Preisdifferenz gerechtfertigt?

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Gestern war ich Klaviere anspielen und einmal mehr war ich erstaunt über die Listenpreis-Differenzen zwischen Klaviere der selben Marke.

Beispiel: Ein C.Bechstein Classic 118 kostet neu um die CHF 18'400 (sorry ich kenne die Preise in € nicht). Ein C.Bechstein Classic 124 kostet neu CHF 24'400. Das sind CHF 1'000 pro cm. Bei den zweitbesten Flügel einer Marke ist übrigens die Preisdifferenz noch krasser.

Mit nur den Material- und Personal-Kosten lässt sich die Preisdifferenz nicht erklären (realistisch würden sie in meinem Beispiel um die CHF 1'000-2'000 betragen).

Die einzige Erklärung ist die Bereitschaft der Kundschaft eine solche Differenz zu bezahlen.

Was denkt ihr?
 
Hallo french-lessen,

Die Produktionsmenge macht den Unterschied, nicht die Material- und Personalkosten. Je kleiner das Marktsegment, umso weniger oft kann man die Kosten für maschinelle Ausstattung, Werbemittel etc.. teilen.

LG
Michael
 
.......Die Produktionsmenge macht den Unterschied, nicht die Material- und Personalkosten......l
Ist nicht ganz richtig, Material- und Personalkosten stehen im direkten Verhältnis pro verkaufte Einheit (= Herstellungskosten). Dagegen sog. Fixkosten, auch Betriebskosten genannt (Maschinen, Gebäude, Administration, Werbung, Entwicklung) werden pro verkaufte Einheiten aufgeteilt.

Gruss Antoine
 
Beispiel: Ein C.Bechstein Classic 118 kostet neu um die CHF 18'400 (sorry ich kenne die Preise in € nicht). Ein C.Bechstein Classic 124 kostet neu CHF 24'400. Das sind CHF 1'000 pro cm. Bei den zweitbesten Flügel einer Marke ist übrigens die Preisdifferenz noch krasser.
Was denkt ihr?

Ich war am Freitag in Grenznahen Konstanz unterwegs und habe ebenfalls die von dir genannten Bechsteins im gleichen Laden wo ich mein U1 gekauft habe angespielt.

Die Preise für die Schweizer Kundschaft (Hauspreise bereits bereinigt um Steuer) sind dort deutlich tiefer als die von Dir genannten, nur für den Fall dass Du ein solches Instrument mal kaufen wolltest. Selbst die UVP des Herstellers liegt mit ca. CHF 16740 für das 118er Classic schon tiefer.

Gruss
40er
 
Die Preise sind Steuerbereinigt nur für Ausländer d.b. das Klavier muss über die Grenze und die Papiere durch Zoll bescheinigt. Erst dann wir die deutsche Steuer erlassen!
 
Die Preise sind Steuerbereinigt nur für Ausländer d.b. das Klavier muss über die Grenze und die Papiere durch Zoll bescheinigt. Erst dann wir die deutsche Steuer erlassen!

french lesson scheint Schweizer zu sein darum hat er Klaviere in der CH angeschaut und die Preise hier in Franken wiedergegeben. Ausserdem handelt es sich bei seinen Preisen um die bekannten Schweizer Mondpreise.

Da alle Zoll- und Steuerformalitäten vom Verkäufer in diesem Fall durchgeführt werden bezahlt die Schweizer Kundschaft nur noch den entsprechend bereinigten Preis. Lieferung ist gratis.

Habe ich auch alles so gemacht. Klappt einwandfrei.
 
Die offerierten Preise und die Leistungen, die in diesen Preisen inbegriffen sind, sind natürlich eine andere Geschichte (und über das "über die Grenze einkaufen, weil es billiger ist und so das Geschäft hierzulande ruiniert wird" reden wir am besten nicht).

Ich wollte nur über die gewaltige Preisdifferenz von gewissen Oberklass-Modellen diskutieren. Diese Differenzen lassen sich nicht mehr "rationell" mit Kostengründen begründen, sondern nur dadurch, dass es Kunden gibt, die bereit sind so tief in Tasche zu greifen. Es ist wie bei einem Polo-Shirt von Tommy Hilfiger, der deutlich teuerer ist als ein nicht Marken-Modell.
 
