Nach 1,5 Jahren Unterricht bin ich frustriert

Ich hab mir kurz das Mozart-Stück angehört (ich kannte es, aber wusste nicht, dass sich dieses hinter dem Titel verbirgt) und war erschrocken, dass du das nach 1,5 Jahren spielen können sollst. Ich spiele seit 2 Jahren und sowas würde meine Lehrerin mir absolut noch nicht unter die Finger legen. Ganz abgesehen davon, dass ich selbst mich leider auch noch absolut nicht fähig dazu fühle. Kein Wunder, dass du frustriert bist!
 
Nach Ansicht einiger Meister vom Fach spielt das jede 5-jährige :teufel:


 
@florg Das ist ja gruslig...

"You know, every five year old can..."
:010:
"This may be played as our first recital program..." "This is one of your first pieces"
:013:

Und ja, man kann die Läufe natürlich durchaus so spielen, dass man den "Spannungsbogen" völlig zerschießt. Und jedes Fünfjährige Kind kann mit virtuosen Trillern das Stück noch nach Gusto aufpimpen.
Sorry, rege ich mich auf?? Nee, oder?
:028:

Das alles mit einer gönnerhaften Arroganz vorgetragen, die sich doch nur an Erwachsene und nicht an Kinder richten sollte...
Er ist stellt sich als Lehrer genauso in den Vordergrund, wie er es beim Konzertieren macht. Gut zu wissen.
 
Nicht jeder gute Klavierspieler taugt als Lehrer und nicht jeder Lehrer deckt alle Facetten seines Faches gut ab.

Mein KL hatte mit der Stückauswahl auch so seine Probleme, was mir zu schwer sein könnte, hat er nie verstanden. Also hab ich viel davon übernommen und Stücke ausgesucht. Die Henle Schwierigkeitsskala war mir dabei eine gute Orientierung, hab inzwischen viel von Henle hier rumliegen. Und ich habe einiges an Stücken angespielt und dann mit dem Hinweis "viel zu schwer" beiseite gelegt. Wenn es am Thema Rhythmus und Fingerfertigkeit hapert, würde ich von der Facile einen großen Schritt rückwärts in Richtung einfacherer Sachen machen.

Die Facile habe ich auch gespielt. Was Alberti Bässe sind habe ich dabei gelernt, ich weiß nicht, ob hier im Forum oder beim KL. Isst das wichtig? Es gibt immer mehrere Quellen für Wissen, die man alle anzapfen darf. Was beim Erlernen das Beste an Input im Unterricht war, waren die geduldigen Erklärungen meines KL, wie ich die Hände und Finger bewegen sollte, damit sie das in dem Tempo bewältigen, so dass es flüssig klingt und die Hände nicht verkrampfen. Das kann man nicht nachlesen.

Will sagen: Man muss gucken, welche Defizite eines KL man selber auffangen kann und welche nicht und wann es deshalb Zeit für einen Wechsel wäre.
 
Hallo in die Runde,

Ich bin 54 und nehme seit 1,5 Jahren Unterricht mit Krankheitspausen von 4 Monaten insgesamt, und habe es bis heute nicht geschafft grundlegende Elemente sicher zu erlernen. Zählen und Rythmus lesen fällt mir schwer. Wenn ich die Stücke höre, habe ich den Rythmus fast sofort drin. Im Unterricht weise ich immer wieder darauf hin, aber außer Klatschübungen bekomme ich nichts dazu. Meine Hausaufgabe ist zur Zeit, Mozart Sonate no16 C Dur. Ich fühle mich mit dem Stück absolut überfordert. Schon die Tonleiter in dem Stück, sauber, in einigermaßen Geschwindigkeit zu spielen, klappt nicht. Da ich eine fleißige Schülerin bin 😊, übe ich das täglich, bis fast zum Umfallen. Den einzigen Erfolg, den ich bisher verbuchen konnte ist eine beginnende Sehnenscheidenentzündung der rechten Hand. Heißt für mich, meine Spieltechnik ist nicht gut...
Langsam komme ich auf die Idee, den KL zu wechseln. Auch die Menge der Hausaufgaben sind sehr umfangreich und nicht wirklich auf mich abgestimmt. Ich bin schlichtweg frustriert ...🥵
Mag mir hier jemand weiterhelfen, was ich tun soll?

Liebe Grüße

Anja

Liebe Anja,

ich spiele genauso lange wie du (ohne Pause) und mir wird ganz schwindelig, wenn ich lese, was deine Klavierlehrerin von dir verlangt. Ich kann deinen Frust voll und ganz verstehen. Ich spiele mehrere Stufen darunter (aktuell die Beethoven-Sonatinen in G-Dur und in F-Dur), alles auf der Henle-Stufe 3, leicht. Und das macht Spaß, denn das hat man auf dem Level relativ schnell drin, sodass man sich auf Interpretation, Gestaltung, Ausdruck konzentrieren kann (was am allerlängsten dauert).

