Olga Scheps - gereifter Shootingstar

OT: Habe ich gestern Abend noch auf Classica in einem Konzert aus dem Jahr 2007 mit Hamelin gesehen, habe aber nicht auf die Uhr geschaut;-). War leider die letzte Folge und der letze Pianist der 4 Konzerte mit dem Titel "Legato - Die Kunst des Klavierspiels". Zuvor eine Haydn-Sonate in E-Dur, danach noch den 2. Band der Préludes von Debussy und natürlich diverse Zugaben, u.a. eine eigene Bearbeitung des Wiegenliedes von Tschaikowsky für die linke Hand und Gershwin. Ganz großes Kino:super:.
ein grandioser Pianist!
 
Ich verstehe überhaupt nicht, warum man auf eine Ausführung mit Streichern zurückgreift. Der Original-Orchestersatz ist ohnehin schon flach und über weite Strecken kaum mehr als ein Klangteppich - was gewinnt man, wenn man jetzt ausgerechnet die Stellen noch nivelliert, die wenigstens etwas Farbe ins Spiel bringen (z.B. die Hornsignale) oder die Fagott-Soli im 2. Satz?

Hier betreten wir Fragen der Küche und Zubereitung.

Ich finde, das Klavier kommt mit reduzierter Besetzung mehr zur Geltung. Auf die Pauken und Trompeten kann ich :-) hier verzichten. Die Meinung ist aber verbreitet, dass Chopin im Orchesterpart keine Meisterleistung geboten haben soll. Es gibt aber auch dezidierte Gegenstimmen. Ich müsste aber jetzt nach-recherchieren, um Belege für die Fachmeinungen beider Darlegungen zu zeigen. Es fehlt im Moment die Zeit ).

P.S. Ich bin nur stolzer "Klaviateur" und bewundere jeden, der etwas besser spielt als ich selbst, mit der grössten Wertschätzung. Und dazu gehört wahrscheinlich nicht so sehr sehr viel. )))
 
Ich finde, das Klavier kommt mit reduzierter Besetzung mehr zur Geltung.

Es kommt ohnehin sehr zur Geltung. Wenn das Klavier spielt, übernimmt das Orchester rein begleitende Funktion - ohne je etwas Substanzielles beizutragen. Das hat Chopin sich vom Belcanto abgeschaut, und es ist auch in Ordnung. Aber leider beginnt das Konzert mit fast 5 Minuten Orchesterexposition. Stell dir vor, es gäbe kein Klavier und das Werk wäre eine Sinfonie geworden. Kein Mensch würde sich die heute anhören wollen. Und diese auffällige Diskrepanz zwischen Klavier- und Orchesterbehandlung wird nicht besser, wenn man das Orchester auch noch seiner Klangfarben beraubt.
 
OT: Habe ich gestern Abend noch auf Classica in einem Konzert aus dem Jahr 2007 mit Hamelin gesehen, habe aber nicht auf die Uhr geschaut;-). War leider die letzte Folge und der letze Pianist der 4 Konzerte mit dem Titel "Legato - Die Kunst des Klavierspiels". Zuvor eine Haydn-Sonate in E-Dur, danach noch den 2. Band der Préludes von Debussy und natürlich diverse Zugaben, u.a. eine eigene Bearbeitung des Wiegenliedes von Tschaikowsky für die linke Hand und Gershwin. Ganz großes Kino:super:.

Menn...und seinen "Un Sospiro" damals, den mochte niemand (bis jetzt), nur ich , buhuhuhuhuu :cry2:

:super:
https://www.clavio.de/threads/welch...ro-gefaellt-euch-am-besten.17259/#post-306967

LG, Olli
 
Wenn das Klavier spielt, übernimmt das Orchester rein begleitende Funktion - ohne je etwas Substanzielles beizutragen. Das hat Chopin sich vom Belcanto abgeschaut, und es ist auch in Ordnung..

Hat er sich das wirklich bewusst abgeschaut, oder war er nicht zu mehr in der Lage, bzw. hat ihn das Orchestrale nicht sonderlich interessiert? Wüsstest du da was genaues zu? Fänd ich mal spannend, weil bis auf Die beiden KKs und ein paar Tänze hat er ja glaub ich nichts mit Orchester geschrieben oder?
 
Hat er sich das wirklich bewusst abgeschaut, oder war er nicht zu mehr in der Lage, bzw. hat ihn das Orchestrale nicht sonderlich interessiert?

Chopin konnte mit dem Orchesterapparat sicher nicht allzu viel anfangen - er hat ja nie ernsthaft versucht, Orchesterwerke zu schreiben. Das erklärt auch die Art seiner Klavierkonzerte, bei denen das Orchester nichts weiter ist als ein schmückendes Beiwerk - alles Wesentliche wird im Klavierpart gesagt. Er hat diesen Stil, der im Prinzip eine Übertragung des Belcanto-Stils auf das Instrumentalkonzert ist, nicht erfunden (der war zu Chopins Zeit gerade en vogue), aber er hat den Belcanto sehr gemocht und ihn sich auch in der reinen Klaviermusik oft zum Vorbild genommen. Wenn man beispielsweise "Casta Diva" auf dem Klavier spielt, könnte man die Arie fast mit einem Chopin-Nocturne verwechseln.

