Musik und Kunst

Stilblüte

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Neben schöner Musik gefallen mir auch tolle Gemälde.
Ich finde, Töne und Farben sind etwas sehr ähnliches.
Das eine ist für das Ohr, das andere ist für das Auge, aber mit beidem kann man unendlich viel ausdrücken, und zwar ohne Worte.
Sozusagen Bild und Ton gewordene Philosophie bzw. Gefühle, Eindrücke und Gedanken.

Mir geht es dabei so, dass ich bestimmte Gemälde, einen Stil zu malen oder bestimmte Farbkombinationen zu verwenden besonders mit der Musik einer bestimmten Epoche oder eines Komponisten verbinde.

Musik und Bildhauerei dagegen würde ich nicht in einer so eingen Verbindung sehen, eine bestimmte Art von Poesie dagegen schon eher.

Wie ist das bei anderen?
 
Also ich finde, die Künste Musik und Malere sind völlig verschieden.
Bei einem Gemälde hat man etwas vor sich, dass man als schön, interessant, interprtationswürdig etc. empfinden kann. Aber es bleibt doch immer eine zuminderst räumliche Distanz zwischen Gemälde und Betrachter.
Natürlich kann man auch ein Musikstück aus dieser distanzierten Perspektive sehen, aber Musik kann halt noch einen Schritt weiter gehen.
Ich denke mal, Malerei kann in mehr oder weniger Worte gefasst werden. Bei Musik scheint es mir nicht so zu sein - sie setzt einen in Dimensionen die mir Wörtern zu beschreiben oder irgedwie zu Definieren unmöglich sind. Es wirkt, als würde man die Musik nicht von einer Außenseiterperspektive aus "betrachten", sondern in einem selbst spielen. Es gibt quasi keine Räumliche Distanz zwichen Betrachter und Werk - Musik ist unmittelbarer, wie eine Ursprache die jeder versteht - Malerei ist einfach "nur" Kunst (ich hoffe hier gibt es keine Künstler):p

P.S vielleicht gibt es doch mehr in der Malerei das ich nicht verstehe...?
Wenn ich einen Lieblingskünstler nennen sollte würd ich Dali sagen.
 
Mir geht es dabei so, dass ich bestimmte Gemälde, einen Stil zu malen oder bestimmte Farbkombinationen zu verwenden besonders mit der Musik einer bestimmten Epoche oder eines Komponisten verbinde.

Ich würde dir raten, das zu lassen. Eine Epoche ist nicht gleich eine Epoche.

Malerei und Musik sind eigentlich zwei verschiedene Welten. Was sie zusammen verbindet ist der am meisten theoriesierte Nenner: die Erkenntnis. Dazu auch eventuell http://www.musikphilosophie.de

Es ist großartig, dass man Musik durch kognitive, logische Wahrnehmung erfassen kann. Aber auch Gefühle, Erinnerungen, Assoziationen, alles, was das menschliche Dasein auszeichnet, gibt es in der Musik, die durch unser Ohr dringt.

Ähnlich verhält es sich mit den Augen. Es scheint so, als ob die Rezeption von Gemälden und Tonkunst ziemlich ähnlich ist. Dieser Wahrnehmungsapparat scheint gleich zu sein.

Ein wesentlicher Unterschied ist der von Raum und Zeit. Während in der Musik deutlich die Zeit im Vordergrund steht, ist es bei der Malerei der Raum. Trotzdem, beides ist unverzichtbar.
 
Ich würde dir raten, das zu lassen. Eine Epoche ist nicht gleich eine Epoche.
Was soll das denn heißen? :confused:
Meine Ideen und Eindrücke kann ich doch nicht "lassen"?
Ich habe auch nie behauptet, alles über einen Kamm zu scheren, sondern das lediglich recht allgemein beschrieben.

