Mögt ihr Oper?

Mögt ihr Oper


  • Umfrageteilnehmer
    368
Was Oper angeht bin ich vorbelastet. Meine Mutter hat jahrelang im Chor gesungen. Kurz vor meiner Geburt stand ich also schon regelmäßig auf der Bühne und durfte Theaterluft schnuppern. Ob ich allerdings im Bauch leise mitgesummt habe ist nicht überliefert. :D
Meine Lieblingsoper ist Tosca. Es gibt nur wenig Musik, die mich innerlich so aufwühlt, ja, fast zerreißt. Geniale Musik!
Kennt jemand die Kinoübertragungen der MET?
Ich wäre doch versucht, mir mal eine Karte zu kaufen.
Allerdings würde mir wahrscheinlich die Atmosphäre fehlen. Und natürlich dieser unbeschreibliche Geruch. Alleine davon bekomme ich schon ein Kribbeln in der Magengegend. :rolleyes:
LG,
NaMu
 
Emil Nikolaus von Reznicek, "Benzin" im Deutschlandradio

Die Übertragung ist am 4.12., 19:05. Weitere Informationen hier:

http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/konzert/1283147/

Bin sehr gespannt, da ich von dem Komponisten nichts kenne. Hat vielleicht jemand einen Hörtipp zur Einstimmung?

Schöne Grüße,

Friedrich
 
Jetzt einfach nur weil´s so schön passt:
http://www.youtube.com/watch?v=sqdiEUp6s4E
Der geniale russische Winnie Pooh mit der Musik von Weinberg (Englische Untertitel)

Lieber Tornado,

führt zwar weit weg vom Thema Oper, muß aber kommentiert werden:
Vielen Dank für diesen Hinweis - das wußte ich gar nicht, daß es eine sowjetrussische
Winnie the Pooh-Zeichentrick-Verfilmung gibt! Und dann noch mit Musik von Weinberg!!

Die Zeichentrickfiguren sind rührend - Winnie the Pooh wirkt etwas klobig und unbeholfen.
Auf jeden Fall ist diese russische Adaption näher am Original als Disneys Verfilmung -
ganz zu schweigen davon, daß die originalen Illustrationen von E.H.Shepard einfach unübertrefflich sind.

Herzliche Grüße!

Gomez
 
Die Übertragung ist am 4.12., 19:05. Weitere Informationen hier:

http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/konzert/1283147/

Bin sehr gespannt, da ich von dem Komponisten nichts kenne.
Hat vielleicht jemand einen Hörtipp zur Einstimmung?

Lieber Friedrich,

um von Reznicek ist es still geworden. Mir scheint, das einzige heute noch bekannte Stück
aus seiner Feder ist die Ouvertüre zur Oper "Donna Diana"; älteren Semestern
vielleicht noch vertraut als Titelmelodie zur Ratesendung "Erkenne Sie die Melodie" -
satztechnisch von Mendelssohn herkommend, in ihrem élan vital Richard Strauss nahestehend,
aber ohne jeden auftrumpfenden Bombast.

Auch ich kenne nichts von ihm, außer der bewußten Ouvertüre. Die Osnabrücker Schallplattenfirma CPO
hat seine Symphonien und ein paar andere Orchesterwerke auf CD herausgebracht.

Eine von einem erklärten Spätromantiker stammende "Zeitoper" stelle ich mir interessant vor -
das war ein Feld, das sonst von neusachlichen Komponisten à la Weill und Hindemith
beackert wurde. Meine erneute Bitte: Gib uns Bericht von Deinem Höreindruck.

Herzliche Grüße!

Gomez
 
Ja, ich mag Oper.


Hier ein kleines Hoch! auf die klassische Inszenierung die sich eben ohne Kettensägen und Kunstblut fast nur durch Verwendung neuerer Gesten/Körpersprache zu moderner Zeitlosigkeit zu erheben vermag. Die Schönheit und die Weisheit mit ewiger Kron´, sozusagen.

http://www.youtube.com/watch?v=flVBOlBg_tg

Entzückend schön!
 
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Am Montag, dem 6.Dezember, um 22.35 h sendet Arte:

Igor Strawinsky: "Le Rossignol", Oper in drei Akten,

nach dem Märchen von Hans Christian Andersen.

