Oberdämpfer Vor(ur)teile

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15. Dez. 2009
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Liebe clavio-Freundinnen und -Freunde,
in allen Foren und auf allen Plattformen, die sich mit Klavieren befassen, kommen von Zeit zu Zeit die Vor- und Nachteile der Oberdämpfungs-Mechanik bei Klavieren auf die Tagesordnung. Ich stehe seit sehr vielen Jahren dem Oberdämpfungskonzept mit deutlich positivem Respekt und zum Teil mit Bewunderung gegenüber. Heute habe ich mir nun einmal die Zeit genommen, wesentliche Aussagen, die immer wieder zu hören und zu sehen sind, etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

- Oberdämpfer taugen nichts
- Die Oberdämpfung ist veraltet
- Oberdämpfer dämpfen schlecht
- Oberdämpfer-Klaviere spielen sich nicht gut
- Oberdämpfer-Mechaniken sind nur bei Blüthner und Ibach gut
- Oberdämpfer-Klaviere lassen sich schlecht stimmen

Jeder dieser Aussagen widme ich im Folgenden ein Kapitel.
 
1) "Oberdämpfer taugen nichts"

Oberdämpfer taugen sehr wohl!
Vollwertige Klavier-Repetitions-Mechaniken dämpfen die Saiten entweder oberhalb oder unterhalb der Hammeranschlaglinie. Beide Konzepte sind im Prinzip gleichrangig und voll funktionsfähig. Alle Aspekte der Qualität sind davon vollkommen unabhängig. Mit der Benennung des Dämpfungskonzepts ist demgemäß über Qualität oder technische Brauchbarkeit eines individuellen Klavieres nichts ausgesagt. Richtig ist allerdings, dass es in der Zeit von ca. 1890 bis 1905 ziemlich viele billige Klaviere gab, die mit Oberdämpfung gebaut wurden. Die Gründe dafür dürften kaum technischer Natur gewesen sein. Ich vermute eher, dass es lizenzrechtliche Hürden gab, dass also die Erfinder/Entwickler bestimmter wesentlicher Aspekte der modernen Unterdämpfungsmechanik sich die Verwendung ihrer Patente ordentlich bezahlen ließen. Und dass deshalb womöglich viele Hersteller auf diesen Kostenfaktor verzichteten, um der Marktchancen willen. (Wer Genaueres weiß, möge es bitte mitteilen.)
 
2) "Die Oberdämpfung ist veraltet"

Das ist mindestens unpräzise.
Erstens ist es keineswegs ausgemacht, dass die Oberdämpfungskonstruktion beim aufrechten Klavier älter ist als die Unterdämpfungskonstruktion. Eher vermute ich das Umgekehrte; denn eigentlich ist die Unterdämpfung weniger aufwändig als die Oberdämpfung. Sicher ist jedenfalls, dass es Unterdämpferklaviere schon sehr lange gibt, schon um 1850 oder früher.
Zweitens werden zurzeit zwar keine Oberdämpferklaviere gebaut; insofern hat sie sich derzeit überlebt. Aber es ist noch lange nicht ausgemacht, ob sie nicht irgendwann, in womöglich konzeptionell überarbeiteter Form, wiederkommt.
 
3) "Oberdämpfer dämpfen schlecht"

