"musikalität" trainieren?

  • Ersteller des Themas Gsus eaten
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Meinst du es ist es wert? Bin erstmal erschlagen! Das hat wahrscheinlich damals 20 EUR gekostet oder?

Hallo Aleko,

Das Büchel habe ich mal in einem Online Shop mit 19,49 gefunden - aber natürlich war es vergriffen. :roll:

Ob es das wert ist, ist schwer zu beantworten. Ist schon viel Geld für so ein Büchel, andererseits gibt so mancher 70 Euronen für ein Computerspiel aus - ich blättere für eine Unterrichtseinheit 90 Euronen hin.

Ich finde das Buch sehr gut, es ist interessant und verständlich geschrieben - mein KL hält es für eines der besten Bücher über Lern- und Übemethoden, allerdings sind seine Unterrichtsmethoden nach einem ähnlichen Konzept aufgebaut. Irgendwo hier im Forum habe ich mal gelesen, daß auch Koelnklavier es für sehr empfehlenswert hält.

Gibt es keine Bibliothek in deiner Nähe, wo du es ausborgen könntest - eventuell über Fernleihe, wenn sie es dort nich haben? Dann kannst du dir selbst ein Bild davon machen.

LG, PP
 
Hi,

also ich finde das Buch von Gelrich keines Falls Hundert Euro wert. ;-)

Man muss auch wissen, dass es eigentlich die Didaktik der vorherigen Jahrhunderte beschreibt und sich nicht als eigenständiges Didaktik-Buch versteht.

Es gibt Alternativen, zB:

  • Die Wiederentdeckung der Einfachheit: Frédéric Chopins und Ludwig Deppes pianistisches Ideal und seine Bedeutung für den heutigen Klavierunterricht von Elgin Roth
    Ein Muss für Chopin Liebhaber. Chopins Didaktik in historischen Zitaten.

  • Klaviertechnik und Interpretation von Kendall Taylor

englische Bücher (leider gibt es mehr englische wie deutsche Bücher zum Thema Klavierspielen):

  • Pumping Ivory von Robert Dumm
    Trotz des martialischen Titels ein tolles Buch in dem es hauptsächlich um Ton und Interpretation geht.


  • The Art of Practising the Piano von Jeffrey Whitton


  • Piano Technique: Tone, Touch, Phrasing and Dynamics von Lillie H. Philipp


  • Piano Practice and Performance: Achieve Your Full Potential on the Piano, Enhance Memory & Performance Skills, for Students & Aspiring Professionals von Barry Wehrli und Linda Wehrli


mehr fingerübungsmäsig von Wehrli:

  • Essential Piano and Keyboard Technique von Barry Michael Wehrli

Ein Buch mit "tausend" praktischen Tips:

  • Questions and Answers: Practical Advice for Piano Teachers by Frances Clark

Für das ursprüngliche Thema Musikalität:

  • Bringing Music to Life von Barry Green

usw., usf.

Gruß
 
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Bachopin, danke für deine Liste! Welches Buch würdest du mir aus deiner Liste speziell dafür empfehlen, zu lernen Musik im Kopf zu hören und die musikalische Vorstellungskraft zu entwickeln? Und welches für Improvisation (aber kein Jazz oder Boogie-Woogie sondern eher klassische Improvisation - keine ahnung ob es den Begriff gibt ? :)

Besten Dank
 
Hi Aleko,

Welches Buch würdest du mir aus deiner Liste speziell dafür empfehlen, zu lernen Musik im Kopf zu hören und die musikalische Vorstellungskraft zu entwickeln?
Die aus der Liste eher nicht. Da geht es um's Klavierspielen. Muss mal meinen Bücherschrank durchforsten, vielleicht fällt mir noch etwas ein.

Und welches für Improvisation (aber kein Jazz oder Boogie-Woogie sondern eher klassische Improvisation - keine ahnung ob es den Begriff gibt?

Ich denke den Begriff gibt es, aber viele Bücher zu diesem Thema kenne ich nicht, aber eins: ;-)

  • Improvising: How to Master the Art von Gerre Hancock

Ausserdem solltest du bei den Organisten schauen, bei denen wird diese Kunst noch gelernt/gelehrt.
Im Jazz Bereich gibt es natürlich viele.