Diese Differenzen lassen sich nicht mehr "rationell" mit Kostengründen begründen, sondern nur dadurch, dass es Kunden gibt, die bereit sind so tief in Tasche zu greifen. Es ist wie bei einem Polo-Shirt von Tommy Hilfiger, der deutlich teuerer ist als ein nicht Marken-Modell.

Nun, daß das so ist, ist ja kein Geheimnis. Es gibt ja (und gab immer) auch dt. Hersteller, die Auftragsfertigung bei einem anderen dt. Hersteller machen lassen und das Instrument selber ausarbeiten. Der Listenpreis beträgt dann fast das Doppelte des "Zwillings". Um nicht falsch verstanden zu werden: in dem von mir gemeinten Fall hört man den Unterschied gewaltig; dennoch beinhaltet der Preis einen happigen Rennomée-Aufschlag. Wie in anderen Bereichen auch, gibt es eben Leute, die bereit sind, ihn zu zahlen. Ich selber würde das bei einem Auto oder gar bei einem Hemd (wer bitte ist Thomas Dingsda?) niemals tun, bei einem Klavier durchaus.
 
Die offerierten Preise und die Leistungen, die in diesen Preisen inbegriffen sind, sind natürlich eine andere Geschichte (und über das "über die Grenze einkaufen, weil es billiger ist und so das Geschäft hierzulande ruiniert wird" reden wir am besten nicht).

Ich will deinen thread nicht mit off-topic zerzauseln, aber die offerierten und inbegriffenen Leistungen sind mit denen in der CH gleichwertig. Ein Klavierbauer in der CH hatte nicht einmal eine Lampe/Stuhl oder die Lieferung mit in seinem Angebot includiert.
Gott sei dank sind immer weniger CH`ler bereit diese Mondpreise zu bezahlen.

Am Freitag hat die Invasion der Schweizer beim Grenzshopping in Konstanz zum absoluten Verkehrskollaps in der Innenstadt geführt.

Im Grossen und Ganzen finde ich die Preispolitik der Fa. Bechstein schwer durch schaubar. Die C. Bechsteins sind natürlich sehr klangschön.

40er
 
.... Gott sei dank sind immer weniger CH`ler bereit diese Mondpreise zu bezahlen.

Es gibt auch D-Bürger, die in Tschechien und Polen einkaufen gehen, weil sie die deutschen Mondpreise nicht zahlen wollen.

Gutes Geld in der Schweiz verdienen und dann in Konstanz ausgeben .... hmm "Geiz ist geil". Nein es sind nicht nur Schweizer, die die Strassen nach Konstanz, Waldshut, Lörrach etc. verstopfen, es sind auch einige Deutsche dabei.

Komisch, warum wandern so viele Deutsche in die Schweiz ein (bald die stärkste Ausländergruppe in der Schweiz)? Also so wild wird es mit den Mondpreisen nicht sein.

Sorry für OT
Antoine

P.S. Bechstein Classic macht nur ca. 500-600 Euro Unterschied gegenüber Schweizer Händler. Da die Räumlichkeiten (Ladenmietpreise), Löhne höher sind ... dürfe der Preis nicht übertrieben sein.
 
Zuletzt bearbeitet:

Ich wollte nur über die gewaltige Preisdifferenz von gewissen Oberklass-Modellen diskutieren. Diese Differenzen lassen sich nicht mehr "rationell" mit Kostengründen begründen, sondern nur dadurch, dass es Kunden gibt, die bereit sind so tief in Tasche zu greifen. Es ist wie bei einem Polo-Shirt von Tommy Hilfiger, der deutlich teuerer ist als ein nicht Marken-Modell

Hallo. French-Lesson, diese Diskussion hatten wir hier schon mal. Bei allen Dienstleistungen und Produkten gilt das Pareto-Prinzip. Soll heißen: Mit 20% Aufwand erreicht man bereits 80% Ergebnis, während für die restliche 20% nochmals etwa 80% Aufwand nötig sind.

Definieren wir mal ein 100%-Klavier an einem beliebigen Punkt: Nehmen wir einfach mal an, dass man für 10.000,- ein Klavier bekommt, das alle Erwartungen (Klang, Haltbarkeit, Technik, Aussehen, etc) zu 100% befriedigt. Um nun ein Klavier herzustellen, das (mit großer Wahrscheinlichkeit) 20% besser ist (schwierig zu definieren und sehr subjektiv), sind eben nicht 20% mehr Aufwand (Material/Zeit/Geld/Know-How) nötig, sondern eher 100%. Das heißt, dass ein 20.000,- €-Klavier EBEN NICHT doppelt so gut ist wie ein 10.000,-er, sondern eher nur 15, 20 oder vielleicht 25%.