Diese Aussage finde ich unfair und halte sie deshalb für unzutreffend.
Richtig ist, dass die Oberdämpfer-Püschel recht nahe am Saitenende greifen. Das hat zwei Konsequenzen: Zum einen ist die Dämpfung insgesamt weicher, nicht so abrupt wie bei Unterdämpferklavieren und bei Flügeln. Zum zweiten strebt der Angriffspunkt zum Diskant hin immer näher dem Saitenende zu, so dass die Dämpfung nicht, wie bei Unterdämpfung und bei Flügeln, bei irgendeinem Ton der dreigestrichenen Oktave abrupt aufhört. Sondern bei Oberdämpfung schleicht die Dämpfung von der zweigestrichenen in die dreigestrichene Oktave hinein aus.
Richtig ist noch etwas, und das ist gewissermaßen tragisch: Grundsätzlich sollte und muss jede Mechanik reguliert werden, und zwar bald nach dem Kauf und dann von Zeit zu Zeit. Es gibt aber keine "TÜV"-Pflicht für Pianos und gab noch nie eine. Und deswegen bekommen seit Ewigkeiten nur erschreckend wenige Pianos die notwendigen oder dringend ratsamen Instandhaltungsmaßnahmen. Und im Hinblick auf diesen misslichen Umstand sind Unterdämpfer-Mechaniken allerdings im Vorteil. Denn selbst im schlecht regulierten Zustand laufen sie meist noch halbwegs brauchbar. Oberdämpfer-Mechaniken dagegen nehmen es übel, wenn man sie schluren lässt. Denn die gewichtsbewehrten Dämpfer setzen sich schon bald, der Filz verdichtet sich, und dann müssen sie nachreguliert werden. Wenn das nicht erfolgt, dämpfen sie schlecht, und das gibt es leider haufenweise. Tut man's aber, gibt's keine Probleme!
 
4) "Oberdämpfer-Klaviere spielen sich nicht gut"

Eher das Gegenteil ist richtig.
Bei der Oberdämpfungsmechanik erfolgt die Dämpfung mittels Masse und Erdanziehungskraft, so wie beim Flügel. Und bewegte Masse ist für das Spielgefühl grundsätzlich vorteilhaft, weil die Trägheit der bewegten Masse die Differenzierung zwischen leise und laut, zwischen schnell und langsam, viel intensiver erlebbar macht als die massearme Federkraft. Und eben letzteres gilt für die Unterdämpfung: dort wird mit starker Federkraft und wenig Masse gedämpft.
Noch etwas anderes spricht für die Oberdämpfung.
Bei der Unterdämpfungs-Konstruktion muss die gesamte Dämpfer-Anlage am Mechanik-Balken, zu den Saiten hin, vor den Hämmern angeordnet werden (bzw. hinter diesen, von den Tasten aus gesehen). Das braucht Platz. Die Hämmer rücken deshalb weiter von den Saiten ab. Und damit das funktioniert, müssen die Hammerköpfe recht lang gebaut werden. Dadurch bekommen sie beim Anschlagen ein deutliches Vordergewicht, dass konstruktiv kompensiert weden muss, damit die Hämmer nach dem Anschlag flink zurückfallen können. Das wird zwar im Prinzip schon bei der Herstellung der Hammernüsse und Gegenfänger austariert; aber dennoch benötigen die Hämmer der Unterdämpfungsmechanik grundsätzlich noch eine unterstützende Rückholfeder an der Hammernuss.
Bei der Oberdämpfung dagegen sitzen die Hämmer so nah wie möglich zu den Saiten hin am Mechanikbalken. Deshalb können die Hammerköpfe deutlich kürzer ausgeführt werden und sind damit beim Zurückfallen in der Regel flink genug, so dass unterstützende Rückholfedern nicht nötig sind.
Also: Eine gut durchkonstruierte und sorgfältig regulierte Oberdämpfungsmechanik bietet ein sehr schön sattes, knackiges, nuancierbares Spielgefühl!
 
5) "Oberdämpfer-Klaviere sind nur von Blüthner und Ibach gut"

Zum Glück hört man die noch vor zwei bis drei Jahrzehnten fast einhellige Meinung, dass Oberdämpfer generell minderwertig seien, heute deutlich seltener. Das ist gut so, aber m. E. nicht gut genug. Vielfach werden heute in Fachkreisen nur (noch) die in der Tat sehr guten Oberdämpfer-Klaviere von Blüthner und Ibach gelten gelassen. Und auch dieser Standpunkt gehört m. E. mit Nachdruck korrigiert.
Dies ist die einfache Tatsache: Jede hinlänglich korrekt konstruierte Oberdämpfungsmechanik wird bei angemessener Instandhaltung ihren Dienst bestens erfüllen, gleich ob vom prominenten Hersteller oder von der kleinen unbekannten Manufaktur.
Und außerdem gibt es, neben den beiden immer genannten, durchaus noch weitere prominente Hersteller wunderbarer Oberdämpferklaviere, wie z. B. Steingraeber und Schwechten, um nur zwei zu nennen.
 
