Reparatur- und Stimmtour

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Der Vorbesitzer war ein etwas eifersüchtiger (und vermutlich leicht sanguinischer) Klavierlehrer
Also so wie die Hämmer aussahen würd ich den schon als deutlich cholerisch einstufen oder er war entweder ein ausgesprochener Lisztfreund bzw. der unbekannte eineiige Zwilling von Boogiepianist und "Klavierprügler" Vince Weber.
Soweit ich den Klang im Video irgendwie taxieren kann war das ne weitere Meisterleistung von Michael der den Franzl exakt an der möglichen Grenze intoniert hat. Die Feurichbaureihe hat hörbar ganz offensichtlich ein, nicht optimal zum Grundton passendes Obertonspektrum im mittleren und oberen Bereich (wie leider auch etliche andere Markenklaviere der neueren Zeit) und deswegen muß man dieses relativ "kurz" halten damit es nicht unangenehm in den Klang reinsingt. Ist mir ja schon damals aufgefallen wo ich Dir den Youtubelink des kleineren restaurierten Feurichflügels geschickt hatte aber ich hatte gehofft, daß der Franzl aufgrund seiner Größe vielleicht etwas tolerabler wäre...
 
Hallo,

@Petz, Danke für Dein Lob. Der Feurich Flügel klingt wirklich ganz anders als im Video. Er hat einen wunderbar warmen Klang - und zwar sehr homogen über die gesamte Klaviatur verteilt. Selten so gleichmäßig hin zu kriegen. Ich weiß, Dir gefallen die Obertonreihen von Bösendorfer auch nicht, aber entscheidend ist der Gesamtcharakter. Und ich bin froh, dass man aus einem Bösendorfer oder Feurich keinen Steinway machen kann. :D

LG
Michael
 
Und ich bin froh, dass man aus einem Bösendorfer oder Feurich keinen Steinway machen kann.
ICH AUCH!!!!:D

(da ist dann noch Platz für weitere "Sammel-Aktivitäten")

@ Petz: Stell den Feurich in eine Kirche und er klingt genauso wie die Silvestrov-Einspielung (2. Stück auf dem Video - ab dem Flammenwerfer;).
Ist immer eine ziemliche Umstellung vom Steinway zum Feurich - aber genau so hab ich das gewollt. Ich denke, das ist eine gute Übung, oder?

@ Michael: Keine Kritik - Gott bewahre: Das einzige, was noch schöner wäre, wäre etwas mehr Sustain ab oberer Mittellage aufwärts. Gibts sowas überhaupt?
 
@Petz, Danke für Dein Lob. Der Feurich Flügel klingt wirklich ganz anders als im Video. Er hat einen wunderbar warmen Klang - und zwar sehr homogen über die gesamte Klaviatur verteilt. Selten so gleichmäßig hin zu kriegen. Ich weiß, Dir gefallen die Obertonreihen von Bösendorfer auch nicht, aber entscheidend ist der Gesamtcharakter. Und ich bin froh, dass man aus einem Bösendorfer oder Feurich keinen Steinway machen kann. :D
In Wirklichkeit klingt der sicher um Lichtjahre besser als auf dem Video aber für mich lässt sich trotzdem erahnen wo Du ihn mit der Intonation (nach meinen Ohren perfektmöglichst) hingesetzt hast. Bösendorfer ist mit der Obertonreihe wenigstens noch erträglich aber besonders mißraten find ich z. B. Kawai und leider auch viele moderne europäische Konstruktionen was ausgesprochen schade ist weil man da offensichtlich bei etlichen Herstellern einfach zuwenig Wert darauf legt. Zumindest sollte es nem Markenklavierbauer gelingen keine ausgesprochenen Terroristen im Obertonbereich zu implementieren; merkwürdigerweise gibt´s die "ObertonBinLaden´s" meiner Beobachtung nach auch eher im Flügelbereich als bei den Pianinos...:rolleyes:

