Klaviertasten & Gitarrentabs vergleichbar?

Mit historischen Tabulaturen kenne ich mich nicht aus, jedoch ist zu modernen Tabulaturen für Gitarre zu sagen, dass sie sehr wohl als Notationssysteme gesehen werden können.
Ich könnte problemlos von einer Tabulatur in herkömmliche Notation transkribieren und vice versa (mathematisch also äquivalent).

Stimmt !
Ich habe auch schon Klavier Stücke (Noten) auf Gitarren Tabs umgesetzt - nicht eins zu eins - das ist meist nicht spielbar oder möglich - und bevor jemand fragt warum, weil derjenige der das spielen wollte keine Noten kann.

Warum spielt jemand überhaupt nach Tabulaturen auf einer Gitarre ?
Ich habe - lange ist es her - auch mit Tabs angefangen (Noten konnte ich nicht und war auch nie Bestandteil des Musikunterrichtes). Einige Freunde konnten ein bischen Gitarre spielen, begeistert sein und selber eine kaufen war ruckzuck erledigt (ok, aus heutiger Sicht war das eher Brennholz als ein Musikinstrument), die Freunde haben einem einige Griffe (Akkorde) gezeigt und nach wenigen Tagen konnte man aktuelle Lieder aus dem Radio "irgendwie" begleiten und dazu singen.
Das war schon Toll.
Einige wenige andere Freunde nahmen "richtigen" Gitarrenunterricht mit Noten, die konnten nach ein zwei Jahren irgendwelche Kinderlieder spielen (Melodie), Akkorde eingentlich nicht und dazu singen schon gar nicht.
Das war alles andere als Toll.
Internet, Computer gab es nicht, Musikschulen in erreichbarer Nähe auch nicht. Hier und da gab es einen Gitarrenlehrer - ja, ich habe auch mal einen ausprobiert - aber sein Unterricht war mehr als unbrauchbar. Alte Materialien - ich glaube Kopierer gabs auch noch nicht - alte Lieder, nichts um einen jungen Menschen mit seiner Methode zu begeistern und dann die Kumpels, die Stones, Beatles oder so etwas spielen und singen konnten.

In den Musikalienhandlungen gabs viele Bücher für klassische Gitarre, Anfängerbücher meist auch mit Kinder- oder Volksliedern - ich vermute mal wegen der Lizenzgebühren - und eben Noten. Bei den Noten war es meist so, das die Melodie (einfachst) als Noten gesetzt waren und darüber die Akkorde standen.

Daneben gab es einige wenige Bücher mit Akkorden in Tabulaturschreibweise, meist sogar mit Fotos und Coole Songs.

Die Melodie wollte man sowieso selber singen, die Akkorde musste man für das Begleiten der Stücke auch lernen und die Tabulaturen sahen aus wie die Akkorde der Kumpels ... es ist doch wohl jedem Klar, welche Bücher hauptsächlich gekauft wurden ?

Zu dieser Zeit habe ich zufällig - es gab keine Medien die solche Musik gespielt hätten - Werner Lämmerhirt live gesehen. Der konnte die Melodie und den Bass gleichzeitig spielen (das nennt sich heute Fingerpicking). In der Musikalienhandlung (die gibts heute immer noch) hatten die sogar ein Buch von dem, Noten und Tabulatur von seinen Stücken.
Ich konnte mittlerweile etwas besser nach Tabs spielen und wollte jetzt Wechselbass, Triolen, Melodien spielen und nicht zuerst Noten lernen - Wozu auch, da stand doch alles in Tabs im Buch (auch in Noten!).
Mein erstes Stück von Werner war "Long way back home" in einer DADGF#D Stimmung (kann ich heute noch wie er spielen) und hatte sowas von einem Groove, Drive - einfach schön das zu können.
Nach diesem Buch kamen andere Bücher, sogar mal eins mit Klassik (nachdem Ian Anderson auf einem Bein stehend auf der Querflöte das Bouree von Bach live gespielt hatte [Frontman von Jethro Tull] wollte ich das auch können).

Irgendwann gab es das Internet, Tabs überall und vor allen Dingen schnell. Noten scheint auch heute immer noch etwas für Verlage zu sein - und das dauert oft, bis dort aktuelle Lieder in Büchern auftauchen. Tabs - gute und schlechte - von aktuellen Songs stehen ruckzuck im Netz.

Was noch fehlt ? Irgendwann gab es dann auch "vernünftigen" Unterricht, Musiktheorie, Improvisation, bischen Jazz, bischen Klassik was ich eben gerade mal spielen wollte und vor einigen Jahren einen neuen Gitarren-Kumpel :) , ein Klassiker, der nur nach Noten spielen kann :) und mein Einstieg in die Noten.
Er kann auch Open Tunings nach Noten spielen oder wenn ein Capodaster eingesetzt wird (mal eben die Gitarre z.B. 3 Töne höher stimmen) auch das spielen, das dauert aber wesentlich länger als bei mir - ich mit meinen Tabs spiele so etwas einfach "wie immer" .