6) "Oberdämpfer-Klaviere lassen sich schlecht stimmen"

Da ist etwas Wahres dran, das muss fairerweise gesagt werden.
Viele Service-Personen beginnen das Stimmen damit, dass sie in der Mittellage die Saiten so bedämpfen, dass nur eine Saite pro Ton klingt. Dafür muss ein Filzstreifen oder ein loser bzw. als "Rechen" zusammenhängender Satz Keile zwischen die Saiten gesteckt werden. Bei Unterdämpfer-Klavieren tut man das einfach, nämlich oberhalb der Hammerköpfe. Bei Oberdämpfern dagegen muss man erst was tun, damit man das tun kann, denn der Dämpferbalken verwehrt den Zugriff auf die Saiten. Man muss also die Mechanik-Befestigungen lösen und dann, je nach Konstruktion, die Mechanik vorkippen oder mitsamt den Tasten vorziehen, um dann zwischen den Saiten die Abdämpf-Vorrichtung einzubringen. Dann muss man die Befestigung wieder (mindestens teilweise) anbringen und den Stimmvorgang beginnen. Ist das "Temperatur-Legen" beendet, muss man das ganze noch einmal machen, um das Hilfswerkzeug wieder herauszunehmen.
Dazu kommt noch, dass bei Oberdämpfer-Klavieren auch die weitere Stimm-Prozedur deutlich fummeliger ist als bei Unterdämpfer-Klavieren, weil man ständig mit gestielten Dämpfkeilen oder -klemmen durch das Dämpfergestänge hindurchfingern und blind auf die gerade gewünschten Saiten zielen muss.
Und dann gibt es des öfteren noch ein sehr störendes Ärgernis: Bei etlichen Oberdämpfer-Klavieren ist die Anordnung der Wirbellöcher schlecht optimiert, so dass der Stimmhammer auf vielen Wirbeln der höheren Oktaven gar nicht packt, weil der Dämpferbalken im Weg ist. Da muss man sich dann richtig was einfallen lassen.

Dennoch: Mit etwas Übung und gutem Willen lässt sich das alles ohne große Mühsal bewältigen.*) Eines wird gerade aus diesem letztem Kapitel allerdings deutlich: Es gibt schon erkennbare Gründe dafür, dass Oberdämpfer-Klaviere sich derzeit überlebt haben. Mag sein, dass die wie auch immer gearteten Gegebenheiten des Marktes eine große Rolle spielen. Eine andere wichtige Rolle spielt ganz gewiss der Service. Denn unter den Serviceleistenden gibt es ganz gewiss seit Jahrzehnten viele, die die Oberdämpfer-Klaviere wegen ihrer Fummeligkeit nicht leiden können.

In diesem Punkt, muss man leider sagen, haben ausgerechnet die ansonsten hervorragenden späten Blüthner-Oberdämpfer-Mechaniken das Fass zum Überlaufen gebracht. Denn wenn man die bewegen muss, dann muss man nicht zwei Knebel umlegen, wie bei anderen Klavieren, sondern gleich sechs Schrauben lösen. Und wenn man die Mechanik dann gar herausnehmen muss, wird man auf kraftzehrende Weise gewahr, dass sie in allen wesentlichen Stabilitätsteilen aus Eisen ist und nicht aus Holz, wie andere. Zum unvermeidlichen Albtraum wird die Prozedur, wenn man diese höllisch schwere Mechanik wieder einbaut - bis man die richtigen Einsatzstellen dann irgendwann findet, hat man sich fast einen Bruch gehoben. Na ja - wenn dann alles wieder an seinem Platz ist und perfekt läuft, dann hat man immerhin die Entschädigung dafür, in Gestalt eines wunderbaren Klavieres.

