüden selbst erarbeiten. Das finde ich nicht so gut, zumindest nicht dann, wenn dort für dich noch nicht vertraute Bewegungsabläufe vorkommen. Die sollte sie die dir vorher zeigen und sich vergewissern, dass du sie verstanden hast, bevor sie dich weiter daran arbeiten lässt und in weiterer Folge bei der nächsten Stunde wieder kontrollieren. Ich hatte mal eine Lehrerin, bei der ich die Schule der Geläufigkeit in Auszügen geübt habe, weil es dort Bewegungsabläufe gibt, mit denen ich in anderen Stücken Probleme hatte. Zumindest ist sie so wie beschrieben vorgegangen. Geschadet hat es mir nicht.

Viele Grüße!
 
@Troubadix: Ich sehe ihn zumindest mal als Fortschritt. Sie hat mir die jeweiligen Übungen gezeigt, die ich machen soll für das nächste Mal und die auch passend zu meinem aktuellen Stück sind (eine Übung zu Vorschlägen). Diese haben wir schon geübt, es fehlt noch an besagter Geläufigkeit. Technische Muster die ich noch nicht kenne, spiele ich auch nicht.
Bezüglich der Zeit, die wir im Unterricht auf solche Übungen verwenden: Es wird bei neuartigem kontrolliert und natürlich wenn ich ein Problem hatte. Aber bei Hanon war es zumindest so: Die Geläufigkeitsübungen 1-20 hatten eigentlich alle dasselbe Schema. Nachdem wir die 1 eingeübt hatten, konnte ich die anderen selbstständig erarbeiten. Ich finde das auch gut, meine Unterrichtszeit nicht darauf zu verwenden, mir Geläufigkeitsübungen, die kein Problem (technisch) darstellen, sich vorspielen zu lassen.

Was meinst du?

Beste Grüße
 
@Troubadix: Das ist mir beim lesen jetzt auch aufgefallen.... Ich meinte damit, dass ich sie in seeeehr langsamer Geschwindigkeit vom Blatt spielen kann (deswegen also keine technischen Probleme). Dann kann ich mir die Übungen ja nicht sparen ;)
 
Ich finde, man kann auch Hanon Übungen sinnvoll nutzen. Wichtig ist m.E. vor allem, sie nicht so zu spielen wie am Anfang erklärt (jeden Finger einzeln heben und Senken).

Wenn man
- an der Taste
- mit freiem Handgelenk
- bei den dafür geeigneten Übungen mit Rotation

spielt, dann bringen sie was. Richtig gut (für mich) sind die gebrochenen Oktaven und die Tremoloübung (letztere für den Anfänger eher ungeeignet).
 
@rolf: also meinst du ich soll einfach fragen, ob ich die Übungen wechseln kann zu eben jenen Herren?
Ja.
Ich frage mich dabei eines: Auch wenn ich argumentativ für mich begründen kann, warum ich wechseln möchte, ist das doch gegenüber einem studierten Klavierlehrer ein hehrer Anspruch.
Ein (in seinem Fach) studierter Klavierlehrer weiß, dass die Sammlungen von Hanon musikalisch gänzlich wertlos und motorisch/didaktisch weitenteil überflüssig sind. Allerdings weiß so jemand auch Bescheid über die mentalitätshistorischen Gründe, warum dergleichen in der 2. Hälfte des 19. Jhs. gehäuft produziert wurde (Steibelt u.a.) Und selbstredend gibt es in allen "Übungs"sammlungen der 2. Hälfte des 19. Jhs. auch nützliche und richtige motorische Muster: leider aber stellen diese eine Minorität innerhalb der Masse von nutzlosem Zeugs dar.

Wenn in deinem Unterricht einzig die wenigen nützlichen Muster aus den Hanonsammlungen verwendet werden, dann gibt es dagegen nicht allzu viel einzuwenden. ((...wenn aber Naivlinge wie ich lesen, dass da Nr.1-20 abgehakt wird, dann bekommen Naivlinge wie ich Zweifel...))

Nützliche Sammlungen von Übungen fürs Klavierspiel haben die Hoffnung, den Lernenden in zwei Bereichen voran zu bringen: 1. freie Koordination der Fingerbeweglichkeit & 2. ein Repertoire an motorischen Mustern herzustellen (Skalen, Doppelgriffe, Polyphonie, Oktav- & Akkordspiel, Anschlagsdifferenzierungen)

Für 1. haben sich die anfangs einfachen, dann aber sogar im Fünftonraum anspruchsvollen Cortot-Übungen bewährt. Für 2. sind die 51 Übungen von Brahms und die Busoni-Übungen eine Fundgrube an allerbestem Material für mittelschwere bis hochvirtuose Angelegenheiten*). Darüber hinaus gibt es noch Liszts monströse (und teilweise unnötige/unnütze) technische Studien, die allerdings dort, wo sie hohes manuelles Niveau voraussetzen, exzellent sind.

...das sind (kurz gefasst) Fakten, die eigentlich seitens versierter Lehrkräfte bekannt sind.

Ich sehe keinen Grund, dass du darauf verzichtest, nach solchen Angelegenheiten zu fragen. Nebenbei gibt es sowohl bei Brahms (wenn auch wenig) als auch bei Busoni genügend Übungen, die auch bestens für Anfänger taugen!
________________
*) natürlich lässt sich das ergänzen: Bartok, Kodaly u.a.
 
Ja.

Ein (in seinem Fach) studierter Klavierlehrer weiß, dass die Sammlungen von Hanon musikalisch gänzlich wertlos und motorisch/didaktisch weitenteil überflüssig sind. .

Mein Klavierlehrer aus den 70er Jahren wusste das leider nicht. Bei ihm wurde Hanon - soweit ich mich erinnnern kann - auch eher nach dem Prinzip "abghaken" durchgenommen. Wobei er als der absolut tollste Klavierlehrer in unserer Stadt galt. Aber vielleicht war die Klavierdidaktik der 70er Jahre auch noch nicht so weit.

Kannst Du mal zu dem Busoni einen Titel oder Link schicken? Der würde mich interessieren.
 

Zurück
Top Bottom