Hallo liebe Klavierbegeisterte,
Stücke, mit denen ich mich bis zum Alter von ca. 25 Jahren beschäftigt habe, bleiben (bei mir) besser im Gedächtnis als solche, die ich erst später gelernt habe.
Ich bin überzeugt, dass Musik, die im Schüler- oder Jugendalter gelernt wurde, viel besser abgespeichert ist, als später gelernte. Wohl dem, der im Kinder- und Jugendalter das Glück hatte, einen sehr guten Lehrer gehabt zu haben. Dadurch kann bereits eine sehr tragfähige Basis gelegt sein. Ein solcher Mensch braucht nicht zu stolz zu sein auf das, was er erreicht hat. Die Förderung im Kindesalter wird ja nicht vom Kind, sondern von den Eltern gemanagt und finanziert.
Mit ca. 22 Jahren habe ich angefangen, meine Sachen auswendig zu lernen und auch aufzuführen. Ein Kommilitone (damals Mathe und Musik!) hatte mir dazu geraten und gemeint, ich würde viel schöner, ursprünglicher und direkter spielen, wenn ich ohne Noten spielen könnte.
Heute (70+) gehe ich zum Teil wieder "back to the roots", also ich greife auf längst versunkene Stücke zurück, die ich im Schulalter nie richtig ausgearbeitet, geschweige denn auswendig gelernt, aber mit Begeisterung "durchgehämmert" habe. Das ist Literatur, die ich abseits meines regulären Unterrichts gespielt hatte.
Mit diesen Stücken, die nach Jahrzehnten noch fragmentarisch im Gedächtnis sind tue ich mich viel leichter als mit völlig neuen Sachen. Manchmal sind alte und schlechte Fingersätze auszubügeln, manches greife ich ganz anders, und manchmal schauen mich Feinheiten aus dem Text an, die ich früher nie gesehen hatte.
Über die Pflege meines Repertoires habe ich mich an anderer Stelle schon mal ausgelassen. - Im Kalenderjahr übe ich zur Zeit zwei verschiedene Konzertprogramme mit alten und neuen Stücken ein. Das ist jeweils mein aktives Repertoire. Diese Programme kommen auch zur Aufführung (sonst arbeite ich nicht ernsthaft).
(Ein menschliches Gehirn kann umso mehr aufnehmen und ist umso besser aufnahmebereit, je mehr man hineinstopft.)
Gutes Gelingen!
Walter