Konzerte alter großer Meisterpianisten miterlebt?

Ich habe in München mehrfach Zimerman, Schiff, Trifonov, Sokolov, Tokarev, Argerich, Schuch, Bozhanov, Levit, Volodos, Perahia, Armstrong, Andsnes, Buchbinder, Melnikov etc. gehört. So richtig schlecht waren die eigentlich alle nicht ...

ja halt mal an;-), da sind ja einige darunter die man ruhig noch zur alten Garde hinzufügen kann oder solche die von dieser stark beeinflusst worden sind:super:, Radu Lupu hast Du vergessen, er erhielt noch Klavierunterricht von der Lehrerin von Dinu Lipatti:super:
 
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Es gibt bzw. gab ja nicht nur große Pianisten der Klassik;-). Ich bin dankbar, dass ich mehrfach noch Meister des Jazz auf dem Zenit ihres Könnens live erleben durfte. Die Konzerte mit beispielsweise Oscar Peterson (vor seinem Schlaganfall, er musste sich wirklich vor keinem klassischen Pianisten in Bezug auf Technik und Virtuosität verstecken), Dave Brubeck, Michel Petrucciani, Teddy Wilson oder McCoy Tyner in der Tonhalle Düsseldorf und der Kölner Philharmonie sind sehr schöne Erinnerungen. Dass ich Errol Garner nicht mehr live erlebt habe, das schmerzt ein wenig:-(.

Unvergessen für mich auch ein Konzert-Marathon mit Gulda an drei aufeinander folgenden Tagen in der Kölner Philharmonie, wo man seine ganze Bandbreite erleben konnte. Am ersten Abend klassische Musik solo, am folgenden Tag eigene Werke, auch mit Orchester (u.a. das Concerto for myself und sein Cello-Konzert) und am letzten Abend dann freie Musik (OK, die habe ich nicht verstanden und werde sie wohl auch nicht mehr verstehen;-))
 
Ich bin begeistert über eure Erzählungen! Klasse!

Rudolf Serkins Gelassenheit und Souveränität mit der er angesichts seines Blackouts reagiert. Diese stille Würde mit der er seinem Publikum eine Erklärung anbietet und seine Noten holt finde ich bewundernswert!

Ein Urteil über die Frage, ob die alten Meister besser gespielt haben als die heutige Pianisten steht mir nicht zu, wage es aber zu bezweifeln.

Christian: Zu den großen Meistern zähle ich selbstverständlich auch die Jazzpianisten!
 
Ich habe Anfang der 90er Jahre Alicia de la Rocha erlebt. Sie spielte Ravels G-Dur-Konzert und de Fallas Nächte in spanischen Gärten in einem Konzert hintereinander. Diese Kondition einer alte Dame hat mich sehr beeindruckt.
 
Wen ich zweimal erlebt habe, das ist die Grand Dame Bella Davidovic. Einmal spielte sie Chopin 2, ein anderes Mal einen Soloabend. Unvergessen, dazu welch eine Ausstrahlung!
 
Ich kann einen etwas selteneren, aber dennoch angesehenen Namen beisteuern: Ich habe Mitte der 60er Jahre in Nürnberg G. Cziffra erlebt, mit einem Programm, das zum größeren Teil 19. Jh. war (darunter Mussorgski - weiß ich noch, wiel ich sooo von dem Bydlo beeindruckt war) , zum kleineren aus eigenen Paraphrasen bestand. Und ich erinnere mich noch genau den den damit einhergehenden "Skandal": im Programmheft stand fett: "Cziffra spielt Yamaha". Diese Art von Werbung fand man damals noch unmöglich und sie sorgte dafür, daß in der Pause mehr darüber gegeifert als über die Musik gesprochen wurde. Dabei hat er auf einem Steinway gespielt, denn in der Meistersingerhalle gab es nix anderes.
 
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Ich muss ca. 9 Jahre gewesen sein, da schleppte meine Mutter mich zu Svjatoslaw Richter. Leider wusste ich das kein Stück zu würdigen. Fast drei Stunden im Saal, die einzige Beleuchtung war seine gedimmte Notenpultlampe....eine Tortur! Perlen vor die Säue....bzw. einfach nichts für Kinder...

In jüngerer Zeit war ich aus eigenem Antrieb bei Jarrett, Hancock, Mehldau, Tyner, Mabern und mehrfach bei Corea ...
 