Heute anfangen und mit Noten Gitarre spielen ?
Es gibt im Gegensatz zum Klavier keine eindeutigen Stellen für alle Noten auf dem Griffbrett. Die gleiche Note kann ich oft an verschiedenen Stellen spielen. Tabs sind da immer eindeutig. Als Notenspieler muss ich wissen oder sehen, was der Komponist da eigentlich wollte oder welche Spielmöglichkeit die günstigste ist (die blaue Elise darf mich gerne korrigieren).
Wenn ich keine Noten kann und nur ein wenig Musik machen will, sei es alleine oder in kleinen Bands, Blues, Rock, Pop reicht es Tabs zu können. Meist werden da Akkorde gebraucht und die Solie sind "irgendwie" eingeübt (mehr wissen hilft natürlich immer ;) ).
Tabs kann man sich selber beibringen.
Musikschulen, zumindest bei mir in der Nähe, unterrichten nach Noten. Mein Klassiker Freund, s.o. gibt auch Unterricht - klar, nach Noten.

Ich vermute mal, es ist vom ersten Kontakt abhängig. Aus der Idee heraus, ich will Gitarre spielen, dem wissen ich kann Noten oder nicht und dem ersten "Lehrer", sei es Kumpel oder Musikschule ergibt sich ob derjenige mit Tabs oder mit Noten anfängt.

Ist aber nur meine Vermutung :)

In der Klassik oder in der professionellen Musik sind Noten sicherlich ein MUSS .

Beim Klavier macht alles andere als Noten keinen Sinn (so wie ich das sehe und viele andere hier), eine Taste, eine Note und fertig.
 
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Einige wenige andere Freunde nahmen "richtigen" Gitarrenunterricht mit Noten, die konnten nach ein zwei Jahren irgendwelche Kinderlieder spielen (Melodie), Akkorde eingentlich nicht und dazu singen schon gar nicht.
Das war alles andere als Toll.
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In den Musikalienhandlungen gabs viele Bücher für klassische Gitarre, Anfängerbücher meist auch mit Kinder- oder Volksliedern - ich vermute mal wegen der Lizenzgebühren - und eben Noten. Bei den Noten war es meist so, das die Melodie (einfachst) als Noten gesetzt waren und darüber die Akkorde standen.

hi searcher hihi, :p
das erinnert mich auch an meine erste Zeit mit der Gitarre so um 1971.

Gitarrenlehrer konnten höchstens "Alte Opa Musik" wie RocknRoll oder Wandervögellieder aus der Nazizeit.
Also hieß die Devise: Selbst ist der Mann, Akkordtabelle raus und los spielen, alles nach Gehör und ohne Noten.
Unser Gitarrist in der Band hatte Geige gelernt, dem nutzten auch Noten nix, weil es "Stairway to Heaven" eben nicht ausnotiert gab.

Aber noch mal zum Thema Tabs.
So wie ich die Aussagen contra TABS und Teletubbies:D verstehen will:

Die Existenz von Tabs rechtfertigt noch nicht deren Nutzen im musikalischen Sinn.
Sie sind praktikabel und nützlich im Sinne leichter Spielbarkeit.

Wer Tabs nutzt, so wie ich auch mal für Basslinien, für die es keine Noten gibt, stellt eben fest, dass diese oft brutal falsch/ungünstig sind.
Ich denke viele Gitarristen hier sind sich dieser Tatsache bewusst, schütteln den Kopf und spielen halt in der für sie "richtigen Lage".
Anfänger sollten nur wissen, dass TABS in dieser Hinsicht gefährlich sind.
Jeder, der sie nutzen möchte, sollte das im Hinterkopf behalten.
Die Notensprache ist die universellere und leider auch mühsamer, am Ende erzieht sie aber doch zum kreativen eigenen Denken.

Aber ich denke, da sind wir gar nicht auseinander ... :p

Lieber Gruß, NewOldie
 
Anfänger sollten nur wissen, dass TABS in dieser Hinsicht gefährlich sind.

Das ist klar. Aber sind im Rock-/Popbereich Noten denn nicht ähnlich "gefährlich"? Für mich stellen sie da ein ähnliches Vehikel wie Tabs dar. Diese Musik sollte sich hauptsächlich über das Hören und Strukturen (Abläufe, Harmonik) erschließen. Oder wieso klingt es für mich sehr häufig etwas komisch, wenn sich rein klassisch orientierte Musiker an Pop/Rock/Jazz versuchen, und dies häufig rein nach Noten?
Man höre sich nur Berezovsky als "Jazzpianisten" an.
 
Das ist klar. Aber sind im Rock-/Popbereich Noten denn nicht ähnlich "gefährlich"? Für mich stellen sie da ein ähnliches Vehikel wie Tabs dar. Diese Musik sollte sich hauptsächlich über das Hören und Strukturen (Abläufe, Harmonik) erschließen. Oder wieso klingt es für mich sehr häufig etwas komisch, wenn sich rein klassisch orientierte Musiker an Pop/Rock/Jazz versuchen, und dies häufig rein nach Noten?
Man höre sich nur Berezovsky als "Jazzpianisten" an.

