Man muss nicht die Hammerköpfe tauschen. Deren Aufbau, im 19. Jahrhundert oft aus mehreren Filz- und Lederschichten unterschiedlicher Dichte bestehend, wird heute nicht mehr hergestellt. Man kan ja mal bei der Firma Abel fragen, was wohl eine sehr spezielle Manufaktur für Hammerköpfe in Spitzenqualität ist. Einzelne Köpfe oder Partien zu tauschen ist nicht empfehlenswert.
Hammerköpfe wurden in der Produktion der Wiener Flügel vorintoniert, bevor das Leder aufgezogen wurde. Das Geheimnis besteht in der Technik des Lederaufziehens und in der Frage der Beschaffeneheit des Leders. Das macht den Klang aus, der insbesondere in Mittellage und Diskant einen äußerst sanglichen Ton ergibt. Die Wiener Mechanik darf man allerdings nicht mit der kraftvollen Art des heutigen Gewichtspiels traktieren. Dann geht nicht nur der sangliche Ton verloren, sondern auch die Repetitionsgeschwindigkeit lässt nach, weil die Auslenkung der Auslösefeder zu groß ist.
Der Vergleich mit Yamaha - CP ist sachlich daher falsch. Hier haben die Entwickler etwas digital imitiert, was mechnisch nicht verstanden wurde und aus dem historischen Kontext der Art des Klavierspiels herausgerissen erscheint.
Für den Klang des Flügels ist, wie bei allen Flügeln selbstverständlich zuerst einmal der Bodendruck verantwortlich. Das muss man prüfen und die Platte eventuell etwas tiefer legen. Wenn allderings der Boden schon druchgedrückt ist, muss er getauscht werden. Eine Neubesaitung ist problematisch, weil die heute produzierten Saiten einen härteren Stahl verwenden und daher anders klingen. Man sollte also die alten Saiten wieder verwenden. Es gibt bei den Resauratoren auch historisches Saitenmaterial, falls fehlende Saiten ersetzt werden müssen.
Für die Mechanik-Regulation benötigt man zwei unterschiedliche Kapselzangen, eine zum Aufdrücken der Kapselgabel und eine zum Kröpfen des Kapseldrahtes. Eine gut regulierte Mechanik hat keinen Nachdruck und spielt sich sehr leicht. Die Kapseln so zu stellen und die Hammerdurchläufe so zu kröpfen, dass nur kleine Unebenheiten gebrannt werden müssen, erfordert etwas Geschick und Erfahrung. (Auch die Blüthner-Patent-Mechanik ist eine leicht gehende ohne Druck, obwohl sie eine Stoßmechanik ist.)
Die Intonation, zu der auch die Belederung gehört (!), ist grundsätzlich von der Intonation in moderenen Instrumenten verschieden. Es gibt heute Hirschleder in 3 Varianten. Die dünnste Variante bringt den brilliantesten Klang, ist aber auch am schwersten gleichmäßig aufzuziehen. Wenn man das alte Leder entfernt hat, was man bitte nicht mit Wasserdampf machen sollte, sondern mechanisch, also mit dem Eisen oder Messer, muss man die Köpfe in Form bringen mit einer Sandpapierfeile. Dabei achte man darauf, dass die Schlagfläche besonders im Diskant recht klein ausfällt. Zu breite Schlagflächen mildern die Anzahl der Obertöne. Für das Aufleimen der neuen Lederstreifen nimmt man Warmleim. Man muss sehr sauber arbeiten. Die Schlagfläche, also der Hammerscheitel bekommt keinen Leim! Außerdem muss das Leder straff auf dem Scheitel anliegen, sonst patscht der Ton. Weil sich die Spannung der Leder im Laufe der Zeit abspielt, klingen eben manche Flügel so dumpf und haben keinen Tonkern mehr. Je härter das Leder, desto größer die Gefahr, dass die Hämmer Nebengeräusche verursachen.
Mit einer Nadel kann man die unter dem Leder liegenden Schichten etwas lockern, jedoch direkt am Hammerscheitel. Aber Vorsicht, wenige Stiche können bei gutem Leder schon massive Veränderungen im Tonspektrum bedeuten. Weniger ist hier mehr. Anders als beim modernen Instrument braucht der Wiener Flügel einen obertonreichen, aber warmen Klang. Falsches Leder, schlecht aufgebracht ergibt statt Wärme Dumpfheit und anstelle des singenden Soprans eine patschende Klanglichkeit. Und wenn dann die Spielart nicht ausreguliert ist, dann ist der Wiener Flügel jenes schlechte Instrument, zu welchem er in manchen Beschreibungen immer wieder gern gemacht wird. Man kann ein Liszt-Werk auch auf dem Wiener Flügel spielen, aber man muss eine intensivere Fingertechnik anwenden, da ja der Hammer immer erst zu neuem Anschlag bereit ist, wenn die Taste in ihre Ausgangslage zurückgekehrt ist. Dafür ist allerdings der Spieltiefe um bis zu 2 mm geringer als bei der Erard-Mechanik.