Gruß
Martin
PianoCandle

... und aus Krach wird Klang

*) Edit: Der Bedeutung halber integriere ich hier ein Zitat aus einem Posting weiter unten:
Oberdämpfer Klaviere lassen sich, soweit sie in Ordnung sind genauso präzise stimmen wie jedes andere Klavier. Nicht dass jemand glaubt, man müsse beim Stimmergebnis Kompromisse eingehen, weil sie sich "schlecht stimmen" lassen. Das trifft nämlich nicht zu!
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Vielleicht kann man hier noch anmerken daß gerade in der Gründerzeit sehr viele "Industrieklaviere" hergestellt wurden, welche eigentlich die Überzahl an Oberdämpferklavieren ausmachte. Diese waren natürlich sehr preiswert hergestellt, so daß sie sich selbst der "kleine Arbeiter" leisten konnte. Mit dieser Art von Oberdämpfern hat man es auch aufgrund der Herstellermenge am meisten zu tun. Die Konstruktion dieser Instrumente ist einfach nicht ausgefeilt, und die Dämpfung mangelhaft (was die Stimmung zusätzlich erschwert). Ich hatte mich oft mit dieser Art von Instrumenten befaßt, der Fehler war immer der selbe; die Dämpfung war zu sehr am Saitenende plaziert, wo sie keine große Wirkung mehr hatte. Denk ich, kein Problem, setz ich die Dämpfung einfach tiefer......ja, wenn mir da der Hammerkopf nicht im Weg stände - also, Hammerstiele verkürzen? Dann habe ich noch eine winzige Kleinigkeit - der Übergang! Schlußum, ich warf die OD Mechanik raus, und baute eine UD Mechanik ein - nur, das Klavier war nicht mehr das selbe, der an sich schöne volle Klang war nicht mehr da.

Viele Grüße

Styx
 
Hallo liebe Kollegen!

Sag mal Martin, was ist denn geschehen? 6 Postings zum selben Thema hintereinander, ohne dass wer zu Wort kommt? o.O

Fakt ist doch, dass Oberdämpfer bzw. deren Nachhallverhalten nicht (mehr) den heutigen Zeitgeschmack trifft... Das ist eigentlich alles dazu. Und wenn man neue Flügel anguckt, so sind heute in kleinen Stutzflügel Dämpfer verbaut, die vor 120 Jahren für große Konzertflügel zu groß gewesen wären. Ähnliches Schicksal betrifft die Deutsche- oder Wiener Mechanik, wenn auch auf anderem Gebiet.

Zu Punkt 6) Bitte nicht verwechseln! Oberdämpfer Klaviere lassen sich, soweit sie in Ordnung sind genauso präzise stimmen wie jedes andere Klavier. Nicht dass jemand glaubt, man müsse beim Stimmergebnis Kompromisse eingehen, weil sie sich "schlecht stimmen" lassen. Das trifft nämlich nicht zu! Der Stimmer muss vielleicht etwas mehr herum friemeln zwischen den Drähten, mehr nicht.

Styx, hattest Du da auch neue Hämmer rein getan beim Umbau? Das würde mir nämlich sofort erklären, warum der schöne volle Klang nicht mehr da war... Weiters musstest Du zumindest im Übergang zum Bass eine völlig andere Anschlagslinie wählen, da ja sonst kein Platz für Dämpfer da ist. Das alles macht so einen Umbau doch relativ problematisch.

LG
Michael
 
Vielen herzlichen Dank, Martin, für die Infos bzgl. Oberdämpferklaviere!

Mich brauchst man übrigens nicht von den Qualitäten von guten Oberdämpferklavieren überzeugen, in unserem Ferienhäuschen steht ein über 100 Jahre altes Oberdämpferschätzchen, mit wundervoller Wurzelholzoberfläche und romantischen Kerzenhaltern - ich liebe es sehr.

