Problemschüler, 9 Jahre

Nimmt die Kinder endlich ernst und hört auf mit ihnen zu kommunizieren. Sagt ihnen lieber und ZEIGT ihnen, wo es langgeht. Es gibt hochmotivierte Kinder, die stehen sich selbst im Weg, weil ihre "Lehrer" sich selbst wie Kinder benehmen, wie Angsthasen, wie Psychologen, wie Esoteriker, Familien-Gruppensteller oder, GANZ unkorrekt formuliert, wie "Weicheier".

Vielen Dank! Sehr wahre Worte!

Die pädagogische Aufgabe muß darin bestehen, daß Ben - durchaus etwas schmerzhaft! - merkt: "Oh Mist, ich habe mich da echt richtig blöd / faul angestellt, das muß anders werden!" (es muß ja erstmal überhaupt ein Änderungsbedürfnis im Schüler entstehen!!!), aber gleichzeitig er das sichere Gefühl hat, als Mensch vom Lehrer voll akzeptiert zu sein, und auch das sichere Gefühl, daß der Lehrer an ein vorhandenes Potential in ihm glaubt!

Diese ganzen "zeitgemäßen" pädagogischen Methoden, die auf Deubel komm raus versuchen, dem Schüler "Frustrationen zu ersparen" und "individuell zu fördern", sind im Grunde vorwiegend Arschkriecherei und verkaufen das Kind für dümmer und auch weniger widerstandsfähig als es real ist!

Und es kommt, wie man sieht, im Prinzip das Gleiche raus wie wenn man als Eltern sein Kind inkonsequent und autoritätsarm erzieht - das Kind tanzt einem auf der Nase herum und verhält sich SCHEINBAR "dumm" (was es natürlich nicht ist!).

LG,
Hasenbein
 
Viola: Ja, ich glaube schon, dass er Aufmerksamkeit braucht und haben will, ganz klar.
Doch sein Verhalten erzeugt eher ein Ignorieren seiner Person.

Liebe Viola,

da ich viel mit Kindern Umgang habe, ein paar Gedanken dazu.


Im Grunde trat ja bei allen Dreien das gleiche Problem auf, wenn auch unterschiedlich demonstriert.

Das Problem vieler (nicht aller) Eltern besteht darin, daß sie den Kindern alles vorkauen und erklären warum was so ist. Am Ende der Sätze wird obendrein moralisiert – andauernd, immer wieder. Kinder wollen aber selbst entdecken, Fehler machen, damit sie kreativ sein können und das wollen/müssen sie ohne daß es ihnen bewusst ist. Dazu benötigen sie das Gefühl der Sicherheit in allem ihrem Tun und Sein. Mal brauchen sie die Eltern/Begleitpersonen und dann brauchen sie sie auch wieder nicht, je nach Bedarf. Kinder sind offen. Daher ist es gar nicht so schwer zu erkennen, wann die Eltern wirklich zu handeln und zu reden haben. Aber diese Obacht, ohne ständig auf die Kinder zu schauen/hören, haben die meisten Eltern nicht. Da hilft auch das beste Studium nicht, wenn auch sie es in ihrer Kindheit sie nicht erfahren haben. Sie können nicht zwischen dem Gebrauchtwerden und Nichtgebrauchtwerden lavieren. Dadurch bleiben viele Kindesgedanken in der Versenkung. Die Astrid-Lindgreen-Eltern sind leider nicht gesät.

So lernt der Junge die Erwachsenen studieren. Wenn sie ihn nicht verstehen, dann schützt er sich entgegengesetzt. Da er nicht Sein kann, lernt er eine andere Rolle spielen, die der Erwachsenen. (So wird das Kind dann später widersprüchlich). Einen Schutz braucht er, um zu überleben, das sind an erster Stelle die Eltern. Schließlich kann er die Endlichkeit bzw. Unendlichkeit der Dinge noch nicht erfassen. In diesem Teufelskreis schwimmt er eine Weile bis er platzt. Ausmaße sind bekannt.

So weiß er ganz genau, was Du, Viola, bei ihm bewirken möchtest, wenn Du mit ihm die Dankeschönspielchen machst. Was ist schon dieses Dankeschön, wenn man es bei jedem kleinen Pups hört. Da wird man immun dagegen und traut dem nicht mehr.

Die Idee von von Neronick ist keine schlechte Idee. Es kann ja sein, daß der Vater des Jungen lasch ist (auch wenn er sich anders geben sollte), nur seine Musik im Kopf hat. Wer kennt schon das wahre Spiel zwischen einem Ehepaar?

Vielleicht sollte man den Jungen wirklich mal in Ruhe und ihm die Tür offen lassen, daß er jederzeit wiederkommen kann. Ihm wenigstens hier den Druck des Gutsein(müssen) herausnimmt. Das muß geschickt angestellt werden, denn einen Rausschmiß kann er ebenso wenig ertragen, wie ein seichtes Lavieren. Klartextvermittlung in weisen Sätzen auch den Eltern gegenüber. Denn er hat im Hinterstübchen immer die Eltern. Da verbringt er den größten Teil seines Daseins jetzt. Da ist die Welt, in die er wieder hinein muß.

Hinzu kommt, daß er das jüngste Kind ist, das das Verhalten und die Erziehung seiner Geschwister und die Folgen täglich mit erfährt sowie die Handlungen und das Gehabe der Eltern sieht und spürt, hat er es nicht leicht, sich selbst zu schützen.

Vielleicht liege ich ja auch falsch, vielleicht mag es ein Gedankengang sein, der wie ein Puzzle weiterhelfen kann.

Liebe Grüße

Kulimanauke
 
und auch das sichere Gefühl, daß der Lehrer an ein vorhandenes Potential in ihm glaubt!
Hasenbein,
genau das muss ein guter Lehrer vermitteln. Dieses Gefühl gibt dem Kind die Kraft, über seine eigene Schwäche hinauszuwachsen, sich zu konzentrieren und selbständig an sich zu arbeiten. Der Lehrer muss es sehen, er darf es nicht heucheln.

Und er muss sich daran erinnern: "Hätte ich der Liebe nicht, ich wäre nur dröhnend Erz und Schelle"!
 
Ich sehe diesen Schüler als Aufgabe für mich an, der ICH mich stellen will.

Bemerkenswert, wie überhaupt der Einsatz und der Elan, den Du hier zeigst, Viola. Ich kann es nachempfinden, daß man ein (zwischen-)menschliches "Problem" wie das vorliegende gerne lösen möchte - oder zumindest weiterkommen möchte.



Ohne daß ich selbst viel pädagogische Erfahrung habe, würde ich instinktiv zu chiarinas Richtung tendieren: versuchen, klare Fronten zu ziehen. Wie ich das machen würde, kann ich Dir nicht sagen, dazu würde ich mein Einfühlungsvermögen einsetzen.

au ja, ich auch:
vielleicht ist der Kleine auch von Anfang an total unterfordert und langweilt sich, weil er eine Höchstbegabung ist, und eigentlich gleich La Campanella oder so spielen sollte ;)

oder noch was zum laut aufschreien:
ihm sagen: du schnallst es nicht, du spielst gefälligst Matchbox-Autochen oder Ninja-Turtle, aber nicht mehr Klavier ;)

Ist der Sinn und Zweck des Klavierunterrichts genau und einzig allein der, Klavier zu lernen? Sehr naheliegend (vorzugsweise selbiges schnell und mit sichtbarer Begabung) - aber immer richtig?

Rolf, ich verstehe bei Deiner Antwort nicht, in welche Richtung(en) Du damit tendieren willst. Ich bitte offiziell um weitere Erklärungen ;)
 
Hallo Viola!