Je weiter man sich von der Null-Linie (=100%) nach oben entfernt, desto exponentieller wird der Aufwand. Ein Klavier für 30.000 ist somit nicht 3x und auch auch nicht nochmals 25% besser, sondern es erreicht vielleicht nur 130 oder 135% auf der imaginären Skala. Dennoch ist der Preis nicht einer Marke geschuldet, sondern dem tatsächlichen Aufwand.

Geh in eine Klaviermanufaktur und sieh es Dir an. Arbeitsschritte, die im mittleren Segment vielleicht voll- oder halbautomatisiert sind, werden im Top-Segment von den besten Fachkräften gemacht, die das Unternehmen hat (und entsprechend bezahlt). So kann ein Teilarbeitsschritt bei Vollautomatisierung 5,- kosten, bei Linienfertigung durch Menschen 50,- und bei Ausarbeitung durch Spezialisten gar 500,-.

Selbst in der vollautomatisierten Automobilindustrie gilt diese Regel: Ein Auto für 200.000,- ist nicht 10x besser als eines für 20.000,-. Dennoch gibt es genug Menschen, die bereit sind, für Unterschiede zu bezahlen, die anderen gering und ungerechtfertigt vorkommen.

Das Wichtigste aber: Dieses Prinzip kehrt sich unterhalb der 100%-Marke um! Um ein Klavier mit 85% Qualität zu erzeugen, braucht der Hersteller nicht 85% Aufwand, sondern nur noch 25%. Genau dieses Klavier wird jetzt aber NICHT für 25% verkauft, sondern für 8.500,- (also der Qualität und nicht dem Aufwand entsprechend)!!!!

UMSATZBEZOGEN (nicht per Stück, sondern per XY Umsatz) wird mit den Klavieren unterhalb der 100%-Linie richtig, richtig Geld verdient, und oft werden damit die teuren, besseren Klaviere sogar quersubventioniert, um diese dann nicht für 25.000,- sondern für 19.990,- verkaufen zu können.

Am meisten für sein Geld bekommt der Rationalist also bei einem 100%-Klavier - hier sind (theoretisch) Preis und Qualität parallel. Der Emotionale hingegen ist bereit, für einen qualitativen Zuwachs von 30% letztendlich 200% draufzulegen. Beide machen es richtig!
Der Sparfuchs (oder der, der eben nicht genug Kapital hat) - der zahlt zuviel (bezogen auf den Fertigungsaufwand, nicht auf die "Qualität")

Soweit die Theorie. In der Praxis gibt es natürlich die berühmten Ausnahmen. Eine Lederhandtasche 08/15 für 100,- ist ihr Geld wert. Ein handgefertigte Tasche aus dem besten Leder ist auch 1.000,- wert (aber nur 30% "besser"). Ein Hermes-Handtäschchen für 12.000,- hingegen ist Markenfetischismus. Möglicherweise ist es objektiv auch nur 100,- wert. Kommt es aber zum Wiederverkauf, kann das Hermes-Täschchen eventuell sogar mit Gewinn verkauft werden - das ist dann der Markenwert, mit dem man auch trefflich spekulieren kann.
 
Es gibt auch D-Bürger, die in Tschechien und Polen einkaufen gehen, weil sie die deutschen Mondpreise nicht zahlen wollen.