Richtig ist allerdings, dass es in der Zeit von ca. 1890 bis 1905 ziemlich viele billige Klaviere gab, die mit Oberdämpfung gebaut wurden. Die Gründe dafür dürften kaum technischer Natur gewesen sein. Ich vermute eher, dass es lizenzrechtliche Hürden gab, dass also die Erfinder/Entwickler bestimmter wesentlicher Aspekte der modernen Unterdämpfungsmechanik sich die Verwendung ihrer Patente ordentlich bezahlen ließen. Und dass deshalb womöglich viele Hersteller auf diesen Kostenfaktor verzichteten, um der Marktchancen willen. (Wer Genaueres weiß, möge es bitte mitteilen.)

Also mein Klavierstimmer hat mir den Sachverhalt etwas anders dargestellt. Er meinte zwar auch, dass die Oberdämpfermechanik aufwändiger sei als die Unterdämpfermechanik, aber er erzählte mir, dass gute Oberdämpferklaviere vor 100 Jahren auch entsprechend teurer waren als vergleichbare Unterdämpferklaviere! Das bedeutet, auch preislich hatte sich der Mehraufwand niedergeschlagen. Es muß also Kunden gegeben haben, die den Mehrpreis bezahlt haben, um einen für sie ansprechenderes Abdämpfverhalten und auch leichtgängigere Tastatur zu bekommen. Allerdings habe ich diese Aussage (dass Oberdämpferklaviere teurer waren als ihre äquivalenten Unterdämpferkollegen) nicht verifizieren können bisher.

Ich finde, die Oberdämpferklaviere eignen sich wunderbar sowohl für Ragtime (typischer Saloonklang möglich mit diesen Teilen...), aber diese weiche Dämpfung passt gut zu Chopin, und zu Bach passt ja bekanntlich jedes Tasteninstrument...
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Danke Martin für Deine tollen Infos bzgl. der Oberdämpfer. Ich persönlich mag ja die sanft abfallende Dämpfungswirkung zum Diskant hin. Es gibt viele Klavierstücke, wo ich den "harten" Übergang von gedämpften zu ungedämpften Saiten als sehr störend empfinde. Ich habe selbst vor kurzem noch ein Ibach OD bei mir gehabt und immer sehr gerne darauf gespielt...


LG Georg
 

Styx, hattest Du da auch neue Hämmer rein getan beim Umbau? Das würde mir nämlich sofort erklären, warum der schöne volle Klang nicht mehr da war... Weiters musstest Du zumindest im Übergang zum Bass eine völlig andere Anschlagslinie wählen, da ja sonst kein Platz für Dämpfer da ist. Das alles macht so einen Umbau doch relativ problematisch.

Natürlich neue Hämmer, die alten OD Hämmer waren allein schon aufgrund ihrer Maße nicht mehr für eine UD Mechanik zu verwenden. Auch ließ sich die alte Anschlagslinie nicht mehr beibehalten, diese mußte aus Platzgründen der Dämpfung nach oben gesetzt werden. Es klang nur noch kalt und unfreundlich, ich hab es dann schlußendlich zum Selbstkostenpreis an einen Freejazzpianisten verkauft. Ich weiß nur daß ich mir die Kosten und die Arbeit einen OD zum UD umzurüsten nicht noch einmal antue - das Instrument ist danach klanglich versaut.

Viele Grüße

Styx
LG
 
Lieben Dank an alle, die sich bislang schon äußerten!
Auf manches werde ich an späterer Stelle noch eingehen.
doch erstmal ist mir danach, einen Link hier nochmal gesondert einzustellen, auf den ich durch das Ansehen/Anhören von Georgs schönem Klangbeispiel gestoßen bin. Wahrscheinlich stoßen auch andere auf diesem Wege drauf - aber dieses Video finde ich so erhellend, dass es einen Direktlink verdient. Auch wenn der Autor offenbar fragwürdig ist: Dazu beachtet bitte die folgenden Hinweise aus einem späteren Posting, die ich wegen ihrer Bedeutung hier als nachträgliches Edit einfüge.
Zur Klarstellung: Dieser "Klavierbauverband" hat nichts mit dem "BDK" (Bund Deutscher Klavierbauer) oder dem "Bundesverband Klavier" zu tun.

