Ich habe mir Gedanken gemacht, ob man der Notation wirklich entnehmen kann, dass er einen stummen Anschlag mit Pedalwechsel wollte. Mir ist diese Idee bisher noch gar nicht gekommen.
Kann sein, Rolf. Ich weiß es nicht, was Liszt genau wollte.
hierzu ein paarAnregungen:
- du kannst dem doch auf den Grund gehen, indem du nachschaust, welche Pedalnotationsweisen die Lisztschen Autographe und Erstausgaben aufweisen; tust du das, wirst du feststellen, dass die Notation der 3. Consolation relativ einzigartig im Lisztschen Klavierwerk ist.
- du kannst dir die Notation anderer Orgelpunkte in romantischer Klaviermusik anschauen, ein sehr krasses Exempel (weil wie notiert nicht 100%ig ausführbar) findet sich in Schumanns Papillons
- dir ist nicht neu, dass Liszt manche Innovation ins Klavierspiel brachte - ist es da unwahrscheinlich, dass er dort, wo es infolge Langsamkeit machbar ist, das stumme nehmen des Basses als Besonderheit einsetzte? (zu beachten ist, dass die Consolation ja auch anders mit den Bässen und dem Pedal verfährt, d.h. es gibt nicht nur Orgelpunkte - und das alles ist sehr genau notiert)
Es ist jedenfalls nicht einfach auszuführen.
es geht problemlos und zuverlässig, auch in fließendem Tempo (lento placido)
Man muss sehr schnell zum Bass springen, dann den Ton ganz langsam niederdrücken und dann noch das Pedal wechseln - und das alles in der Zeit einer halben Sekunde. Nach kurzem Üben konnte ich es - allerdings nicht immer ganz sauber und zuverlässig. In der Ruhe des Stückes diese Akrobatik auszuführen, entspricht meiner Meinung nach nicht der optimalen Ausführung.
Die Bewegung (das hinfassen zum Bass) ist nicht schneller, als wenn man ihn anschlagen würde.
Das Pedal ist ganz normales nachgetretenes Pedal, nur dass der Bass halt schon da ist (weil stumm übernommen / Taste hält Dämpfung oben)
Es ist auch nicht akrobatisch, man sieht das beim zuschauen kaum.
Übrigens ist es dem Klang und der Aussage eines Klavierstücks doch völlig egal, ob wir trägen Erdlinge die Ausführung mühsam oder mühelos hinkriegen, kurzum ist "Akrobatik" kein Argument gegen das stumme fassen
Dass er einfach den Ton im Pedal gehalten hat und die andere Stimme leise drübergelegt, halte ich für wahrscheinlicher. Natürlich fehlen die Pedalangaben - aber die durchgebundene Note kann man meiner Meinung nach auch so interpretieren. Was die alten Instrumente angeht: Ich habe genug Spielerfahrung auf mehreren Instrumenten aus der Zeit von Liszt (Erard, Graf, etc.), und kann es daher schon ein wenig beurteilen.
teils in Liszts Besitz, teils öfter von ihm benutzt sind z.B. diese drei Instrumente: Bechstein Konzertflügel 1856 (zweiPedale), Steingraeber Stutzflügel 1872 (zwei Pedale),
steinway NY 1876 (drei Pedale) - auf diesen drei Instrumenten, die unseren modernen schon entsprechen, führt "Halbpedal" etc. in diesem Stück zu verschwommenem/verschmierten Klang. Auf Erards aus den 40er und 50er Jahren (weniger Dämpfer im Diskant, ergo schillernderer Klang) sind deutliche Pedalwechsel auch schöner als verschwimmende.
Übrigens fehlen in der Consolation keine Pedalangaben, im Gegenteil sind die ganz deutlich hingedruckt mittels Ped. und *
Natürlich kann jeder auch den stummen Wechsel machen, wenn er unbedingt auf 100%ige Sauberkeit und Texttreue Wert legt - ich rate es jedoch speziell der Fragestellerin, die das Stück übt / geübt hat, nicht.
d´accord!
...freilich halte ich es für keine gute Idee, die Consolation als Anfängerstück zu verwenden (sie ist klanglich zu fragil, zu sensibel - es gibt andere, geeignetere Anfängersachen von Liszt)