Regelmäßige Übungen für Anfänger

Warum muß der Schüler dafür robust sein? Von einem Profi imitiert zu werden, ist für einen Amateur doch die höchste Form der Anerkennung. :004:

Schüler, die es in ihrem Umfeld gewohnt sind, daß ihnen Respekt entgegengebracht wird und zu denen man ein Vertrauensverhältnis aufbauen konnte, vertragen das. Sie sind selbstsicher genug.
Am KL, zu erkennen, ob das der Fall ist.
 
Wenn man den Begriff der Imitation differenziert, haben hier vielleicht alle Recht! :003:

Imitation ist durchaus ein wichtiges Handwerkszeug auf dem Weg des Klavierspielen und -lernens. Altenmüller weist in dem Zusammenhang auf unsere Spiegelneuronen hin:

"In Tierexperimenten konnte ein so genanntes „SpiegelneuronNetzwerk“ nachgewiesen werden. Wenn Affen ihren Artgenossen bei Bewegungen zusahen, entstanden auch bei den beobachtenden Tieren Aktivierungen der sensomotorischen Zentren, ohne dass sich diese Tiere bewegten. Auch beim Menschen findet man diese Spiegelneurone. Professionelle Pianisten, die in einem Video stumme pianistische Fingerbewegungen auf einer Klaviertastatur beobachteten, zeigten eine starke Aktivitätszunahme der sensomotorischen Handregion des Frontallappens, der sekundären auditiven Regionen des Schläfenlappens und des Kleinhirns, ohne dass sie selbst die Finger bewegten (Abb. 4b, Haslinger et al. 2005). In die Praxis umgesetzt bedeutet dies, dass man als Musiker auch durch sorgfältiges Beobachten anderer Musiker übt, sei es im Unterricht oder bei Konzerten!" - https://www.immm.hmtm-hannover.de/f...kationen/Altenmueller_Handbuch_UEben_2005.pdf

Ein Anfänger weiß in der Regel noch nicht, was klanglich auf und mit dem Klavier möglich ist. Wenn ich ihm dann vormache, wie es klingen kann und sollte, versucht der Schüler, den Klang und die Bewegung zu imitieren. Es ist erstaunlich, dass das fast immer gelingt und dass der Anfänger dabei sogar die Bewegungen nach seinen individuellen physiologischen Gegebenheiten anpasst.

Natürlich wird der Lehrer vorher oder nachher Klang und Bewegung erklären, reflektieren, vielleicht mit dem Schüler eine Übung entwickeln etc.. Aber gerade das Vormachen-Nachmachen, die Imitation, ist wichtig, um erst einmal ein Handwerkszeug zu erlangen.

Was nach meinem Verständnis @Alter Tastendrücker meint, betrifft die Interpretation. Und da bin ich seiner Meinung. Man spielt ein Stück auch als Amateur ganz anders, wenn man es aus sich selbst heraus hört und entwickelt. Spielt der Lehrer immer vor nach dem Motto "so sollst du es spielen/interpretieren", wird das Spiel des Schülers wenig Eigenes besitzen und ein Abklatsch des Spiels des Lehrers sein.

Ich gebe dem Schüler viel lieber Übestrategien an die Hand, die eine Imitation des Spiels des Lehrers gänzlich überflüssig machen. Mir ist es sehr wichtig, dass der Schüler seine Persönlichkeit in seinem Spiel ausdrückt und in der hörenden und fühlenden Auseinandersetzung mit dem Stück selbst entdeckt, wie er es spielen möchte!

Im Übrigen ist die Imitation auch für die Hände selbst sehr nützlich: die schwächere oder ungeübtere Hand imitiert die Hand, die etwas schon besser umsetzt. So lernt die eine Hand von der anderen.

