Orgelimprovisation Schule

Hey, bin zwar kein besonders guter Organist, unterrichte aber Jazz-Improvisation auf dem Klavier. Nach meiner Erfahrung gibt es bei Leuten, die nicht gerne improvisieren, auf der einen Seite jene, denen eher die Werkzeuge fehlen (also das Wissen über Akkorde, Tonleitern etc.) und auf der anderen Seite diejenigen, die das Gelernte über Musiktheorie nicht gut anwenden können. Nach dem was ich hier gelesen habe, bist du eher Typ 2.
Ich würde an Deiner Stelle mal eine Improvisation, die Dir gefällt (es gibt ja genug auf YouTube), transkribieren, nachspielen und dann versuchen, das Gelernte auf ein anderes Stück zu übertragen. Vielleicht erst schriftlich, dann improvisatorisch.
 
@Werschtfried, dein Namen gefällt mir sehr
 
Apropos Improvisationen notieren, bei Butz gibt es viel Cochereau für wenig Geld (s. Werbung in der neuen AO)
https://butz-verlag.de/deutsch/cochereau.htm
Wieviel ist eigentlich bislang transkribiert (mittlerweile gibt es ja nette Hilfsmittel wie Timestretching)? Und werden Änderungen/Verbesserungen angeboten/notiert?
Gut, das ist jetzt hier nicht so hilfreich, aber die Impros von Sietze de Vries nachzuvollziehen (Taktart, Form, Harmonik, ein paar Takte notieren) dürfte gut möglich sein..
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Die Meinung von Sietze de Vries zu Cochereau ist auch sehr interessant:
Ich bewundere eher ein Bicinium auf einer einmanualigen, mitteltönigen Orgel, als die lauten Klangfeuerwerke auf einem riesigen Instrument in einer großen Kathedrale, etwa in der Art von Pierre Cochereau. Leider denken viele Organisten, dass diese eindrucksvollen Klänge der Gipfel der Improvisationskunst seien. Auch der berühmte Improvisationswettbewerb in Haarlem ist schwer von diesem Virus angesteckt!
 
Vielleicht ist das auch noch interessant, keine Ahnung, wer/welcher Verlag dahinter steckt, ist auch noch im Aufbau.
https://orgel-eg.de/ (Registrierung notwendig)
Dann gab es bei Organpromotion noch eine größere Serie "Die Kunst der Orgelimprovisation", ist mittlerweile auch bei Youtube/Spotify zu finden. https://open.spotify.com/search/die kunst der orgelimprovisation
Dann eine Einspielung eines Carus-Vorspielbandes:
https://open.spotify.com/album/0fqYpZohkqezDWkZVeoJ7g
Da kann man auch gut Anregungen herausziehen...
 
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Alleine? Möglich, könnte aber auch eine Hochschule/Verlag etc. sein. Ist bisher tatsächlich der einzige "Zuträger". Die/eine Zweckbestimmung scheint ja ein Abspielen zu sein, wenn kein(e) OrganistIn vorhanden ist? Hmm..
Ein Impressum wäre jedenfalls anzuraten, da lauern genug Abmahngeier. Die einfache Abfrage über die DENIC gibt's irgendwie auch nicht mehr...
 