Die Oper ist musikalisch vorallem deshalb interessant,
weil sich zwischen der Komposition ihres 1.Aktes (1909) und ihrer Fertigstellung 1914
Strawinskys entscheidende Stilwende vollzog: weg vom Spätimpressionismus,
hin zu einer Verfahrensweise, die man unabhängig vom jeweiligen Ausgangsmaterial
(russische Volksmusik, später klassische Kunstmusik, hier Pentatonik bis zum Überdruß),
mit einem Lehnwort aus der Literaturwissenschaft als formalistisch bezeichnet -
und das Erstaunliche ist, daß der Stilbruch zwischen dem 1. und dem 2.Akt kaum auffällt.

Direkt anschließend kommt:

Strawinskys "Renard" (Reineke Fuchs), eine Ballettoper,

1915 für Diaghilews Ballett-Truppe komponiert,
also aus seiner inspiriertesten Schaffensphase stammend.

Inszenierung: Robert Lepage
Regie: Chloé Perlemuter
Dirigent: Kazushi Ono
Orchester: Orchestre de l'Opéra national de Lyon


Gruß, Gomez
 
Eine von einem erklärten Spätromantiker stammende "Zeitoper" stelle ich mir interessant vor -
das war ein Feld, das sonst von neusachlichen Komponisten à la Weill und Hindemith
beackert wurde. Meine erneute Bitte: Gib uns Bericht von Deinem Höreindruck.

Ach, daraus ist nun leider nichts geworden. Ich hatte unter fachkundiger Anleitung die Maschinerie auf Aufnahme gestellt - wir waren um dieselbe Zeit in der Augsburger Figaro-Premiere -, aber bei meiner Rückkehr fand ich nichts vor außer Dr. Murkes gesammeltem Schweigen. Damnavi stuporen meum.... Hat jemand zufällig die Übertragung gehört, am Ende gar aufgenommen?

Zum Augsburger Figaro kann ich mich kurz fassen: sängerisch und orchestermusikalisch überraschend gut - in letzter Hinsicht ist das wahrhaft segensreiche Wirken des neuen GMD D. Kaftan nicht zu überhören. Die Inszenierung - triviales Regietheater mit den üblichen Faxen und der üblichen Begründung, man müsse den Zuschauer provozieren (hat man, zum Gähnen). Das ganze Stück findet in der Waschküche statt, und im Programmheft kann man lesen, warum auch die Gartenszene zwingend dort spielen müsse. Nun, seien wir froh, daß sich jemand gefunden hat, um die Dämlichkeit von Beaumarchais und Da Ponte in unseren Tagen zu heilen. Summa summarum: wer in Reichweite wohnt - unbedingt hingehen, aber der billigste Hörplatz zu 9.50 tut es.
 
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Hat jemand zufällig die Übertragung gehört, am Ende gar aufgenommen?

Ich leider nicht.

Aber vielen Dank, lieber Friedrich, für Deine witzige Beschreibung einer mißratenen Figaro-Inszenierung.

Ich kann dagegenhalten mit einem "Boris Godunow", der in der Sowjetzeit spielte,
in einem Intérieur wie aus Mossolows "Eisengießerei" (Kriegskommunismus?),
mit kalaschnikowbewehrten Rotarmisten, fähnchenschwenkenden Komsomolzen -
und dazu als Thema die (Il)Legitimität eines Zaren! Das Programmheft hat sich
zu dem Sachverhalt nicht näher geäußert.

Aber die Erwähnung Rußlands gibt mir die Gelegenheit, noch einmal auf heute abend
hinzuweisen:

um 22.35 h sendet Arte:

Igor Strawinsky: "Le Rossignol", Oper in drei Akten,

nach dem Märchen von Hans Christian Andersen.

Direkt anschließend kommt:

Strawinskys "Renard" (Reineke Fuchs), eine Ballettoper

Die beiden Märchenopern von Strawinsky sollte man sich nicht entgehen lassen!

Herzliche Grüße!

Gomez

.
 
