Konzert auswendig oder von Noten?

Carmen

Carmen

Dabei seit
26. Sep. 2008
Beiträge
257
Reaktionen
143
Hallo,

nach längerer Pause würde ich gerne mal wieder vor Publikum spielen. Ich habe schon Pianisten erlebt, die ihr Programm von Noten spielen, u. a. kürzlich im TV.
Ich bin es gewohnt, auswendig zu lernen. Trotzdem ist da immer die Angst vor dem Restrisiko, wenn doch was "passiert" (möglicherweise auch bedingt durch die lange Pause bzw. früher hatte ich noch bessere Nerven)
Probeweise habe ich es auch für mich allein mit einer Kombination versucht: auswendig spielen mit Kontakt zum Notenblatt. Da leidet dann die Interpretation bzw. das "an-welcher-Stelle-bin-ich-grade-Suchen" in dem Moment einer Gedächtnislücke.

Kennt jemand von Euch einen Trick, wie man mit dem Hilfsanker "Noten anwesend" klarkommen kann?

Bin gespannt auf Eure Antwort
 
Hi Carmen,

ich würde diesen Hilfsanker lieber ganz weglassen - du hast nämlich Recht, es ist ganz schade, wenn es mitten im Stück unvermittelt einen "Moment des Suchens" gibt...
Naheliegender Weise könnte man natürlich für so eine mit-Noten-auswendig-Spielweise empfehlen, dass du dir das Noten- und Seitenbild einprägst, um die entsprechende Stelle schnell zu finden; nur, meine Erachtens müsstest du dadurch auch sicher genug sein, um dir die Noten zu sparen.

Hast du schonmal versucht, ein Stück vom ersten Moment an auswendig zu lernen? In der Regel mag es das Lerntempo erst ein wenig "einschränken", aber es zahlt sich in Punkto Sicherheit (auch technisch) definitiv aus. Auch hilfreich ist es, sich eine Stelle oder Phrase erst innerlich vorzustellen, und sie dann zu spielen, das verhindert nämlich ein rein motorisches Einprägen.

Viel Spaß bei deinen Konzertvorbereitungen!
 
In der Kammermusik sind Noten normal, bei einem Soloprogramm bzw. Konzert ist das ein absolutes no-go!

Schau also noch einmal nach, ob die Übertragung im Fernsehen wirklich ein reines Solokonzert war (ohne jegliche Begleitung durch andere Instrumente). Ich kann mir nicht vorstellen, dass dann dort Noten eingesetzt wurden.
 
In der Kammermusik sind Noten normal, bei einem Soloprogramm bzw. Konzert ist das ein absolutes no-go!

Schau also noch einmal nach, ob die Übertragung im Fernsehen wirklich ein reines Solokonzert war (ohne jegliche Begleitung durch andere Instrumente). Ich kann mir nicht vorstellen, dass dann dort Noten eingesetzt wurden.

Das mit dem absoluten No-Go sehe ich nicht so. Es gibt gut dokumentierte Beispiele, bei denen durchaus bekannte Pianisten Soloprogramme mit Noten gespielt haben, z.B. habe ich letztes Jahr den Münchner Pianisten Martin Rasch mit dem zweiten Band des Wohltemperierten Klaviers gehört, er hat sich selbst dabei umgeblättert. Dann gibt es ebenfalls mit dem Wohltemperierten Klavier die BBC-Produktion, bei der Andei Gavrilov und Joanna MacGregor den ersten Band beide mit Noten spielen. Ferner gibt es noch die schönen Aufnahmen so gegen 1979 aus Frankreich, wo Gavrilov und Richter Händel Suiten spielen und sich gegenseitig umblättern.
 
Das sind dann sicher keine Weltpianisten. Richter und Gavrilov sicher, Martin Rasch jedoch nicht; sagt mir gar nichts. Ich kenne ja auch etliche Pianisten von der Musikhochschule. Und selbst die spielen auch bei ihren Konzertabenden nicht mit Noten. Seit Clara Schumann ist es einfach unerlässlich, seine Stücke auswendig ohne Noten zu spielen. Natürlich gibt es Ausnahmen und jeder Pianist stellt andere Anforderungen an sich. Fest steht jedoch, dass ein solcher Pianist zurecht belächelt würde, wenn in Carnegie Hall mit Noten ein Soloprogramm spielt.

