Mentaltraining

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Sunset

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20. Dez. 2006
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Hat jemand Erfahrungen mit mentalem Training gemacht?
Etwa für Vorbereitungen für Auftritte oder zur Unterstützung von Lernprozessen?

Falls ja auf welche Weise und mit welchem Material?

Danke für die Hilfe.
 
Da gibt's unendlich viel. Mentales üben der Musik, mentales Vorstellen des Auftritts, alle möglichen Arten der Körper- und Denkarbeit. Deine Frage ist sehr allgemein.
 
Bei klassischem Klavierspiel habe ich sehr gute Erfahrungen damit gemacht, mir jeweils mit unterschiedlichem Fokus und in unterschiedlichen Kombinationen den Klang, das Spielgefühl, die Noten und die Sicht auf die Finger vorzustellen. Das hat mich in der Vorbereitung zum Auswendigspiel sehr sicher gemacht. Es ist zunächst ziemlich mühsam, wird aber nach und nach immer leichter und selbstverständlicher.
 
Gibt es Bücher oder Tutorials zu den einzelnen Aspekten?
 
Meiner Meinung nach sind solche Bücher kontraproduktiv. Es ist so ähnlich wie mit dem berühmten Satz „Sei entspannt“. In dem Moment, wenn man etwas will, ist man schon von der Sache an sich abgelenkt. Bediene dich deines Geistes, den du bereits besitzt. Verbinde ihn mit dem, was du „mental trainieren“ willst. Und falle nicht auf die Simplify-cour-life-und-Co-Industrie herein, deren einziges Ziel dein Geld ist.
 
Meiner Meinung nach sind solche Bücher kontraproduktiv.
Ganz so pauschal würde ich das nicht sehen.
Es gibt hier hervorragende Leitfaden. Und es kommt immer darauf an was man daraus macht und ob man Inhalt und Botschaft versteht. Das empfohlene Werk zum Mentaltraining (s.o.) stellt eine gängige Imaginationsmethode vor, die bei Musikern und Hochleistungssportlern seit längerer Zeit intensiv und mit Erfolg genutzt wird.
In diesem Zusammenhang wäre auch das hervorragende Grundlagen- und Standardwerk von Schulz zum Autogenen Training zu erwähnen, das sehr subtil und einfühlsam die Anwendung der konzentrativen Selbstentspannung lehrt.
Auf der Basis dieses regelmäßigen Trainings in der Grundstufe mit durchaus kontemplativen und meditativen Zuständen kann eine Fülle von möglichen aufbauenden Imaginationsmethoden mit vielfältigen Trainingsinhalten erfolgen. Eine mögliche Fortsetzung ist das Mentaltraining.
Diese subtile Methode ist nicht zu verwechseln mit mehr oder weniger infantilen oder naiven Anweisungen der populären Erfolgsliteratur nach dem Motto " Ich schaffe es ", " Mir geht es von Tag zu Tag besser", u.ä.
Modernes Mentaltraining hat die naiven Vorgänger der Selbsthypnose und Affirmationsfloskeln längst verlassen .
Bediene dich deines Geistes, den du bereits besitzt.
Ja was denn sonst ?
Aber es ist wie mit den Feinheiten der Pianistik. Selber herausfinden heißt auch sehr viel Zeit mit der erneuten Erfindung des Rades zu verschwenden.
;-)
 
@godowsky Deinem letzten Satz stimme ich zu. Und autogenes Training ist durchaus sinnvoll. Was ich meinte ist aber u.a., dass allein schon die eigene Suche nach dem richtigen Weg eine so intensive Auseinandersetzung erforderlich macht, dass dies in den Gesamtprozess des mentalen Übens einbezogen ist. Es bedeutet nämlich Selbstreflexion.
 
Ich habe mit verschiedenen "Workflows" Erfahrungen gemacht, auf einem Spektrum zwischen "wieder und wieder spielen bis ich es kann" und "alles nur mental bis zur Aufführung". Ersteres ist eher frustrierend und macht obendrein viel Lärm - es ist, zumindest für mich, auch das Üben einfach viel effektiver, wenn ich das Stück schon im Kopf kenne. Letzteres ist für meine professionelle Verantwortung doch etwas heikel, und ich habe hinterher manchmal das Bedenken, dass ich es mit einem Probelauf irgendwie noch "besser" hätte können.

Was nun nach meiner derzeitigen Erfahrung ganz gut funktioniert:
1. einmal durchlesen (ohne Instrument). Damit hat man danach beim Blattlesen weniger Probleme mit kompliziert zu entzifferndem oder seltsam notiertem.
2. vom Blatt lesen (am Instrument). Das erleichtert für mich das Auswendiglernen, weil ich mich einen Gesamteindruck verschaffe, und vielleicht sich einige Passagen gut einprägen.
3. in Ruhe auswendig lernen (mental, mal mit einem Blick auf die Noten, mal ohne). Hier wird auch die Interpretation eigentlich gemacht.
4. am Instrument ausprobieren, technische Schwierigkeiten glätten. Meistens heißt das für mich, das Stück einmal vom Anfang bis zum Ende durchzugehen, und mich dabei immer anzuhalten, wenn etwas nicht funktioniert, um das gleich "in Ordnung zu bringen", und die Vorstellung aus 3. zu verwirklichen.
 

@kitium
Das ist ja eine Übemethode, die das mentale Üben als Grundlage und Voraussetzung allen weiteren (primitiv gesprochen: manuellen) Übens betrachtet. Soweit ich weiß, arbeitet z.B. auch Volodos genau so. Danke für deine ausführliche Erläuterung!
 
Dirigenten arbeiten übrigens nur so. Wenn sie das erste Mal ans "Instrument" gehen, müssen sie eine glasklare Vorstellung von dem haben, was sie erreichen wollen und das unmittelbar umsetzen können.
 

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