Ehrlich gesgat, bei allem Respekt glaube ich, dass die Pianisten früher ganz und gar nicht besser waren als heute - im Gegenteil.
@Stilblüte
"Glauben" ist immer eine heikle Angelegenheit, mit "wissen" (auf Grund von Nachprüfbarkeit) ist man da ein wenig auf der günstigeren Seite ;-)
Wir haben glücklicherweise eine rund hundertjährige Geschichte der Diskographie - man kann sich aus beinahe jedem Jahrzehnt des 20. Jhs. vergleichend anhören, wie diverse heikle Klaviersachen gespielt worden sind. Wenn man das macht, erkannt man, dass niemand heute manche Lisztsche Rhapsodie manuell besser spielen kann, als d´Albert und Busoni vor rund 90 Jahren oder als Elli ney (sic!) und Cortot (sic!) vor ca. 70 Jahren - freilich stellt man auch fest, dass die zurecht geschätzten heutigen Virtuosen diese nicht schlechter spielen.
Kurzum: das musikalische und technische Können der Besten unterscheidet sich nicht von heute - um hier glauben zu vermeiden, kann man wissen erlangen, indem man sich die Aufnahmen von Busoni, d´Albert, Skrjabin, Sofronitski, Feinberg, Barere, Rachmaninov, Backhaus, Petri, Erdmann usw. einfach mal anhört.
Das ist eigentlich auch ganz einsichtig: diese oder jene fiese Etüde ist nicht leichter oder schwerer geworden - egal zu welcher Zeit, hat jeder das Problem, die bestehenden manuellen Probleme überzeugend lösen zu müssen.
Skrjabins op.8 Nr.12 ist von ihm selber technisch perfekt eingespielt worden, danach ebenso von Sofronitski, Feinberg, Horowitz und heute von z.B. Kissin - das technische Können ist dasselbe. Was man hier feststellen kann ist, dass die älteren Aufnahmen in der Tempogestaltung etwas freier sind (mehr rit. und acc. einsetzen) und dass sie die wüsten Akkordrepetitionen schneller als heute spielen (was daran liegt, dass heute die meisten in diesem Stück kein accelerando zur Steigerung wagen) - jetzt könnte man am Beispiel dieser Etüde darauf beharren, dass die besten vor rund 100 Jahren eine der Schwierigkeiten (unbequeme Akkordrepetitionen simultan mit Sprüngen) "virtuoser" (schneller) zu lösen in der Lage waren. Diese oberflächliche Schlußfolgerung ist allerdings falsch: die Tempounterschiede (damals größer als heute) haben musikalisch-stilistische Gründe.
Unterschiede stilistischer Art sind natürlich vorhanden - das sieht man am deutlichsten, wenn man vergleicht, wie die besten damals und heute Bach oder Mozart spiel(t)en.
Aber sicher, ja gesichert ist: technisch/manuell war man vor hundert jahren nicht schlechter als heute.
 
da schleppte meine Mutter mich zu Svjatoslaw Richter.
Richter hörte ich einmal im Konzert, ohne dass meine Mutti mich hinzerren musste - ich war da freiwillig hingegangen. Das war ein etwas ungewöhnliches Konzert: es gab keine Eintrittskarten, aber das Publikum war aufgefordert, keine Geräusche zu machen und nicht zu klatschen (!) denn Richter und Bratschist nahmen da Shostakowitschsonaten in einem akustisch sehr guten Saal auf.
 
@Stilblüte hat es auf den Punkt gebracht

Da ist wie immer bei "Früher war alles besser" totale Verklärung am Wert.
Würde man die Möglichkeit haben, Konzerte noch einmal zu erleben, wäre man wahrscheinlich enttäuscht und würde sich fragen, wieso man das vor 50 Jahren so toll fand.

Wenn man 1954 nach Jahren ein seltenes Chopin Konzert erlebte, ist das etwas anderes als wenn heute über zahlreiche Kanäle, das nichts besonderes ist.

@Destenay Wenn viele junge Musiker heute zu viel auf Technik wert legen, liegt das wahrscheinlich auch zum größten Teil an ihren anscheinend unfähigen Lehrern und den unfähigen Jurys bei Wettbewerben. ;)
 
Gottseidank wird heute von keinem Orchester mehr so gespielt, da hört man ja noch den Angriff der Truppen und das Zusammenschlagen der Hacken.



Das ist z.B ein Beispiel für Verklärung eines viel zu früh Verstorbenen. Und der Mythos setzt sich dann als Promo fort.