Gruß
 
Hi Aleko,

jetzt ist mir noch eins eingefallen. Es geht ein bischen in diese Richtung:


  • Sketching at the Keyboard: Harmonization by Ear for Students of All Ages von Laura Campbell

Siehe auch Untertitel.

Es geht allerdings primär um Harmonielehre und Melodien, aber die Methodik geht sehr stark über das Gehör. Ich finde es übrigens deswegen eins der besten Harmonielehre-Bücher (eigentlich "Was ist Musik"-Bücher).

Von der gleichen Autorin gibt es auch noch:

  • Sketches for Further Harmony and Improvisation by Laura Campbell
Das habe ich aber nicht, es könnte aber noch interessanter wie das Obige sein.

Gruß
 
Was ich genau damit meine, erhoffe ich mir eben in einem Buch zu finden ;)
 

Sehr aufschlussreich, Deine Antwort...

ich meine, musikalische Vorstellungskraft entwickelt man durch vieles Hören von Musik und nicht durch Bücherlesen, seien diese auch noch so "harmonisch"...
Egal, jeder soll dahin kommen wohin er will, und auch womit. Das Ergebnis zählt, was Du uns dann zu gegebener Zeit mitteilst!

K.
 
ich meine, musikalische Vorstellungskraft entwickelt man durch vieles Hören von Musik und nicht durch Bücherlesen, seien diese auch noch so "harmonisch"...
Egal, jeder soll dahin kommen wohin er will, und auch womit. Das Ergebnis zählt, was Du uns dann zu gegebener Zeit mitteilst!
K.

Hallo Klavirus

Musik höre ich schon mein ganzes Leben und nicht wenig, trotzdem kann ich mir aus den Noten heraus keine Klangvorstellung bilden. Ebensowenig reicht meine Klangvorstellung soweit, daß ich ein zweistimmiges Stück, das ich schon oft gehört habe, aus dem Gedächtnis heraus spielen kann. Kannst du das?

LG, PP
 
Musik höre ich schon mein ganzes Leben und nicht wenig, trotzdem kann ich mir aus den Noten heraus keine Klangvorstellung bilden. Ebensowenig reicht meine Klangvorstellung soweit, daß ich ein zweistimmiges Stück, das ich schon oft gehört habe, aus dem Gedächtnis heraus spielen kann. Kannst du das?

PianoPuppy, du hast zwar explizit Klavirus angesprochen, aber ich möchte trotzdem auch noch meinen Senf dazu geben.

Ich glaube, es ist sehr viel einfacher, wenn man nicht von Stücken ausgeht, die man "nur" gehört hat, sondern dass man Stücke nimmt, die man selber spielt. Und zwar solange, bis man sie auswendig spielen kann.
Bei Stücken, die man auswendig spielen kann, sollte es nicht schwer fallen, es mit der Zeit auch aus dem Gedächtnis heraus ohne Klavier zu spielen, irgendwann passiert das sowieso automatisch. Ich gehe davon aus, dass es den meisten Leuten, nicht nur mir, so geht, dass man jedes Stück, sobald es nur ausreichend oft geübt wurde, aus dem Gedächtnis heraus spielen kann. Eigentlich ist es noch viel schlimmer: man kann es schließlich gar nicht vermeiden und abschalten, dass dies passiert. Es ist eine Übungssache, aber es geht schließlich immer schneller - es reicht, das Stück ein paar Mal gespielt zu haben, und zwar egal, ob es sich "nur" z.B. um eine zweistimmige Invention oder schließlich um eine 5-stimmige Fuge oder sonstwas handelt.

Aus diesem (täglichen) Training der "spielerischen Herangehensweise" heraus entwickelt es sich dann von selbst (behaupte ich jetzt mal), dass man es lernt, eine Klangvorstellung auch von völlig fremden und neuen Noten beim Lesen des Notentextes zu entwickeln. Wenn man das geschaft hat, halte ich das übrigens für eine der effektivsten Methoden beim Erlernen eines neuen Stückes überhaupt - nämlich statt gleich ans Klavier zu schreiten, das Stück mehrmals langsam anhand der Noten (genauer: des Klangbildes der Noten) im Kopf durchzuspielen.

