Pianistische Leistung

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zu den 6000 Noten: Ich gebe zu bedenken, dass man 10 Finger hat, wenigstenfalls sind das also 50 / 10 = 5 Töne pro Sekunde, was grundsätzlich keine Kunst ist. Wenn man alle 10 Finger gleichzeitig einsetzt, wirds schon ein bisschen "künstlich" (:D), aber ich nehme stark an, dass eine Mischung aus Akkorden und Läufen vorliegt, da kann so eine Zahl schon erreicht werden. Obs gut klingt? Haha.

Zu Chopin-Wettbewerb:
Wie gesagt, meine Liste ist ein Anfang, keine vollständige Aufführung von allem, was man können muss um Erfolg zu haben. Wenn man das kann, was da steht, weiß man, wie man Klavierspielt, man beherrscht sozusagen das pianistische Werkzeug. Das eigene Spiel hat dann aber noch keine persönliche Note. Was macht nun das Spiel von besonders guten Leuten aus? So genau weiß ich das nicht und andere (einschließlich ihnen selbst) wohl auch nicht.

In jedem Fall aber ist es so, dass sie diese Parameter sehr gut und intensiv beherrschen, und darunter ganz besonders die des musikalischen Verständnissess und der Klangvielfalt. Was das Spiel dann besonders macht, sind Dinge, die so sehr ins Detail gehen, dass man sie kaum allgemein benennen kann, aber im großen Gesamteindruck machen sie das Spiel aus. Besondere Momente im Stück werden auf besondere musikalische Weise bedacht, Nuancen der Dynamik, Agogik und "Mikroagogik", Klangbalance zwischen den Stimmen, Pedalgebrauch, Anschlagstechnik. So entwickelt sich ein eigener Stil, der das Spiel unverkennbar macht.

Mit Worten kann man das nur sehr schwer beschreiben, und manchmal ist es auch kaum herauszufinden, warum der eine herausragend ist, während der andere einfach nur gut spielen kann. Aber er hat einfach keinen Wiedererkennungswert, keine Stimme, ist austauschbar und wiederholt nur, was schon gesagt wurde.
Man merkt es, aber begründen kann mans nicht immer...
 
Wenn man alle 10 Finger gleichzeitig einsetzt, wirds schon ein bisschen "künstlich"
Bei einzelnen Tönen kann man zehn Finger eben nicht gleichzeitig einsetzen. Per Definitionem ginge das nur hintereinander. Und dann glaube ich die 6000 Töne/120 Sekunden nicht.
Zehn Finger gleichzeitig und aber dennoch niemals zur selben Zeit so zu bewegen, dass 6000 Anschläge pro 120 Sekunden dabei herauskommen, ist nicht möglich.

Wenn die "single-note"-Bedingung nicht gilt, also Akkorde gespielt und gezählt werden, mag das alles angehen, kann sein.

Und wie ist es mit Glissando?
CW
 
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Zu Chopin-Wettbewerb:
.. Was macht nun das Spiel von besonders guten Leuten aus? So genau weiß ich das nicht und andere (einschließlich ihnen selbst) wohl auch nicht.

... Was das Spiel dann besonders macht, sind Dinge, die so sehr ins Detail gehen, dass man sie kaum allgemein benennen kann, ....

Mit Worten kann man das nur sehr schwer beschreiben, und manchmal ist es auch kaum herauszufinden, warum der eine herausragend ist, während der andere einfach nur gut spielen kann. ..

Das finde ich schon sehr "Wischi-Waschi" , wenn das stimmen sollte, was Du oben kommentierst, wäre das ehrlich gesagt sehr beunruhigend und die fürchterlichsten Vermutungen würden wahr.
Möchtest Du wirklich behaupten man könne den Grund nicht herausfinden, warum einer herausragend ist und der andere einfach nur gut spielt? - Würdest Du auf diese Weise einem Wettbewerbsteilnehmer erklären, warum er gerade aus dem Wettbewerb geflogen ist?

Das wäre sehr unbefriedigend für denjenigen/diejenige und würde den Verdacht der Willkür nur bestärken - das wäre: willkommen im "Zeitalter weit vor der Aufklärung"
 
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Doch, man kann es erklären, aber wie gesagt nicht verallgemeinern. Das muss man dann individuell sagen.
 