Dieser Thread hier ist für mich wirklich überaus interessant! Und ich bin gespannt, was noch so an Beiträgen kommt, sehr lehrreich!

Es würde mich jedoch sehr freuen, wenn Du noch auf meine Frage von vorhin antworten könntest (als es darum ging, ob Ben es hinkriegt, sofort ein E zu finden, dann ein H etc.)! Danke!

LG,
Hasenbein
 
Liebe Viola,

...
Ich hoffe Dir hiemit einige Tips gegeben zu haben, ich bin ueberzeugt Du wirst Erfolg haben

Cordialement
Destenay

Hi Desternay,

Danke für Deine Schilderungen! Ja ich arbeite auch mit dem Bodenmann-Materialien. Für die Motorik nehme ich noch für die ganz Kleinen (und für Ben anfangs auch) den ersten Band Runze. Ich mache sehr viel Verschiedenes im Unterricht, aber auf KEINEN Fall 30 Minuten Noten schreiben und Theorie. Das ist ja grausam.
Ich denke, da ist irgendwie so ein "Knoten" den man eher mit so einer Aktion wie Du beschrieben hast (unters Klavier kriechen, Bein festhalten oä) geknackt kriegt, also eher nonverbal. Aber "hochbegabt" ist der Kleine mit nichten.

Ja, ich gebe den Stimmen ebenfalls recht, dass einige SchülerInnen eher eine männliche Lehrkraft brauchen. Da ist durchaus was dran und manchmal empfehle ich das auch einigen Eltern. Doch diese wollen das nicht, da sie mein Unterrichtskonzept sehr überzeugend finden. Da bin ich in dieser Art hier bei uns wohl ziemlich einzigartig. Nicht zuletzt ist es auch mein Verdienst, dass der ältere Bruder den Spaß an der Musik NICHT verloren hat! Seine kleinen naiven Kompositionen habe ich immer schön aufgeschrieben, sie waren auch wirklich richtig pfiffig und in meinem Tonstudio haben wir gelegentlich auch Aufnahmen mit seinem Gesang und seinem Klavierspiel gemacht. Beide Elternteile meinen, dass ich das ziemlich gut hingekriegt hätte mit dem. Tja, und nun Ben... das ist eine Hochpotenz von seinem Bruder.

Mal sehen, was da noch kommt.
 
Hallo Viola!

Dieser Thread hier ist für mich wirklich überaus interessant! Und ich bin gespannt, was noch so an Beiträgen kommt, sehr lehrreich!

Es würde mich jedoch sehr freuen, wenn Du noch auf meine Frage von vorhin antworten könntest (als es darum ging, ob Ben es hinkriegt, sofort ein E zu finden, dann ein H etc.)! Danke!

LG,
Hasenbein

Ja, klar, aber ich habe den Ben erst wieder Donnerstag, da fahre ich wieder zu der Familie hin. Du kriegst eine Meldung!
 
Hi Viola,
ein interessanter Faden.
Jetzt komm ich wieder aus der Pschoecke;) Dir scheint ja sehr viel an dem Jungen zu liegen. Das finde ich bewundernswert.

Also dieser Klavierunterricht geht auf jeden Fall über den "normalen" Unterricht hinaus. In der Therapie mit Kindern gibt es ein Buch "Weißt du eigentlich was mir wichtig ist?" von Ines Pätzold / Maike Wolf u.a., aus dem verlag modernes lernen. Es ist ein Selbsteinschätzungsbogen für Kinder von 8 - 13 Jahren , also tatächlich auf Kinder modifiziert. Man kann den Bogen mit dem Kind zusammen ausfüllen. Es geht darum dem Kind Eigenverantwortung für sein Handeln zu übertragen bzw. tatsächlich herauszufinden, was das Ziel des Kindes ist. Das gleiche füllen dann die Eltern aus.

Im Grunde genommen hab ich das Gefühl, der Junge könnte mit seiner Familie zusammen eine Familientherapie brauchen.

Der Junge scheint ja gerne zum Unterricht zu kommen. Aber keiner aus der Familie bringt Dir Wertschätzung entgegen. Zur Wertschätzung eines Lehrers, finde ich, gehört auch, sein Kind zum regelmäßgen Üben anzuhalten. Oder finden es die Eltern toll, gerade keine "Mainstream-Kinder" zu haben, also einfach ganz normale Kinder. Das scheint ja Methode in dieser Familie zu haben. Ich könnte wetten, wenn Du das den Eltern so direkt sagen würdest, würden sie ihr Kind bei Dir abmelden. Aber muss man ja nicht. Trotzdem erlebe ich selbst es als hilfreich, diesen Gedanken im Hinterkopf zu haben, einfach um ab und zu auch mal zu überlegen, ob der eigene Enthusiasmus in irgendeiner Art gedankt wird. Auch Klavierlehrer sind Menschen, die man nicht nur ausnützen sollte. Entschuldige, daß ich es so krass formuliere.


Also, Wertschätzung ist durchaus da, schließlich bin ich nicht die "günstigste" KL. *grins*

Aber DAS sind wirklich interessante Fragen: Wie sehen die Eltern ihren Sohn, wollen sie ein "Mainstrem"-Kind oder wollen sie unter KEINEN Umständen so ein "besonderes" Kind... wie ist die Sicht der Eltern innerfamiliär und wie stellen sie ihre Sicht (vielleicht) nach AUSSEN hin dar...

Das sind Fragen, die mich weiter bringen und die ich erst einmal mitnehmen werde.

Ich habe die Unterrichtszeit im übrigen deshalb reduziert, damit wir ganz klar ein EINER Sache arbeiten MÜSSEN und dieses ganze Pampern wegfällt. Das hat sich im übrigen sehr bewährt. Knackige, kurze Anweisungen, die zu bewältigen sind, die Spass machen, wo man GEMEINSAM etwas erlebt, wo man einmal ZUSAMMEN lachen konnte und wo es absolut NUR um das Klavierspiel geht. Kein Verstecken spielen mehr, keine Machtspielchen.

Da klappt in der Stunde recht gut, seitdem "verstehen" wir uns wesentlich besser.

Nur... hmm... was bedeutet das, wenn er dann seine Hausaufgaben dermaßen komplementär erledigt? Soll ich nächstens die Hausaufgaben genau anders herum formulieren?!? Hey... der Gedanke hat was: für die nächste Woche übst Du einen Griff der Rechte Hand auf zwei schwarzen Tasten, die keinesfalls eine Quinte (hier dann ein Wort für Quinte, was er versteht) haben dürfen und auf KEINEN Fall mit dem Daumen und dem kleinen Finger gespielt werden dürfen. Am falschesten wäre es, wenn Du die Tasten E und H nimmst!!!

... vielleicht klappt DAS ja...?!?



Nur kurz: "ich" habe da kein "Problem" wirklich, also ich persönlich fühle mich mit dieser Situation nicht angegriffen, unsicher und und und. Aber ich habe da eben einen "Job" und den will ich auch "gut" machen. "Gut" kann auch heißen, dass ich auf Konfrontation gehen MUSS, was viele Kollegen sicherlich schon lange gemacht hätten um sich selbst diese Situation zu ersparen. Für mich ist das nur feige. Wenn ich meine auf Konfrontation gehen zu müssen, dann tue ich das einfach und direkt. Gründe, mich zu kündigen hätte es schon einige Male gegeben, da ich gerne mal meinen Kollegen ganz kollegial darauf hinweise, wenn er seinen Sohn vor mir herunter putzt (dummer Faulpelz usw). Das darf er nicht! Darauf bestehe ich und teilweise habe ich ihm sogar die Texte vorformuliert, die er als Vater sagen könnte. Da war er etwas geplättet...