Und manchmal je nach Robustheit des armen Schülers kann der böse Lehrer auch in humorvoller Weise den Schüler imitieren und dabei unzweckmäßige Angewohnheiten hör- und sichtbar machen. :D Sollte man aber nur sehr sporadisch oder gar nicht einsetzen. :)

Liebe Grüße

chiarina

Zum Imitationslernen oder "Lernen am Modell" nach Bandura:

Vereinfacht kann das Modelllernen durch die nachfolgenden zwei Phasen bzw. den darin verankerten Prozessen dargestellt werden:

1. Aneignungsphase: Aufmerksamkeitsprozesse
Der Beobachter konzentriert seine Aufmerksamkeit auf das Modell und beobachtet es. Er schaut genau hin und nimmt das Modell bewusst wahr. Der Beobachter wählt dabei Verhaltensweisen aus, die ihn besonders interessieren.
2. Aneignungsphase: Behaltensprozesse
Ein beobachtetes Modellverhalten kann manchmal erst längere Zeit nach dem Beobachten gezeigt werden. Dazu ist das beobachtete Verhalten im Gedächtnis gespeichert worden.
3. Ausführungsphase: Reproduktionsprozesse
Das beobachtete Verhalten wird nachgeahmt, indem der Beobachter sich an das gespeicherte Verhalten erinnert. Dieses Verhalten wird nachgeahmt, indem die Bewegungsabläufe wiederholt werden.
4. Ausführungsphase: Verstärkungs- und Motivationsprozesse
Der Beobachter wird verstärkt, weil er den Erfolg seines eigenen Verhaltens sieht. Schon wenn der Beobachter erste Fortschritte sieht, wird sich diese Feststellung des erfolgreichen Verhaltens verstärkend auswirken.

Quelle: http://www.lern-psychologie.de/kognitiv/bandura.htm
 
Im Übrigen ist die Imitation auch für die Hände selbst sehr nützlich: die schwächere oder ungeübtere Hand imitiert die Hand, die etwas schon besser umsetzt. So lernt die eine Hand von der anderen.
Das habe ich schon öfters gehört. Ist mir aber noch nie gelungen. Weder am Klavier, noch am Schlagzeug. Was die Linke nicht kann, lernt sie auch nicht von der rechten, sondern muss sich da mühsam allein durchkämpfen...
 
Das habe ich schon öfters gehört. Ist mir aber noch nie gelungen. Weder am Klavier, noch am Schlagzeug. Was die Linke nicht kann, lernt sie auch nicht von der rechten, sondern muss sich da mühsam allein durchkämpfen...
Ich als Rechtshänder hab mal versucht einem linkshändigen Kind Stricken und Häkeln beizubringen. Dazu mussste ich die Bewegungen rechts auf links "transponieren". Der Lernerfolg Häkeln ging noch, aber mit mäßigem Spaß. Dagegen das Stricken gegenläufig funktionierte kaum meinerseits und erst recht nicht beim Vermitteln. Aber das linkshändige Kind strickte am Ende sehr erfolgreich wie ein Rechtshänder und strickt auch heute zur Entspannung nach z. B. Prüfungsphasen.

Also Fazit, was rechts läuft, läuft beileibe nicht einfach so "mit links":blöd:
 
Das habe ich schon öfters gehört. Ist mir aber noch nie gelungen. Weder am Klavier, noch am Schlagzeug. Was die Linke nicht kann, lernt sie auch nicht von der rechten, sondern muss sich da mühsam allein durchkämpfen...

Ich als Rechtshänder hab mal versucht einem linkshändigen Kind Stricken und Häkeln beizubringen. Dazu mussste ich die Bewegungen rechts auf links "transponieren". Der Lernerfolg Häkeln ging noch, aber mit mäßigem Spaß. Dagegen das Stricken gegenläufig funktionierte kaum meinerseits und erst recht nicht beim Vermitteln. Aber das linkshändige Kind strickte am Ende sehr erfolgreich wie ein Rechtshänder und strickt auch heute zur Entspannung nach z. B. Prüfungsphasen.

Also Fazit, was rechts läuft, läuft beileibe nicht einfach so "mit links":blöd:

Natürlich funktioniert nicht alles bei jedem - Lernen ist individuell! Allerdings macht ihr es vielleicht auch falsch. :)

Das funktioniert nämlich nur, wenn die schwächere Hand die Bewegungsabläufe, die sie lernen will und von der anderen Hand quasi abguckt, gleichzeitig spiegelt und spielt! Da funktioniert Häkeln oder Stricken natürlich nicht, weil man dafür ja beide Hände braucht.

Angenommen, ihr wollt anhand einer Übung elliptische Bewegungen üben. Ihr könnt sie ganz gut mit rechts, aber mit links fühlt sich alles steif und unrund an (klingt auch so). Dann läuft die Imitation so ab, dass ihr zunächst mit rechts z.B. die Töne c'', e'', a'', c''' mit 1,2,4,5 hin und wieder zurück spielt und dabei den Arm in elliptischen, fließenden und runden Bewegungen führt (Fokus auf den Klang setze ich jetzt mal voraus).

