Richard Wagner - Klavierwerke

Henry

Henry

ehemals Alb/Styx
Dabei seit
19. Jan. 2016
Beiträge
14.441
Reaktionen
8.778
Hier mal die Sonate B -Dur:

 
Der gute Richard hat zum Glück früh genug selbst erkannt, dass dies nicht sein Ding ist.
Ich bin jedenfalls froh, dass er sowas nicht weiter gemacht hat. 💩
 
Zuletzt bearbeitet:
Der gute Richard hat zum Glück früh genug selbst erkannt, dass dies nicht sein Ding ist.
Ich bin jedenfalls froh, dass er sowas nicht weiter gemacht hat. 💩

Was mir aufgefallen ist - der erste Satz klang doch etwas nach Beethoven und der letzte Satz eher nach Mozart.

Es passt irgendwie nicht so recht zu Wagner - obwohl mir die Sonate durchaus gefallt.
 
Diese B-Dur-Sonate von Wagner ist ein Jugendwerk, eine Stilkopie. Der unbeholfene Klaviersatz zeigt die Handschrift eines Lernenden.

Die darauf folgende A-Dur-Sonate, ebenfalls eine Stilkopie, orientiert an Beethoven, ist schon wesentlich eindrucksvoller.

Ein wirklich echter Wagner für Klavier mit eigener Handschrift ist dann die As-Dur-Sonate für Mathilde Wesendonck. An diesem ausgereiften Werk sollte man Wagners kompositorisches Können für das Klavier beurteilen:
 
Albumsonate, Albumblatt "Ankunft bei den schwarzen Schwänen", Wesendonck-Lieder: das ist vom Könner Wagner für Klavier (und auf jeden Fall in den Liedern exzellent) - die Jugend- und Studiensachen lohnen sich nicht.
 
Was mir aufgefallen ist - der erste Satz klang doch etwas nach Beethoven und der letzte Satz eher nach Mozart.

Es passt irgendwie nicht so recht zu Wagner - obwohl mir die Sonate durchaus gefallt.
Also, Mozart und Beethoven musst du ja mit diesem Beispiel nicht beleidigen.
Ich kann mir lebhaft vorstellen, dass Wagner diese seine Sonatenversuche
gerne eingestampft hätte.
 
Albumsonate, Albumblatt "Ankunft bei den schwarzen Schwänen", Wesendonck-Lieder: das ist vom Könner Wagner für Klavier (und auf jeden Fall in den Liedern exzellent) - die Jugend- und Studiensachen lohnen sich nicht.
Das letzte überlieferte Gelegenheitswerk, das Albumblatt für Frau Betty Schott aus dem Jahre 1875, halte ich noch für recht ansprechend gemacht und im Klaviersatz für weniger sperrig gesetzt als die ganzen Frühwerke, die ständig erkennen lassen, dass er zum Klavier ein weitaus distanzierteres Verhältnis hatte als viele seiner Zeitgenossen. Auch in den Liedern aus der nicht mehr ganz so frühen Schaffenszeit ist der Klavierpart oft wenig pianistisch dankbar, manchmal als Vorstudie zu einer möglichen Orchesterfassung gedacht, mitunter recht überladen, wenn nicht sogar ungeschickt. Auch wenn die Wesendonck-Lieder orchestral angelegt sind (das fünfte und letzte Lied, "Träume", hat Wagner selbst für Orchester bearbeitet) und von Felix Mottl orchestriert wurden, liegt hier der Klavierpart gut in der Hand. Diese sind wirklich ein kompositorischer Glücksfall auf Augenhöhe mit späteren Liedvertonungen von Richard Strauss, die gleichermaßen als Klavier- und als Orchesterlied überzeugen. In die "Rienzi"-Zeit um 1839 fallen weitere Vertonungen meist französischer Texte, die trotz reizvoller Passagen und Einzelzüge erkennbar hinter Liedvertonungen der gleichen Zeit von Franz Liszt oder Robert Schumann zurückbleiben. Auch hier sind die Schwächen oftmals im Klavierpart zu lokalisieren.

Freilich hat man mit den großen Musikdramen genügend Lohnenswertes zur Verfügung - auch so mancher Musikdramatiker etwa des Verismo hat für Klavier eher Nebensächliches hinterlassen. Freuen wir uns an dem Wohlgelungenen, das uns überliefert ist - und das ist beileibe nicht wenig.

LG von Rheinkultur
 
Ein wirklich echter Wagner für Klavier mit eigener Handschrift ist dann die As-Dur-Sonate für Mathilde Wesendonck.
Ja, da stimme ich Dir zu!

Ich vermeine in dieser Sonate auch schon Sequenzen für Tristan und Isolde wahrgenommen zu haben....wenn ich mich nicht irre.

Ich meine - gut, mein absoluter Favorit ist natürlich der Ring, aber ich weiß nicht, ob da schon Sequenzen in seinen Klavierwerken vorkommen?
 
Also, Mozart und Beethoven musst du ja mit diesem Beispiel nicht beleidigen.
Mir drängen sich bei den frühen Klaviersachen eher stilistische Vergleiche mit Hummel, Kalkbrenner und anderen Zeitgenossen auf. Nur waren auch diese mit dem Klavier vertrauter und haben einen ansprechenderen Klaviersatz zustande gebracht. Das war Wagner sehr wohl bewusst und er hat sich in der Folgezeit auf seine Stärken konzentriert - im Gegenzug hält niemand etwa seinem Zeitgenossen Chopin vor, dass dieser dem Orchesterapparat eher wenig an Farben abzugewinnen vermochte, obwohl er sich in seinen Lehrjahren bei Elsner mit der Materie durchaus beschäftigt hat.
 