Kollegenkinder zu unterrichten ist in mehrfacher Hinsicht nicht ganz einfach. Manchmal schämen sich die Kollegen-Eltern manchmal dafür, dass ihre Kinder eben NICHT musikalisch on the top sind oder ihre musikalische Begabung einfach durch Faulheit in den Sand setzen.

Umgekehrt wollen es die Kollegen-Lehrkräfte oftmals "besonders gut" machen, was auch eine Falle ist und nicht dem Kind dient.

Ich rede immer ganz klar von "Jobs". Ich kann meinen nicht machen, wenn das Kind seinen nicht auch macht. Macht das Kind seinen Job mitteldurchschnittlich gut so reicht das völlig aus.

Tja, dieser völlig uneindeutige Ben ist schon eine ziemliche Prüfung.
 
Ja, klar, aber ich habe den Ben erst wieder Donnerstag, da fahre ich wieder zu der Familie hin. Du kriegst eine Meldung!

Moooment! Es ist ja nett, daß Du geantwortet hast, aber meine Frage müßtest Du doch auch so, ohne erst wieder eine Stunde mit Ben machen zu müssen, beantworten können!

Du kannst also NICHT sagen, ob er einigermaßen schnell Töne findet?

Das wäre höchst merkwürdig!

LG,
Hasenbein
 
Lieber Neronick, lieber hasenbein,

ich habe ja schon öfter hier über Kommunikation etc. gesprochen, was du natürlich nicht wissen kannst, lieber Neronick. Was ich wirklich anstrengend empfinde, ist, dass diese und andere Kommunikationsmodelle immer wieder von Leuten, die sie nicht kennen, als "weichgespült" , womöglich "antiautoritär" und "lax" gesehen werden und ich dann zur Erklärung ellenlange posts wie diesen verfassen muss, s. Zitat:

Nimmt die Kinder endlich ernst und hört auf mit ihnen zu kommunizieren. Sagt ihnen lieber und ZEIGT ihnen, wo es langgeht. Es gibt hochmotivierte Kinder, die stehen sich selbst im Weg, weil ihre "Lehrer" sich selbst wie Kinder benehmen, wie Angsthasen, wie Psychologen, wie Esoteriker, Familien-Gruppensteller oder, GANZ unkorrekt formuliert, wie "Weicheier".

Allerdings hätte ich ja nicht posten müssen, also bin ich ganz allein selber schuld, wenn ich es jetzt nochmals erkläre :p .

Also von vorn:


Ein Lehrer muss aber zuallererst eine "Kommunikationssituation" zu einem Kind herstellen.
......................................
Nimmt die Kinder endlich ernst und hört auf mit ihnen zu kommunizieren.
.................................
Vergiß alles über Kommunikation!

Die fettgedruckte Aussage ist einfach falsch. Denn man kann nicht "nicht kommunizieren", befindet man sich in der Nähe eines Menschen. Völlig egal, ob Kind oder Erwachsener.

Kommunikation bezeichnet "den Austausch von Informationen zwischen zwei oder mehreren Personen, wobei die Mitteilung sprachlich (verbal) oder/ und nichtsprachlich (nonverbal) erfolgen kann“ (Köck & Ott, 1994, S. 213).

Sobald man sich also in einer Unterrichtssituation befindet, kommuniziert man, ob man will oder nicht.

Man sollte sich als Lehrer ausgesprochen gut in Kommunikation auskennen und ganz besonders in einem wichtigen Teil davon, nämlich der Konfliktlösung!

Um den geht es hier nämlich!

Sehr unterstützenswert finde ich folgende Aussagen von dir und hasenbein:

"Hierzu muss man nur das Herz des Kindes gewinnen, egal wie schwierig es ist (siehe Beitrag Destenay). Hierzu muss man dem Kind Sicherheit schenken. ALSO muss der Lehrer eine unverrückbare, sichere Position der Überlegenheit einnehmen. .........................Ein Lehrer ist exakt so gut wie seine Fähigkeit als VORBILD zu dienen. .......Sie haben aber ein totsicheres Gespür dafür, wie EHRLICH es ein Lehrer mit IHNEN meint. Kinder sind ausgesprochen intelligent, gerade wenn sie sich dumm stellen, taub stellen und blöd stellen....................Das Kind WILL wachsen."

"aber gleichzeitig er das sichere Gefühl hat, als Mensch vom Lehrer voll akzeptiert zu sein, und auch das sichere Gefühl, daß der Lehrer an ein vorhandenes Potential in ihm glaubt!"


Das sind wichtige Voraussetzungen für einen Lehrer!

Hier aber geht es um einen Konflikt! Und da kann man tatsächlich eine ganze Menge lernen! Gebt mal in google Konfliktmanagement ein...... :mrgreen: .

In einer Konfliktsituation kann es nicht schaden, sich erprobter Modelle zu bedienen. Ich für mich favorisiere eben Gordon.

Der Konflikt besteht hier darin, dass Viola unglücklich ist, dass der Schüler sich auf die beschriebene Weise verhält. Sie kann nicht ihm so arbeiten, wie sie sich das vorstellt, sie versteht bestimmte Verhaltensmuster nicht und weiß im Moment trotz ihrer sehr großen Erfahrung nicht weiter (was jedem Lehrer ab und an passiert).

Sie hat also ein Problem. Das Kind vermutlich auch, aber ihres ist vorrangig. Wenn sich das weiter verschlechtert, wird der Unterricht abgebrochen werden müssen, obwohl niemand das will.

Wenn man den Schüler nun mit diesen Gedanken und Gefühlen von sich selbst in der schon von mir im vorigen post beschriebenen Weise konfrontiert, ist dies keinesfalls mit folgendem zu verwechseln:

Diese ganzen "zeitgemäßen" pädagogischen Methoden, die auf Deubel komm raus versuchen, dem Schüler "Frustrationen zu ersparen" und "individuell zu fördern", sind im Grunde vorwiegend Arschkriecherei und verkaufen das Kind für dümmer und auch weniger widerstandsfähig als es real ist!

Im Gegenteil ist eine Konfrontation dieser Art sehr unangenehm für den Schüler. Auch schmerzhaft, hasenbein. Der Lehrer, zumindest ich, wenn ich so etwas von mir gebe und ich habe damit viel Erfahrung, zeigt absolute Autorität und größtmögliche Klarheit. Der Schüler bekommt ein klares Feedback, wird aber genau nicht angegriffen ( keine Vorwürfe, keine kränkenden Du-Botschaften ........) und so wird genau das erreicht, was ihr oben so schön beschrieben habt - volle Akzeptanz und Wertschätzung des Schülers von seiten des Lehrers bei absolut klarem Feedback.

Dieses schafft eine sehr große Klarheit: das, was sowieso schon die ganze Zeit womöglich unausgesprochen im Raum stand, wird endlich klar ausgesprochen, Körpersprache und Rede des Lehrers stimmen überein und der Schüler wird auf sich selbst und sein Verhalten zurückgeworfen.

Durch die beschriebene Methode von Ich-Botschaften und Aktivem Zuhören ( wer sich dafür interessiert, muss sich einfach mal das Buch kaufen - natürlich kann ich hier nur Andeutungen machen) kommt man sehr oft dem eigentlichen Problem auf die Spur. Bei Violas Schüler könnte das sein, dass er einfach keine Lust hat zu üben, dass er vielleicht gar nicht Klavierspielen will, aber sehr an Viola hängt, dass er Basisdinge wie die Orientierung am Klavier nicht verstanden hat........ wer weiß.

