Richtig gut Klavier spielen können

  • Ersteller des Themas Sternchen551
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Also nachdem Sternchen sein Alter nicht verraten hat - was damit zusammenhängen könnte, daß es eine Frau ist - sollte man nicht den Stab über den Lehrer brechen.

Ich persönlich erwarte von einem Profi eine ehrliche Antwort auf meine Fragen. Und wenn z. B. ein 30-jähriger Anfänger fragt, ob es für die Carnegie Hall noch reichen könnte, sollte er nicht angelogen werden.
vielleicht will er ja als Beleuchter anfangen.;-)

p.s.
weil es gerade so schön passt:
Zwei Mütter treffen sich. Sagt die eine: "Mein Sohn geht jetzt auf die Sonderschule."
Und die zweite: "Na ja, wenn er das Zeug dazu hat!":-D

zurück zum Thema:
Es wäre imho sehr falsch, einem Schüler Honig um den Mund zu schmieren und ihm irgendwelche Hoffnungen zu machen, die niemals erfüllbar sind. Allerdings wäre es genauso falsch, ihm völlig die Motivation zu rauben, weil man ihn kompromisslos aufklärt. Wie so oft liegt der wahre Weg in der Mitte. Wie das geht?
z.B. so:
Ich war mal dabei, als sich zwei Zahnärzte über einen Patienten unterhielten. Thema: Wie sage ich dem Patienten, dass er eine Oral-Sau ist und intraorale Kompostierung betreibt. Die salomonische Antwort:
Man sagt ihm: "Sie haben ein Plaque-Problem." :-D
 
Hi,

also ich denke es hängt ganz einfach von der aufgewendeten Übezeit und Qualität/Intensität ab.

Es gibt ja die grobe, aber empirisch nachgewiesene Regel von notwendigen 10000 Übestunden in höchstens 10 Jahren um ein Meister eines Musikinstruments zu werden. Das bedeutet grob bei 200 Übetage im Jahr 5 Übestunden pro Tag und das über 10 Jahre. Das ist ganz schön viel Holz. ;-)

Als, ich sag mal, nicht mehr ganz so enthusiastischer, älterer Erwachsener wird man das nicht mehr erreichen. Es geht ja auch, wie die Studie gezeigt, hat um intensive Übestunden und nicht einfaches Rumgeklimper. Das schafft man nur, wenn man in einer Lebens-Phase der unbedingten Bereitschaft und Gelegenheit dazu ist. Typischerweise ist das die Jugend- und Ausbildungszeit.

Gruß
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie kommst du auf 200 Übetage pro Jahr? Bei täglichem Üben reduziert sich die Zeit auf 3 Stunden, was wohl ein kleiner Unterschied ist (und sicher ausreicht).

Was macht der ambitionierte Klavierspieler an den restlichen 165 Tagen? Nivealied singen (Was sollt ich mich denn cremen)?
 
Die Rechnung mag erwiesen sein. Auf der anderen Seite habe ich (wenn ich mal optimistisch von der durchschnittlichen Lebenserwartung ausgehe) noch mindestens 40 Jahre vor mir. Vorausgesetzt, ich bleibe von Gicht, Rheuma und dergleichen verschont, könnte das heißen: 40 Jahre lang weiterhin wöchentlichen Klavierunterricht, tägliche Übezeiten von 1-2 Stunden, am Wochenende mehr. Ab der Pensionierung wird dann sowieso nix anderes mehr gemacht als Klavierspielen! Ob es für die Chopin-Balladen reicht, sei mal dahingestellt... wie gesagt, das strebe ich gar nicht an. Aber ich geh trotzdem mal davon aus, da ist noch ganz schön Raum nach oben... :-)

So oder so, ich freu mich über jedes Stück, was ich dazu lerne, wie ein Schneekönig, weil es mir einfach wahnsinnig Spaß macht. Das ist doch das Entscheidende.
 
es ist machbar, einfache bis maximal beinah mittelschwere Klaviersachen quasi professionell zu spielen: z.B. solche Stücke wie Chopins Regentropfen-Prelude, Schuberts Valses nobles, diverse Lieder ohne Worte von Mendelssohn, leichtere Grieg-Stücke etc.
Allerdings mit viel (!!!!) Geduld und viel (!!!!) lernen, genauestens hören
...virtuose Sachen (Chopin- und Lisztetüden beispielsweise) sollte man sich abschminken.

das ist NICHT demotivierend! der leichte bis mittlere Anteil innerhalb der Klavierliteratur enthält wunderschöne Klavierstücke und ganz große Kunst (z.B. Schumanns Kinderszenen)

Schön, dass jemand aus dem professionellen Lager reinen Wein einschenkt. Ich habe diese These gestern mal mit meiner Klehrerin besprochen. Sie war da anderer Meinung, da die Faktoren Zeit und Fleiss, sprich Disziplin mitentscheidend wären ob ein Vierziger, wie meine Wenigkeit, selbst mal solches virtuoses Zeugs in der geforderten Geschwindigkeit spielen könnte.

