Pedalspiel verpönt?

Hiob

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Hallo, ich lese und höre öfter mal wieder, dass das Pedalspiel unter
Pianisten langsam verpönter wird, also dass man gänzlich ohne Pedale
spielt. Ist das ein Trend? Oder ist es wirklich so dass das Pedal gerade
im professionellen Bereich (Konzertpianisten) nur ungerne genutzt wird
und inzwischen nahezu verpönt ist.
Schon Schubert oder Schumann oder Beethoven soll ja gesagt haben,
dass das Pedal bei ihm verpönt sei, dass er es nicht mag und überhaupt,
dass das Pedal "doof" ist.

Hat hier jemand eine Meinung dazu? 1000 Dank!
 
Naja, ich denke es hängt viel davon ab, wer denn der Komponist des zu spielenden Stücks ist. Bei Bach z.B. ist auch bei mir das Pedal verpönt (ich bin kein Profimusiker). Bach klingt einfach irgendwie viel reiner ohne Pedal. Mozart spiele ich überwiegend ohne Pedal, wobei es da Ausnahmen gibt (gerade in den langsamen Sätzen nehme ich hier schon verhältninsmäßig viel Pedal - es gibt aber auch Stücke von Mozart, die ich komplett ohne Pedal spiele. KV 330, 1. Satz zum Beispiel).
Auf der anderen Seite würde ich nie auf die Idee kommen ein Prelude von Debussy oder die Sonatine von Ravel oder etwas anderes impressionistisches ohne Pedal zu spielen. Ebenso wie ich sehr stark davon ausgehe, dass kein Profimusiker überhaupt auf die Idee kommen würde ein Stück des Impressionismus ohne Pedal aufzuführen. Das ist mehr oder weniger unmöglich.
Auch bei den Romantikern ist oft recht viel Pedal dabei.
 
Mit Pedal scheint es genauso zu sein, wie mit Verzerrung für E-Gitarren. Manche glauben, ohne geht es nicht, andere finden es fürchterlich, manche glauben damit Fehler übertünchen zu können. Mit "Pedal" meine ich hierbei natürlich den Gebrauch zur Klangbeeinflussung.

Ich fände es einfach idiotisch, hier festen Regeln zu folgen wie z.B. "Bach nie mit Pedal", "Chopin immer mit Pedal" (letzteres zu brechen dürfte schwerer sein) und so weiter. Es zählt doch immer der Geschmack, der Klang des Klaviers, die Akkustik im Raum und so weiter.

Schubert kann sich nicht gegen das Pedal geäußert haben, es gibt sogar ein Stück von ihm, in dem das Pedal explizit verwendet werden soll.

Was man ruhig verpönen könnte wäre das unnötige Pedalbinden, vor allem bei Klavierschülern. Wenn man es erstmal kann, darf man es sich natürlich wieder einfach machen, wozu die Finger verrenken, wenn man noch Füße hat :)

PS: Es gibt da natürlich noch die historisch korrekte Aufführungspraxis. Dazu kann ich aber nicht viel sagen, außer, daß sie praktiziert wird. Das könnte man wohl einen Trend nennen. Wie bedeutend der ist? Keine Ahnung.
 
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Schon Schubert oder Schumann oder Beethoven soll ja gesagt haben,
dass das Pedal bei ihm verpönt sei, dass er es nicht mag und überhaupt,
dass das Pedal "doof" ist.

Das Beethoven sich gegen das Pedal geäußert haben soll, kann ich mir nicht vorstellen. Bei dem ersten Satz der Mondscheinsonate gibt es die Spielvorschrift von Beethoven selbst, das Pedal das ganze Stück hindurch gedrückt zu halten.
Ist zwar ziehmlich heftig, aber die Pedale der Klaviere damals (noch Hammerklaviere?) hatten eine viel geringer Wirkung als die Heutigen.

Eine Weltformel für das Pedal kann es meiner Meinung nach nicht geben.
 