Selbst wenn man nicht herausbekommt, was die Ursache ist, kann man handeln. Denn mit der Konfrontation setzt man dem Schüler seine persönlichen Grenzen. Man kann ihm klar machen, dass der Unterricht, wenn sich nichts ändert, auch wenn man das überhaupt nicht will, ein Ende haben wird, weil nichts mehr gelingt und nur noch Ratlosigkeit und Frust vorherrschen.

Nach Gordon beginnt dann der sechs-Schritte-Prozeß der Problemlösung. Grob gesagt besteht er darin, gemeinsam eine Lösung zu erarbeiten ( das Kind sollte eine sehr aktive Rolle darin übernehmen "wie denkst du, können wir die Situation verbessern/das Problem lösen", "was denkst du", "hast du eine Idee"....) und diese Lösung immer wieder zu überprüfen, gegebenfalls eine neue zu erarbeiten.

Das Kind lernt so, die Verantwortung für seine Handlungen zu übernehmen, es wird gefordert, Probleme selbst zu lösen oder es zu versuchen, es wird selbständig und lernt, Konflikte anzugehen und nicht in irgendwelchen Ausweichmanövern zu umgehen.

Daran ist nicht das Geringste weichgespült!!!

Die herrliche Szene von Destenay unter dem Flügel ist übrigens ein Paradebeispiel für diese Art der Konfliktlösung:

der Schüler hatte ein Problem ( nicht der Lehrer!), also ist Aktives Zuhören angesagt, was eine Widerspiegelung bedeutet. Diese Spiegelung kann über Worte, aber auch in Taten erfolgen und Destenay hat es genial gemacht, in dem er seinen Schüler einfach nachgemacht hat. So hat der Schüler nonverbal eine Spiegelung bekommen und alles war in Butter.

Ein Problem beim Lehren kann z.B. auch sein, dass der Schüler ein sehr introvertiertes Kind ist. Manchmal neigt man dann als Lehrer dazu, das Kind "aufwecken" zu wollen und ist deshalb besonders aktiv, engagiert und euphorisch. Leider ist das meistens kontraproduktiv, zumindest bei Konflikten. Da nützt es viel, sich ähnlich wie das Kind zu verhalten.

Lieber Neronick, Folgendes ist nämlich einfach nicht wahr:

Vorbild wird man, wenn man in einem jungen Menschen das Gefühl auslösen kann: Ich will dir zeigen, wie gut ich bin, denn ich will besser sein als du! JEDER Junge von neun Jahren hat nur ein Lebensziel: Er will schneller rennen lernen als sein Vater. Dies Prinzip gilt für alle Fächer und für alle Lehrer, auf die er trifft.

Jungen sind so dermaßen individuell verschieden und ich weiß, wovon ich rede, denn ich habe selber zwei Söhne und fast jedes Wochenende bevölkern Horden jugendlicher Jungen ( auch Mädchen :p ) unsere Wohnung. :mrgreen:

Es gibt völlig introvertierte Jungen, es gibt die extrovertierten und dazwischen liegen weite, weite Felder.

Grundsätzlich gebe ich dir recht, dass es schade ist, dass besonders in Kindergärten und Grundschulen kaum männliche Lehrer arbeiten. Sehr schlecht!!!

Und trotzdem ist Klarheit und Konfliktlösung nicht vom Geschlecht abhängig.

Liebe Viola, was ich wirklich mal überlegen würde ist, ob die eine für dich traurige Erfahrung mit einem früheren Schüler nicht deine persönliche Grenze soweit verschoben hat ( weil dir so etwas nicht noch einmal passieren will), dass genau das es ist, was dein Schüler von dir will und mit all seinen Kräften anstrebt: dich zu spüren, deine persönliche Grenze.

Aber vielleicht liege ich damit auch falsch, ich bin ja keine Psychologin.

Ich hoffe, es ist nach diesem ellenlangen post etwas klarer geworden, was ich mein(t)e.

Liebe Grüße

chiarina
 
Moooment! Es ist ja nett, daß Du geantwortet hast, aber meine Frage müßtest Du doch auch so, ohne erst wieder eine Stunde mit Ben machen zu müssen, beantworten können!

Du kannst also NICHT sagen, ob er einigermaßen schnell Töne findet?

Das wäre höchst merkwürdig!

LG,
Hasenbein

Nein, kann ich nicht. Manchmal schafft er unglaubliche Dinge, ein anderes mal, "weiß" er nicht mehr, wo die C-Taste liegt. Diabetes hat er allerdings auch nicht.

Danke, Chiarina, DAs sind wirklich gute und anregende Denk-Tipps. Ich werde das mal überdenken.
Im Grunde genommen suche ich genau so einen Ansatz wie Du beschreibst.

Diese traurige Sache seinerzeit hat keine Grenzen verschoben. Damals war ich psychisch nicht dazu in der Lage, so eine Angelegenheit zu stemmen. Dazu stehe ich voll und ganz. Heute würde ich es machen. Aber ich bin sehr stolz, dass ich damals zu dieser Aufgabe nein gesagt habe. Mit 20 Jahren verfügte ich weder über ausreichende Erfahrung im Unterricht noch war da irgend etwas an Lebenserfahrung. Schon gleich gar kein Selbstwertgefühl... nur Zweifel. Allerdings habe ich durchaus darüber nachgedacht und mich nach reiflicher Überlegung dann bewusst dagegen entschieden. Ich wäre diesem Menschen keine Hilfe gewesen. Wahrscheinlich hätte ich nur immer Heulkrämpfe in der Klavierstunde gekriegt und hätte aus lauter Verdrängung den Clown gemacht.... keine Ahnung.

Ich MUSS mich dieser Aufgabe ja nicht stellen. Geld verdienen kann ich einfacher.

Aber darüber stolperte ich gerade: Was bedeutet das "Grenzen spüren lassen"?
Natürlich mache ICH die Regeln im Unterricht und ich setze das auch immer gut durch. Jetzt werde ich provoziert (das kommt eben vor) und dann wird ganz klar gesagt: ist nicht. Dazu muss ich jetzt nicht rumbrüllen oder das Kind demontieren, beschimpfen, nieder machen oder sonst etwas. Da habe ich andere Mittel. Ich denke, dass ich die Lage (noch) ganz souverän und gelassen manage. Nur ist auch klar, dass ich schwimme. Das gebe ich ganz offen zu. Ich habe keine Ahnung, wo dieser Unterricht hinführt! Wo ich normaler Weise ganz klare Angaben machen kann, wann ein Schüler was wie schnell spielen kann und welche Fehler er dabei machen wird so muss ich bei Ben völlige Unwissenheit erleben, fast so etwas wie Machtlosigkeit, Führungslosigkeit. Also ich gebe die Führung nicht ab, aber ich habe keinen blassen Dunst wohin der Unterricht letztendlich führt. Kommen wir im Unterricht 10 Schritte voran so kann ich nach einer Woche manchmal wieder auf einem Niveau beginnen von vor 3 Wochen. Manchmal bleibt einfach NICHTS übrig. Ich könnte das nun als erniedrigend empfingen, aber aus dem Alter bin ich raus. Es ist eben einfach so und ich frage mich: was ist da los, was mache ich hier, was ist mein Job.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

Ich bin der Meinung, dass es kein Allheilmittel gibt für Schwierigkeiten im Unterricht.
Jeder ist anders. Und die Kunst ist es, das unterscheiden zu können und seine Reaktion entsprechend zu gestalten.
Das Verhalten des Kindes kann ja viele Ursachen haben.
Ehrlichkeit, Konkretheit und Klarheit halte ich auch für sehr wichtig. Kinder spüren genau, ob Erwachsene ehrlich sind mit ihnen. Und sie wollen auch Ihren Platz kennen im Umgang mit dem Erwachsenen. Das ist nicht nur Einschränkung, sondern es gibt Sicherheit.