Ehrlich gesagt habe ich ihre Argumentation nicht besonders überzeugend gefunden. Vielleicht wollte sie auch aus Höflichkeit nicht demotivierend wirken.

Allerdings wird mir jetzt nach zwei Jahren und nach bald sechs monatigen Üben der schnellen Läufe in der facile klar, was es heisst perlend spielen zu erlernen und zu können und das es bis dahin noch ein langer, holpriger Weg werden wird.

Dank der ständigen Verfügbarkeit von tausenden von Youube Videos von einem Stück wird die Messlatte irgendwie immer weiter nach oben geschraubt.

LG 40er
 
Ich bin ja immer noch der Meinung, man sollte sich nie selbst begrenzen in seinen Zielen. Wenn ein 40 jähriger unbedingt Konzertpianist werden will, dann soll er es doch versuchen. Wo ist das Problem? Ich denke, der größte Fehler den man machen kann ist der, es nicht versucht zu haben. Warum soll ich mich also in meinem Streben von vornherein begrenzen?

Und klar, wenn einem ständig gesagt wird dazu bist zu sowieso schon zu alt, wie soll man da noch motiviert sein. Wenn es danach gegangen wäre, was andere gesagt haben, was ich schaffen könnte, hätte ich nie erfolreich studieren können. Und ich hätte auch nicht mit dem Klavier spielen angefangen. Also, warum sich selbst der Träume berauben. Wenn ich also mit 40 anfange und ich 20 jahre brauche (intensives lernen und üben natürlich vorausgesetzt) - warum sollte es mir nicht möglich sein ein hohen (evtl. auch professionelles) Niveau zu erreichen? Wenn ein 7 jähriger anfängt ist er mit 27 ja vielleicht auch so gut. Aber bei weiten nicht alle 7 jährige werden begnadete Virtuosen. Daher - so denke ich - hängt es immer von der jeweiligen Personl, d.h. dem Einzelfall ab - ob es klappt oder nicht. Pauschal - kann und darf man das meiner Meinung nach nicht sagen.

Vom KL würde ich zwar eine ehrliche Antwort erwarten, aber das Wort nie, sollte er auch nicht gebrauchen. Denn sicher, ist es wohl nicht so wahrscheinlich es mit 40 (oder älter) noch Profi zu werden, aber unmöglich ist es meiner Meinung nach nicht. Nur scheitert es doch wohl oft eher an der Zeit, denn der Erwachsene hat ja oft nicht soviel Zeit wie er zum Lernen und Üben bräuchte. Und klar, ein wenig Talent gehört ja sicher auch noch dazu.

Lange Rede kurzer Sinn - ich wünsche mir - dass sich die Leute nicht immer so selbst beschränken - das tun fremde schon genug. Also - wenn ihr mit 40 noch Konzertpianisten werden wolllt, dann versucht es doch - warum soll man vorher aufgeben, bevor man es versucht hat? Nur weil man alt bzw. älter ist? Unsinn - lernen kann man immer - wenn man will. Die einzige Begrenzung stellt ja evtl. nur die eigene Lebenszeit dar. Denn wenn ich mit 95 Jahren erst beginne, ist es dann doch eher Unwahrscheinlich es noch in der verbliebenen Lebenszeit zu schaffen. Aber auch da würde ich immer sagen, warum begrenzen, soll er sich ein Ziel setzten und sollte er dafür 150 Jahre alt werden müssen - so what!? Frei nach dem Motto, der Weg ist das Ziel, d.h. auf dem Weg dahin wird er sicherlich sein Leben noch bereichern. Denn auch der 7jährigen weiss nicht, ob er überhaupt 20 wird. Er kann auch zwei Jahre später z.B. durch einen Unfall ums leben kommen. Aber dadurch sollte auch er sich nicht beschränken.

Also - einfach versuchen - was soll passieren?
 