Der "Klavierbauverband" von dem dieses Video stammt nennt sich "Klavierbauverband KDR" (KDR =Klavierbauverband Deutsches Reich") , mit vollem Titel "KDR Klavierbauverband Deutsches Reich Schutzbund für deutsche Klaviere" und ist ein Hirngespinst eines "Klavierbauers" dessen braune Gesinnung weit höher ist als sein Sachverstand.
Die meisten Beiträge im Internet sind glücklicherweise schon gelöscht.




Da ist wirklich ein ganz typisches Oberdämpfer-Klavier zu erleben. Und zwar in einem ganz oft erlebten Zustand, nämlich NICHT optimiert. Genau so trifft man Oberdämpfer-Klaviere sehr häufig an. Aber sicher ist: da geht viel mehr, wenn gründlich dran gearbeitet wird.

Sinnigerweise erweckt das dort gezeigte Piano den Eindruck, als käme es von einem unbekannten Regionalhersteller ("Schreyer Crefeld" meine ich gelesen zu haben), das ist aber wohl nicht zutreffend. Nach dem, was baulich zu sehen ist, handelt es sich eindeutig um ein Klavier der durchaus respektablen Firma Ferdinand Thürmer aus Meißen. Ein solches habe ich vor knapp drei Jahren klanglich-spieltechnisch überarbeitet. Unten zwei Bilder davon.

thuermer-od-1.jpg

thuermer-od-2.jpg


Gruß
Martin
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Auf manches werde ich an späterer Stelle noch eingehen.
Da ist wirklich ein ganz typisches Oberdämpfer-Klavier ...nämlich NICHT optimiert. ... da geht viel mehr, wenn gründlich dran gearbeitet wird.

Gruß
Martin
Hallo Martin,
gerne lassen wir uns vom Gegenteil der landläufigen Meinung über Oberdämpferklaviere überzeugen.
Mach ein paar (Ton)Aufnahmen von einem optimierten Instrument und stell sie hier ein. (die Preise für derartige Instrumente in der Bucht werden ins Unermeßliche steigen!...)
Grüße
Toni
 
... gerne lassen wir uns vom Gegenteil der landläufigen Meinung über Oberdämpferklaviere überzeugen...

Ist doch gar nicht nötig, Toni!
so wie der Wind die Mühle dreht, so dreht sie sich nun mal.
Hier was Nettes zur Unterstützung der "landläufigen Meinung":



Und für alle, die Oberdämpfer-Klavieren mehr zutrauen:
a) Georg/GSTLP hat schon ein schönes Beispiel gegeben. Nochmals danke!
b) Das in meinem vorigen Posting verlinkte Oberdämpfer-Info-Video ist wunderbar realistisch, weil das dort gezeigte Klavier weder in Regulation (insbesondere Dämpfung), noch in Stimmung und Intonation auf Vordermann gebracht ist. Und die eingepflegten Textschnipsel sind fair und hilfreich.
c) Jeder engagierte und hinlänglich erfahrene Fachmensch könnte an dem dort demonstrierten Klavier Optimierungen vornehmen, nach deren Ausführung dieses Instrument auf respektablem Niveau ernst genommen werden kann. Das muss nicht ich machen. Und schon gar nicht um eines fantasievollen Verkaufspreises willen.