Eine weitere höhere Stufe (die ich leider nicht erreicht habe und vielleicht auch nicht mehr erreichen werde, nichtsdestotrotz versuche) ist, dass man eigene Kompositionen nicht am Klavier, sondern am Schreibtisch nur aus der Klangvorstellung heraus tätigt. Ich habe es versucht, mache aber leider zuviele Fehler dabei, ich brauche offenbar leider (noch?) das Klavier dazu.

Die meisten Komponisten (aber auch nicht alle, z.B. nicht Chopin, jedenfalls nicht ausschließlich) haben abseits vom Klavier komponiert. Bach z.B. hat seinen Schülern streng verboten, das Klavier zu Hilfe zu nehmen.
 
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Hi,

klar Klavierspielen lernt man nur durch Klavierspielen. Musikalische Vorstellung nur durch das Ausführen/Üben von musikalischer Vorstellung.

Aber Bücher können zB einen Leitfaden, Methoden, Vorgehensweisen und praktische Übungen dazu vorstellen. Und sie können auch erklären, wieso etwas funktioniert (Theorie) und was einem in der Sache weiterbringt und was nicht.

Musikalität lernt man also nicht aus Büchern, aber sie können einem beibringen, was man tun kann, um es zu lernen oder zu verbessern.

Im Prinzip wollte ich aber inzwischen wie Klavirus anmerken, dass man in seiner musikalischen Praxis viel Musik bewusst hören sollte und beim Spielen/Üben möglichst immer versuchen sollte aus der Klangvorstellung zu spielen und nicht aus Noten-, Tasten- oder Bewegungs-Bildern.

@Pianopuppy:
Ich hoffe dich stört nicht, dass ich dich direkt anspreche. Ich konnte früher auch nicht nur in der Vorstellung ein Stück spielen. Aber mM ist es wie mit allen Dingen. Etwas das man noch nicht kann, muss man halt lernen. ;-)
Sinnvoll sind meistens kleine Schritte, weil man sich an der grossen Sache erstmal verschluckt.
Die notwendigen kleinen Schritte kann man mM auch sich sehr gut selbst überlegen, indem man nachdenkt, was eigentlich die Fähig/Fertigkeit genau bedeutet und was die einfachste Realisation ist.

Auf die Klangvorstellung aus Noten bezogen ist die mM einfachste Realisation die Abfolge zweier verschiedener Töne. Also könnte man damit beginnen die möglichen Intervalle aus Noten zu lesen und bevor man sie spielt, sich den Klang der 2 nacheinander gespielten Töne vorzustellen und erst dann zu spielen und mit der Vorstellung zu vergleichen und die Vorstellung dadurch zu verbessern.
Der nächste Schritt wären dann natürlich mehrere Töne und kleine Melodien.
Bei mehreren Tönen kommt jetzt noch Rhythmus dazu, d. h. man muss auch rhythmische Figuren erkennen und sich vorstellen können. Dazu kann man erstmal rein rhythmische, zB Klatschübungen machen und später die dann mit Noten/Tönen kombinieren.

Usw., usf., sorry, ich wollte eigentlich gar nicht soviel schreiben. ;-)

Gruß

PS: Oh sorry, hab' Mindenblues verdeckt.
 
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PianoPuppy, du hast zwar explizit Klavirus angesprochen, aber ich möchte trotzdem auch noch meinen Senf dazu geben.

Ich glaube, es ist sehr viel einfacher, wenn man nicht von Stücken ausgeht, die man "nur" gehört hat, sondern dass man Stücke nimmt, die man selber spielt. Und zwar solange, bis man sie auswendig spielen kann.
Bei Stücken, die man auswendig spielen kann, sollte es nicht schwer fallen, es mit der Zeit auch aus dem Gedächtnis heraus ohne Klavier zu spielen, irgendwann passiert das sowieso automatisch. Ich gehe davon aus, dass es den meisten Leuten, nicht nur mir, so geht, dass man jedes Stück, sobald es nur ausreichend oft geübt wurde, aus dem Gedächtnis heraus spielen kann. Eigentlich ist es noch viel schlimmer: man kann es schließlich gar nicht vermeiden und abschalten, dass dies passiert. Es ist eine Übungssache, aber es geht schließlich immer schneller - es reicht, das Stück ein paar Mal gespielt zu haben, und zwar egal, ob es sich "nur" z.B. um eine zweistimmige Invention oder schließlich um eine 5-stimmige Fuge oder sonstwas handelt.

