Klavierunterricht als Laie?

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Deshalb sollten so viele Kinder wie überhaupt nur möglich bestmögliches Training bekommen.

Das fasst es doch bestens zusammen! :D Es kann gut sein, dass du recht hast - im Fußball kenne ich mich nicht aus. Wir hatten hier nur ein paar, die nach einem Jahr "normalem" Training zur Eintracht gingen und sagten, dass ihnen das eine Jahr nicht geschadet hat.

Liebe Grüße

chiarina
 
Kann es sein, dass das hier einige etwas zu hoch hängen? Der durchschnittliche Klavierschüler ist eher übfaul und dass elterlicher Ehrgeiz kein Ersatz für kindliche Motivation. Wie wahrscheinlich ist es auch, dass Eltern ihre wunderkindverdächtigen Hochbegabungen einem lausigem Hobbyklimperer anvertrauen? Nun mögen Kinder ein Recht auf hochwertigen Unterricht haben - aber wer sagt denn, dass sie den wollen? Ich glaube auch nicht, dass der hobbyunterrichtende Nachbar begabte Kinder fürs Leben versaut.
 
Oder möchtest du deinen Schülern die Fähigkeit absprechen, dass diese nach 2-3 Jahren Unterricht nicht in der Lage sind die Grundlagen einem Anfänger bei zu bringen?
Ich habe inzwischen schon etwas länger als 2-3 Jahre Unterricht und mir ein recht solides Halbwissen über Musik angeeignet. Einen Musikstudenten im Rahmen eines zeitlich begrenzten Kurses (wo ein methodisch-didaktisches Konzept keine nennenswerte Rolle spielt) zu unterrichten, traue ich mir durchaus zu. Aber einen Anfänger? Niemals. Das ist die anspruchsvollste Aufgabe im Rahmen einer Lehrtätigkeit.
 
Aber einen Anfänger? Niemals. Das ist die anspruchsvollste Aufgabe im Rahmen einer Lehrtätigkeit.
Ich denke auch dass der Anfängerunterricht sehr wichtig ist und unterschätzt wird.
Aber wie sieht denn die Praxis aus? Wie viele wirklich gute Pianisten und Pädagogen unterrichten denn blutige Anfänger? Nach meiner Erfahrung gibts da nicht viele/ genug.
 
Wichtig, fast noch wichtiger als die Ausbildung ist aber auch die Fort- und Weiterbildung, Offenheit und Interesse an neuen Lehrkonzepten und Methoden. Gut ausgebildet zu sein und dann auf dem Punkt stehenzubleiben ist ebenfalls keine gute Voraussetzung.
 
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Hallo und vielen Dank für den vielen wirklich Interessanten Input!

Ich denke, dass es am Anspruch zusammenhängt.

Was ist ein guter Spieler?
Der eine findet sich gut, wenn er die Standardstücke von Yiruma runtereißen kann, der andere möchte Konzertpianist werden. So verhält es sich mit Allem. Der eine sieht sich als guter Fußballer wenn seine Kreisligamannschaft 2:1 gewinnt, ein Ronaldo belächelt selbige Leistung, wenn überhaupt.
Ich werde nicht wieder Unterricht geben.
 
Natürlich sollte man hochbegabte Kinder, ob nun Akrobaten, Sportler oder Musiker, bestmöglich fördern, aber das ist doch wohl eher die Ausnahme als die Regel.
Wie und wann zeigt sich denn "Begabung"? Erst einmal vermutlich in einem gewissen Eigeninteresse und Motivation des Kindes. Wenn das Kind dann aber an einen Feld-Wald-Wiesen-Unterricht, KL, Sportverein... gerät, wo keiner das Potenzial sieht oder keine vernünftigen Trainings-Strukturen da sind, hat es das Kind es schwer, daraus etwas weiter zu entwickeln und dümpelt da halt rum...
 
Die allerallermeisten Hobby-Klavierspieler spielen ganz grauenhaft schlecht. Die, die wirklich anhörenswerte "Hausmusik" machen, spielen dagegen schon in einer ganz anderen Liga. Schon für dieses Niveau braucht man überdurchschnittliche Begabung und Freude am Üben UND einen zumindest anständigen KL.
 
