Ja ich kenne den Thread. Darum fragte ich ja. Und es ist ganz einfach zu verstehen: nur wo MODELING drauf steht ist auch MODELING drin und zwar dasselbe (egal ob 1800 oder 5000 Euro,nur das viel ältere Vpiano hat andere Klänge und andere Parameter, aber auch aufgrund derselben Engine) und laut Klarstellung im Thread auch ausschließlich (ohne Samples).
Ich sage mal meine Vermutung :) Die kann falsch sein!
Da ist gar kein "Physical Modelling" drin. Nirgendwo nimmt Roland bei den neuen Modellen das Wort explizit in den Mund, nirgendwo wird auf das V-Piano referenziert, die Konfigurationsmöglichkeiten sind deutlich eingeschränkter als V-Piano und auch ganz andersartig.
Man spricht immer nur von "Complete Modelling". Das kann aber vieles heißen. Roland spricht nirgendwo von Physical und lässt das aber bewusst so laufen und im Raum stehen.
SuperNATURAL rühmte sich mit kein Looping, parametrisiertes Decay etc.
Nur die Attacks waren gesampelt, danach war alles "Modelling".
In Werbetexten und Diskussionen liest man dann "Spectral Analyse" des Ursprungssignal und "Recreation aus diesen Informationen".
Als Mathematiker denke ich dann sehr schnell an Fourier Transformation und Inverse Fourier Transformation, an Filter und Wavelets.
Wenn nun also aus dem Ausgangs-Sample (dem recht gleichförmigen, ausklingenden Teil) eine Fourier Trafo (bzw. Wavelet-Trafo) gemacht wird und danach eine Rücktransformation mit ein paar zusätzlichen Parametrisierungen (z.B. Decay), dann hat man genau das, was die dort beschreiben.
Eine inverse Fourier-Trafos erzeugen nämlich dann ein Endlos-Signal (meist ungewollt, hier netter Nebeneffekt), voila - Marketing schreibt keine Samples und kein Looping - wir haben Modelling!
Da der Attack in kurzer Zeitspanne eine hohe Signaländerung erzeugt, kommt eine Fourier/Wavelet-Trafo damit nicht so gut zurecht, man braucht geschickte Filter welche Zeiten ausstanzen etc. Deshalb wurden hier bisher noch Attack-Samples eingesetzt.
Das hat man nun evtl. besser im Griff. Wenn das so ist, hat man gar nicht das Physical Modelling, was V-Piano und Pianoteq meinen (Berechnung einer schwingenden eingespannten Saite), sondern einfach nur spezielle Signal-Transformationen der Samples.
Kann ich nun behaupten, das Instrument nutze keine Samples und kein Looping?
Eigentlich nicht, die Daten liegen nur in anderer Form vor. Es ist fast wie JPEG oder H.264 ...die nutzen sowas auch intern. Und wenn ich dem JPEG-Viewer ein paar lustige Zusatzparameter gebe, dann kann ich auch total andersartige Bilder aus dem Ursprungsmateral erzeugen, die zwar ähnlich aussehen, aber je nach Einstellungen einen ganz anderen Stil erhalten.
Bei JPEG oder H.264 wird jetzt aber auch keiner behaupten, man hätte das Sample (Bild/Film) gar nicht abgespeichert, das Bild oder der Film sind "Complete Modelling".
Das wäre eine verwunderliche Aussage, denn auch wenn man viele Daten gespart hat (verlustbehaftete Kompression) und auch wenn man beim Dekomprimieren lustige Dinge tut - die Samples sind noch da, nur eben in einer völlig anderen Form. Auch Looping ist noch da, im Konzept der Inversen Fourier / Wavelet Transformation.
Mit Physical Modelling hätte das dann gar nix zu tun, Glassaiten oder sowas kann man sich dann nicht mal eben zusammenkonfigurieren.