Aus diesem (täglichen) Training der "spielerischen Herangehensweise" heraus entwickelt es sich dann von selbst (behaupte ich jetzt mal), dass man es lernt, eine Klangvorstellung auch von völlig fremden und neuen Noten beim Lesen des Notentextes zu entwickeln. Wenn man das geschaft hat, halte ich das übrigens für eine der effektivsten Methoden beim Erlernen eines neuen Stückes überhaupt - nämlich statt gleich ans Klavier zu schreiten, das Stück mehrmals langsam anhand der Noten im Kopf durchzuspielen.

Eine weitere höhere Stufe (die ich leider nicht erreicht habe und vielleicht auch nicht mehr erreichen werde, nichtsdestotrotz versuche) ist, dass man eigene Kompositionen nicht am Klavier, sondern am Schreibtisch nur aus der Klangvorstellung heraus tätigt. Ich habe es versucht, mache aber leider zuviele Fehler dabei, ich brauche offenbar leider (noch?) das Klavier dazu.

Die meisten Komponisten (aber auch nicht alle, z.B. nicht Chopin, jedenfalls nicht ausschließlich) haben abseits vom Klavier komponiert. Bach z.B. hat seinen Schülern streng verboten, das Klavier zu Hilfe zu nehmen.

Hallo Mindenblues,

Danke für deine Antwort. :)

Ich habe Zweifel daran, daß man ein gutes Klangvorstellungsvermögen einfach so nebenbei erwirbt. Ich kenne etliche Leute, die haben bereits in ihrer Kindheit angefangen ein Instrument zu spielen und können Noten nicht vom Blatt singen, oder wenn dann nur einfache Stücke, Melodien von Kinderliedern, Volksliedern usw. Leute hingegen, die nicht nur Instrumentalunterricht hatten, sonder einen umfassenden Musikunterricht mit Gehörbildung, Harmonielehre, die können das, allerdings kenne ich nur zwei aus meinem persönlichen Umfeld, die im Genuß einer umfassenden Ausbildung kamen. Ich selbst hatte als Kind zwei Jahre Blockflöte und ein Jahr Akkordeon gelernt. Ok, der Unterricht war nicht optimal, eine viertel Stunde pro Schüler pro Woche und der Lehrer ist ständig dabei eingenickt (ja, der schaffte das tatsächlich innerhalb von Minuten :roll:), ich habe dabei gelernt den Violinschlüssel zu "lesen", konnte aber nie etwas was ich noch nie gespielt hatte, vom Blatt singen. Bei einer Umfrage, die ich hier mal gestartet habe, haben zwei Drittel der Leute, die nicht professionell spielen angegeben, daß sie nicht vom Blatt singen können und auch unter denjenigen die professionell spielen gab es jemand, der angegeben hat, daß er nicht vom Blatt singen kann.

Conclusio 1: Man lernt es nicht automatisch, zumindest nicht jeder :D
Conclusio 2: Es gibt Methoden, die das unterstützen

Einige Methoden, wende ich nun schon seit einigen Monaten an, wie nach Gehör spielen, versuchen die Melodielinie zu erkennen bevor ich sie spiele, transponieren, mir beim langsamen Durchspielen die Intervalle bewußt machen etc. und ich merke auch, daß das etwas bringt und mache langsam Fortschritte.

Jetzt bin ich eben über diese Passagenübungen und Sätzchenübungen gestolpert und ich denke, daß das eine gute Möglichkeit ist, am Musikverständnis und an der Klangvorstellung zu arbeiten.

LG, PP

PS: Die erste Invention kann ich auswendig, ich kann sie auch langsam, Stück für Stück transponieren, allerdings immer nur eine Stimme - für mich ist das ein Anzeichen, daß es halt an der Klangvorstellung hapert, denn sonst müßte ich ja so ein Stück ohne weiteres zweistimmig transponieren können, vor allem dann, wenn ich es schon so gut kenne.
 
klar Klavierspielen lernt man nur durch Klavierspielen. Musikalische Vorstellung nur durch das Ausführen/Üben von musikalischer Vorstellung.