Technisch brilliant, in den lyrischen Passagen in Ansätzen toll, aber wie er - vielleicht auch der damaligen Zeit und Karajan geschuldet, in den schnellen Passagen technisch "brilliant" kalt da fast militärisch durchjagt, völlig an Schuman vorbei...

Das Konzert schrieb Schumann für seine Braut und Ehefrau. Wenn ich Aufnahmen von Pianisten höre, denke ich meistens - ja schön, aber mit Leidenschaft, Hingebung, Abkehr vom Durchschnitt hat das Nichts zu tun.
 


Aha. Schumann hat dir also persönlich mitgeteilt, wie man sein Konzert richtig spielen muss?

Das Konzert schrieb Schumann für seine Braut und Ehefrau.

Jetzt verstehe ich, was du meinst. Wer außer Emily Bear im weißen (Braut)kleid könnte in der Lage sein, das Konzert auf die einzig richtige Art und Weise zu spielen?



Nun ja. Jedem das seine. Ich ziehe Lipatti vor. Er erfasst den Geist des Konzertes kongenial, Form und Inhalt sind bei ihm aus einem Guss. So hinreißend gespielt hört man das sehr selten.

Wenn ich Aufnahmen von Pianisten höre, denke ich meistens - ja schön, aber mit Leidenschaft, Hingebung, Abkehr vom Durchschnitt hat das Nichts zu tun.

Vielleicht hörst du nicht richtig zu. Oder du vergisst, dass Schumann längst kein schwärmerischer Teenager mehr war, als er das Konzert geschrieben hat, sondern ein reifer Komponist über 30. Außerdem hat er fast 5 Jahre an dem Konzert gearbeitet - und dann soll darin nichts weiter als romantische Schwärmerei vorkommen? Lächerlich!
 
Nunja... Chopin's f-moll, auf jeden Fall der 2. Satz daraus, ist eine romantische Schwärmerei. Deshalb ist es trotzdem ein Geniestreich. Ob das nun bei Schumann der Fall sein mag oder nicht (das mit der Schwärmerei, meine ich) kann ich nicht sagen.
Achja, und man kann auch mit über 30 noch schwärmen, Mick, auch wenn für dich alles jenseits der 20 schon alte Knacker sind... :lol:
 
Aha. Schumann hat dir also persönlich mitgeteilt, wie man sein Konzert richtig spielen muss?



Jetzt verstehe ich, was du meinst. Wer außer Emily Bear im weißen (Braut)kleid könnte in der Lage sein, das Konzert auf die einzig richtige Art und Weise zu spielen?



Nun ja. Jedem das seine. Ich ziehe Lipatti vor. Er erfasst den Geist des Konzertes kongenial, Form und Inhalt sind bei ihm aus einem Guss. So hinreißend gespielt hört man das sehr selten.



Vielleicht hörst du nicht richtig zu. Oder du vergisst, dass Schumann längst kein schwärmerischer Teenager mehr war, als er das Konzert geschrieben hat, sondern ein reifer Komponist über 30. Außerdem hat er fast 5 Jahre an dem Konzert gearbeitet - und dann soll darin nichts weiter als romantische Schwärmerei vorkommen? Lächerlich!


Marta Argerich



Mitsuko Uchida,Helene Grimauld






Ich habe übrigens nicht nur von romantischer Schwärmerei gesprochen.

übrigens hatte ich in meinem Post hauptsächlich die "militärische"Aufführungspraxis Karajans kritisiert.

Und ja ich hatte mich vor ein paar Jahren in allem, was ich zu diesem Konzert finden konnte, eingelesen, mir zahlreiche Aufnahmen angehört und musste leider feststellen, dass die meisten Männer das furztrocken spielen.

Noch etwas, wenn er so verknöchert gewesen wäre, wie er in deiner Vorstellung existiert, wäre er bestimmt nicht bei ClaraWieck gelandet, hätte mit ihr nicht und vor allem hätte sie nicht einen jahrelangen Prozess und Überwürfnis mit dem Schwiegervater, in der damaligen Zeit, etwas unerhörtes, durchgezogen. Schumann war im Vergleich zu ClaraWieck zum Zeitpunkt der Hochzeit ein Nichts in der öffentlichen Wahrnehmung.

Leider hatte Her Lipiti abgesehen von der technischen Perfektion, bei allem was ich mir bisher angehört habe, nichts zu sagen, was mich irgendwie beeindruckt. Inwieweit das bei einem Live Konzert, hätte man noch die Möglichkeit anders wäre, steht auf einem anderen Blatt.
 
