Klavierzimmer nicht heizen?

Ich behaupte mal ganz frech: Selbst Minusgrade.
Kann ich bestätigen. Ich kenne einen Flügel, der schon viele Winter ungeheizt problemlos überstanden hat. Weder für Holz noch Metall ist der Gefrierpunkt des Wassers an sich relevant.

ABER: Wasserrohre können auffrieren. Auch Felsen können gesprengt werden, wenn sich innen Wasser ansammelt und sich dann beim Frieren ausdehnt. Nun sammelt sich (hoffentlich) kein sichtbares Wasser im Flügel an, aber im Holz befindet sich Wasser. Wird das zu Kristallen, wenn es friert? Und können diese Kristalle dann die Holzfasern beschädigen?
 
Wird das zu Kristallen, wenn es friert? Und können diese Kristalle dann die Holzfasern beschädigen?
Aus meiner Erfahrung im Holzbau und Baumfällerei (maximal feuchtes Holz):
Ja, nein.
Also ja, das Holz "friert" ein (Birke z.B. wird weniger biegsam und kann bei Belastung schneller brechen), wird ansonsten aber nicht beschädigt. Bei Bauholz konnte ich bisher keinen großen Unterschied feststellen, Gewicht ausgenommen. "Gefrorene" Dachlatten lassen sich spannungsfreier verlegen und etwas leichter zersägen, dafür ist das Nageln marginal schwieriger.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also mir hat mal ein Klavierbaumeister gesagt, dass man im Falle von größeren Holzwurmproblemen dann klar im Vorteil ist, wenn man Kontakte zur Großmarkthalle o. Ä. hat, so dass man sein Klavier da mal eine Weile bei ordentlich Minustemperaturen in einer Tiefkühlhalle einstellen und durchfrosten kann - dann sind garantiert alle Würmchen tot, ganz ohne Chemie usw.
Da ich aber leider weder Großmarkthallenkontakte (Langnese wäre eh besser) noch Gott sei Dank größeren Holzwurmbefall hatte, ist die Probe aufs Exempel nie erfolgt und ich habe keine authentischen Erfahrungswerte. Aber wohlgemerkt: Der Tipp kam von einem Klavierbauer, von dem ja eher nicht anzunehmen ist, dass er Klaviere leichtsinn- und -fertig in Lebensgefahr bringt, und noch dazu von einem alteingesessenen Münchner Klavierbauer, der immerhin näher an solchen Froststationen dran ist als einer vom kleinen Dorf und der da möglicherweise konkrete Praxiserfahrung hat, vermutlich gute.
 
Aus meiner Erfahrung im Holzbau und Baumfällerei (maximal feuchtes Holz):
Ja, nein.
Also ja, das Holz "friert" ein (Birke z.B. wird weniger biegsam und kann bei Belastung schneller brechen),
Das würde bedeuten, dass der Resonanzboden unter 0° steifer ist, weniger schwingt, also das Instrument leiser wird. Die Amplitude wird dabei wohl nicht so groß, dass er bricht. Aber irgendwelche Mikrorisse von einzelnen Fasern?

Da er nicht "maximal feucht" ist, ist der Effekt kleiner als bei der von dir beschriebenen Birke.
 
Da er nicht "maximal feucht" ist, ist der Effekt kleiner als bei der von dir beschriebenen Birke.
Der Effekt ist in der Regel bei einer Birke nur bei sehr großer Belastung vorhanden und bei Fichte noch weniger.
Auch bei Minus 30 Grad schwingt eine Birke oder Fichte im Wind noch fleißig hin und her, ohne dass da was mit der Faser passieren würde (und im Winter sind die durchtränkt mit Wasser). Im Gegenteil: Gerade die sehr langsam wachsenden Fichten (also die aus kälteren Regionen) sind ja die besten Hölzer für Resos.
 
Guter Punkt. Resonanz ist keine freie Eigenschwingung und Resoböden sind sogar durch Streben versteift. Oder eine Geige ist ja in sich auch sehr steif. Bevor da was biegt, bricht es.
 

Macht nix, ab nächsten Monat erzeuge ich den Strom zum Teil selber.
Wenn das über eine PV-Anlage ist, nützt dir das zum Heizen so gut wie gar nichts. Was da im Winter runterkommt, reicht für gerade mal für den Kühlschrank und die Beleuchtung. Wenn Schnee drauf liegt, kommt gar nix. Immerhin, im Sommer kannst du deine Heizlüfter voll aufdrehen!
 
Man kann halt ein Stunde vorher mal kurz den Heizlüfter anmachen wenn die Heizung dann angemacht wird wird sie auf 2 gestellt.
Die Frage ist, was der Zweck sein soll: Heizkosten sparen? Dann halte ich dieses Vorgehen für wenig sinnvoll. Es bedarf wesentlich mehr Energie, ein mäßig geheiztes Zimmer auf Temperatur zu halten, als ein ungeheiztes Zimmer jeden Tag von saukalt auf 20 Grad hochzujazzen (vor allem, wenn das mit einem Heizlüfter passiert, der Strom zieht wie blöd). Grund: Wände, Vorhänge, Möbel, etc. speichern Wärme und "helfen" der Heizung, wenn sie auf Temperatur sind. Wenn Du das Zimmer jeden Tag auskühlen lässt, wirst Du aber auch das Inventar jeden Tag mit aufheizen, und das frisst Energie.

Sofern Du den Musikraum täglich nutzt, würde ich einen Kompromiss wählen – Heizung auf Stufe 1 oder 1,5 belassen und, bevor Du spielst, mäßig hochregeln.

Das dürfte auch für das Klavier besser sein: Gut möglich, dass ihm Kälte an sich nichts anhaben kann. Ob es ihm guttut, täglich ausgekühlt und wieder hochgeheizt zu werden, würde ich aber bezweifeln – das Holz hat dann ständig zu arbeiten. Und auch wenn es keine dauerhaften Schäden gibt, dürfte die Stimmhaltung drunter leiden.
 
Mindestens 50% Luftfeuchtigkeit bei 20 Grad C sollte ideal sein. Trockene Luft vom Heizlüfter ist weniger gut wenn nicht zusätzlich ein Luftbefeuchter eingesetzt wird. Im Moment messe ich bei 17 Grad C 70 % Feuchtigkeit. was den Blüthner sanghaft klingen lässt, als wollte er
"I'm singing in the rain" anstimmen.
 
Mein Klavierbauer hatte unseren Flügel bei 14°C stehen, allerdings ziemlich konstant 14°C, durch den ganzen Winter in seinem Lager / Schauraum stehen. Tat ihm keinen Abbruch. Betonung = konstant !
Ob es die Temperaturschwankungen sind, die problematisch sind oder doch eher die damit einhergehenden starken Feuchtigkeitsschwankungen, die ins Holz gehen, weiß ich nicht, wüßte ich gern...
 

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