Aber Bücher können zB einen Leitfaden, Methoden, Vorgehensweisen und praktische Übungen dazu vorstellen. Und sie können auch erklären, wieso etwas funktioniert (Theorie) und was einem in der Sache weiterbringt und was nicht.

Musikalität lernt man also nicht aus Büchern, aber sie können einem beibringen, was man tun kann, um es zu lernen oder zu verbessern.

Im Prinzip wollte ich aber inzwischen wie Klavirus anmerken, dass man in seiner musikalischen Praxis viel Musik bewusst hören sollte und beim Spielen/Üben möglichst immer versuchen sollte aus der Klangvorstellung zu spielen und nicht aus Noten-, Tasten- oder Bewegungs-Bildern.

@Pianopuppy:
Ich hoffe dich stört nicht, dass ich dich direkt anspreche. Ich konnte früher auch nicht nur in der Vorstellung ein Stück spielen. Aber mM ist es wie mit allen Dingen. Etwas das man noch nicht kann, muss man halt lernen. ;-)
Sinnvoll sind meistens kleine Schritte, weil man sich an der grossen Sache erstmal verschluckt.
Die notwendigen kleinen Schritte kann man mM auch sich sehr gut selbst überlegen, indem man nachdenkt, was eigentlich die Fähig/Fertigkeit genau bedeutet und was die einfachste Realisation ist.

Auf die Klangvorstellung aus Noten bezogen ist die mM einfachste Realisation die Abfolge zweier verschiedener Töne. Also könnte man damit beginnen die möglichen Intervalle aus Noten zu lesen und bevor man sie spielt, sich den Klang der 2 nacheinander gespielten Töne vorzustellen und erst dann zu spielen und mit der Vorstellung zu vergleichen und die Vorstellung dadurch zu verbessern.
Der nächste Schritt wären dann natürlich mehrere Töne und kleine Melodien.
Bei mehreren Tönen kommt jetzt noch Rhythmus dazu, d. h. man muss auch rhythmische Figuren erkennen und sich vorstellen können. Dazu kann man erstmal rein rhythmische, zB Klatschübungen machen und später die dann mit Noten/Tönen kombinieren.

Hallo Bachopin,

Danke für deinen Input!

Natürlich denke ich nicht, daß man ein Klangvorstellungsvermögen aus Büchern lernen kann, aber eben die Methoden, wie du es ja oben auch beschrieben hast. Wie du aus meinem letzten Post erkennen kannst, habe ich ja da durchaus schon einiges am Laufen und bin auch ziemlich sicher, daß ich damit auf einen guten Weg bin. Nur die Polyphonie und das akkordische Hören/Vorstellen machen mir noch Sorgen, aber vielleicht ergibt sich ja auch das im Laufe der Zeit und mit viel Üben. ;)

LG, PP
 
PS: Die erste Invention kann ich auswendig, ich kann sie auch langsam, Stück für Stück transponieren, allerdings immer nur eine Stimme - für mich ist das ein Anzeichen, daß es halt an der Klangvorstellung hapert, denn sonst müßte ich ja so ein Stück ohne weiteres zweistimmig transponieren können, vor allem dann, wenn ich es schon so gut kenne.

D.h. du kannst die C-Dur Inventio auswendig spielen am Klavier, aber es sind Schwierigkeiten da, diese Inventio im Kopf runterzuspulen ohne Klavier? Das wundert mich, weil ich bisher dachte, das "inwendig" spielen ist einfacher bzw. geradezu die Voraussetzung für Auswendig spielen am Klavier (ich finde übrigens den englischen Begriff für Auswendigspiel "playing by heart" sooooo viel schöner), denn nur mit Verwendung des sogenannten "Muskelgedächtnisses" (was ja wohl auch eher in der Birne zu finden oder suchen ist als in den Fingern) kommt man doch normalerweise nicht sehr weit?
Vielleicht betrifft es nur manche Stellen in der Invention, bei denen es hakt, sie im Kopf durchzuspielen? Vielleicht reicht es dann, diese Stellen nochmal zu beschnuppern?
Bei mir ist ein eigenartiges Phänomen da, was aber vielleicht gar nicht so eigenartig ist: wenn es beim Üben eines Stückes am Klavier noch irgendwo hakt, und Baustellen da sind, dann hakt dies meist genauso, wenn ich dieses Stück im Kopf durchspiele (was über den Tag verteilt öfter vorkommt, beim Aufwachen, beim Einschlafen, sogar während Besprechungen auf Arbeit :roll:).
 