Also - einfach versuchen - was soll passieren?
niemand fordert, dass man sich selbst begrenzen solle - bei dem Unternehmen, das Niveau professionellen Klavierspiels zu erreichen, werden die zu überwindenden Hürden von der Klaviermusik bereitgestellt ;) schafft man irgendwann, Lisztetüden etc. ordentlich zu spielen, ist viel erreicht. Aber derartige Hürden oder Grenzen werden nicht von jedem, der gerne und viel Klavier übt, bewältigt bzw. überschritten.
 
Aber derartige Hürden oder Grenzen werden nicht von jedem, der gerne und viel Klavier übt, bewältigt bzw. überschritten.

Stimmt.

Ich habe auch nichts anderes behauptet. Nur weiss man eben erst, ob diese Hürden bzw. Grenzen überschritten werden können, wenn man es versucht. Versuche ich es aber erst gar nicht, weil andere sagen, dass schaffe ich sowieso nicht, dann halte ich das eben für einen Fehler.

Denn wie oft habe ich schon gehört, hätte ich es damals mal versucht.
 
Dank der ständigen Verfügbarkeit von tausenden von Youube Videos von einem Stück wird die Messlatte irgendwie immer weiter nach oben geschraubt.

Ja was erwartest Du denn heutzutage, 40er ? Die jungen Leute ( allerdings nicht alle :):) ) nutzen doch die gegebenen Informationsmittel weidlich aus. Da kommst nicht umhin, zu akzeptieren, dass in der Vielfalt der YT-Videos ein bedeutendes Spektrum abgedeckt wird bei vielen Stücken.

Doch die Frage ist: Schaut sich jeder, der sgaen wir mal sich mit "Für Elise" beschäftigt, ALLE Viedeos davon an ? Oder: Welche schaut er überhaupt an ? Die "pädagogisch richtigen" ? Oder nur die, die ihm gefallen ? Oder etwa..nur die schlechteren ?

Fragen über Fragen, die mitentscheidend sein könnten.
 
Nur weiss man eben erst, ob diese Hürden bzw. Grenzen überschritten werden können, wenn man es versucht.
mit etwas nüchterner Selbstkritik kann doch jeder Indizien sammeln: klingt nach x Jahren Unterricht und üben irgendein mittelschweres (also technisch-pianistisch harmloses) Stück deutlich schlechter als irgendeine Aufnahme, dann mindern sich die Chancen, schwierigere Sachen irgendwann besser zu spielen.
 

mit etwas nüchterner Selbstkritik kann doch jeder Indizien sammeln: klingt nach x Jahren Unterricht und üben irgendein mittelschweres (also technisch-pianistisch harmloses) Stück deutlich schlechter als irgendeine Aufnahme, dann mindern sich die Chancen, schwierigere Sachen irgendwann besser zu spielen.

Aber er hat begonnen. Es also versucht. Aber einem Anfänger von Anfang an zu sagen, es wird nie was. Das ist falsch. Aber du sagst ja selbst, es mindert die Chancen - unmöglich ist es aber nicht. Jeder sollte halt, wenn er an der Stelle ist, entscheiden können, ob er dies überschreiten kann oder nicht - bzw. wie oft er es versucht - bevor er aufgibt und sagt, dass ist zu hoch für mich.

Analog gilt das in vielen Bereichen, wie z.B. Mathe, ich kenne viele die schlichtweg an der Bruchrechnung verzweifeln. Viele können auch im Erwachsenenalter den Dreisatz nicht, obwohl der nun nicht so schwer ist. Die Frage ist nun also, wie gehe ich daran, will ich es lernen oder nicht? Das ist die Grundvoraussetzung. Und klar, irgendwann erreicht man eine Grenze, die man offenbar nicht überschreiten kann (auch ich bin nicht Albert Einstein, dennoch kann ich es doch versuchen, wenn ich es will). Vielleicht bin ich es ja doch und weiss es nur nicht!? Aber hier ist es so, ich will ja gar kein zweiter Einstein werden.

Ich bleibe dabei, wo ein Wille ist, ist ein Weg.
 
Dank der ständigen Verfügbarkeit von tausenden von Youtube Videos von einem Stück wird die Messlatte irgendwie immer weiter nach oben geschraubt.