Weiterhin ist fraglich, ob es überhaupt nützlich ist. Wenn man ein Stück über mehrere Monate vorbereitet hat und es nahezu blind spielen kann, dann wird man sich nicht mehr verspielen, weil es mechanisch drin ist. Und nur dann würde ich auch auftreten und dann hat man ein Selbstbewusstsein, welches auch erforderlich ist.

Ist die BBC-Produktion ein Mitschnitt eines Konzertes oder wurde es lediglich in einer Art Tonstudio aufgenommen, das macht nämlich einen riesen Unterschied!
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Natürlich sind das Weltpianisten, Du musst mich schon richtig zitieren, bzw. nicht nur einen speziellen Satz aus dem Zusammenhang herauspicken.

Wenn es also eine filmische Produktion war, die im Studio stattfand erklärt es das Vorhandensein von Noten.
 
Fest steht jedoch, dass ein solcher Pianist zurecht belächelt würde, wenn in Carnegie Hall mit Noten ein Soloprogramm spielt.
Ich glaube nicht, dass auch nur irendjemand je gewagt hätte, einen Horowitz, Rubinstein, Richter, etc. wegen solch einer Lappalie zu belächeln sei es in Moskau, Amerika oder wo auch immer. Zudem geht man, zumindest meine Wenigkeit, nicht in ein Konzert, um zu sehen, sondern um zu hören und wenn die Interpretation nicht am Notenbuch leidet, sind mir die Noten herzlich egal - überdies umgekehrt das Selbige.

Dem sei noch hinzugefügt: Für den Einen ist das auswendige Beherrschen eines Stücks von Nöten, um in das Stück wahrhaftig "eintauchen" zu können, für den Anderen spielt dieser Unterschied nicht die geringste Rolle. Das wollen wir doch lieber ihnen selbst überlassen.

es grüßt,
VPP
 
In der Kammermusik sind Noten normal, bei einem Soloprogramm bzw. Konzert ist das ein absolutes no-go!...

.

Hallo Christian,

diesen Begriff "no-go" kenne ich von den Topmodel Shows ;)

Ansonsten bin ich ganz der Ansicht von Viennapianoplayer94, die da schreibt (ich habe leider keine Ahnung wie ich hier die Zitierfunktion benutze):

"Ich glaube nicht, dass auch nur irendjemand je gewagt hätte, einen Horowitz, Rubinstein, Richter, etc. wegen solch einer Lappalie zu belächeln sei es in Moskau, Amerika oder wo auch immer. Zudem geht man, zumindest meine Wenigkeit, nicht in ein Konzert, um zu sehen, sondern um zu hören und wenn die Interpretation nicht am Notenbuch leidet, sind mir die Noten herzlich egal - überdies umgekehrt das Selbige.

Dem sei noch hinzugefügt: Für den Einen ist das auswendige Beherrschen eines Stücks von Nöten, um in das Stück wahrhaftig "eintauchen" zu können, für den Anderen spielt dieser Unterschied nicht die geringste Rolle. Das wollen wir doch lieber ihnen selbst überlassen."


Liebe Grüße
Pomurla
 
Hallo,
danke Euch allen für die Beiträge. Da ich selbst Richter von Noten spielend im Konzert erlebt habe, zog ich diese Möglichkeit auch in Erwägung. Aber mich lenkt es bei der Interpretation eher ab. Also muß ich eben mit dem "Risiko" leben. Ich lerne beinahe alles auswendig. Das ist also nicht der Punkt. Es handelt sich eher um plötzlich auftretende Blackouts, mit denen ich nicht zurechtkomme und die ich mir nicht rationell erklären kann.
LG
Carmen
 

Zurück
Top Bottom