D.h. du kannst die C-Dur Inventio auswendig spielen am Klavier, aber es sind Schwierigkeiten da, diese Inventio im Kopf runterzuspulen ohne Klavier?

Ich kann die Invention im Kopf abspielen, allerdings verschwimmt eine Stimme dabei und ich kann sie nur ungefähr hören - nur die Stimme auf die ich mich fokussiere höre ich innerlich deutlich, die zweite nur bei Einsätzen oder wo sie besonders prägnant ist. Versuche ich mich auf beide Stimmen zu konzentrieren entsteht ein Noten- oder besser gesagt Tonsalat, bis ich schließlich gar nicht mehr weiß wo ich bin. Ich kann also jede Stimme innerlich abrufen, aber die jeweils "zweite" nur als schemenhaften Geist. So kann ich auch jede Stimme separat transponieren, nur wenn ich versuche die zweite dazu zu nehmen, mache ich so viele Fehler, daß ich komplett rauskomme. Was aber funktioniert ist, eine Stimme transponieren und die zweite nur dazusingen, allerdings funktioniert auch das erst im zweiten Durchgang.

LG, PP
 
Ich kann die Invention im Kopf abspielen, allerdings verschwimmt eine Stimme dabei und ich kann sie nur ungefähr hören - nur die Stimme auf die ich mich fokussiere höre ich innerlich deutlich, die zweite nur bei Einsätzen oder wo sie besonders prägnant ist. Versuche ich mich auf beide Stimmen zu konzentrieren entsteht ein Noten- oder besser gesagt Tonsalat, bis ich schließlich gar nicht mehr weiß wo ich bin.

Jetzt verstehe ich besser, woran es hapert - es geht um das polyphone Hören im Speziellen, also um das Hören und Miterleben der friedlichen oder weniger friedlichen Koexistenz verschiedener Stimmen. Bach ist da natürlich die allerbeste Therapie - der Mann konnte praktisch nur polyphon...:)

Ich glaube, deine Antwort enthält schon etwas, was auf das Problem hindeutet: nämlich die Fokussierung auf eine Stimme. Versuche stattdessen lieber, dich von dieser Fokussierung zu lösen, eher eine Haltung, durch die Musik durchzusehen, um mit einem breiten Blick alle Stimmen zu erfassen, ohne das etwas hervorgehoben, aber auch - und das ist das wichtige, ohne dass etwas ausgeblendet wird.

So wie man beim Sehen sich auf ein bestimmtes Ziel fokussieren kann und alles herum verschwimmt, kann man stattdessen auch versuchen, den Blick in die Breite gehen zu lassen, um mehrere Objekte gleichzeitig in ihrer Bewegung zu erfassen. Ich denke, es ist beim Hören polyphoner Musik genau dasselbe. Auch bei solchen Dingen wie Crossrhythmen, etwa 16-tel in rechter Hand kombiniert mit Triolen in linker Hand wie bei Chopin FI, ist es zielführender, beim Spielen quasi "in der Mitte durchzuhören" statt sich auf die eine oder andere Hand zu fokussieren. Sondern nur rechts und links registrieren, wie die Hände den Job erledigen.

Als "Therapie" könnte ich mir vorstellen, dass das Hören der Bachschen Instrumental-Triosonaten oder auch der Orgeltriosonaten hilfreich ist - bei beiden haben alle Instrumente unterschiedliche Klangfarben (bei den Orgeltriosonaten spielt jede Hand auf einem separaten Manual, gewöhnlich mit gut unterscheidbarer Klangfarbe + Pedal mit ebenfalls eigener Klangfarbe), was das Mithören erleichtert und trainiert. Das hilft, den auralen Blick weg von der Fokussierung auf ein Instrument (mit der latenten Gefahr des Ausblendens der anderen Instrumente) auf die uneingeschränkte Gleichzeitigkeit des Erfassens aller 3 Instrumente hinzubewegen. Das innere Hören polyphoner Musik wird damit bestimmt sehr geschult.
 
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