Ich verbinde zum Beispiel manche expressionistische Malerei mit der Musik von Ravel, besonders Bilder mit kalten Farben (blau, grün, auch grelle andere Farbtöne), vielen Komplementärfarben, Bilder, die schreiend oder düster, unübersichtlich, wirr aussehen, perspektivisch "falsch" und ungeordnet sind. Auch Photographien (dann natürlich nicht aus der Zeit des Expressionismus ;-) ).
Ich finde, solche Bilder und Ravels Musik haben einen ähnlichen Charakter, d.h. sie lösen bei mir ähnliche Emotionen aus.

edit:
Ebenso auch: Fraktale, "mathematische" Kunst.
 
Ich verbinde zum Beispiel manche expressionistische Malerei mit der Musik von Ravel, besonders Bilder mit kalten Farben (blau, grün, auch grelle andere Farbtöne), vielen Komplementärfarben, Bilder, die schreiend oder düster, unübersichtlich, wirr aussehen, perspektivisch "falsch" und ungeordnet sind. Auch Photographien (dann natürlich nicht aus der Zeit des Expressionismus ;-) ).

Das ist ja auch nur eine Ausnahme, weil Impressionismus ja von der Malerei ausgeht. Gerade Debussy versucht mit Klängen Farben zu "malen", indem er besondere Klangfarben verwendete.

Aber wenn du dir mal z. B. Beethoven oder Bach anschaust: Ich kann da keine Bilder sehen. Beethoven eher sinfonisch, Bach gesanglich.

Was soll das denn heißen? :confused:
Meine Ideen und Eindrücke kann ich doch nicht "lassen"?
Ich habe auch nie behauptet, alles über einen Kamm zu scheren, sondern das lediglich recht allgemein beschrieben.

Sorry, hab mich verlesen.
 
Exkurs PAUL KLEE

Hallo zusammen,
ein sehr schönes Thema, Stilblüte!

Meiner Meinung nach hat Kunst sehr viel mit Musik gemeinsam, und es gibt auch einige Stilmittel und allgemeine Begriffe, die in beiden Kategorien verwendet werden.

Nennenswert ist in diesem Zusammenhang z. B. der Künstler und Musiker Paul Klee. Vor allem in seinem Spätwerk zeigt er deutlich, wie nahe Musik und Kunst zusammenstehen, sich gegenseitig ergänzen und bereichern. Interessant war seine Arbeitsweise: Er pflegte stets 2 Stunden Geige zu spielen, bevor er sich mit seinen Kunstwerken befasste. Er ließ sich sozusagen immer wieder musikalisch inspirieren!

Klee spürte zunehmend die Bindung seiner Malerei zur Musik, auch wenn sie ihm "mysteriös" erschien. Fast sein ganzes Spätwerk ist als musikalisch beschrieben. Da der Künstler, der selbst Musiker war, viele Partituren und Fugen kannte, kann man sich auch leicht vorstellen, wie die Komplexität dieser Notationen und Linien seine Kunstwerke beeinflusste.

Spannend ist Klees Methode im Folgenden: Sie gleicht der eines Musikers, der Note für Note schreibt, bei einem Motiv beginnt und ein Thema schafft. ein zweites Motiv einbringt und so weiter.

Was haben wir also? -Nichts als Gemeinsamkeiten: steigende und fallende Rhythmen, Töne, crescendo und diminuendo sowie harmonische Sätze, welche in seinen Werken klar zu erkennen sind. Man kann schon fast von Sonaten, Soli oder Kammermusik sprechen.
Es gibt dazu viele Bildbeispiele. Es lohnt sich, sich bei Interesse einmal damit zu befassen!


Das sollte nun ein kleiner Exkurs in die Malerei sein und hoffentlich verdeutlichen, wie nahe sich Kunst und Musik stehen (können).

kunstvolle Grüße, Madita
 
Hi,
Ich weiß nicht ob wir dasselbe meinen Stilblüte,
aber wenn ich manchmal Bilder sehe, egal ob das am Rand
von einem Heft gekrizelt ist, oder ob es von einem bedeutenden
historischen Künstler kommt, denke ich sofort an ein Lieb oder Musikstück.
Ein Beispiel:
Ich bin Opernfan und war 2 mal im Phantom der Oper.
Wenn ich mir das Bild Schrei anschaue (weiß nicht mehr von wem es ist)
hab ich sofort den Klang des Themes vom Phantom der Oper im Ohr.