Will jetzt links von rechts lernen, spielt sie spiegelbildlich gleichzeitig dazu, z.B. die Töne c,a,e,C mit 1,2,4,5. Das bringt manchmal mehr, als ewig die linke Hand einzeln zu üben. :)

Will man das anhand Stellen von Stücken tun, muss man ebenfalls spiegelbildlich agieren. Auf der Tastatur sind die Spiegelachsen bei d und gis, also muss man die Töne der einen Hand an dieser Achse spiegeln und dann gleichzeitig beide Hände spielen. Das kann man so weit treiben, wie es Hamelin mit seiner Idee der symmetrischen Inversion tut, in diesem Faden https://www.clavio.de/threads/ueben-in-symmetrischer-inversion-hamelin.7904/ nachzulesen.

Man muss das nicht machen, aber man kann es ausprobieren. :)

Liebe Grüße

chiarina
 
Ich als Rechtshänder hab mal versucht einem linkshändigen Kind Stricken und Häkeln beizubringen. Dazu mussste ich die Bewegungen rechts auf links "transponieren". Der Lernerfolg Häkeln ging noch, aber mit mäßigem Spaß. Dagegen das Stricken gegenläufig funktionierte kaum meinerseits und erst recht nicht beim Vermitteln. Aber das linkshändige Kind strickte am Ende sehr erfolgreich wie ein Rechtshänder und strickt auch heute zur Entspannung nach z. B. Prüfungsphasen.

Also Fazit, was rechts läuft, läuft beileibe nicht einfach so "mit links":blöd:

Linkshändern bringt man sowas als Rechtshänder am besten gegenüber bei.
Das ist dann wie vorm Spiegel.
 
@méchant village , @Dorforganistin
Ich habe das Gefühl ihr habt mich falsch verstanden. Es ging mir nicht um eine Kritik am KL.
Der macht das beste aus der Sache.

Es ging mir um die eigene Musikalität zu suchen , zu finden und auch in der Lage zu sein das umzusetzen.

Einem Vorschlag des Lehrers zu folgen bzw diese Idee auszuprobieren ist für mich kein "Nachäffen".
Doch das ist es grundsätzlich (bezogen auf die musikalische Fein-Ausarbeitung).

Ich gebe dem Schüler viel lieber Übestrategien an die Hand, die eine Imitation des Spiels des Lehrers gänzlich überflüssig machen. Mir ist es sehr wichtig, dass der Schüler seine Persönlichkeit in seinem Spiel ausdrückt und in der hörenden und fühlenden Auseinandersetzung mit dem Stück selbst entdeckt, wie er es spielen möchte!
Ok super das mit der Persönlichkeit entfalten, sehe du hast mich verstanden.
Und welche Übestrategien wären das?
 
Imitation ablehnen und sich den "individuellen Weg" dann vorkauen lassen ist schon befremdlich. Übrigens haben die größten Redner ihre Muttersprache einst durch Imitation gelernt. Die Beispiele ließen sich beliebig fortsetzen.
 
Hätte liebend gern einen Klavierlehrer aber das ist für einen armen Studenten leider nicht drin :P zumindest nicht für mich
Man kann es auch super gut online lernen. ich hatte zwar mal einen Lehrer aber ich habe am meisten durch Youtube gelernt und habe gerade begonnen selbst Tutorials zu machen, vielleicht kannst du ja sogar was von mir lernen:) Kannst vorbeischauen wenn du magst

Link entfernt wegen Werbung /mod
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Lieber FiHa,

Du hast schon viele gute, weil konkrete und hilfreiche Tipps bekommen. Aber wenn ich mir das so durchlese und an mich selbst denke: Ich würde jetzt an Deiner Stelle eher den Mut verlieren. Tu das nicht!

Ich fing auch als Autodidakt an. Bin selbst Lehrerin und hab mir vieles selbst beigebracht. Also, dachte ich, werde ich mir doch wohl auch selbst Klavierspielen beibringen können, gibt doch genügend Literatur!

Aber genau wie Du hatte ich nach ein paar Monaten den Verdacht, dass ich "schwimme". Eine Freundin drängte mich immer wieder, einen Klavierlehrer zu nehmen. Ich nahm eine Probestunde, nur um mir selbst zu beweisen, dass das auch keinen Unterschied macht. Aber macht es!