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Marta Argerich



Mitsuko Uchida,Helene Grimauld

Ich habe übrigens nicht nur von romantischer Schwärmerei gesprochen.

übrigens hatte ich in meinem Post hauptsächlich die "militärische"Aufführungspraxis Karajans kritisiert.

Und ja ich hatte mich vor ein paar Jahren in allem, was ich zu diesem Konzert finden konnte, eingelesen, mir zahlreiche Aufnahmen angehört und musste leider feststellen, dass die meisten Männer das furztrocken spielen.

Noch etwas, wenn er so verknöchert gewesen wäre, wie er in deiner Vorstellung existiert, wäre er bestimmt nicht bei ClaraWieck gelandet, hätte mit ihr nicht und vor allem hätte sie nicht einen jahrelangen Prozess und Überwürfnis mit dem Schwiegervater, in der damaligen Zeit, etwas unerhörtes, durchgezogen.



So nebenbei, das neue Album von Hélène Grimaud "Water", grossartig empfehlenswert.
Was Karajan betrifft haste recht!
 
Nunja... Chopin's f-moll, auf jeden Fall der 2. Satz daraus, ist eine romantische Schwärmerei. Deshalb ist es trotzdem ein Geniestreich. Ob das nun bei Schumann der Fall sein mag oder nicht (das mit der Schwärmerei, meine ich) kann ich nicht sagen.
Achja, und man kann auch mit über 30 noch schwärmen, Mick, auch wenn für dich alles jenseits der 20 schon alte Knacker sind... :lol:

Natürlich ist der 2. Satz des f-Moll-Konzertes von Chopin eine Schwärmerei - aber eben nicht nur. Im Mittelteil mit den Streicher-Tremoli gibt es einen deutlichen, höchst dramatischen Gegenpol dazu.

Auch im Schumann-Konzert gibt es schwärmerische Episoden, das wollte ich nie bestreiten. Aber es ist eben nicht eine naive, jugendliche Schwärmerei, die alle Härten des Lebens ausblendet. Während der Komposition hatte Schumann teils erhebliche Geldsorgen, und auch mit Clara gab es Streitereien - vor allem wegen ihrer Karriere als Pianistin, die Schumann nicht nur wohlwollend betrachtete. Ich habe mich kürzlich recht intensiv mit diesem Lebensabschnitt Schumanns auseinandergesetzt, weil ich sein Klavierquintett gespielt habe, das in derselben Zeit entstanden ist. Wenn man den Trauermarsch des Quintetts hört, erkennt man, welche Abgründe des Lebens Schumann inzwischen kennengelernt hat - die ersten Anzeichen seiner bipolaren Störung fallen nämlich auch in diese Zeit.

Der Hinweis auf die "Braut und Ehefrau" war deshalb unsinnig. Genauso hätte @gastspiel schreiben können, dass das Konzert in einer Lebensphase komponiert wurde, in der sich erste dunkle Wolken vor das junge Eheglück schoben. Beides ist gleichermaßen richtig und beides sagt letztendlich wenig bis nichts über dieses Konzert aus. Man muss seine Interpretation letztendlich aus der Partitur gewinnen, und da gibt es nicht den einen, richtigen Ansatz, sondern mehrere. Man kann durchaus - wie es Karajan und Lipatti tun, die klassische Herkunft des Konzertes betonen. Dem recht lockeren Formgefüge des ersten Satzes kommt das durchaus zugute und verhindert, dass das Konzert in lauter schöne Einzelteile zerfällt. Man kann ebenso gut einen anderen Ansatz wählen und das phantastische Element dieses Satzes mehr hervorheben. Beides hat seine Berechtigung, solange sich daraus ein nachvollziehbares, schlüssiges Konzept ergibt.

Die Aufnahme mit Argerich finde ich auch gut, aber noch besser finde ich Cherkassky, Richter und - Lipatti,

LG, Mick
 
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Während der Komposition hatte Schumann teils erhebliche Geldsorgen, und auch mit Clara gab es Streitereien - vor allem wegen ihrer Karriere als Pianistin, die Schumann nicht nur wohlwollend betrachtete.
aber nicht nur wegen dem! Clara Schumann war eine ausgesprochen dominierende Persönlichkeit:angst::-) sie hatte ihren Robert zusammen mit einem Mann erwischt:geheim::konfus:
 
Ah, das ist dann wohl der schwärmerische Aspekt, die Ehefrau der dramatische. :-D
 

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