Wagner ist ein Titan in seinen Opern. Das ist es, was ihn heraushebt. Brahms, von Wagner als Bänkelsänger verspottet, tat gut daran, sich auf sein bewährtes Metier zu brschränken.
 

Wagner ist ein Titan in seinen Opern. Das ist es, was ihn heraushebt. Brahms, von Wagner als Bänkelsänger verspottet, tat gut daran, sich auf sein bewährtes Metier zu brschränken.

Naja, Wagner hat so einige verspottet, selbst seinen Schwiegervater Franz Liszt - wie hat er ihn bezeichnet?

"Der heilige Franz"

Und trotzalledem ist in seinen späteren Werken zu bemerken, daß er sich des Schwiegervaters Modulation bediente.

Allerdings auch von Meyerbeer, für den er nur noch Spott und Verachtung übrig hatte.

Es ist seltsam - Wagner hat von so vielen Menschen musikalisch profitiert, aber ein gutes Wort fand er wohl nicht für sie.

Wie gesagt, mir gefallen ja durchaus auch seine Frühwerke am Klavier, aber des hätt ja auch jeder andere Kommunist sein können.

 
Es ist seltsam - Wagner hat von so vielen Menschen musikalisch profitiert, aber ein gutes Wort fand er wohl nicht für sie.

Wagner hat nicht nur musikalisch von so Manchem profitiert, sondern auch finanziell. Meyerbeer z.B. hat den aus Sachsen dahergelaufenen Kapellmeister großzügigst unterstützt (wie auch den Literaten Heine). Beide gießen aus Dank kübelweise Häme und Spott über Meyerbeer. Die künstlerischen Qualitäten von Wagner und Heine mögen unumstritten sein, die charakterlichen Qualitäten tendieren in meinen Augen gegen Null (aber das haben sie dann wieder mit vielen anderen Künstlern gemein.
 
Ich halte beide für Giganten.
Schade und seltsam, dass sie zu ihrer Zeit schier unversöhnliche Fangemeinden hinter sich versammelt haben.
Dieses Beispiel für Klaviermusik von Wagner ist m. E. das Anhören nicht wert. Er sei erst 18 gewesen, wurde hier als Entschuldigung geschrieben, aber mit 18 Jahren sollte man schon selbstkritisch genug sein, dergleichen plakatives Geklimper gar nicht erst drucken zu lassen.
 
@rolf, ich habe mir nach deiner Empfehlung die "Ankunft bei den schwarzen Schwänen" angehört. Das kannte ich noch nicht.
Von Anna Khomichko auf einem Bösendorfer in einem halligen Raum gespielt, gefällt es mir sehr gut. Danke!
Übrigens wurde ich an die Meistersinger erinnert.
 
...ob es bedenklich ist, dass "Wagner" als Reizwort immer noch die Leute polarisiert? ...da wird von Giganten, Titanen schwadroniert (deren Zeit um ist oder auch nicht), da werden olle Kamellen (Brahms contra Wagner) wiedergekäut, reflexartig werden Charakterschwächen hervorgezerrt - - und das alles, weil es eine Handvoll überwiegend obsoleter Klaviersächelchen von Wagner gibt, die ein Forumsteilnehmer zu erwähnen gewagt hat...

Betrachtet man das alles nüchtern sachlich:
- in der Operngeschichte hat Wagner einen prominenten Platz neben Berlioz, Verdi, Mussorgski, Tschaikowski; ebenso wegweisend seine Orchesterbehandlung und (vereinfacht gesagt) durchkomponierte Leitmotivik
- in der Klaviermusik sind seine Jugend/Studienarbeiten (Sonaten B- und A-Dur, Fantasie fis-moll) erstens völlig atypisch für den späteren Opernkomponisten und zweitens taugen sie nichts (nichtmal im Vergleich zu Jugend/Studienarbeiten anderer Komponisten wie z.B. Chopin) lediglich eine*) Gelegenheitskompositionen (Albumblatt) und ein Kuriosum namens "Albumsonate" sind bzgl. der Klavierbehandlung vergleichbar mit anderen romantischen Charakterstücken; sodann eine Ausnahme: der exzellente Klaviersatz der Wesendonck-Lieder. In den wenigen gekonnten Klaviersachen erkennt man den Komponisten, in sämtlichen anderen nicht (Jugendarbeiten, Gelegenheitslieder etc)

schwarze Schwäne: verstecktes Tannhäuserzitat, Verwendung von Tristanakkorden
Albumsonate: versteckte Tristanzitate, "double function design" Thementransformation und Einsätzigkeit (quasi die ganz kleine Schwester der Lisztsonate, mit Schnulli sozusagen)
Wesendonck-Lieder: Tristanstudien (!) sagt schon alles - teils spieltechnisch heikler, aber exzellenter Klaviersatz ohne jeglichen Bombast mit maximaler Wirkung

_________________
*) das für Betty Schott @Rheinkultur erreicht meiner Ansicht nach nicht die "schwarzen Schwäne"
 

Zurück
Top Bottom