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Heiteres und Besinnliches zum dritten Advent:

Mit Hilfe ihres aktuellen Liebhabers ermordet eine Frau
ihren aus dem Krieg heimgekehrten Lebensabschnittspartner,
weshalb ihre Tochter sehnsüchtig auf die Rückkehr ihres Bruders wartet (Advent),
der die Bluttat durch Ermordung der Mutter und ihres Liebhabers rächt,
woraufhin die Tochter (bzw. Schwester) sich in einer Art Delirium zu Tode tanzt.

Die Darsteller artikulieren ihren Text sehr gedehnt und auf verschiedenen Tonhöhen,
im Hintergrund sind durchgängig fette Sounds zu hören -

mit anderen Worten:

Heute, um 20.15 h, sendet 3 Sat die Oper "Elektra" von Richard Strauss.

Inszenierung: Nikolaus Lehnhoff
Es spielen die Wiener Philharmoniker unter Daniele Gatti.

Allen Interessierten viel Vergnügen!

Gruß, Gomez
 
Freischütz im Kino

Ein Hinweis für sparsame Schwaben und Verwandte im Geiste:

"Kinopremiere Freikarten für den Film "Der Freischütz"

BR-KLASSIK lädt ein zur Kinopremiere der Opernverfilmung "Der
Freischütz" von Carl Maria von Weber. In drei Kinos in Augsburg,
Regensburg und Bayreuth können Sie ab heute Freikarten an den
Kinokassen abholen solange der Vorrat reicht.


Die romantische Oper von Carl Maria von Weber mit der dramatischen
Liebesgeschichte um Max und Agathe kommt am 23. Dezember als Film in
die Kinos. BR-KLASSIK vergibt für eine Kinopremiere vorab am 19.
Dezember so viele Freikarten wie die Kinosäle Sitzplätze haben.

[...]

Die FREIKARTEN gibt es ab Dienstag, 14. Dezember, zu den
Öffnungszeiten an den Kassen folgender Kinos - solange der Vorrat
reicht:

* Augsburg: Thalia – Kino 1 (200 Freikarten)
* Bayreuth: Cineplex – Kino 8 (180 Freikarten)
* Regensburg: Regina – Saal Regina (300 Freikarten)

Die Kinopremiere findet als Matinee am Sonntag, 19. Dezember 2010, um 11 Uhr statt."

( Quelle: http://tinyurl.com/2e7a6so )


Schöne Grüße

von Friedrich,

der sich diese altruistischen Hinweis schon deshalb erlauben kann, weil er den Freischütz lieber am 2. Januar am Münchner Gärtnerplatz "in echt" anhört ;)
 
Ich fürchte, ich muß euch was beichten: ich war letzte Woche in der Fledermaus... und noch schlimmer: es hätte mir sogar gefallen, wenn nicht die Erinnerung an Gomez' Warnungen vor meinem deplorablen antiquarischen und kulinarischen Zugriff auf die Sache ein Dauerfeuerchen des schlechten Gewissens in meiner kleinbürgerlichen Seele unterhalten hätte.

Zwecks Bußleistung war ich am Sonntag im Freischütz am Gärtnerplatz. Auch hier konnte ich meine antiquarischen musikalischen Neigungen nicht ganz unterdrücken, aber inszenierungsmäßig habe ich mich tapfer als Kind der Moderne erwiesen: eine Vergewaltigung durchschnittlich pro Viertelstunde zu rezipieren, mehr Modernität kann man mir nun wirklich schwer abverlangen (ein Hinweis zwecks Abrüstung voreiliger feministischer Entrüstung: die Regie hatte eine Frau).

Schöne Grüße,

Friedrich
 
Ich fürchte, ich muß euch was beichten: ich war letzte Woche in der Fledermaus... und noch schlimmer: es hätte mir sogar gefallen, wenn nicht die Erinnerung an Gomez' Warnungen vor meinem deplorablen antiquarischen und kulinarischen Zugriff auf die Sache ein Dauerfeuerchen des schlechten Gewissens in meiner kleinbürgerlichen Seele unterhalten hätte.
Zitat von Fledermaus:
glücklich ist, wer vergißt,
was doch nicht zu ändern ist
die Fledermaus zu mögen ist ganz gewiß kein Grund, am Schandpfahl gemartert zu werden :D :D
...also wenn schon beichten, dann bitte echte Sünden (gerne spektakuläre) :D:D

herzliche Grüße,
Rolf
 
Mit Hilfe ihres aktuellen Liebhabers ermordet eine Frau
ihren aus dem Krieg heimgekehrten Lebensabschnittspartner,
weshalb ihre Tochter sehnsüchtig auf die Rückkehr ihres Bruders wartet (Advent),
der die Bluttat durch Ermordung der Mutter und ihres Liebhabers rächt,
woraufhin die Tochter (bzw. Schwester) sich in einer Art Delirium zu Tode tanzt.