Ich bin sicher, wenn ich damals nicht angefangen hätte, regelmäßig Klavierunterricht zu nehmen, hätte ich dieses wundervolle Hobby längst aufgegeben, weil mir nicht klar gewesen wäre, dass es ein sehr, sehr langer Lernprozess ist. Ich wäre frustriert gewesen, dass ich meinen eigenen Ansprüchen nicht genügen kann, dass ich "keine Fortschritte" mache und es mir so schwerfällt, also hätte ich geschlussfolgert, dass Klavierspielen nichts für mich ist.

Du hast jetzt nicht das Geld für 1x die Woche Klavierunterricht. Das ist schade. Aber hier im Thread hast Du schon viele gute Tipps bekommen, die ich nicht zu wiederholen brauche. Pick Dir raus, was für Dich passt.

Aber ich möchte einen noch mal herausheben und einen hinzufügen:

1. Wer wenig Zeit hat, sollte sie nicht mit ineffektiven Methoden verplempern. Ein Klavierlehrer spart Dir enorm Zeit. Wenn mehr nicht drin ist, dann nimm nur 1x im Monat Unterricht und bau Dir eine solide Basis auf. Später, wenn Du Dir mehr leisten kannst, kannst Du ja erweitern.

2. Akzeptiere, dass ein Instrument zu lernen ein sehr langer Weg ist. Es gibt keine Abkürzungen. Man kann den Weg effektiv gestalten, aber Shortcuts gibt es nicht. Du kannst versuchen, Dich als Anfänger an schwierige Stücke zu wagen, aber es würde unendlich lange dauern, der Erfolg wäre mittelmäßig (nur die richtigen Tasten zu drücken reicht einfach nicht) und nach einem halben Jahr Üben an ein und demselben Stück kannst Du es nicht mehr hören. Der Spaß ist dahin.

Baue langsam und beständig Deine Fertigkeiten und Dein Musikverständnis auf. Ein Klavierlehrer wird Dir helfen, die richtigen Stücke zu wählen, so dass sie Dich voranbringen und Du Dich nicht überfordert fühlst. Er/Sie wird Dir auch Tipps geben, wie Du effektiv üben kannst, so dass Du Deine knappe Zeit sinnvoll nutzt.

Ich habe ziemlich lange gebraucht zu akzeptieren, dass ich nichts erzwingen kann und fühle mich jetzt viel entspannter mit dem Wissen: Wer langsam und regelmäßig mit bedachten Schritten geht, kommt entspannter und sicherer ans Ziel als jemand, der ohne Plan losrennt, obwohl er den Weg nicht sehen kann.

Lass Dir Zeit. Und erarbeite mit einem Klavierlehrer einen individuellen Lehrplan.
 

Der KL sagt "spiel das so" , "diese Stelle so" und "hier machst du das so", der sogenannte Feinschliff.
Und dann? Dann macht man das so und so und imitiert eigentlich den Willen des KL
Mann kann dem Werk auch seinen ganz persönlich individuellen Feinschliff geben... Wenn der Komponist da in Stakkato notiert hat und ich spiel legato, dann wird der KL mit Sicherheit sagen, das MUSS stakkato sein. Aber ansonsten sieht der Feinschliff bei mir im Unterricht eher so aus, dass der KL sinngemäss sagt, so, der Notenetxt sitzt ja jetzt, jetzt kann man an der Ausdrucksweise arbeiten, da gibt es die Möglichkeit, das z.B. so zu machen... oder so... Gibt dann ja doch meist mehr als eine Option. Je nachdem wie viel oder wie wenig der Komponist das schon vorgegeben hat, sonst würden ja alle Aufnahmen der Profis gleich klingen, das tun sie bei weitem nicht.
 
Wenn der Komponist da in Stakkato notiert hat und ich spiel legato, dann wird der KL mit Sicherheit sagen, das MUSS stakkato sein.
Rede natürlich von dem was nicht in den Noten steht.
Zum Bsp. spielt sich der Chopin anders als ein anderen Komponist. Das steht nicht im Notentext, weiß der Fachmann aber.

Ich vermute erst wenn man möglichst viele musikalischen Ausdrücke/Arten kennt, erst dann kann man sie auch umsetzen. Schwierig im Hobbystatus.
 

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