Macht man sich beim üben auf dem Digipiano den Anschlag kaputt?

Man macht beim echten Instrument schneller Fortschritte. Am Digi fehlt die klangkörperliche Rückmeldung. Probiert mal im Vergleich Instrument und Gerät :heilig: mit Ohropax zu spielen. Am Klavier spürt man den Klang mit den Fingerspitzen, Füßen und dem ganzen Körper (am Flügel evtl. weniger). Das Digi gibt auch bei ähnlicher Lautstärke keine derartige Rückmeldung. Das ist vergleichbar mit Schwimmen lernen ohne Wasser.
 
Also ich finde es echt hart, wie hier über Digis abgelästert wird und finde es auch fast arrogant zu sagen, man solle sich doch einfach einen Flügel kaufen. Außerdem können die meisten Amateure eben nur früh morgens, abends und am Wochenende üben. Selbst wenn meine Nachbarn das theoretisch dulden würden/müssten, würde ich mich dabei nicht wohl fühlen.

Was den Anschlag betrifft: Ich habe früher, als ich noch bei meinen Eltern gewohnt habe, auf einem CLP230 Digi und auf einem alten Bechstein-Klavier gespielt. Die Mechanik des Bechsteins ist so extrem schwergängig, dass ich nahezu alle Dinge, die ich darauf geübt habe, an einem anderen Instrument (insbesondere im Klavierunterricht) deutlich virtuoser spielen konnte. Bei dem CLP230 hingegen ist allein schon der mechanische Widerstand viel zu gering.
Als ich ausgezogen bin habe ich notgedrungen nur noch auf dem CLP230 üben können. Schon nach wenigen Monaten war ich quasi nicht mehr in der Lage, meinen Eltern etwas halbwegs virtuoses vorzuspielen.
Jetzt habe ich seit 2 Monaten ein CLP685. Da liegen nicht nur Welten dazwischen, sondern meiner Meinung nach ganze Sonnensysteme. Jetzt habe ich recht schnell gemerkt, dass ich auf dem Upright wieder viel besser spielen kann, nicht nur was das Gewicht der Tasten betrifft, sondern auch was musikalische Parameter angeht. Auch meine Eltern haben sofort und unabhängig von mir gemerkt, dass ich wieder viel "musikalischer" spiele (laut/leise, Bögen, etc. pp)

Es kommt also meiner Meinung nach ganz klar auf das Digi selbst an. Von den Digis, bei denen sich die Klaviatur wie ein "Spielzeug" anfühlt, sollte man besser die Finger lassen.
 
@Dommm3E Ehrlicherweise muss man aber auch sagen, dass das CLP-685 in einem Preisbereich liegt, in dem es auch schon viele akustische Pianinos gibt - sowohl gebrauchte, als auch neue mit Silent Funktion,
Klar, wird da viel angeboten, denn wer will schon auf solchen 3000-4000€-Klavieren üben müssen? ;-) Die Wartung und Instandsetzung kostet gleichviel oder schlimmstenfalls sogar deutlich mehr als bei einem guten Markenklavier ab 10000 € aufwärts. Bei den Digitalen bekommen man ab 4000 € aufwärts schon die Creme de la creme.
 
@ALP Mir ist klar, dass das CLP685 ein Oberklasse Digi ist, das sich nicht jeder leisten kann/will. Ich habe dafür auch einen familieninternen Kredit aufgenommen ;-). Ich habe aber dennoch so viel Geld in die Hand genommen, weil ich eben ein Digi wollte, was nicht nur Ergänzung zu einem richtigen Klavier ist, sondern eben Ersatz, da ich in absehbarer Zeit auch kein "richtiges" Klavier kaufen kann. Ich habe das mit dem CLP685 nur deswegen erzählt, weil es ja teilweise auch die Meinung gibt, dass Digis generell nichts taugen. Und das sehe ich eben anders. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass sich das CLP685 besser spielt als so manches Upright für 8000€ Neupreis.
 
Am meisten macht man sich den Anschlag durch Nichtspielen wg. herumsuchender Unentschlossenheit kaputt.