Gerade das denke ich eigentlich nicht. Die Profiaufnahmen - natürlich. Oder wenn ich dreijährige Asiaten "meine" Chopin-Walzer runterrattern höre. Andererseits finde ich bei manchen Amateuraufnahmen, dass ich im Vergleich dann doch nicht so schlecht abschneide. Das gibt doch dann auch Zuversicht. Abgesehen davon geht es aber gar nicht ums Vergleichen.

Wo ein Wille ist, ist ein Weg. Ja, bedingt. Aufgeben, bevor man etwas versucht hat, ist auch nicht mein Stil. Und wie gesagt, man hat ja auch noch ein paar Jährchen zum Üben. Allerdings spiele ich lieber einen (ja nun in der Regel auch nicht total un-anspruchsvollen) Chopin-Walzer musikalisch ansprechend, als mir jahrelang an einer Chopin-Etüde die Finger zu brechen (oder mir womöglich eine Sehnenscheidenentzündung zu holen) und sie letztlich doch nie mehr als stümperhaft einstudieren zu können... Trotz aller Motivation sollten die Ziele realistisch bleiben...
 
Manch einer sagt, es wird bei erwachsenen Klaviereinsteigern immer ein bißchen holpern.
 
Allerdings spiele ich lieber einen (ja nun in der Regel auch nicht total un-anspruchsvollen) Chopin-Walzer musikalisch ansprechend, als mir jahrelang an einer Chopin-Etüde die Finger zu brechen (oder mir womöglich eine Sehnenscheidenentzündung zu holen) und sie letztlich doch nie mehr als stümperhaft einstudieren zu können... Trotz aller Motivation sollten die Ziele realistisch bleiben...

Da stimme ich Dir zu 100 % zu.

Auch grosse Pianisten, wie eine Argerich, oder wie es ein Horowitz tat, spielen einfachere Stücke wie Schumanns Kinderszenen.

Auf yt schaue ich mir bevorzugt deren Interpretationen dieser einfacheren Stücke an, die man selbst übt, oder zu üben beabsichtigt.

Ist es vermessen zu sagen, dass dies die persönliche Messlatte oder Referenz (Goldstandard) sein soll?
 
"Immer ein bisschen holpern?" Das will ich nicht hoffen......
 
Ich schaue mir auch vor allem die Profis an. Manchmal spielen sie ja sogar eines meiner aktuellen Stücke als Zugabe, zum Beispiel. Ob ich nun aber wagen kann, einen Barenboim beispielsweise meine "persönliche Messlatte" zu nennen? Hm. Bei einem gesunden Maß an Selbstkritik wohl kaum. Ob ich durch seine Interpretation eine Menge für das Stück, und letztlich auch die Weise, wie ich es spiele, lernen kann? Das auf jeden Fall!
 
Allerdings spiele ich lieber einen (ja nun in der Regel auch nicht total un-anspruchsvollen) Chopin-Walzer musikalisch ansprechend, als mir jahrelang an einer Chopin-Etüde die Finger zu brechen (oder mir womöglich eine Sehnenscheidenentzündung zu holen) und sie letztlich doch nie mehr als stümperhaft einstudieren zu können... Trotz aller Motivation sollten die Ziele realistisch bleiben...

Natürlich sollten die Ziele realistisch bleiben, die Frage ist nur immer, wer entscheidet das. Du hast für Dich entschieden, lieber die Chopin-Walzer - als sich die Finger zu brechen bei einer Chopin-Etüde. Das ist Dein gutes Recht und es ist ok. Auch ich würde es so machen, doch wenn ich wirklich unbedingt auch die Etüde spielen möchte, werde ich es dennoch versuchen. Ob ich sie dann jemals jemanden vorspielen werden, ist eine andere Frage - eben weil ich auch nicht übers stümperhafte hinauskomme - aber wer weiss - vielleicht schaffe ich es ja doch.

Wenn wir also über Ziele reden, sollte man vielleicht differnzieren, zwischen dem Traumziel, bleiben wir bei der Chopin-Etüde. Wenn ein realistisches Ziel - also wo ich jetzt schon sagen, werde ich erreiche - die Chopin-Walzer sind. Sollte man natürlich diese als Ziel stecken. Wenn man dieses erreicht hat, ist vielleicht die Unerreichbarkeit der Etüden doch nicht mehr gegeben. Ich will sagen, die realistischen Ziele verschieben sich doch ständig, wo das Ende ist, muss man selbst rausfinden. Sich aber nicht beirren lassen, von Aussagen, wie das schaffst Du sowieso nicht, dazu bist Du schon zu alt.
 

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