... und weil wir nun mal in der EU leben, sehe ich nicht, was dagegen zu sagen sein soll. Es ist eher eine typisch Schweizer Diskussion, die aus insularer Perspektive den Einkauf jenseits der Grenze mit einem "ja darf der denn das ..?" bedenkt. Gewiß, das allgemeine Preisniveau ist, wie auch die Löhne, in der Schweiz höher als in den Nachbarländern. Es ist aber auch dort höher, wo gar keine Schweizer Glieder in der Produktionskette beteiligt sind. Und in manchen Bereichen, so im Lebensmittelhandel, ist es auch in Relation zum allgemeinen Preisniveau einfach sehr hoch. Wenn man nun verfolgt, wie die Diskussion in Schweizer Zeitungen wie etwa der NZZ oder der BAZ geführt wird, kann sich den Eindrucks nicht erwehren, daß der Schweizer Käufer mit pseudo-ethischen Argumenten davon abgehalten werden soll, sein Geld dort auszugeben, wo er nach seinem Eindruck das Beste dafür bekommt; vielmehr soll er dazu gebracht werden, die Margen des inländischen Handels hoch zu halten. Nun, das ist Sache der Schweizer; für EU-Bürger ist so eine Diskussion, so finde ich, etwas von gestern. Ich kaufe auch jenseits der Landesgrenzen, und nicht vorwiegend, weil es dort billiger ist (ich werde nicht wegen irgendeiner dämlichen Wurst nach Tschechien hinüber fahren), sondern weil das Angebot oft besser ist als in Deutschland. In Österreich etwa gibt es eine ganze Reihe besserer (und nota bene teuerer) Lebensmittel als in Bayern, in Tschechien gibt es Antiquariate, die noch echt was bieten, und in Italien, ja jetzt kommt der Preis ins Spiel, ist der Wein an der Quelle kaum halb so teuer als im deutschen Einzelhandel. Und derlei möchtest Du unter Hinweis auf "nationale Interessen" ein bisserl diskriminieren? Sei mir nicht bös, aber als Bürger einer Exportnation, wie die Schweiz eine ist, solltest du das vielleicht überdenken - funktionieren wird es eh nicht. Ach ja, ich bin vor einer Stunde aus einem Zug gestiegen, der von einem Schweizer Hersteller stammt. Den hättest du eigentlich konsequenterweise nicht über die Grenze lassen dürfen, gelle?

Internationalistische Konsumentengrüßlis!

Friedrich
 
Wenn man nun verfolgt, wie die Diskussion in Schweizer Zeitungen wie etwa der NZZ oder der BAZ geführt wird, kann sich den Eindrucks nicht erwehren, daß der Schweizer Käufer mit pseudo-ethischen Argumenten davon abgehalten werden soll, sein Geld dort auszugeben, wo er nach seinem Eindruck das Beste dafür bekommt; vielmehr soll er dazu gebracht werden, die Margen des inländischen Handels hoch zu halten.
Internationalistische Konsumentengrüßlis!

Friedrich


@sla019

100 % Zustimmung. Protektionismus der reinsten Art. Wenn ich nur daran denke, dass die Invasion von Shoppingtouristen aus der CH ja auch noch zu vielleicht 40 % SVP Wähler sein müssten (im statistischen Sinne), so stellt man schnell ernüchternd und belustigend fest, dass jedem doch das eigene Hemd näher als der Rock ist.

40er
 
Danke fisherman, dein Beitrag leuchtet ein. Ich glaube jedoch, dass der Marken-Anteil in der Preisgestaltung eine grosse Rolle spielt. Soooo unterschiedlich sind die 2 Modelle in meinem Beispiel nicht.

Zum OT. Ich bin kein Mutter Theresa, aber ich kaufe, wenn es geht, bio für die Umwelt und lokal für die Transportwege. Wenn es sich vermeiden lässt, lasse ich die Finger weg von Made in Bangladesh. Wenn ich lokal einkaufe unterstütze ich die lokale Wirtschaft, das lokale Bildungssystem usw. Das ist mir Wert.
Ob es ein Bechstein wird, weiss ich noch nicht. Aber wenn, dann werde ich es vermutlich hier kaufen. Ein Klavierhändler in der Stadt bildet Lehrlinge aus und fördert das Kulturleben der Stadt mit monatlichen Konzerte mit herrvorragenden B-Künstler. Das will ich unterstüzen.

Das gilt für mich, andere müssen selber entscheiden, was für sie am besten ist.
 
Ok, weiss Bescheid. Dieser hat seit Zeiten eine U1 Occasion auf seiner homepage.

Ich habe während meiner Klavierevaluierung ein freundliches Mail geschickt mir doch bitte die Verfügbarkeit, Alter und Seriennummer zu schicken oder mich gleich wegen einem Angebot anzurufen.

Na ja, ist bis heute noch kein Antwort gekommen. Offensichtlich hat er es nicht nötig.....
 
:-) ich kann es mir so gut vorstellen bei ihnen... Aber sie sind super nett (live)!
 
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Auf dem Weg ins Büro habe ich an sla09 gedacht :-)
 

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