"Ich habe nun zwanzig Jahre an meinem Legatospiel gearbeitet, und jetzt kommt irgendein eingebildeter Halbstarker hier rein, der mit dem Pedal dasselbe hinkriegt. Nein! Der soll genauso hart arbeiten wie ich!"
 
Pedalgebrauch

Das Pedal wird mit dem Gehör gedrückt, viele Leute drücken es mit dem Fuß (Skrjabin?).
Manche machen aus dem Pedalgebrauch bei Barockmusik fast eine Weltanschauung. Spätestens bei Bachbearbeitungen von Liszt, Busoni, Hess, Siloti, Reger usw. ist das Pedal wieder da. Und wie: zum Binden, zum Töne halten usw. Und das waren nicht die schechtesten Klavierspieler! (Grins!)
Mondscheinsonate, erster Satz. Beethoven schreibt vor, das Pedal durch das ganze Stück gedrückt zu halten. Das ging damals ganz gut bei den so dünn besaiteten Klavieren - aber heute nicht mehr. Unsere Klaviere tragen mit ihrem Klang viel länger!
Waldsteinsonate letzter Satz: Beethoven hatte schon seinen neuen Erard, aber über lange Strecken wird Pedal vorgeschrieben. Barenboim hält sich genau daran - ist nicht mein Ding!
Ich liebe pedallose Passagen. Sie werden sehr heikel, aber gewinnen an Brillanz. Z.B. Staccatostücke wie Manchega von Gottschalk oder La Jongleuse von Moszkowski spiele ich fast ganz ohne Pedal.
Neuerdings spiele ich beim Einüben von neuen Stücken zunächst fast alles ohne Pedal oder nehme ganz wenig Pedal, der Kontrolle und der Präzision wegen.
Aber: Ein Klavier ohne Pedal ist nur ein kastriertes Etwas.
In diesem Sinne viel Pedal ... äh, Erfolg meine ich!
Walter
 
Schon Schubert oder Schumann oder Beethoven soll ja gesagt haben,
dass das Pedal bei ihm verpönt sei, dass er es nicht mag und überhaupt,
dass das Pedal "doof" ist.

Ich halte das für völlig unglaubwürdig. Wenn es Belege für solche Äußerungen geben sollte, dann bitte ich um eine Quellenangabe!

Die Pedal-Phobie ist eine "Errungenschaft" des 20. Jahrhunderts, genauer gesagt des "Neoklassizismus", der mit der tatsächlichen Klassik nichts, aber auch garnichts zu tun hat. Es war eine Gegenströmung zur gefühlsüberladenen Spätromantik und des Jugendstils. Plötzlich meinte man, Musik müsse völlig trocken, rational, knapp, mechanisch, "senza espressione" gespielt werden. So wie auch im Bauhausstil alle Arten von Verzierungen aus dem Design verbannt wurden. Mit dem was die echten Klassiker in ihrer Musik ausdrücken wollten, hatte das wie gesagt überhaupt nichts zu tun.
 
Ich finde diese ganzen Pedaldiskussionen allgemeiner Art ziemlich unnötig. Musik sollte von jedem so interpretiert werden, wie er es für richtig empfindet und zwar mit seinen vorhandenen Mitteln - Instrument, Verständnis und Spielfähigkeiten. Ein Pianist, der sich weigert, mit oder ohne Pedal zu spielen, schränkt sich halt ein - was er ja darf.
 
Die Pedal-Phobie ist eine "Errungenschaft" des 20. Jahrhunderts, genauer gesagt des "Neoklassizismus", der mit der tatsächlichen Klassik nichts, aber auch garnichts zu tun hat.

Mag ja sein, dass es einzelne Pianisten gibt oder gab, die kaum mit Pedal gespielt haben, wie z.B. Glenn Gould. Aber von einer generellen Pedal-Phobie kann doch gar keine Rede sein.