LG
VP
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Liebe Viola;

Fischi, jeder kann natürlich den eifachen Weg wählen, daran ist nichts auszusetzen. Meiner Meinung nach MUSS auch nicht jedes Kind ein Instrument lernen.
Mir geht es aber hier um etwas völlig anderes: WAS sind meine Aufgaben bei diesem kleinen Ben?
Ich meine nicht, dass man den "einfachen Weg" bevorzugen sollte - vielmehr ist zu prüfen, ob man hier tatsächlich "helfen" kann. DEINE Aufgaben bei Ben sind lt Vertrag "Vermittlung des Klavierspiels". Punkt, aus. Alles weitere ist dein "Ego", dein "Goodwill". Das mag Dich ehren, ob es allerdings Ben im Leben weiterbringt, ist ein anderes Thema. Und auch eigentlich überhaupt nicht Deine Aufgabe.

Nicht zuletzt ist es auch mein Verdienst, dass der ältere Bruder den Spaß an der Musik NICHT verloren hat! Seine kleinen naiven Kompositionen habe ich immer schön aufgeschrieben, sie waren auch wirklich richtig pfiffig und in meinem Tonstudio haben wir gelegentlich auch Aufnahmen mit seinem Gesang und seinem Klavierspiel gemacht. Beide Elternteile meinen, dass ich das ziemlich gut hingekriegt hätte mit dem.
Liebe Viola, ich schätze Dich sehr. Und daher hoffe ich auch dass Du mir das nicht übelnimmst: Wenn ein 24-jähriger (!!!) eine Aufnahmeprüfung wegen mangelnder Notenkennntnisse nicht hinkriegt, würde ich nicht mehr von Verdienst reden. In diesem Alter haben viele schon etliche Jahre des harten Brotwerbs hinter sich und die meisten auch ein Studium abgeschlossen. Für mich sieht das einfach so aus, dass mit Unterstützung der KL (sorry, das bist Du!), verquere elterliche Wunschträume in die Tat umgestzt werden sollen, auch wenn der Filius halt eben nur zu was auch immer taugt.

Du sprichst davon, dass Ben sehr musikalisch sei. Dabei kann er keine zwei Töne nachspielen! Woher kommt Deine Ansicht? Musikalisch: Das sind für mich - das 8-Jährige Mädchen an unsere MS, das nach einem Jahr das Notenbüchlein für AMB mit Seele und Akuratesse spielt, oder auch der 10-jährige, der nach 3 Jahren anfängt, Bach-Inventionen rhythmisch zu verändern. DAS sind für mich (Laien) echte Musiker, vor denen ich alter Knacker schon jetzt den Hut ziehe. Das, was Du beschreibst, ist ein armes Kind.

Bitte sehe mir diese klaren Worte nach. Ich bin kein KL, kein Profi - nur ein (gewiss nicht optimaler) Vater. Und ich sehe die "Weichspülbewegung" in unserer Gesellschaft mit großer Sorge. Denn neben dieser gibt es die Brutalo-Hardcorefraktion - und diese wird die "Weichgespülten" einfach auffressen. Die dämpfende Mitte ist uns leider abhanden gekommen.
 
Und trotzdem ist Klarheit und Konfliktlösung nicht vom Geschlecht abhängig.
...
Aber vielleicht liege ich damit auch falsch, ich bin ja keine Psychologin.
Liebe Chiarina,
in der Tat, wir beide könnten NICHT nicht kommunizieren, da hat Paul recht. Eben deshalb könnten wir uns auch stundenlang über Denkunterschiede aufregen, die gar nicht da sind.
Mein Ansatz wäre, wenn eine Mutter ihr Kind stillt, dass sie nicht kommunizieren. Weil der Begriff in sich "fürchterlich geschwollen" ist. Eltern kommunizieren keine Liebe für ihre Kinder. Eltern fühlen diese Liebe. Genau daran hapert es aber manchmal. Die Eltern sind allein gelassen, sind überfordert und erkennen nicht ihren "Schatz". Sie fühlen fehlende Liebe und fühlen sich schuldig. EBEN aus dieser Schuld heraus, versuchen sie dann ihre Kinder BESONDERS GERECHT zu behandeln.

In unserer Gesellschaft hat sich Ansicht wie ein Krebs verbreitet, ein Elternteil habe das Recht, ein Kind alleine zu erziehen...aus dem unvermeidlichen Notfall ist inzwischen die Regel geworden und ALLEINERZIEHUNG scheint eine Art 100% Erbkrankheit zu sein.

Ansonsten stimme ich dir oftmals zu, Wortwahl und Gestus der Sprache halte ich jedoch für eine liebevolle Beziehung von UNGLEICHEN für teils "herzlos" ("...wird das Kind hineingeworfen"). Da du schreibst, "vielleicht irre ich mich", könnte es interessant sein in einem Selbstversuch zu unterstreichen, wo Du dich irren könntest. Ich selbst bin dem Tonfall dieser Antwort nicht zufrieden, er ist nicht gelungen, er klingt mir zu streng. Sorry dafür.
 
Eben deshalb könnten wir uns auch stundenlang über Denkunterschiede aufregen, die gar nicht da sind.


Lieber Neronick,

das kann schon sein! :mrgreen:

Im Übrigen finde ich deinen Tonfall gar nicht streng, ich finde ihn leidenschaftlich und das ist sehr schön! :p

Mein Ansatz wäre, wenn eine Mutter ihr Kind stillt, dass sie nicht kommunizieren. Weil der Begriff in sich "fürchterlich geschwollen" ist. Eltern kommunizieren keine Liebe für ihre Kinder. Eltern fühlen diese Liebe.

Wenn ich dich richtig verstehe, meinst du, weniger reden, mehr fühlen/handeln.
Und das ist eine prima Prämisse!

Ich verstehe nur Kommunikation anders als du. Kommunikation bedeutet nicht nur "reden", sondern alle Interaktion. Für mich hat der Begriff auch keine negative Bedeutung und gerade in der Kindererziehung ist es sehr hilfreich, zu wissen, wie man Konflikte lösen kann.

Ich bin absolut überzeugt von diesem Konzept und arbeite schon lange damit. Heute wüßte ich, wie ich früher manchmal hätte reagieren können, wenn ich das alles schon gewusst hätte.

Deshalb bezieht sich meine Bemerkung, dass ich falsch liegen könnte, leider nur auf die vorher erwähnte Überlegung: :p


Liebe Viola, was ich wirklich mal überlegen würde ist, ob die eine für dich traurige Erfahrung mit einem früheren Schüler nicht deine persönliche Grenze soweit verschoben hat ( weil dir so etwas nicht noch einmal passieren will), dass genau das es ist, was dein Schüler von dir will und mit all seinen Kräften anstrebt: dich zu spüren, deine persönliche Grenze.

Aber vielleicht liege ich damit auch falsch, ich bin ja keine Psychologin.

Was mich interessiert, ist Folgendes:

Ansonsten stimme ich dir oftmals zu, Wortwahl und Gestus der Sprache halte ich jedoch für eine liebevolle Beziehung von UNGLEICHEN für teils "herzlos" ("...wird das Kind hineingeworfen").

Meinst du denn meine Wortwahl? Solch eine Formulierung habe ich meines Wissens nicht benutzt oder doch? Was findest du herzlos?