Ich finde Stilblütes Liste der messbaren Parameter sehr gut.

Dennoch gibt es bei der Musik einige Parameter, die man nicht bestimmen kann:

Das Spiel von manch einem berührt mich, fasziniert und ergreift mich, das von jemand anders nicht. Wie kommt das.

Und wie will man das messen?

Es hat zweifelsohne mit Geschmack zu tun, dann aber auch mit einer Ebene, die wir nicht beschreiben können, ich kanns jednenfalls icht beschreiben, warm ich beim Zuhören manchmal eine mords Gänsehaut vor emotionalem Berührtsein kriege, dann wieder bei jemand anders gar nicht.

Da gibt es völlig verschiedene Interpretationen von Musikergrößen, deren "Wertigkeit" und Können niemand in frage stellen würde. Dennoch polarisieren sie die Kritiker- und Musikerwelt.

Ich für mein Teil mag Interpretationen, die in sich stimmig in den messbaren Parametern sind, und dabei zusätzlich den individuellen Touch des Interpreten erhalten haben, also durchaus auch durch Eigenwilligkeit auffallen.

Und natürlich müssen die Interpretationen mir Freude bereiten, wie ja Aristoteles schon sagte. ;-):)
 
Bewerten ohne beschreibbare Kriterien wird wohl ein eher undankbares Geschäft sein.

Eine hochkarätige Jury wird wohl sicherlich noch das beste Mittel sein eine Auswahl zu treffen.

Doch es gilt auf jedem Niveau: jeder Mensch hat seine ureigene, individuelle Art Musik zu begreifen und sich ihr zu nähern. Ist nun eine Interpretation ganz anders als erwartet, so ist es zumindest die Ureigene des Interpreten - sein ganz individueller Weg zu diesem Stück - und ist es nicht genau das was wirklich zählt? - ganz unabhängig davon was "erwartet wird" und letzlich "mainstream" ist.
Man müsste eigentlich auf den Menschen der die Interpretation abliefert schauen und vielleicht - wer weiß - auch davon zu lernen versuchen, auch wenn es neu und unerwartet ist.

Mit anderen Worten sollte ein Musiker statt "gefallen zu wollen" nicht lieber voller Hingabe seine eigene Vision von Musik voller Selbstsicherheit geradlinig verfolgen ? - ist sein Suchen "ehrlich", werden sicher viele Menschen folgen.
 
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apropos Kleidung beim Auftritt:

Ich finde, wer im Abendkleid oder im Frack auftritt, der muss auch entsprechend hochkarätig spielen, sonst ist das peinlich.:)

Hautsache man "schwimmt" nicht beim Spielen in der Badehose... Nomen est omen.....;)
 
hihi, ja, das muss man erstmal hinkriegen, das geht bei mir ganz unbewusst.^^
 
Ich verstehe immer nicht, warum sehr viele (ich schreib bewusst nicht "alle") danach aus sind, alles zu bewerten und zu beurteilen, und das ganze am besten noch in einer Top 10 Liste zusammenfassen. Dass man dies im Schach tut, finde ich noch verständlich, da dies eine Kompetiv ausgelegte "Sportart" ist. Musik ist allerdings, zumindest in meinem Verständnis, eine Kunst: Das, was ich mag, höre ich, was nicht, ebend nicht. So lange mir der Pianist gefällt, höre ich ihn, wenn nicht, geh ich ebend zu wem anders. Eventuell ist es in einer Diskussion sinnvoll, solche Bewertungskriterien hinzuzuziehen, um seine Subjektive Meinung ansatzweise Objektiv vertreten zu können; Um sagen zu können, der Pianist X gefällt mir nicht, weil er die Läufe nicht sauber spielt. Letztenendes bleibt sie aber Subjektiv, da man selber entscheidet, ob es einem gefällt: Ob er sie unsauber spielt oder nicht ist fast gänzlich egal, wenn er die Aussage besser vermittelt, als der Pianist Y, der die Läufe sauber spielt, die Aussage des Stückes ansonsten aber nicht ansprechend dem Zuhörer vermittelt.
LG
 

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