Punktierung bei capella

Den Finale-Freunden möchte ich sagen, dass ich mal eine Demoversion ausprobiert habe.
Ich fand die Bedienung grauenhaft. Und alle Finalebenutzer, die ich kannte, schauten Benutzer anderer Notensoftware nur mit Verachtung an.
Ich unterstelle mal, dass jede neu eingesetzte Notensatz-Software zunächst gewöhnungsbedürftig ist. Wie schnell die Gewöhnung erfolgt, ist natürlich auch von der Häufigkeit des Einsatzes und die Komplexität des jeweiligen Projekts. Eine "Avantgarde"-Partitur mit vielen Sonderzeichen und Aktionsanweisungen ist selbstverständlich aufwendiger als gängige Gebrauchsanwendungen in konventioneller Notation. Mit Capella habe ich inzwischen vom einfachen Liedsatz bis zu großen Orchesterbesetzungen in absolut praxistauglicher Qualität und auch optisch ansprechend alles problemlos erledigen können - andererseits sind mir auch schon qualitativ höchst unbefriedigende Notenbilder untergekommen, von denen ich nachträglich erfahren habe, dass diese mit Finale erstellt wurden. Es liegt also die Schlussfolgerung nach einem alten Kanzler-Wort nahe, wonach nur das zählt, was hinten raus kommt - egal ob Finale, Sibelius, Forte, Capella, Primus oder was auch immer.

Interessante Beobachtung aus der eigenen Studienzeit: Damals befanden sich Notensatzprogramme noch in einem geradezu steinzeitlichen Frühstadium und das Notenschreiben von Hand war noch sehr weit verbreitet. Da konnte man noch eigenhändig erstellte Manuskripte mit Computer-Ausdrucken des gleichen Urhebers in Beziehung setzen, während heute das Notensetzen am Rechner wohl fast der Regelfall sein dürfte. Sehr oft lassen auch die mit dem PC erstellten Notensätze bei genau jenen Autoren allerhand zu wünschen übrig, die einst ihren Interpreten schlampige, schlecht lesbare und vor Schreib- und Satzfehlern wimmelnde Manuskripte zugemutet haben. Eine professionelle Arbeitseinstellung und gute Beherrschung des tonsetzerischen Handwerks kann offensichtlich auch die teuerste und aufwendigste Software nicht ersetzen - ein gutes Argument gegenüber jenen Skeptikern, die die Beeinträchtigung der Kreativität und schöpferischen Substanz durch den zunehmenden Computer-Einsatz und stärkere Automatisierung befürchten.

LG von Rheinkultur
 

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