Liebe Grüße

chiarina
 
Ich verstehe nur Kommunikation anders als du. Kommunikation bedeutet nicht nur "reden", sondern alle Interaktion. ...
gerade in der Kindererziehung ist es sehr hilfreich, zu wissen, wie man Konflikte lösen kann.
...
Heute wüßte ich, wie ich früher manchmal hätte reagieren können...
....
Meinst du denn meine Wortwahl? ... Was findest du herzlos?
Hier, liebe Chiarina, ich werfe Dir den Kommunikationsball in diesem halböffentlichen Forum zurück! NEIN, ich verstehe unter "Kommunikation" das Gleiche wie Paul Watzlawik, also auch wie Du. SEX z.B. ist pure Kommunikation, "die menschlichste und beste Art zu kommunizieren". Trotzdem finde ich die Aufforderung, "lass uns doch mal in einer anderen Stellung kommunizieren" irgendwie am Thema vorbei...
Will heißen: Wenn ich einem Kind sage, "Mach das bitte!", kommuniziere ich nicht als soziologische Quatschanalyse, ich habe auch kein Problem, löse keine Konflikt usw., sondern ich sage dem Kleinen, was zu tun ist. Das tue ich nicht grundlos. DESHALB lernt das Kind sofort, dass ich mich nicht rechtfertigen muss. DESHALB kommt das Kind NIEMALS auf die Idee, meiner freundlichen Bitte spätesten nach der 2. Aufforderung noch Widerstand zu leisten. ICH muss also niemals drohen, moralisieren usw. ICH sorge nur dafür, dass meine Bitte "verständlich" ist UND, ich interessiere mich für das kommunizierte Feedback des Kleinen. Würde ich eine (sinnlose) Anweisung geben, ohne sofortige AUFMERKSAMKEIT für das Kind, wäre der Erziehungswert negativ. Die kommunizierte ErziehungsSITUATION ist also: Oberkörper zuwenden, Augenkontakt aufnehmen, Stille erzeugen, Bitte aussprechen, Augenkontakt halten, nicht loslassen, bis Ausführung des sinnvollen Wunsches startet. Das Kind kommt aus dieser Kommunikationssituation nicht raus, es sei denn, durch Erfüllung. Hierdurch fühlt sich das Kind wohl. Es möchte nämlich in Liebe und konfliktfrei leben. Es fühlt sich "angenommen", weil es sich in seinem Selbstbild als "Kind" akzeptiert fühlt.

Persönlich haben wir/ich mehrere Kinder erzogen, kann mich aber an keinen "Konflikt" erinnern. Meinem Ältesten habe ich mal beigebracht, wie er einen Klassenkameraden zu verprügeln hat. Danach hatte er eine unbeschwerte Schulzeit und nie mehr Ärger, auch seine jüngeren Brüder nicht.

Ich möchte damit kommunizieren, dass es in der Erziehung nicht darum geht, KONFLIKTE zu lösen, sondern darum, sie zu vermeiden. Hierzu muss man begreifen, dass ein KIND "erzogen" wird, was nichts anderes ist als ihm aktiv LIEBE angedeihen zu lassen. Das Kind ist ungleich. Ziel der Erziehung ist es, GLEICHHEIT wachsen zu lassen. Die Erziehung ist abgeschlossen, wenn sich zwei GLEICHE friedlich und harmonisch und vorwurfsfrei gegenüberstehen.

Eine schlimme Art der Reaktion in einer Kommunikationssituation ist immer die Erbsenzählerei...:-)
Es ist nicht DEINE Wortwahl, sondern die Wortwahl in der teils abstrus formulierten Literatur.

So, und mit etwas Humor, danke für diese herrliche Kommunikation, so kurz nach dem Frühstück. :-)
Liebe Grüße
Neronick
 
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Liebe Viola;

Ich meine nicht, dass man den "einfachen Weg" bevorzugen sollte - vielmehr ist zu prüfen, ob man hier tatsächlich "helfen" kann. DEINE Aufgaben bei Ben sind lt Vertrag "Vermittlung des Klavierspiels". Punkt, aus. Alles weitere ist dein "Ego", dein "Goodwill". Das mag Dich ehren, ob es allerdings Ben im Leben weiterbringt, ist ein anderes Thema. Und auch eigentlich überhaupt nicht Deine Aufgabe.

Ja, auf diesen "Standpunkt ziehe ich mich eben auch gerne zurück. Doch irgendwie habe ich Skrupel diesen kleinen Menschen einfach zu brüskieren und ihn "an die Wand zu fahren": mach was ich sage sonst mache ich das nicht mehr mit! Das hätte natürlich vielleicht einen positiven erzieherischen Effekt: der Typ kommt mal ans nachdenken. Oder... er denkt nicht nach, ballt einfach nur die Beckerfaust und sagt: "yeah, gewonnen! Die KL schmeißt das Handtuch!" WAS für eine Lektion!!!

Liebe Viola, ich schätze Dich sehr. Und daher hoffe ich auch dass Du mir das nicht übelnimmst: Wenn ein 24-jähriger (!!!) eine Aufnahmeprüfung wegen mangelnder Notenkennntnisse nicht hinkriegt, würde ich nicht mehr von Verdienst reden. In diesem Alter haben viele schon etliche Jahre des harten Brotwerbs hinter sich und die meisten auch ein Studium abgeschlossen. Für mich sieht das einfach so aus, dass mit Unterstützung der KL (sorry, das bist Du!), verquere elterliche Wunschträume in die Tat umgestzt werden sollen, auch wenn der Filius halt eben nur zu was auch immer taugt.

Mein Verdienst ist, dass er den Spass an der Musik nicht verloren hat. Sorry, mit der Aufnahmeprüfung hat das NICHTS zu tun, die fand ich völlig weltfremd. Ich habe den 24jährigen fast 10 Jahre nicht mehr gesehen und erfuhr nur auf Nachfrage davon. Nach seiner Schulabbruch-Karriere drohte eine Drogen-Karriere und und und. Er ist dann auf E-Gitarre gekommen und schreibt Songs. Wenn er daran Spass hat so hat er wenigsten EINE Sache im Leben für die er sich einsetzt. Ich habe mir letztens einige Songs bei Youtube angehört und ihm mein Lob bekundet. Natürlich kann es durchaus sein, dass er diesen Lebensweg auch ohne meine Bemühungen bestritten hätte, so als anti-Reaktion zum Ausbildungsbetrieb.

Du sprichst davon, dass Ben sehr musikalisch sei. Dabei kann er keine zwei Töne nachspielen! Woher kommt Deine Ansicht? Musikalisch: Das sind für mich - das 8-Jährige Mädchen an unsere MS, das nach einem Jahr das Notenbüchlein für AMB mit Seele und Akuratesse spielt, oder auch der 10-jährige, der nach 3 Jahren anfängt, Bach-Inventionen rhythmisch zu verändern. DAS sind für mich (Laien) echte Musiker, vor denen ich alter Knacker schon jetzt den Hut ziehe. Das, was Du beschreibst, ist ein armes Kind.

Bitte sehe mir diese klaren Worte nach. Ich bin kein KL, kein Profi - nur ein (gewiss nicht optimaler) Vater. Und ich sehe die "Weichspülbewegung" in unserer Gesellschaft mit großer Sorge. Denn neben dieser gibt es die Brutalo-Hardcorefraktion - und diese wird die "Weichgespülten" einfach auffressen. Die dämpfende Mitte ist uns leider abhanden gekommen.

Ich schrieb ja schon: manchmal geht bei Ben eine Tür auf und er leistet Unglaubliches, spielt schwere Rhythmen sauber durch (Samba, Swing uä) und erfreut sich dann daran. Wenn er dann "aufwacht" kann er "plötzlich" nichts mehr und scheitert bei den einfachsten Anwendungen...

Nun versuche ich eigentlich nur, diese Anti-Haltung bei ihm zu überwinden und nicht selbt in eine Anti-Haltung ihm gegenüber zu kommen.

