Heute Nachmittag war wieder Klavier dran, wir waren in der Wiener Steingraeber-Vertretung, wo auch einige Seiler, Sauter und Bösendorfer nebst Steinway & Sons (Hamburg) herumstanden, und nochmal beim Vermieter unseres Klaviers, um dort die höherpositionierten Modelle Yamaha SE 132 und SU7 anzuspielen.
An Steingraeber-Pianinos waren nur das 122 T und das 130 T mit der magnetisch unterstützten Auslösung ("SFM", Steingraeber Ferro-Magnet) verfügbar, das 138 K stellte sich als "Internet-Papiertiger" heraus.
Um es kurz zu machen: Das 122 T klang ein wenig armselig und die Klaviatur war zäh zu spielen, das 130 T hingegen klang schon richtig schön nach Klavier — schön "harmonisch und rund" —, die Spielweise war angenehm. In dem kleinen Kabinett, wo dieses Instrument ausgestellt war, war der Klang allerdings auch etwas schwer einzuschätzen, möglicherweise schon ein wenig besser, eleganter als unser gemietetes Yamaha YUS5.
Die Beratung war ein wenig "pushy", ging zu Beginn ziemlich am Thema vorbei und am Ende wurde uns ein superkurzer Flügel ans Herz gelegt, obwohl wir mehrfach von unserem Platzproblem berichteten. Über die Qualität der deutschen Produkte wurde zu Ende recht zwiespältig erzählt ("sind schon sehr gut … jedoch klingt jedes anders, unbedingt das Klavier kaufen, das man selber ausgewählt hat") und "ein 138 K sei auch längerfristig nicht im Zulauf, man wisse gar nicht ob es beim Hersteller in Bayreuth überhaupt eines gäbe". Mit Bösendorfer habe es einen eher unangenehmen Bruch gegeben und Bechstein flute nun recht aggressiv den Markt … ein bisserl Mimimi halt.
Auch wurden Mitbewerber teilweise belächelt und einzelne fast schon denunziert, teilweise in recht direkten Worten vom sich selbst outenden Innungsmeister. Die wenigen und eher kleineren Räume waren recht eng, eher schwül-feucht und mit Instrumenten richtig vollgestopft, aber soweit alles in Ordnung. Die Werkstatt blitzsauber, freundliche Mitarbeiter.
Ich sag mal: War schon okay, der Betrieb ist auch sehr gut beleumundet, aber die Beratung war doch eher weniger einfühlsam. Die Produkte für uns mäßig spannend.
Dann gingen wir "zweimal über die Straße" zu unserem Vermieter und haben dort erklärt, dass wir gerne zur Absicherung unserer Kaufentscheidung nochmal die höherwertigen Instrumente von Yamaha anspielen möchten. In völlig entspannter wie luftiger Atmosphäre konnten die drei Instrumente YUS5, SU7 und SE 132 direkt nebeneinander angespielt werden, die Beraterin fand die Idee ganz verständlich und auch gut.
Auf ihre Frage, was der Auslöser dieses Wunsches sei, antworteten wir, dass "der Klang des YUS5 manchmal ein wenig nervig, zu plärrend, zu metallisch" sei. Daraufhin erklärte sie, dass der bestellte Klavierstimmer nach dem Stimmen unbedingt eine Intonierung nach unseren Wünschen versuchen solle, denn da sei erstaunlich viel möglich, das Instrument biete hierfür viel Potenzial.
Im direkten Seite-an-Seite-Vergleich gefiel dann das Yamaha SE 132 mit seinem reineren, klareren Bass und den besser auflösenden Mitten um einen Tacken besser als das YUS5, es klang etwas "runder" und "schöner", "gefälliger". Allerdings fiel auf, dass dieses ein paar Tausend Euro teurere Instrument nur die einfachen Kunststoff-Tastenbeläge bot und TransAcoustic (TA3) dafür gar nicht verfügbar ist, nur das Kopfhörerspiel (SH3) ist gegeben.
Das Yamaha SU7 wiederum, als Topmodell aus Yamahas Pianino-Angebot, klang deutlich sonorer, heller, gefühlt auch etwas lauter. Der Klang war meiner Gattin durchaus sympathisch, mir selbst gefiel das SE 132 mit seiner vergleichsweisen "Zurückhaltung" ein klein wenig besser. Immerhin hier mit den Ivorite-Tastenbelägen, dafür für rund nochmal gut tausend Euro mehr nur gänzlich ohne Elektronik zu haben — dafür mit Agraffen. Wenn, dann wollte meine Gattin dieses Instrument haben.
Beide Klaviere haben das klassische Pianino-Gehäuse mit dem aufklappbaren Notenpult an der Innenseite des Klaviaturdeckels. Wenn man einmal das großzügige flächige Notenpult des YUS5 kennt, auf dem auch einzelne Blätter problemlos stehen bleiben, dann fragt man sich warum das anders sein sollte.
Für mehr Brillianz muss man den Klavierdeckel anheben oder aufklappen, was den Einsatz einer Klavierleuchte erschwert. Das YUS5 bietet mit der Schallöffnung hinter dem Notenpult eine schlaue Lösung.
Und das TransAcoustic-System, wenngleich ein ganzes Stück weit weg von akustischer Perfektion, ist einfach eine praktische Sache beim Transponieren und den Versuchen mit anderen Klavier-Klängen, das E-Piano kommt zB richtig gut. Lächerlich wirken hingegen die "supertollen" Yamaha-CFX- und Bösendorfer-Samples, das wird einfach nichts wirklich Befriedigendes.
Der spaßeshalber angespielte Kawai Shigeru hätte übrigens auch ganz gut gefallen …
Wir werden jetzt noch das Bechstein-Centrum aufsuchen und das Concert 8 anspielen und auf die Ergebnisse des Klavierstimmers und der Intonation warten.
Aber ich denke, dass wir mit dem Yamaha YUS5 in puncto Klang, Spielweise, Preis wie Alltagstauglichkeit einen recht guten Griff getan haben. 10 Jahre Herstellergarantie inklusive.