Aber trotzdem: Sobald mir demonstrables Material verfügbar ist, werde ich mich vertrauensvoll per PN an dich wenden, Toni...;)

Gruß
Martin
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Das ist mindestens unpräzise.
Erstens ist es keineswegs ausgemacht, dass die Oberdämpfungskonstruktion beim aufrechten Klavier älter ist als die Unterdämpfungskonstruktion. Eher vermute ich das Umgekehrte; denn eigentlich ist die Unterdämpfung weniger aufwändig als die Oberdämpfung. Sicher ist jedenfalls, dass es Unterdämpferklaviere schon sehr lange gibt, schon um 1850 oder früher.
Zweitens werden zurzeit zwar keine Oberdämpferklaviere gebaut; insofern hat sie sich derzeit überlebt. Aber es ist noch lange nicht ausgemacht, ob sie nicht irgendwann, in womöglich konzeptionell überarbeiteter Form, wiederkommt.

De gustibus non est disputandum !
In Österr. wurden eigentlich keine "guten" Oberdämpfer gebaut , grossteils sind diese ganz billige Geradesaiter .
M.Wissens wurden die Oberdämpfer bei Blüthner und auch Ibach insbes. f.d. Export nach Staaten mit hoher Luftfeuchtigkeit solange gebaut ,da man ( zu REcht ! ) fürchtete , dass die Dämpfungsfedern bei der Unterdämpfung durch Rost brechen und dementsprechend nicht mehr funktionieren . Es bedarf aber wirklich keiner Oberdämpfung um ein weniger starkes Dämpfungsergebnis oder keinen abrupten Übergang im Diskant zu erzielen . Ich pers. bin froh , dass die Oberdämpfung passé ist ,so wie auch die Wr. Mechanik .
 
Ich pers. bin froh , dass die Oberdämpfung passé ist ,so wie auch die Wr. Mechanik .

Ich persönlich finde die OD Mechanik gar nicht mal so verkehrt - wenn sie denn gescheit funktioniert. Vom Spielgefühl her empfinde ich einen OD angenehmer als ein UD. Und ehrlich gesagt ist mir ein schlechtes altes OD Klavier wesentlich lieber als ein beispielsweise nagelneues "Roter Oktober" oder "Young Chang" UD welche inzwischen unter deutschen Namen vertrieben werden.

Viele Grüße

Styx
 
b) Das Video vom "Klavierbauverband" ist wunderbar realistisch, weil das dort gezeigte Klavier weder in Regulation (insbesondere Dämpfung), noch in Stimmung und Intonation auf Vordermann gebracht ist. Und die eingepflegten Textschnipsel sind fair und hilfreich.

Zur Klarstellung: Dieser "Klavierbauverband" hat nichts mit dem "BDK" (Bund Deutscher Klavierbauer) oder dem "Bundesverband Klavier" zu tun.

Der "Klavierbauverband" von dem dieses Video stammt nennt sich "Klavierbauverband KDR" (KDR =Klavierbauverband Deutsches Reich") , mit vollem Titel "KDR Klavierbauverband Deutsches Reich Schutzbund für deutsche Klaviere" und ist ein Hirngespinst eines "Klavierbauers" dessen braune Gesinnung weit höher ist als sein Sachverstand.
Die meisten Beiträge im Internet sind glücklicherweise schon gelöscht.
 
Der "Klavierbauverband" ... ist ein Hirngespinst ...

Danke für deine wichtigen Infos, Klavierbaumeister. Mehr als Verwunderung über den seltsamen "Klavierbauverband" mit nur einem Video hatte ich bislang nicht. Wenn du mehr weißt als das Angedeutete, teile es gelegentlich den Forumsmitgliedern in einem eigenen Faden mit. Ich fände es auch wünschenswert, dass beim "Googeln" von "Klavierbauverband" gleich von richtiger Seite (z. B. BDK) aufklärende Hinweise erscheinen - bislang erreicht man nur Links zu Websites, die dann nicht erreichbar, also offenbar gesperrt oder gelöscht sind.

Ich werde mein Posting mit dem Link zum Oberdämpfer-Video um einen Hinweis ergänzen. Dennoch: Gerade hab ich mir das Video nochmals angesehen. Ich halte es nach wie vor für hilfreich im beschriebenen Sinne.

Gruß
Martin
 

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