Ich glaube das die Künste fürs Ohr und fürs Auge unterschiedlich sind, aber auch
sehr viel gemeinsam haben.

Mfg
Idefix
 
Es gibt (ins Unreine getippt) zwei verschiedene Möglichkeiten, sich mit Kunst/Musik auseinanderzusetzen: zum einen produktiv, indem ich komponiere, male, plastisch forme, zum anderen rezeptiv, wenn ich Musik höre oder Kunst auf mich wirken lasse. Als musikalischer Interpret befinde ich mich in einer merkwürdigen Zwitterstellung: Ich erschaffe nicht originär, sondern schöpfe nach (vergleichbar dem Schauspieler, der eine Rolle gestaltet). In der Kunst gibt es diese Funktion des Interpreten nicht. (Derjenige, der Kunst deutet und erklärt, ist eher dem Musikkritiker gleichzusetzen.)

Zu überlegen wäre also: Wie "musikalisch" (z.B. rhythmisch) empfindet der Maler? (Lionel Feininger und Paul Klee sind hervorragende Beispiele.) Wie bildlich ist die Vorstellungskraft des Komponisten? Nur dies kann man in Relation setzen.

Eine ähnliche Fragenkonstellation ergibt sich auf Seiten des Rezipienten: Welche Bilder entstehen beim Hören? Gibt es ein "musikalisches" Betrachten?

Über die Rolle, die der musikalische Interpreten dabei spielt, muß ich noch philosophieren. (Aber nicht mehr heute abend. :wink:)
 
Stimmt,
es gibt Künstler die beim Zeichnen/Malen Musik hören.
Ich kann mich manchmal besser konzentrieren wenn ich Musik höre, vielleicht hängts damit zusammen.

Mfg
Idefix
 
Merkwürdigerweise habe ich den Eindruck, dass es naheliegender ist, beim Musizieren / Musik hören / Komponieren / Improvisieren Bilder, Farben und Formen zu sehen als bei der Betrachtung von Kunst Musik zu empfinden.

Liegt das daran, dass ich viel aktiver mit Musik zu tun habe als mit Kunst?
Oder vielleicht daran, dass Musik etwas abstraktes, gestaltloses ist, dem man ein "sichtbares Wesen" geben möchte?

Kunst dagegen ist sofort greifbar, es fehlt in dem Sinne nichts.
Der Musik fehlt zwar auch nichts, aber sie ist viel schwerer fassbar...
Achje ist das kompliziert ;)
 
alle künste berühren den menschen - allerdings über unterschiedliche "empfangskanäle", deren jeweilige empfindlichkeit/empfindsamkeit individuell verschieden ist (ein blinder nimmt musik vermutlich anders, intensiver wahr).

die verschiedenen bereiche ergänzen und überlappen sich dabei, wobei häufig verstärkungseffekte auftreten. daher ist ein video mit musik i.d.r. besser wie ohne. und immer wieder gibt es künstler, die die verschiedenen disziplinen deswegen zu einem "gesamkunstwerk" verschmelzen wollen.

ein absoluter schmarrn ist es allerdings, einzelnen bereichen ihren "berührungsanspruch" aberkennen zu wollen (bildhauerei - sorry, stilblüte).
und: denkt nicht nur in "klassicher" kunst! auch video, installationen, land-art architektur u.v.m. gehören dazu.

ein gotischer dom ist beindruckend. gemeinsam mit gregorianischen gesängen (z.B.!) berührt er.

die audio-visuelle verschmelzung verstärkt. siehe auch life-konzerte, z.B. von pink floyd, etc. was wäre peter greenaways film "die verschwörung der frauen" ohne die kongeniale musik von michael nymann?
 

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