Ich habe da ein Mädel, die ist mittlerweile 17 Jahre. Kein Überflieger, mäßig fleißit. In der Woche beim Papa kann sie nie üben. Still, verhuscht, klein (sie erbt manchmal tolle Klamotten meiner 14 jährigen Tochter). Im letzten Jahr hat sie eine grandiose Entwicklung hingelegt. Vorher wollte ich sie schon 4 mal raus schmeißen "weil es keinen Zweck hat". Doch die Eltern beruhigten, das wäre ok, wenn es langsam ginge und sie würden das gerne zahlen, auch wenn bei ihnen das Geld knapp wäre (ich habe ja manchal Skrupel, dass ich für mein Honorar nicht genügend "Leistung" erbringe).
Im letzten Jahr hat sie gelernt:
Le petit Negro (Debussy)
Solfegiette (Ch. Ph. E. Bach)
Close Cover (Wim Mertens)
Walse de Amelie (Tiersen)
Le Onde (Einaudi)
Spinner Lied (Ellmenreich, habe ich hier aus dem Forum)
The Piano (Nyman)

Mondscheinsonate will sie als nächstes angehen, obwohl ihre Hände dafür wahrscheinlich zu klein sind.

Klar, das sind alles Stücke, da habe ich Mädels, die spielen dieses Programm locker nach einem Jahr Unterricht. Doch: ist es nicht für DIESE Mädel nicht eigentlich egal was die "anderen" können? Ist es nicht einfach nur wichtig, DASS sie es macht, aus sich selbst heraus, weil es ihr Spaß macht? Weil sie Freude am Musikmachen hat?!?!

Das mit der "Weichspülung", ja das verstehe ich auch wie Du, dass das manchmal zu viel "Watte" ist. Aber bei dieser Schülerin war es genau das Richtige, denke ich. Sie wird ihren Weg gehen und sie ist ein toller Mensch. Da habe ich letztendlich auch "mehr" als Klavierunterricht vermittelt. Viele meiner SchülerInnen wären bei Kollegen gescheitert. Seufz, wenn ich an meine "Komponistin" Carolinge denke... jede Woche ein neues Kleinod und dann kam der Umzug. Die russische Kollegin in Brüssel hat sie dann mangels Musikalität rausgeschmissen. Hallo? WAs ist denn in ihren Augen "Musikalität"? Das schnelle und richtige Abtippen von Notenmaterialien? Dazu braucht man doch nur einen Tippkursus... also manchmal verstehe ich diese "KollegInnnen" einfach nicht.

Denen geht es einfach nur um ihre "guten" SchülerInnen, um Leistung!!! Nicht um Musik. Musik ist für mich eben auch: ganz viel Leben und Lebendigkeit und das muss genau so im Unterricht vermittelt werden, meiner Meinung nach.
 
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NEIN, ich verstehe unter "Kommunikation" das Gleiche wie Paul Watzlawik, also auch wie Du.


Lieber Neronick,

ach den Paul meintest du! :mrgreen: Ja, das ist ja wunderbar, dann meinen wir das Gleiche! Also wirst du ja auch das Stillen eines Kindes als eine Form (eine sehr schöne! ) von Kommunikation sehen.

Und du glaubst ja gar nicht, wie einig wie uns beim Folgenden sind!!!!!!


Will heißen: Wenn ich einem Kind sage, "Mach das bitte!", kommuniziere ich nicht als soziologische Quatschanalyse, ich habe auch kein Problem, löse keine Konflikt usw., sondern ich sage dem Kleinen, was zu tun ist. Das tue ich nicht grundlos. DESHALB lernt das Kind sofort, dass ich mich nicht rechtfertigen muss. DESHALB kommt das Kind NIEMALS auf die Idee, meiner freundlichen Bitte spätesten nach der 2. Aufforderung noch Widerstand zu leisten. ICH muss also niemals drohen, moralisieren usw. ICH sorge nur dafür, dass meine Bitte "verständlich" ist UND, ich interessiere mich für das kommunizierte Feedback des Kleinen. Würde ich eine (sinnlose) Anweisung geben, ohne sofortige AUFMERKSAMKEIT für das Kind, wäre der Erziehungswert negativ. Die kommunizierte ErziehungsSITUATION ist also: Oberkörper zuwenden, Augenkontakt aufnehmen, Stille erzeugen, Bitte aussprechen, Augenkontakt halten, nicht loslassen, bis Ausführung des sinnvollen Wunsches startet. Das Kind kommt aus dieser Kommunikationssituation nicht raus, es sei denn, durch Erfüllung. Hierdurch fühlt sich das Kind wohl. Es möchte nämlich in Liebe und konfliktfrei leben. Es fühlt sich "angenommen", weil es sich in seinem Selbstbild als "Kind" akzeptiert fühlt.


Das finde ich wunderschön beschrieben!!! Klare Ansprachen, die die Kinder ernst nehmen, sind sehr wichtig für diese!!!

Ich habe oben allerdings etwas fett gekennzeichnet. Deine Form der Kontaktaufnahme und des Umgangs mit Kindern beschreibt vor allem Situationen, in denen keine Konflikte vorherrschen, kein Problem vorliegt.

Natürlich sollte man auch in Konfliktsituationen so klar und mit Augenkontakt etc. mit Kindern oder Schülern reden, aber das ist manchmal nicht ausreichend.

Von dem Konfliktforscher N. Ropers wird ein Konflikt folgendermaßen definiert:

"Konflikte sind eine unvermeidbare und für den sozialen Wandel notwendige Begleiterscheinung des Zusammenlebens in allen Gesellschaften. Sie sind ein Ausdruck von Spannungen und Unvereinbarkeiten zwischen verschiedenen, voneinander abhängigen Parteien im Hinblick auf ihre jeweiligen Bedürfnisse, Interessen und Wertvorstellungen."



Da finde ich es super interessant, wenn du sagst:

Persönlich haben wir/ich mehrere Kinder erzogen, kann mich aber an keinen "Konflikt" erinnern.

Also ehrlich, vielleicht solltest du ein Buch schreiben, wenn das wirklich stimmt ( vielleicht definierst du ja "Konflikt" anders). :-D

Bei uns wimmelts nämlich von Konflikten, was ich auch völlig normal finde. :p

Auch als Lehrerin bin ich sehr aufmerksam dahingehend, ob ich mit dem Schüler noch als Team arbeite - ob also, das, was ich als wichtig erachte, auch sein Anliegen ist - oder ob er innerlich abgeschaltet hat und sogar ganz andere Interessen hat. Grundsätzlich neigen Menschen dazu, Codes zur Äußerung ihrer wirklichen Bedürfnisse und Interessen zu benutzen. Im Konfliktfall ist es wichtig, solche Codes entschlüsseln zu können, denn dann kann hat man die Chance, sich wirklich auszutauschen und wieder auf ein gemeinsames Level zu kommen.

Ein Beispiel: gestern hatte ich meine Erstklässlerin im Unterricht. Kaum möchte ich das neue Stück hören, dass sie erarbeiten sollte, legt sie die Unterarme auf das Notenpult und sagt "Nein!". :-D

Tja, da besteht ja wohl ein Interessenkonflikt: ich möchte das neue Stück hören, sie will es nicht spielen. Ihre Reaktion ist ein Code für etwas, was ich im Moment nicht weiß - sie hat also ein Problem. Also ist Aktives Zuhören angesagt.