Ich habe mal im Lehrplan für Klavier des Verbands deutscher Musikschulen gelesen. Da steht, dass der Unterricht der Musikschulen in vier Stufen gegliedert ist, das ist die Elementar- oder Grundstufe, die Unter-, die Mittel- und Oberstufe. Die Elementarstufe richtet sich an Kinder und umfasst die Musikalische Früherziehung, die Eltern-Kind-Gruppen, Musikgarten und wie das alles heißt. Und darauf aufbauend ein Zitat:

"Die der Elementarstufe/Grundstufe nachfolgenden Stufen sind inhaltlich so konzipiert, dass leistungsfähige und leistungsbereite SchülerInnen die empfohlenen Lernziele jeder Stufe in jeweils etwa vier Jahren erreichen können. Unterstufe und Mittelstufe sind in jeweils zwei zweijährige Teile gegliedert."

Die leichten Beethoven-Sonatinen, die ich gerade spiele, werden da unter Unterstufe 1 bis 2 einsortiert, man muss da ja schon auf unterschiedliche Lerntempi in einer außerordentlichen Streubreite reagieren. Da gibt es dann natürlich Leute wie LangLang, der diese Sonata facile (was für ein Name) schon mit 5 Jahren meistert oder ein Muck (weiter oben), der das nach 18 Monaten Orgelunterricht spielt, doch ich für mich weiß, dass ich persönlich zu diesen Ausreißern nicht gehöre, sondern dass der Lehrplan der Musikschule für mich ganz wunderbar passt. Ohne Frust und ohne Anzeichen einer Sehnenscheidenentzündung. Ich bin aber generell eher die, die lieber eine Stufe weiter unten spielt, weil ich es nicht mag, mich durch Stücke kämpfen zu müssen, weil ich technisch einfach noch nicht so weit bin. Allmählich kann ich an die Mittelstufe (Henle 4), gehen, aber ich habe noch so vieles, was ich vorher noch spielen möchte, dass es mir damit nicht eilt.

Ich wünsche dir mit deinem neuen Lehrer viel Glück und vor allem erst einmal eine Reihe von Erfolgserlebnissen beim Einen-Gang-Zurückschalten. 😊
 
Zuletzt bearbeitet:
Als Erwachsener lernt man doch etwas anders als Kinder. Natürlich muss man von einer/m KL erwarten, dass er/sie einschätzen kann, wie man vorgeht, und welche Stücke passend sind je nach Level und Begabung - gerade am Anfang muss da sauber gearbeitet werden. Bis das erste Kinderlied sitzt geht es eher Monate als Wochen. Die ersten Monate waren auch bei mir mühsam. Das ist halt so, da sind wir mit einem klassischen Anfänger-Buch vorwärts gegangen. Die Grundlagen müssen halt erarbeitet werden.

Ich habe mit 44 mit meiner KL angefangen und bin bald 47. Der Fortschritt ist sehr gut, bei ca. 1h täglich üben. Mein grösster Motivator waren schon vor dem Unterricht knapp 150 Stücke, welche ich fein säuberlich via Youtube zusammengestellt hatte. 50 davon habe ich als PDF im Doppel ausgedruckt und mit meiner KL zusammen erarbeitet. Darunter vor allem Modernes, meine Lieblings Komponistin/Pianistin ist Alexandra Stréliski. z.B.

Aber auch etwas Bach ist mit dabei, z.B.

Meine intrinsische Motivation ist nur gegeben, wenn ich das spiele, was mir auch 100% gefällt. Anders geht es für mich nicht. Mit Jazz und Blues sowie der meisten Klassik kann man mich jagen. Im Anfängerbuch war da auch so Zeugs drin. Schlimm für meine harmoniesüchtigen Ohren. Mittlerweile lerne ich immer 3-4 Stücke gleichzeitig, um auch das Notenlesen zu verbessern. Leider - oder zum Glück - lerne ich extrem schnell auswendig ohne dies aktiv zu wollen, es geht halt einfach in die Finger. Musiktheorie habe ich mir selber erarbeitet, dafür braucht man die KL nicht (wohl aber ein Klavier). Das hilft auch stark. Meine Schwester hatte als Kind 7 Jahre Unterricht und hat mir ihre Noten von damals gezeigt. Ausschliesslich Klassiker, welche mir zum grössten Teil nicht gefallen. Dass man als Kind nicht selbstbewusst genug ist, um selber aktiv den Unterricht mitzugestalten ist klar, aber als Erwachsener kann man da schon fordern, finde ich. Schliesslich ist das nicht gratis.

Ansonsten kann ich auch nur den Rat zum Wechseln geben. Hast du denn gar keine Stücke, welche dir gefallen, und die du auch können möchtest? Abseits der Klassik z.B. Neo-Klassik, Minimalistisches (welches sehr schön klingen kann) oder Pop? Am Ende ist Yiruma die Pizza, die alle mögen und die alten Klassiker sind eher 7-Gänger, meist hoch-komplex. Das eine ist nicht besser oder schlechter als das andere, es kommt auf den persönlichen Geschmack oder die aktuelle Stimmung an. Wobei ich auch da nicht dogmatisch bin. Bach, Brahms, Haydn und Mozart finde ich teilweise auch wunderschön.
 

Bla blup ...