Hasenbein , dem hier im Forum wohl niemand die Expertise absprechen wird, hat ja nun schon mehrfach darauf hingewiesen, dass es mittlerweile Digis im Einsteigerpreisbereich (speziell von "leider Roland" (@ hasenbein: warum eigentlich "leider"?) gibt, die durchaus brauchbar sind.
Wer sich also kein teures akustisches Instrument leisten kann oder will, ist meiner bescheidenen Meinung nach mit dem Einsteigermodell von Roland sehr gut bedient.
Besser damit, als überhaupt nicht spielen.
Mein persönlicher Eindruck beim Vergleich im Musikhaus war, dass dessen Tastatur das Gefühl eines akustischen Instruments ganz und gar nicht schlecht simuliert.
Das einzige Piano in den höheren Preislagen, welches mir einen ähnlich guten Eindruck vermittelte, war das 3mal so teure und von den Funktionen her sehr viel besser ausgestattete FP 90, dessen Tastatur mir etwas leichtgängiger erschien.
Rein von der Tastatur her konnte mich in der von hasenbein genannten 2 bis 3k-Region keins so überzeugen, wie das FP-30 und FP-90.
U.a. aus finanziellen Gründen wurde es bei mir das kleinere Modell und ich habe den Kauf bislang nicht bereut.
Beim täglichen Üben habe ich nicht den Eindruck, als würde die Kontrolle der Dynamik etwas zu wünschen übrig lassen.
Und ich müsste mich schon arg täuschen, wenn sich der an diesem Piano erlernte Anschlag nicht relativ zügig an ein "echtes" Piano anpassen ließe.
Jedenfalls erlerne ich lieber im hier und jetzt meinen Anschlag an meinem Digi-Piano praktisch, anstatt in Gedanken an meinem imaginären und so viel besseren akustischen Flügel. ;-)
 
Am meisten macht man sich den Anschlag durch Nichtspielen wg. herumsuchender Unentschlossenheit kaputt.

Wahrhaftig. Klar ist die "Auswahl" riesengroß - aber irgendwo muss man einfach mal anfangen. Ein vollständig unerfahrener Anfänger muss sich sowieso erst mal eine Meinung bilden, was bzw. wohin er überhaupt will.

So ein Digikauf ist doch kein Bund fürs Leben!

Ich würde mir die Exemplare anschauen, die hier empfohlen wurden (dieses Rolanddingens zum Beispiel, dazu haben sich ja mehrere positiv geäußert, darunter mindestens eine Person, deren Urteil von realer Kompetenz und Erfahrung geprägt ist), und wenn nicht irgendwas für Dich total Irritierendes daran zu beobachten ist, kannst Du mit so einem Gerät nix falsch machen.

Bis Du so weit bist, dass Du aufgrund von Virtuosität dringend was Exklusiveres brauchst - die ausgereifteste Sensibilität der Klanggestaltung, die letzte Raffinesse der Anschlagssimulation etc. - vergehen ja erfahrungsgemäß ein paar Jährchen. :-)
 
Da kommt es sicher auf Prioritäten an, deswegen habe ich ja nicht gesagt, dass das automatisch besser ist, sondern dass man darüber diskutieren kann. Manche stehen ja Digis absolut ablehnend gegenüber, weil sie nicht "leben" und weil die Resonanz nicht da ist oder nicht ganz so wie bei einem echten Klavier oder oder oder...
Hipster.

So jemand ist vielleicht mit einem einfachen 4000 Euro Klavier glücklicher (und ich weigere mich zu glauben, dass die alle so arg mies sind, dass man darauf nicht einmal üben will) als mit einem richtig tollem Digi. Bei jemand anderem ist es genau umgekehrt.
Ein edles Digi macht einfach mehr Spaß als ein billiges Klavier. In dem Bereich, wo sich die Preisspannen überschneiden, findet man auf der einen Seite hervorragend verarbeitete Instrumente mit auf Höchstleistungen getrimmten technischen Finessen und auf der anderen Seite gnadenlos kostenoptimiertes Material fürs chinesische Kinderzimmer (dem größten Klaviermarkt der Welt).
 

Ja, weil Du in Deinem Thread auch gewisse Bedenken hinsichtlich der Anschlagskultur etc. bei Digis geäußert hast und vor lauter Überlegungen offenbar nicht recht zu Potte kommst.

Als ich den Beitrag schrieb, war ich mir nicht bewusst, dass es gar nicht "Dein" Faden war (ich geh immer über "Neue Beiträge", nicht über die Forenansicht). Bitte um Entschuldigung. :-)
 

Wer einen Shop in der Nähe hat, kann beispielsweise mal einen Triller auf einem Yamaha Arius und einem aktuellen Roland spielen - die Arius-Tastatur wirkt im Vergleich zur sich "solide" und gut "steuerbar" anfühlenden Roland-Tastatur geradezu "spielzeugartig". (Was ich übrigens schade finde - früher hatte Yamaha mal die klar besten E-Pianos, jetzt aber muss derjenige, der ein wenig Plan hat, leider Roland den Vorzug geben.)

Leider hast du nur Digitalpianos im unteren Preisbereich ( < 800 Euro ) ausprobiert. Nicht umsonst bieten aber alle Hersteller auch höherpreisige Modelle an, die andere Tastaturen verbaut haben.

Die Arius Reihe ist übrigens die Budget Serie von Yamaha, oder auch "Einsteigermodelle". D.h. hier wird auf das untere Preissegment abgezielt und dort bietet man natürlich nicht die gleiche Qualität wie in den höheren Preissegmenten an. Für höhere Ansprüche gibt es die Modelle der Clavinova Reihe.

Wenn Roland vergleichbare hochwertige Tastaturen auch bei günstigen Pianos verbaut, wäre das natürlich eine interessante Info.
 

Zurück
Top Bottom