Ich habe mit verschiedenen "Workflows" Erfahrungen gemacht, auf einem Spektrum zwischen "wieder und wieder spielen bis ich es kann" und "alles nur mental bis zur Aufführung". Ersteres ist eher frustrierend und macht obendrein viel Lärm - es ist, zumindest für mich, auch das Üben einfach viel effektiver, wenn ich das Stück schon im Kopf kenne. Letzteres ist für meine professionelle Verantwortung doch etwas heikel, und ich habe hinterher manchmal das Bedenken, dass ich es mit einem Probelauf irgendwie noch "besser" hätte können.
Was nun nach meiner derzeitigen Erfahrung ganz gut funktioniert:
1. einmal durchlesen (ohne Instrument). Damit hat man danach beim Blattlesen weniger Probleme mit kompliziert zu entzifferndem oder seltsam notiertem.
2. vom Blatt lesen (am Instrument). Das erleichtert für mich das Auswendiglernen, weil ich mich einen Gesamteindruck verschaffe, und vielleicht sich einige Passagen gut einprägen.
3. in Ruhe auswendig lernen (mental, mal mit einem Blick auf die Noten, mal ohne). Hier wird auch die Interpretation eigentlich gemacht.
4. am Instrument ausprobieren, technische Schwierigkeiten glätten. Meistens heißt das für mich, das Stück einmal vom Anfang bis zum Ende durchzugehen, und mich dabei immer anzuhalten, wenn etwas nicht funktioniert, um das gleich "in Ordnung zu bringen", und die Vorstellung aus 3. zu verwirklichen.