kombinierte Taktart?

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Popowicz

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Hallo,

ich habe mir eben mal Prokofiev's 3. Klaviersonate angeschaut und gleich am Anfang festgestellt, dass die Taktart etwas seltsam vorgegeben ist: 4/4 (12/8 ).

Spielt man nun im 4/4-Takt oder im 12/8-Takt?
 
Danke für die schnelle Antwort :-)
das heißt also, dass das Stück normal im 4/4-Takt gespielt wird, aber die Achtel in Triolen gruppiert sind, richtig?

Bei Prokofiev's 2. Klavierkonzert ist es ja ähnlich, im Klavierpart steht oben der 4/4-Takt und unten 12/8, wird da die "Begleitung" auch in Triolen gespielt?
 
mit dieser Taktvorgabe spart man ständige Triolenzeichen (jedes Viertel ist in drei Achtel (eigentlich Triolenachtel) aufgeteilt)

z.B. der 6/8 Takt ist ein Zweiertakt (zwei mal drei Achtel), kein Dreiertakt (keine drei mal zwei Achtel)
Genau so ist es. Teil der rhythmischen Grundanlage des Stücks ist die permanente Spannung aufgrund des Prinzips drei gegen zwei. Nicht erst bei Prokofiew, sondern schon früher (z.B. bei Robert Schumann) gibt es dieses Phänomen. Brahms liebte die Schwerpunktverlagerung von 2x3 auf 3x2 (wird als "hemiolisch" empfunden) und wieder zurück auf 2x3. Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten, durch rhythmische Reibungen, durch parallel ablaufende unterschiedliche Geschwindigkeiten Spannung zu erzeugen - drei gegen zwei ist die bekannteste Variante. Da der erfahrene Spieler dieses Prinzip sofort auf dem Notenblatt erkennen kann, ist das dauernde Schreiben von Triolenklammern unnötig, wie rolf zutreffend angemerkt hat.

LG von Rheinkultur

P.S. @ Popowicz: Wenn Dich die Notation ungewöhnlicher rhythmischer Teilungen fasziniert, wirst Du im Notentext etlicher Werke der vergangenen Jahrzehnte in reicher Fülle fündig werden, speziell bei György Ligeti. In diesem Sinne frohes Schaffen!
 
Kurzer Nachtrag: Eigentlich müsste der Faden eher "Rhythmisch-metrische Teilungen" als "Kombinierte Taktart?" heißen, da es um die Spannungsentwicklung zwischen unterschiedlichen Geschwindigkeitsebenen geht. Nicht nur bei Bartók findet man des öfteren "kombinierte Taktarten", in denen etwa ein 4/4-Takt nicht durch die Abfolge von acht Achteln, sondern etwa durch 3+2+3 und dann wieder 3+3+2 oder vielleicht 2+3+3 Achtel ausgefüllt wird. Durch entsprechende Akzentverschiebungen wird die jeweils gewählte Kombination hörbar. Gerade bei Taktarten mit ungewöhnlichem Zählerwert (5, 7, 9, 11 etc.) bietet sich dies geradezu an.

LG von Rheinkultur
 
Nein, ein 7/8-Takt besteht aus sieben gleich langen Achteln. Meistens ist das dann eine Variante des 4/4-Taktes, bei der jedoch das letzte Viertel nur eine Achtel lang ist. Berühmtes Beispiel dafür: "Money" von Pink Floyd. (Edit: Ich merke gerade beim Nachhören, dass ich da jede Achtel auszählen würde. Man kann das aber so fühlen wie beschrieben.)

Bei Schostakowitsch ist es ein 2/2-Takt, bei dem die zweite Halbe nur eine punktierte Viertel lang ist. Zumindest empfinde ich das so, weil das Tempo so schnell ist, dass ich eher zwei Schläge pro Takt höre als vier.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
das heißt also prinzipiell, dass z.B. jeder 7/8 Takt aus 2 mal 2 Achteln plus 1 Achteltriole (alles eigentlich im 3/4-Takt?) besteht, richtig?

hier ist mal ein Beispiel von Dmitri Schostakowitsch (2. Klavierkonzert, 3. Satz, ab ca. 0:57):
Shostakovich - Piano Concerto No 2 Op. 102, III. Allegro (with sheet music) - YouTube
Nein. Wenn Du beim Finale des Schostakowitsch-Konzerts genau hinhörst, merkst Du, dass die sieben Achtel gleichwertig sind. Die Achtel fünf bis sieben werden also mitnichten auf eine Triole zusammengezogen, die innerhalb der letzten zwei Achtel eines Dreivierteltakts unterzubringen wären.

Lediglich das Dirigat lässt die Dreiteiligkeit des 7/8-Takts erkennen: Das Grundtempo ist schnell, daher schlägt der Dirigent nicht jede einzelne Achtel, sondern lediglich die Taktschwerpunkte 1, 3 und 5, da sich der Takt aus 2+2+3=7 gleichwertigen Achteln zusammensetzt. "Dreitongruppe" und "Triole" sind zwei grundverschiedene Dinge - hier ist ersteres gemeint.

Übrigens gibt es in dem Satz von Schostakowitsch ein parodistisches Element: Man vergleiche die Takte 109 bis 131 und diverse Folgestellen mit der ersten Hanon-Übung (Hanon exercices 1 to 8. Speed: 74 - YouTube) - motorisches Laufwerk in Dezimen als motivisch-thematisches Material, das des öfteren zu mechanisierter Technikpaukerei herhalten muss...!

Alle Klarheiten beseitigt?;)

LG von Rheinkultur
 
Nein, ein 7/8-Takt besteht aus sieben gleich langen Achteln. Meistens ist das dann eine Variante des 4/4-Taktes, bei der jedoch das letzte Viertel nur eine Achtel lang ist. Berühmtes Beispiel dafür: "Money" von Pink Floyd. (Edit: Ich merke gerade beim Nachhören, dass ich da jede Achtel auszählen würde. Man kann das aber so fühlen wie beschrieben.)

Bei Schostakowitsch ist es ein 2/2-Takt, bei dem die zweite Halbe nur eine punktierte Viertel lang ist. Zumindest empfinde ich das so, weil das Tempo so schnell ist, dass ich eher zwei Schläge pro Takt höre als vier.
Es ist eine Frage von Tempowahl und Platzierung von Taktschwerpunkten, ob man einen 7/8-Takt in 4+3 oder 2+2+3 oder eben 2+2+2+1 Achteln empfindet. In keinem Fall wird eine Triole drei Achtel in der Zeit von zwei Achteln verkürzend unterbringen.
 
Anbei ein netter Schulmusiker-Witz aus der Studienzeit.
Wie zählt ein Schulmusiker einen Siebenachteltakt?
Ist doch klar: Eins - zwei - drei - vier - fünf - sechs - sie - ben, eins - zwei - drei...

:D:D:D:D
 
Kennst Du den:

Was ist der Unterschied zwischen einem Musiker und einem Musikwissenschaftler?
Der gleiche wie zwischen einem Liebhaber und einem Gynäkologen. :D :D :D

Herzliche Grüße

Dein Lisztomanie
 


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