Man muss die Konzerte nehmen, wie sie sind. An die sinfonische Komplexität von Mozart oder Beethoven reichen sie bei weitem nicht heran - aber der Klaviersatz ist toll und überaus poetisch. Solange das Klavier spielt, ist die Welt auch vollkommen in Ordnung. Problematisch sind in erster Linie die Ein- und Überleitungen, in denen das Klavier pausiert. Da werden die Mängel in der Orchesterbehandlung schnell offensichtlich.
 
Zuletzt bearbeitet:
@mick
Wahrscheinlich wär sein Status auch noch mal ein ganz anderer, wenn er seine Fähigkeiten
vom Klavier aufs Orchester hätte übertragen können.
 
OT: Kennst Du die Bearbeitung des Orchesterparts durch Pletnev und die entsprechende Einspielung der Chopin-Konzerte mit Trifonov und wenn ja, was hältst Du davon?

Ja, genau, habe ich privat gespeichert beim Kabelanbieter gespeichert. Fand aber keinen Link bisher. Das wurde ja kürzlich ausgestrahlt, auch mit Interview. Das ist künstlerische Freiheit. Werde es mir demnächst nochmals ansehen/anhören. Vielleicht kann man es privat teilen.
 

Chopin konnte mit dem Orchesterapparat sicher nicht allzu viel anfangen - er hat ja nie ernsthaft versucht, Orchesterwerke zu schreiben. Das erklärt auch die Art seiner Klavierkonzerte, bei denen das Orchester nichts weiter ist als ein schmückendes Beiwerk - alles Wesentliche wird im Klavierpart gesagt. Er hat diesen Stil, der im Prinzip eine Übertragung des Belcanto-Stils auf das Instrumentalkonzert ist, nicht erfunden (der war zu Chopins Zeit gerade en vogue), aber er hat den Belcanto sehr gemocht und ihn sich auch in der reinen Klaviermusik oft zum Vorbild genommen. Wenn man beispielsweise "Casta Diva" auf dem Klavier spielt, könnte man die Arie fast mit einem Chopin-Nocturne verwechseln.

Man muss die Konzerte nehmen, wie sie sind. An die sinfonische Komplexität von Mozart oder Beethoven reichen sie bei weitem nicht heran - aber der Klaviersatz ist toll und überaus poetisch. Solange das Klavier spielt, ist die Welt auch vollkommen in Ordnung. Problematisch sind in erster Linie die Ein- und Überleitungen, in denen das Klavier pausiert. Da werden die Mängel in der Orchesterbehandlung schnell offensichtlich.

dazu eine Aussage von Arthur Rubinstein über Chopin:" keiner hat fürs Klavier so wunderbar geschrieben wie er, er hat sich ganz dem Klavier hingegeben, er konnte nicht für andere Instrumente schreiben, hatte keine Kammermusik, keine Symphonische Musik geschaffen, aber fürs Klavier hat er das Magischste wunderbare geschafft......"
 

Eine Stelle, die mir bei Olga Scheps wesentlich besser gefällt ist zum Beispiel im vierten Satz:
Die beiden schönen Akkorde in der linken Hand,
der Subdominatne - Akkord mit hinzugefügter Sexte, der in den Dominat- Septakkord übergeht. Bei Daniil Trifonof sind diese bei 23:40 nicht so deutlich, wie in der Aufnahme von Olga.
Gleiche Stelle bei Olga bei 30:18. Da hört man gleich, ah, da ist ja noch etwas in der linken Hand und gefällt mir persönlich wesentlich besser. Der Zuhörer hört hier viel deutlicher die beiden Akkorde:



Aber wie gesagt, die Aufnahme von Daniil Trifonof gefällt mir ebenfalls. Und ich mag das eigentlich gar nicht so zu vergleichen, wer was wo besser oder schlechter spielt. Sie spielen es unterschiedlich, aber jeder mit seinen eigenen großen pianistischen Stärken.
 
Zuletzt bearbeitet:
Off-topic: in der Sendung des wdr ist am Ende zu sehen, wie der Flügel für den Open Air Auftritt gestimmt wird. Kennt jemand den Klavierstimmer?

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Olgachen spielt am 26.3. übrigens in Kölle. Bach, Schönberg, Mozart und Chopinskys 2. Konzert in Streicherfassung

Und Kurz Kurz hat jetzt bereits sein Konzert in der Kölner Philharmonie Ende April abgesagt.
 
Ein Freund von mir behauptet zu wissen, er hätte Fokale Dystonie. Ob das richtig ist, weiß ich nicht. In jedem Fall tut mir das ehrlich leid für ihn :-(
Was lernen wir daraus: Verheiz dich nicht...:puh:
 

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