Da sind wir nun unterschiedlicher Meinung, warum sollte eine Oma, die Klavier spielt, dem Kind nicht die ersten Grundlagen beibringen. Tonleiter, Hänschen Klein, warum sollte da nur vorspielen erlaubt sein?
@Caeso2010 du wiederholst dich
Die allermeisten Amateure werden durchaus in der Lage sein einem Anfänger Grundlagen zu vermitteln.
aber durch das wiederholen überwiegend falscher Annahmen werden diese nicht richtig.
Dein Satz hat eine stillschweigende Voraussetzung: (1) auf allen Gebieten kennen und beherrschen Amateure die Grundlagen des Gebiets. Aus dieser Voraussetzung schließt du, (2) dass auf allen Gebieten die angeblich Grundlagen beherrschenden und kennenden Amateure besagte Grundlagen auch vermitteln (also lehren) können.
(Ohne deine stillschweigende Voraussetzung (1) und deine Schlussfolgerung (2) würde der zitierte Satz inhaltlich nicht funktionieren: )
...wenn die Oma in Sachen Musik, Didaktik, speziell klavierbezogen fit ist, spricht nichts gegen die Oma.

...aber irgendwie beschleicht mich der Verdacht, dass dir nicht klar ist, was die mus., motor., audiomotor. Grundlagen des Klavierspielens sind.
 

...aber irgendwie beschleicht mich der Verdacht, dass dir nicht klar ist, was die mus., motor., audiomotor. Grundlagen des Klavierspielens sind.

Was die Laien hier mit "Grundlagen" meinen, ist wahrscheinlich weniger ein Fundament, als ein Beschnuppern des Instruments.

Solche Grundlagen wie: "Wenn du HIER drückst, wird es DA laut."
 
Zuletzt bearbeitet:
OK, sorry, wusste nicht, dass das hier ein elitäres Forum von Profis für Profis ist. Ich bin da wohl die Klasse "Hobby-Klavierspieler" der "grauenhaft schlecht" spielt.
Nein. Dies ist ein Forum, in dem Profis, Semi-Profis und Amateure sich austauschen. Allerdings setzt ein Austausch auch eine Lernbereitschaft der Noch-nicht-so-Kompetenten voraus. Und mit Rechthaberei kommt man da eben nicht weit. Es wurden bereits genügend Argumente vorgebracht.
 
Die Ausbildung als diplomierter Instrumentalpädagoge im Fach Klavier an einer Musikhochschule beinhaltet eine schwere Aufnahmeprüfung, von denen oft 90% durchfallen, obwohl auch sie Chopin-Etüden spielen können.

Danach sind mehrere Semester Musikgeschichte, Formenlehre, Werkanalyse, Gehörbildung, Harmonielehre, Klavierdidaktik, Fachmethodik u.v.a. nötig, um Klavierlehrer mit Zertifikat zu werden, ein Zweitfach muss gewählt werden, Prüfungen gemacht, Lehrproben gehalten, Praktika gemacht werden etc. etc..

Warum hält ein Amt oder eine Musikhochschule eine solche Ausbildung für nötig, um diplomierter Klavierlehrer zu werden? Warum gibt es kiloweise Literatur über Lehren und Lernen, über Instrumentalunterricht, warum ist des Lernens kein Ende, auch für Klavierlehrer nicht?

Ich würde so manchen Einwand ja verstehen, wenn hier gefordert würde, einen 6jährigen Anfänger nach Kämmerling-Manier sofort zum Klavierprofessor zu schicken. Dabei bin ich "nur" für einen Klavierlehrer mit möglichst guten pianistischen, pädagogischen, und methodischen Fähigkeiten. :003: Der kann auf 6jährige Kinder, die sehr verschieden sind, individuell eingehen, der kann 3 Monate oder mehr nach Gehör und ohne Noten unterrichten, der weiß, wie man mit kleinen Kindern mit ihrer oft geringen Aufmerksamkeitsspanne arbeitet, der weiß, wie Kinder lernen, der weiß, wie er die Notenschrift einführt und technische Grundlagen ausbildet, der bietet einen Unterrichtsinhalt aus vielen verschiedenen Perspektiven an und eröffnet dadurch viele Chancen. Das sind meine Vorstellungen von Klavierunterricht für ganz normale Kinder. :026::026::026:

Liebe Grüße

chiarina
 
Apropos Befähigung zum Vermitteln: inwiefern befähigt denn zB ein bestandenes Konzertexamen - also eine Qualifikation zum konzertreifen Solisten - tatsächlich auch zum Unterrichten anderer?
Es befähigt nicht zum Unterrichten. Es befähigt zu überhaupt nichts! Es bescheinigt nur einigermaßen ausgebildete Spielfähigkeiten.
 