Nun wenn man es so schön ironisch zusammenfaßt, opfert man freilich
anderseits des Dramas Kern, nämlich die sozialen Anschauungen der
archaischen griechischen Adelswelt. Für den Mann gibt es da
neben einer mißvergnüglichen Ehe immer eine zweite (...nte)
Chance auf Zweisamkeit, nicht so jedoch für die Frau, welche
- ganz protokatholisch gedacht - mit der Hereinholung des Ägisth ins
erkaltete Doppelbettchen ein Sakrament verletzt. Das kann sie politisch nur
kompensieren, wenn sie zusammen mit dem Betthupferl erfolgreich einen
Staatstreich inszeniert, der den staunenden Untergebenen als bellum
iustum verkauft werden kann - vielleicht geben dann sogar die Erynien
Ruhe. Tochter und Sohn hingegen haben eigentlich gar keine Wahl - die
Rache des ermordeten Pappis ist für sie sakrales Gebot. Pech, daß die
zu Ermordende die Mammi ist, deren Entsorgung eben falls ein schlimmer
Verstoß gegen das Kirchenrecht ist.

Aber das muß aus ästhetischen Gründen so sein, denn sonst ergibt sich
kein manierlicher tragischer Konflikt, und die Handlung wird, wie der
Altmeister Aristoteles sagt, nicht tragisch, sondern abscheulich. Das
zu-Tode-tanzen hilft da übrigens gar nichts, denn danach steht ja
nicht das Nichts, sondern die Qual im Hades (vermutlich Dauertanz, ohne
sterben zu können zur Musik des Neuen Dithyrambos). Was wir hier also
brauchen ist ein ordentlicher Deus ex machina, kunstgerecht mit
letzterer aufs Dach des Bühnenhauses befördert. Erst dann haben wir
unsere Katharsis - alles war ja nur ein Spiel - und im wohligen
Gruseln, das dieses Rückschwingen von der Illusion in die Realität
auslöst, leistet die Tragödie ihr "oikeia hedoné", ihre spezifische
Art des ästhetischen Vergnügens.

Grüße,

Friedrich
 
Lieber Friedrich,

mir fehlen die Worte - genauer gesagt:
Mir fehlt die Erinnerung an das, was ich gesagt haben soll.

und noch schlimmer: es hätte mir sogar gefallen, wenn nicht die Erinnerung an Gomez' Warnungen vor meinem deplorablen antiquarischen und kulinarischen Zugriff auf die Sache ein Dauerfeuerchen des schlechten Gewissens in meiner kleinbürgerlichen Seele unterhalten hätte.

Wann habe ich je gegen die "Fledermaus" oder gegen einen der Sträuße agitiert?

Und seit wann läßt sich ein geschichtsbewußter Mensch wie Du
von einem Ikonoklasten wie mir ein schlechtes Gewissen einreden?

Ratlos - trotzdem grüßend:

Gomez
 
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WW in Bayreuth

Hat es schon jemand vernommen?

Wim Wenders soll in Bayreuth den Jubiläums-"Ring" inszenieren.

Irgendwie muß diese Institution ja kaputtzukriegen sein.


Ein paar weitere Interna werden demnächst nach Außen dringen:

Die Rolle des Wotan soll Bruno Ganz übernehmen.
Das Orchester der Bayreuther Festspiele besteht diesmal aus einer Reihe
älterer kubanischer Musiker. Die Teilnahme der "Toten Hosen" ist angefragt.
Für die Musik ist Ry Cooder zuständig.

Das Feuilleton arbeitet schon jetzt am Erstellen von Textbausteinen:
"Eine in ihrer meditativen Langsamkeit bestechende und verstörende Inszenierung,
ein Road Movie quer durch die Innenwelt der Protagonisten..."

Hella halte mich fest!

Gomez
 

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