Da ich meine Schülerin auch schon etwas kenne und aufmerksam beobachte, habe ich mir gleich gedacht, was es sein könnte. Zu Anfang der Stunde hat sie mir nämlich ganz treuherzig (es war ihr auch peinlich) erzählt, dass sie nicht viel üben konnte diese Woche. Und so stellte sich binnen kurzem heraus, dass es ihr einfach peinlich war, mir ein Stück vorzuspielen, was sie noch nicht richtig konnte. Da kommt man zu den Wurzeln und kann genau bei dem Problem ansetzen, ihr also z.B. zeigen, wie man sich etwas leichter machen kann, in Schritten vorgeht ..... . Gleichzeitig hat man etwas Wichtiges über den Schüler gelernt, der hier einen gewissen Perfektionismus hat und sich damit manchmal selbst im Weg stehen könnte (hasenbein, ehe du hier dich über den Perfektionismus in jungen Jahren aufregst *grins* - die Schülerin hat zwei Geschwister, die 10 bzw. 11 Jahre älter sind, ist also ein Nachzügler - die ganze Familie spielt Klavier und ich stelle es mir nicht einfach vor, da zu bestehen).

Insofern begrüße ich Konflikte, denn sie geben mir haufenweise Chancen, etwas über den anderen zu erfahren, gleichzeitig meine Positionen klar darzustellen und, wenn gewünscht, einen gemeinsamen Lösungsweg zu finden. Und dafür sind die beschriebenen Konfliktlösungsstrategien zumindest für mich außerordentlich hilfreich.

Konflikte gehören für mich zum Leben dazu. Die Strategien führen dazu, dass es gar nicht zu wirklich tiefgreifenden Konflikten kommt.

Liebe Grüße und nach dem herrlichen Frühstück noch einen ebenso herrlichen Sonnentag *lach*

chiarina
 
... ( vielleicht definierst du ja "Konflikt" anders). :-D

Bei uns wimmelts nämlich von Konflikten, was ich auch völlig normal finde. :p
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Auch als Lehrerin bin ich sehr aufmerksam dahingehend, ob ich mit dem Schüler noch als Team arbeite...
...
Also ist Aktives Zuhören angesagt.
Du erwischt mich! Was ist ein Konflikt? Wenn zwei unvereinbare Wertvorstellungen aufeinander treffen? Wenn eine Situation außer Kontrolle gerät...? Wenn einer was will und der andere den guten Willen missbraucht? Wenn man mit dem Kopf durch die Wand will, aber die Wand zu blöd ist, um nachzugeben?

Ich hatte mal einen ausgesprochen talentierten "Schüler". Der kam wirklich aus schwierigsten sozialen Verhältnisse. Man kann auch sagen, er hat sich durch und durch asozial verhalten, er war laut, gestört, diebisch, zerstörerisch. Er konnte sich nicht eine Minute konzentrieren, unterbrach jeden Satz von mir. ABER er war noch recht jung und glücklicherweise viel schwächer als ich.

Selbst auf Lob reagierte er anfangs destruktiv. Der hatte keinerlei Ahnung, was ein Vater ist, was Benehmen ist. Ich habe ihm aber klargemacht, das ich ihn für den "Besten" halte, für einen unverzichtbaren Rückhalt. Dann habe ich ihm regelmäßig körperlich gezeigt, dass er chancenlos ist und das jedes Fehlverhalten sofort geahndet wird...UND ICH WURDE SEHR LAUT und DEUTLICH. Die Worte wiederhole ich hier in diesem Oberschichtenforum nicht.

Jahre später habe ihn wiedergetroffen, ich habe ihn kaum erkannt: Ein Kerl wie ein Schrank, vollgepumpt mit Eisen. Ich dachte, "oh weh, den hast Du hart rangenommen". Er hat mir die Hand geschüttelt und sich überschwenglich bedankt, mir erzählt, wie toll das alles war, wie er danach "Karriere" gemacht hat, was für eine tolle glückliche Zeit wir hatten, wie erfolgreich wir gewesen waren...

Die Maxime jeder Erziehung muss daher wohl lauten: Rechtzeitig. Mit dem (moslemischen) 12-Jährigen wäre eine Frau nicht zurechtgekommen, da bleibe ich bei. Weil er einem Vorbild im wahrsten Sinne des Wortes nachrennen wollte, um seinen Ehrgeiz auszuleben. Deshalb sollte das Geschlecht des Lehrers je nach Orts- und Gemütlage der Schüler schon berücksichtigt werden, unabhängig vom Fachgebiet. :-)
LG
Neronick
 
Selbst auf Lob reagierte er anfangs destruktiv. Der hatte keinerlei Ahnung, was ein Vater ist, was Benehmen ist. Ich habe ihm aber klargemacht, das ich ihn für den "Besten" halte, für einen unverzichtbaren Rückhalt. Dann habe ich ihm regelmäßig körperlich gezeigt, dass er chancenlos ist und das jedes Fehlverhalten sofort geahndet wird...UND ICH WURDE SEHR LAUT und DEUTLICH. Die Worte wiederhole ich hier in diesem Oberschichtenforum nicht.
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Die Maxime jeder Erziehung muss daher wohl lauten: Rechtzeitig. Mit dem (moslemischen) 12-Jährigen wäre eine Frau nicht zurechtgekommen, da bleibe ich bei. Weil er einem Vorbild im wahrsten Sinne des Wortes nachrennen wollte, um seinen Ehrgeiz auszuleben. Deshalb sollte das Geschlecht des Lehrers je nach Orts- und Gemütlage der Schüler schon berücksichtigt werden, unabhängig vom Fachgebiet. :-)


Lieber Neronick,

das von mir Fettgedruckte finde ich sehr wichtig. Dazu dient auch alles bisher von mir Beschriebene. Ich glaube auch, dass bei schwierigen Konflikten und sehr problematischen Verhaltensauffälligkeiten noch ganz andere Dinge zum Tragen kommen müssen, als ich hier beschrieben habe. Man sieht es ja schon an den großen politischen und gesellschaftlichen Problemen und Konflikten. Auich wenn Gewalt mit im Spiel ist, wird es schwierig. Da reichen keine Ich-Botschaften mehr, kein Aktives Zuhören. Ich bin kein Konfliktforscher o.ä., nicht vom Fach , auch natürlich nicht psychologisch ausgebildet und hatte bisher noch nicht mit solchen Schülern zu tun. Aber du hast sicher recht, dass in deinem Fall eine weibliche Lehrerin keine Chancen gehabt hätte. Meine Freundin arbeitet in einem Kindergarten mit 95% Ausländern und bedauert es sehr, dass männliche Erzieher so selten sind. Das Problem für Jungen ist, dass sie bis zu einem Alter von etwa 10 Jahren fast nur mit weiblichen Personen Kontakt haben. Die sind natürlich anders als Männer. Das männliche Vorbild fehlt und das ist schlecht.

Es gibt aber auch Männer, da kann man nur froh sein, wenn sie keine Vorbildfunktion übernehmen :p (bei Frauen genauso) und so sollte sich jeder um Klarheit in der Ansprache und Aussage bemühen. Der Schüler muss wissen, woran er ist - das gibt ihm Sicherheit. Es gibt zum Beispiel Lehrerinnen, die echt Haare auf den Zähnene haben, äußerst präzise sind und klare Forderungen stellen und es gibt Männer, die genau das Gegenteil sind. Deswegen bin ich bei Verallgemeinerungen immer vorsichtig.

Was du beschreibst, kenne ich von einem bestimmten Heim für jugendliche Straftäter, über den es mal einen Bericht gab. Kontakt mit männlichen Bezugspersonen, klare Regeln, sofortige Ahndung von Fehlverhalten, Rituale etc. waren wichtig.

Ich wäre für deinen Schüler sicher nicht die Richtige gewesen, denn bei körperlichen Aktionen oder Brüllen etc. tun sich Frauen schon schwer. Du hast ihm vermutlich gegeben, was er gebraucht hat.

Aber bei so etwas kenne ich mich wirklich nicht aus.

Liebe Grüße

chiarina
 

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