Mich interessieren eher die Hintergründe der Kündigung, und was liest man:
https://www.zeit.de/1993/15/ein-organist-muckt-auf
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Erster Streich: Ein neuer Pfarrer zeigte sich vom jazz- und pop-orientierten "Neuen geistlichen Lied" mehr angetan als von der internationalen Avantgarde und verbot das Festival aus nicht näher definierten "pastoralen Gründen". Zweiter Streich: Auf den wortgewaltigen Protest des Kantors folgte nach fünfundzwanzig Dienstjahren die Kündigung, die trotz aller Revisionsanträge und Solidaritätsadressen von prominenten Kollegen schließlich als "Zerrüttung des Arbeitsverhältnisses" wirksam wurde. Bares und sein ebenfalls verdammter Kirchenchor gingen ins Exil, zogen mit der Studienwoche zunächst ans Bonner Münster und heuer zum ersten Mal nach Köln zu St. Peter, wo Bares im letzten Jahr wieder einen Kantorenposten angenommen hatte.
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Echt unverschämt, aber typisch, anstatt die Pfarrperson zu versetzen/weiterzureichen (die wird man ja eh nie mehr los), muss der Kantor gehen, der Jahrzehnte genauso gewirkt hatte. Und ein eingeführtes Festival einfach so verbieten zu können, tja, da sieht man wieder das katastrophale Arbeitsrecht und die zahnlosen Mitarbeitervertretungen bei Kirchens. Interessant wäre auch noch die Rolle des Pfarrgemeinderats (nicht selten abnickende Duckmäuser ohne nähere Ahnung oder Interesse) und ob eine Unterstützung durch einen zuständigen Kimu-Verband/Dekanatskirchenmusiker etc. stattgefunden hat. Die gehen ja auch gerne auf Tauchstation, schöne Worte ist einfacher. "Internationale Proteste" von irgendwelchen Professoren aus der Ferne ist zwar nett gemeint, bringt aber natürlich nicht viel.
Da kann man nur gespannt sein, welcher Typ Musikus sich künftig das noch antun will, gerade bei den musikalischen Prioritätensetzung der Obrigkeit für die Zukunft (die paar wirklich hervorgehobenen Stellen an berühmten Orten mal außen vor). Und ob von der Kirchenmusik künftig noch nennswerte Beiträge zur Neuen Musik zu erwarten sind..
PS "Zerrüttung" wird einiges an Zahlung (und wohl auch keine implizite "Schuldfeststellung") bedeuten nach Jahrzehnten Arbeitsverhältnis, aber was bringt's?