... Am Ende ist Yiruma die Pizza, die alle mögen und die alten Klassiker sind eher 7-Gänger, meist hoch-komplex. Das eine ist nicht besser oder schlechter als das andere, es kommt auf den persönlichen Geschmack oder die aktuelle Stimmung an.
Doch.
Qualität hat mit dem "persönlichen Geschmack" oder "der aktuellen Stimmung" nicht das Geringste zu tun.
 
Ich bin eher frei, was den Musikgeschmack angeht. Mein ganz fernes Ziel ist es, irgendwann selber Stücke schreiben zu können.
@Sunstorm76 Vielen Dank für die Links....ich werde sie mir zu Gemüte führen. Beim ersten reinhören bin ich sehr angetan 😍
 
Meine Hausaufgabe ist zur Zeit, Mozart Sonate no16 C Dur.
Nach 1,5 Jahren Klavierunterricht???

Sportlich!

Aber gut, warum sollen Grundschüler nicht in der 2. Klasse Chemie und Physikunterricht haben? :lol:

Angemessener wäre nach 1,5 Jahren Klavierunterricht, Stücke von Schumann aus dem "Album der Jugend" wenn man denn schon unbedingt mit Klassik loslegen will.

Ich hab immer den Aaron dahergenommen - Ziel war es pro Jahr ein Band durchzuarbeiten, somit wärest Du also regulär jetzt beim Band2.

"Beim Hausbau mit dem Dach zu beginnen, geht selten gut"

Ob Du den geeigneten KL hast, wage ich mal ein wenig anzuzweifeln.
 
Um im zweiten Takt der Marcello-Transkription b statt d' zu spielen muss man entweder taub oder vollkommen ignorant sein. Ganz davon abgesehen, dass das auch ohne diesen Fauxpas in jeder Hinsicht miserabel gespielt ist. Wie wenig es doch bedarf, um sich sich heutzutage Komponistin/Pianistin zu nennen...
 
Meine intrinsische Motivation ist nur gegeben, wenn ich das spiele, was mir auch 100% gefällt. Anders geht es für mich nicht. Mit Jazz und Blues sowie der meisten Klassik kann man mich jagen. Im Anfängerbuch war da auch so Zeugs drin. Schlimm für meine harmoniesüchtigen Ohren. Mittlerweile lerne ich immer 3-4 Stücke gleichzeitig, um auch das Notenlesen zu verbessern.

Ich bin in den ganzen 18 Monaten Klavierunterricht, die ich jetzt habe, noch nie mit einem Stück zu meinem Lehrer gegangen, das ich unbedingt spielen will. Und ganz im Gegenteil zu deiner Einstellung mache ich echt bereichernde Erfahrungen mit Stücken, die man sich selbst nicht ausgesucht hätte, auf die man sich aber einlässt. Da war schon Blues dabei und ganz viel Barock, da kommt demnächst Jazz und aktuell ist es "Una mattina". Man kann nur dazulernen.
 
Wenn Schüler ohne ausreichend Kenntnis und Können sich gleich an so Mamutstücke wie zum Beispiel H Moll Sonate oder La Campanella ranmachen, treten sie damit ohne nennenswerte Fortschritte auf der Stelle und verlieren dann irgendwann völlig die Lust am Klavierspiel.

Es macht keinen Sinn , sich Anzüge rauszusuchen, die einem zu groß sind.

Ein fähiger KL weiß wie weit er mit Schülern gehen kann.

Natürlich gibt es auch Schüler, welche nach einem Jahr Unterricht immer noch nicht wissen wo sich das c befindet - da ist des schon ne Leidtung wenn er nach 2 Jahr das Minuett von Bach aus dem Notenbüchlein spielen kann.

Das sind allerdings eher die talentfreien Ausnahmen.

Noch eine Anmerkung: Wer unbedingt was spielen will, was außerhalb seiner Kragenweite ist , sollte entsprechendes Stück einfach seinen Fähigkeiten entsprechend improvisieren....oder glaubt ihr etwa, ich könnte die Wagnertranskriptionnen von Liszt , Tausig und Busoni spielen?
 
Noch eine Anmerkung: Wer unbedingt was spielen will, was außerhalb seiner Kragenweite ist , sollte entsprechendes Stück einfach seinen Fähigkeiten entsprechend improvisieren....oder glaubt ihr etwa, ich könnte die Wagnertranskriptionnen von Liszt , Tausig und Busoni spielen?
Wie wahr.. Allerdings: leider wird das Improvisieren, auch gerne mit Stilkopien, viel zu wenig gelehrt, und entsprechend selten von Schülern praktiziert.
Zum Ausprobieren zu schwieriger Stücke: gelegentlich kann es nicht verkehrt sein, einzelne Teile davon sich sozusagen als etwas später in extenso zu Bearbeitendes vorzunehmen.
Aber immer im Bewusstsein dessen, was daran noch Leerstellen sind, und wie es eigentlich sein müsste. Und nur am Rande der Literatur, die beherrschbar ist, und nie darf es einem die Spieltechnik verhageln. ( manche Lehrer können helfen).
Das ist aber etwas anderes, als was die Lehrerin mit der Threadstellerin und dem Mozart-Satz getan hat.
 

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