Das ist auf jeden Fall eine sehr interessante Anmerkung!

Zitat von NewOldie:
so wie ich auch mal für Basslinien, für die es keine Noten gibt,

Das versehe ich nicht, für welche Basslinien gibt es keine Noten?
 
Das ist klar. Aber sind im Rock-/Popbereich Noten denn nicht ähnlich "gefährlich"? Für mich stellen sie da ein ähnliches Vehikel wie Tabs dar. Diese Musik sollte sich hauptsächlich über das Hören und Strukturen (Abläufe, Harmonik) erschließen. Oder wieso klingt es für mich sehr häufig etwas komisch, wenn sich rein klassisch orientierte Musiker an Pop/Rock/Jazz versuchen, und dies häufig rein nach Noten?
Man höre sich nur Berezovsky als "Jazzpianisten" an.

Hi Barpianodilettant,

Komplett aussortiere Partituren Pop/Rock/Jazz gibt es ja kaum.

Nimm mal an, ich habe die die Wahl zwischen einer Lead-Sheet Notation und einer Tab Version.

Bei der Lead-Sheet Version erkenne ich prima vista die Melodiestimme, kann sie nach meinem Gefühl phrasieren, synkopieren, re(harmonisieren) etc.
Ich bringe meinen Stil ein.
Ich erkenne auch (über die Akkordsymbolik) die üblichen Kadenzen und Verbindungen und kann "schnell" transponieren, falls der Sänger mal wieder gesoffen hat ..

Bei Tabs und Unkenntnis der Noten bin ich der fixen Notation sehr stark ausgeliefert oder bastle lange herum um z.B. die Tonart zu wechseln.

Ich habe mal Ausschnitte aus der Bach Cello-Suite Nr.1 auf dem E-Bass gespielt. Da war ich über Tabs ganz dankbar, da sie in vertrackten Situationen helfen, Fingerverknotungen:p zu vermeiden. Gespielt habe ich nach Noten.
Wenn ich mir die Lagenwechsel selbst erarbeitet hätte, hätte ich wohl mehr gelernt...

Hi Aleko,

Im Pop/Rock/Jazz Bereich ist es üblich, dass Bassisten die Linien improvisieren. In der Regel ist das einfach, da oft klischeehafte Phrasen gespielt werden basierend auf Grundton, Quinte, Terz, Septime mit Durchgangstönen.
Oft ist in der Funk-Stilistik die Rhythmik schon vertrackt, auch gibt es komplexe Harmonien, in denen der Bass bewusst Akkorde umdeutet, indem er nicht den Grundton spielt.... Da wird heraushören schwierig, im tiefen Bass-Keller sowieso.
Aber ausnotierte Linien gibt es nur selten.

Und da sind TABS, die ja offenbar (im Internet) lizenzfrei verbreitet werden dürfen, eine Quelle der Inspiration und der Fehler.:D

Lieber Gruß, NewOldie
 
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Komplett aussortiere Partituren Pop/Rock/Jazz gibt es ja kaum.

Für E-Gitarre wie Sand am Meer...

Nimm mal an, ich habe die die Wahl zwischen einer Lead-Sheet Notation und einer Tab Version.

Das ist ja nicht ganz vergleichbar. Natürlich geht nichts über Lead-Sheets. Ich bezog mich oben auf ausnotierte Arrangements, Transkriptionen etc.

Ich habe mal Ausschnitte aus der Bach Cello-Suite Nr.1 auf dem E-Bass gespielt. Da war ich über Tabs ganz dankbar, da sie in vertrackten Situationen helfen, Fingerverknotungen zu vermeiden. Gespielt habe ich nach Noten.
Wenn ich mir die Lagenwechsel selbst erarbeitet hätte, hätte ich wohl mehr gelernt...

Die Fingersätze stellen ja auch nur ein Angebot dar, das man kritisch betrachten muss. Man ist nicht gezwungen, dem zu folgen und sollte sich seine eigene Version tunlichst selbst erarbeiten.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hey Leute. Mit Tutorials habe ich mich schon an "Für Elise" und "River flows in you" versucht. Jedenfalls habe ich von früheren Zeiten etwas Erfahrung in Sachen Gitarre. Ich hatte mit Tabs gespielt (h3, e2 usw) Nun kam mir die Idee, ob ich das eventuell genau so auf die Klavier Tastatur übertragen könnte? Beim Klavier gibt es ja genauso c'' h''' usw. Wenn das wirklich so ginge, würde mir das beim Klavierspielen eine große Hilfe sein! Liebe Grüße 88Keys
Ist mir nicht bekannt, aber vielleicht bringt Dich das Video auf eine zündende Idee - bei einem IQ von 140 durchaus machbar :D

 

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