@fisherman, je unterschiedlicher die Instrumente desto variabler wird ein Klavierspieler; allerdings neigt man dann meiner Meinung logischerweise auch dazu, Stücke jeweils nur auf dem Instrument zu spielen auf dem sie besser klingen.
Mit dem längeren Sustain wird´s ohne Neubezug und Neuberechnung der Mensur nix werden; wahrscheinlich hat Franzl eher dicke Saiten und vielleicht auch keine ganz optimal geformten Auflagen. Bei manchen Instrumenten bringt´s was, im Obertonbereich das Dämpfungsfilzband etwas zu lockern und entweder in Richtung der Anhangstifte zu verschieben oder es in dem Bereich ganz rauszunehmen aber das fällt schon wieder in meine berüchtigten "russische Methodik" Kategorie...:D

Auf dem Video eines englischen Klavierhändlers und Restaurators, der sich offenbar auf ältere Instrumente spezialisiert hat, kommt der Feurichklang aufgrund der besseren Raumakustik viel besser rüber:
http://www.youtube.com/watch?v=A7yX9fE0ojs
 
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Der Petz-Hundling hat rausgehört, dass die Saitenauflagen hinter den Stimmwirbeln im Diskant "suboptimal" sind. Dort werden die Saiten in einem zeimlich unglücklichen Winkel geführt. Zusätzlich sind sie auch recht "weich" ausgeformt.
 
Der Petz-Hundling hat rausgehört, dass die Saitenauflagen hinter den Stimmwirbeln im Diskant "suboptimal" sind.
Nicht rausgehört sondern das war ne rein physikalische Überlegung die mich das vermuten ließ.
Wenn die Auflagen sehr rund geformt sind lösen die Saitenschwingungen verstärkt variable Obertonspektren in der Saite aus.
Da sich die resultativ schwingende Saitenlänge bei jeder Auslenkung minimal ändert; wird die dadurch etwas schneller "intern" gedämpft weil die "Schwingungsbäuche" nicht so stabil stehenbleiben wie bei einer eher scharfkantigen Auflage.
Andererseits besteht bei einer Auflagekrümmung mit kleinerem Radius auch wieder eher ne Bruchgefahr da die Saite dann durch die Schwingungen stärkerer punktueller Biegebelastung unterworfen wird.
 
Wenn die Auflagen sehr rund geformt sind ...
Ah, danke für die Erläuterungen, dann ist Auflage = Silie - oder heisst das nur beim Klavier so oder bringe ich da etwas durcheinander?

Irgendwie haben wir jetzt den Faden vom Klaviermacher ziemlich okkupiert, aber für die nächste Tour wird er wohl eh wieder einen neuen anfangen (müssen, bei der Resonanz :D)

LG
 
Hallo Hanfred,

Silie ist schon richtig! Nur im Diskantbereich des Flügels begrenzt der Kapodaster oder der Rahmen selbst den schwingenden Teil der Saite. Wenn das Metall durch die Bespannung eingekerbt ist, brechen die Saiten an den entstandenen Scharten. Der Radius sollte je nach Legierung des Gussteils geformt sein, damit so etwas nicht passiert. Als Faustregel würde ich 2 mm nicht unterschreiten.

Petz hat gut beobachtet, wobei ich meine, dass am anderen Ende, also beim Stegstift eher solche Dämpfungsphänomene auftauchen, sobald sich die Saiten etwas eingeschnitten haben in das Stegholz und die Saite nur mehr unzureichend vom Stegstift alleine begrenzt wird.

@Fisherman - Ich gucke mir das beim nächsten mal genauer an und werde natürlich mehr Sustain vergeben bzw. austeilen.:D Es genügt oft eine kleine Veränderung des Anschlagspunktes um dies zu erreichen. :cool:

LG
Michael
 

Ich gucke mir das beim nächsten mal genauer an und werde natürlich mehr Sustain vergeben bzw. austeilen. Es genügt oft eine kleine Veränderung des Anschlagspunktes um dies zu erreichen.