...die AGs an Schulen (...) genau das ist der einzige Weg, um Schüler überhaupt mit diesen Dingen in Berührung zu bringen...
Ich bin kein Freund von reinem Gruppenunterricht. Gitarren-AGs an allgemeinbildenden Schulen sind meiner Meinung nach kaum mehr als eine billige Werbemaßnahme der örtlichen Musikschule. Wenn dadurch die Hemmschwelle zu echtem Instrumentalunterricht sinkt, ist das natürlich zu begrüßen. Meine Erfahrung ist jedoch, dass einige Eltern das als Ersatz für Musikunterricht, oder als Beschäftigungstherapie, sehen - und damit den Kindern die musikalische Zukunft zumindest schmälern. Wie viele dieser Teilnehmer*innen haben später Musik studiert, oder sind erfolgreiche Berufsmusiker*innen? Ich wage zu behaupten, dass das im Promillebereich liegt.
So sehe ich auch den Anfangsunterricht - hier gilt es, intrinsische Motivation zu wecken.
Dazu muss so viel Selbstvertrauen aufgebaut werden, dass nicht der Gedanke entsteht "andere sind besser, für mich lohnt sich das anstrengende Üben nicht, ich mach das eh nur solange es Spaß macht, ect" ...
Das erfordert sehr gute Menschenkenntnis/Feingefühl, ein großes (verinnerlichtes und spontan zugeriffsbereites) Repertoire an Methoden und nicht zuletzt auch das Wissen (und die technische Fähigkeit), zu zeigen, wo die Reise hin gehen kann.

Wenn das eigene Ziel jedoch schon von Anfang an sein sollte, in 5 Jahren in einer mittelmäßigen Coverband glücklich zu werden, oder ab und zu mal für ein paar Freunde zu klimpern, reicht auch die Gitarren-AG oder der Unterricht vom Hobbymusiker.
 
Die allerallermeisten Hobby-Klavierspieler spielen ganz grauenhaft schlecht.
Dieser Behauptung möchte ich energisch widersprechen!
Der Begriff "Amateur" zeigt genau auf, was ein Hobbymusiker ist: Ein Liebhaber. Wie sehr würde ich mir diese Eigenschaft bei manchen Profis wünschen, die nicht der Musik dienen, sondern diese dazu mißbrauchen, ihr eigenes Ego wirkungsvoll zur Schau zu stellen.
Auch sind manche Profis so verkopft - ich nenne keine Namen - , dass sie das Sentiment der Musik nicht wahrnehmen.
Ja, es gibt auch Amateure, die sich mehr schlecht als recht auf dem Instrument vergnügen, es gibt aber auch viele, die mit dieser Liebe wunderbare Musik zaubern, sei es am Klavier oder in Laienorchestern, wo sie mit Engagement der Musik und dem Dirigenten sowie dessen Wissen und Fühlen dienen, und die nicht nach zwei Stunden auf die Uhr schauen und den Bogen fallen lassen.
Fazit: Es gibt sowohl unter den Hobby-Klavierspielern als auch unter den Profis welche, die grauenhaft spielen.
Entscheidend ist der Mensch, der dahinter steht. Ein Egomane bleibt ein Egomane, egal ob Hobby oder Profi.
 
Bevor man in einem Laienorchester mitspielen darf, muss man schon was können. Die meisten erreichen dieses Niveau gar nicht. Beim Klavier ist es ähnlich, die meisten kommen über "Ich versuche, zur ungefähr richtigen Zeit die richtigen Tasten zu drücken" nicht hinaus.
 

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