Und - welches Pedal meinst du damit überhaupt? Eine Phobie auf den Gebrauch des rechten oder des linken Pedals oder eine Phobie auf den Gebrauch beider Pedale einzeln oder zusammen?

Manchmal habe ich den Eindruck, dass eher über den Gebrauch des linken Pedals die Nase gerümpft wird. Völlig zu Unrecht, denn der Wechsel von due-zu una corda bzw. tre-zu due corda bewirkt einen ziemlichen Klangunterschied (egal ob man laut oder leise spielt). Wenn man den nicht ausnutzt, vergibt man wirkungsvolle Gestaltungsmöglichkeiten.

Ich finde eher, dass heutzutage das Pedal ziemlich liberal und unterschiedlich gehandhabt wird, je nach Pianist und/oder Musikstück. Persönlich nehme ich das rechte Pedal bei Bach sehr sparsam (das linke schon öfter), weil es sich wie ein Schleier über die parallelen Stimmen von polyphonen Stücken legt, was ich nicht so mag. Das hat nichts mit genereller Pedal-Phobie zu tun, eher mit dem Charakter der Stücke. Ansonsten, bei Chopin z.B. sehr reichlich.
 
Glenn Gould hat Bach durchaus mit Pedal gespielt, aber nicht auf die romantische Weise.
 

Ob man nun sagt "Pedal = böse!" oder "romantisch = böse!" das kommt ja auf das selbe heraus.

Wie kommst du eigentlich auf diese Assoziationen? Kannst du Beispiele für ernst zu nehmende Leute nennen, die in deutlicher Weise ausgedrückt haben, das es böse sei, mit Pedal oder romantisch zu spielen?

Im übrigen habe ich öfters den Eindruck, daß du mir eine Anti-Pedal-Manie unterstellst, was absolut falsch ist. Ich habe zwar die Träne von Mussorgsky ohne Haltepedal gespielt, aber das war ein Experiment, provoziert durch die Bemerkung "das spielt man doch sowieso mit Pedal" und es war interessant. Ansonsten setze ich das Haltepedal gezielt ein, wo immer es zweckmäßig ist und lasse es da weg, wo ich keine Notwendigkeit sehe. Als "böse" könnte man höchstens bezeichnen, wenn jemand das Pedal objektiv falsch verwendet und damit die Musik verstümmelt, ich würde das aber eher als "unwissend" oder "dumm" bezeichnen.
 
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Wie kommst du eigentlich auf diese Assoziationen? Kannst du Beispiele für ernst zu nehmende Leute nennen, die in deutlicher Weise ausgedrückt haben, das es böse sei, mit Pedal oder romantisch zu spielen?


Ich weiß jetzt zwar nicht, wen du als "ernst zu nehmende Leute" anerkennen würdest, aber ich kenne unzählige Klavierlehrer(innen), Musikkritiker und sonstige Leute, die vorgeben zu wissen, wie Bach zu spielen sei. Ich denke mir sowas ja nicht aus. Es ist leidvolle Erfahrung. Und es wird mir hier ja auch immer wieder bestätigt. Wenn ich dich nun fälschlicherweise dieser Feindesgruppe zugerechnet habe, dann sorry, dann war es wirklich ein Mißverständnis meinerseits.
 
Beethoven soll Pedalspiel verpönt haben?

Er war der ertse Komponist der das Klangpedal erstmals auf längere Strecken obligat vorschrieb, wie u.a. in der "Mondscheinsonate" (ich hasse diesen Titel).

=> siehe "senza sordino" = "ohne Dämpfer" = mit Pedal

Außerdem war der exzessive Gebrauch des Pedals, wie man ihn Beethoven bei seinen etlichen Phantasierwettbewerben nachsagt, der damals alle seine Kontrahenten deklassierte. (Gerade weil es so ungewohnt war)

So schreibt zumindest Czerny, Beethovens Schüler...
 

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