Gemach, Michael; ich bin gerade ÜBERGLÜCKLICH mit beiden Instrumenten. Vor allem der Franzl ist in jeder Hinsicht ein Traum (Ist der Unterschied zum Steinway möglicherweise auch geringerer Verstimmung - dank Damp Chaser - geschuldet?). Danke nochmals. Das Sustain-Thema betrifft eher die obere Mittellage - im "echten" Diskant ist mehr vorhanden als am Steinway.
 
Das wär ein weiteres Indiz für die Richtigkeit von Michael´s Vermutung denn wenn der Diskant tadellos nachschwingt (wo man ne suboptimale Konstruktion am besten erkennt) aber die obere Tenorlage etwas widerwilliger, liegt das im "Malträtationsbereich" des Vorbesitzers der vermutlich mit den Saiten etliche Kerben in den Steg "schnitzte"...:floet:

Ließe sich selbst testen wenn Du nen Stimmhammer hättest; die drei Saiten eines Tones soweit entspannen bis Du zwischen den Stegstiften ein genau zugeschnittetes, dünnes aber stabiles Kartonstückchen unter die Saiten schieben kannst, diese dann wieder hochstimmst und den Ton auf Sustainveränderung prüfst.
 
Metamorphose

Michael der Klaviermacher (ich weiß, das klingt wie Karl der Große, aber das soll es auch) war gestern bei mir und hat mein in ein paar Punkten etwas froschiges Klavier sozusagen an die Wand geschmissen und es mir als Prinz wieder hingestellt. Prinz Julius (Feurich) ist jetzt nicht nur der Ohrenschmeichler, der er schon vorher war, sondern beherrscht nun auch die Kunst, auf allergraziöseste Weise piano zu singen.

Dank Dir schön, Michael, für Deine prima Arbeit.

Friedrich

(... und wenn du mir wieder Tschaikowskis Klavierkonzerte vorspielst, vergiß nicht, ein Taschenorchester oder so mitzubringen :))
 
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Da spitz ich die Ohren. Ist das eine Feurich-"Krankheit"? Habe auch so ein paar wenige Tasten, die bei ganz schnellem, hartem Anschlag irgendwie quaken...

Also mein altes Vorkriegsfeurich hatte das nicht. KM hat nun an ein paar Stellen nachintoniert und daraufhin macht JF wirklich belcanto.

Ansonsten schöne Grüße an Julius vom großen Bruder Franz:D

Ah danke, richt's ihm aus, wenn ich ihn am WE wieder sehe. Werd ihm von Dir mit einem Glas von "Schmitts Monstern" zuprosten ...

Friedrich
 
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Mein Feurich-Flügel freut sich auch auf deinen Besuch, Micha! :cool:
 
Micha... steht dein Terminplan schon? Damit ich dann auch da bin....:D
 
Hallo Netti,

Ich werde zum Forumstreffen in Berlin sein - das ist um den 1.Mai herum. Davor arbeite ich mich Österreich ostwärts bis Wien und dann weiter hoch nach Berlin ;)

Nach dem Treffen geht es nördlich Richtung Westen und bevor ich zuweit westlich bin und die Sprache nicht mehr verstehe :D - mäandere ich südlich weiter. Ich schätze, dass ich um den 15. - 20. Mai in Deiner Gegend aufkreuze und mich um Dein Instrument und bei der KL kümmern werde.

Also nichts genaues steht bisher fest, außer dass ich am Forentreffen teil nehme und davor einen fixen Termin bei Hans Borjes habe, sowie einen fixen Termin bei Mephisto.

Liebe Grüße
Michael
 
Super, dann weiss ich schonmal so locker Bescheid... habe ja gedacht es wäre im April soweit. MAi ist auch schön :D
 
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