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ich versuche meine Erfahrungen mit Improvisation zu beschreiben:
mein Anfang an der Orgel kam völlig ohne Improvisationsversuche aus.
Unser Kantor gab mir etwa ein Jahr Unterricht und sagte dann: Ich kann dir nichts mehr beibringen. Ein Volksschullehrer wurde in dieser Richtung ein Vorbild für mich. Er konnte toll improvisieren - z. Teil neobarock und auch in Annäherung an Jazz. Er spielte am Sonntag Orgel und unter Woche bei einer Jazzband. Fand ich Klasse. Er hatte das absolute Gehör. Dann war ich einige Jahre zum Studium weg und ein Pfarrer redete mir solang zu, bis ich sein Organist wurde. Große Frage:
Wie spielt man einen Choral ein ? Keine Ahnung am Anfang.
Deshalb las und spielte ich alle Orgelbücher, die mir unter die Finger kamen in allen Richtungen durch. So hatte ich tatsächlich genügend Mut, um zum Gottesdienst zu improvisieren. Und das wurde freier.
Ich habe seit 2007 regelmäßig auf einer sehr guten Riegerorgel III+P/58 gespielt und habe oft meinen Rekorder laufen lassen.
Im Rückblick würde ich nur zwei meiner Aufnahmen gelten lassen. Die waren wirklich frei improvisiert ( ohne Vorbereitung )
Die hänge ich an. Die in e-moll entstand als Postludium nach dem Schlusslied Nr. 171 EKG "Bewahre uns Gott, behüte uns Gott", das ich mit einer kleineren Instrumentalgruppe begleitet hatte. Weil mein Rekorder lief, habe ich dann gleich losgelegt. Die Aufnahme war allerdings etwas übersteuert. Ich habe das Stück zwei Jahre später aufgeschrieben.
Das kann ich gerne Interessenten als PDF-Datei schicken.
Das 2. eine Art Sortie finde ich im Augenblick nicht - wird nachgeliefert :-)
am Schluß einer
Den Anhang 16 U.Metzner_Improvisation e-moll.mp3 betrachten
Übungsstunde auf einer Linkorgel II+P/30.
 
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Also ganz systematisch in Sachen Impro ist die Orgelschule von Andrea Kumpe. Die Improteile sind größtenteils von der Augsburger Domorganistin Claudia Waßner.
 
Die Meinung von Sietze de Vries zu Cochereau ist auch sehr interessant:
Ich bewundere eher ein Bicinium auf einer einmanualigen, mitteltönigen Orgel, als die lauten Klangfeuerwerke auf einem riesigen Instrument in einer großen Kathedrale, etwa in der Art von Pierre Cochereau. Leider denken viele Organisten, dass diese eindrucksvollen Klänge der Gipfel der Improvisationskunst seien. Auch der berühmte Improvisationswettbewerb in Haarlem ist schwer von diesem Virus angesteckt!
Es ist auch sehr interessant zu sehen, dass früher ja fast nur improvisiert wurde. Im selben Interview, aus dem dieser zitierte Abschnitt stammt, sagt er auch, dass die Improvisation wie eine Muttersprache ist. Glaubt ihr, dass damals der durchschnittliche Organist besser improvisiert hat als heute der durchschnittliche studierte Kirchenmusiker? Hier kann man das Interview nochmal nachlesen:

Interview Netzwerk Historische Improvisation 2014 (Deutsch), https://www.sietzedevries.nl/english-deutsch/netzwerk-historische-improvisation/ (heute aufgerufen)​

 
Glaubt ihr, dass damals der durchschnittliche Organist besser improvisiert hat als heute der durchschnittliche studierte Kirchenmusiker?

Ich glaube, dass das so einfach nicht zu beantworten ist. Improvisation ist ein weites Feld. Und durchschnittlicher Organist war und ist auch ein weites Feld.
Ich lehne mich aber mal soweit aus dem Fenster, um zu sagen, dass der durchschnittliche Organist auf jeden Fall besser improvisiert hat als ich.
Aber Improvisation an der Orgel kann heute auch Elemente von Jazz, Pop enthalten oder vollkommen atoonal sein. Das war früher eher anders.
Der Stellenwert der Improvisation war vermutlich aber höher und ist wohl insbesondere ab dem Übergang von Klassik zu Romantik rapide zurückgegangen.
 
Gerade wieder in Sietze de Vries' YouTube-Kanal reingehört. Da frisst einen der Neid, die vielleicht überzeugendste Ergänzung von BWV 573, und dann auch noch improvisiert!

 
Gerade wieder in Sietze de Vries' YouTube-Kanal reingehört. Da frisst einen der Neid, die vielleicht überzeugendste Ergänzung von BWV 573, und dann auch noch improvisiert!


Ja der kann es. Kürzlich habe ich in den Niederlanden einen Gottesdienst gespielt und der Pfarrer hat mich gefragt, ob ich eine Psalmimprovisation machen könnte - dazu hat er einen Link geschickt von de Vries und gesagt, so wie er das macht.
Meine Antwort war, nein, eher nicht.
 

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