Klavierspiel-Tipps

Stilblüte

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Ich eröffne hier einen Faden, in dem man ähnlich wie in "Videos", "Ich..." usw. schreiben, antworten und diskutieren kann, wie es einem beliebt, und falls es denn genügend Interesse gibt.
Thema sollen Einfälle sein, die das Klavierspielen im weitesten Sinne betreffen und dem Schreiber gerade zufällig als nützlich aufgefallen sind.

Ein solcher kam mir nämlich in den letzten Tagen. Bzw. nicht mir, den hatten schon andere, aber ich habe ihn für mich entdeckt:

Mir hilft es manchmal sehr, wenn ich mich bei schwierigen Stellen während des Spielens leicht zurücklehne. Ich (und vielleicht andere) neige dazu, mich eher nach vorne zu beugen, evtl. verkrampft man, zieht die Schultern hoch usw.
-- das Zurücklehnen erwirkt zum einen eine physische Entspannung des Körpers, zum zweiten eine Entspannung des Geistes ("Zurücklehnen" => "nur die Ruhe."), zum dritten erhält man einen breiteren Überblick über die Tasten, der gerade bei Sprüngen oder ausladenden Läufen hilfreich ist, und letzlich zum vierten macht es einen deutlichen Klangunterschied, wenn man den Kopf etwas höher und weiter weg vom Klavier hält (!), so dass man sich vielleicht besser zuhören und bei Bedarf etwas innerlichen Abstand und Distanz herstellen kann.

Ich habe kürzlich gelesen, dass Chopin sich bei schwierigen Stellen immer zurückgelehnt hat, und bei manchen Pianisten kann man das auch heute beobachten.
Mir nützt es - vll hilft es dem einen oder anderen auch.

Gruß
Stilblüte
 
vor einer fiesen Stelle tief einatmen, mit Beginn der fiesen Stelle ausatmen - hilft tatsächlich!
 
Mir hilft es manchmal sehr, wenn ich mich bei schwierigen Stellen während des Spielens leicht zurücklehne. Ich (und vielleicht andere) neige dazu, mich eher nach vorne zu beugen, evtl. verkrampft man, zieht die Schultern hoch usw.

Und viele werden dann auch noch schneller..........! Dann ist es ganz vorbei :D.

Liebe Grüße

chiarina

P.S.: Ergänzung: es kann auch helfen, mit dem linken Fuss, der etwas zurück ist (also nicht neben dem linken Pedal), guten Bodenkontakt und so eine Stütze zu haben.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ein Tipp, den ich absolut super fand von meiner letzten Klavierlehrerin:

ich mühte mich gerade mit irgendeiner virtuosen fortissimo-Stelle ab und da sagte sie: "Was strengst du dich so an? Du hast doch den Klang!"

Da habe ich gelernt, dass man den Klang während solch einer Stelle nicht immer neu produzieren, sondern nur aufrechterhalten muss...... . :p

Liebe Grüße

chiarina
 
Dies ist ein sehr guter Faden (und ich wünscht mir es gäbe noch viele weitere kleine Tipps von vielen anderen)
Ich rucke mir meist - so ca. nach einer halben Stunde oder so - meist automatisch - den Klavierstuhl etwas weiter vom Klavier weg.
Ist wohl auch der grösseren Übersicht geschuldet und wirkt dem Verkrampfen entgegen.
 
Man sollte auf jeden Fall darauf achten, dass man genub Abstand zum Klavier hat und das die Sitzhöhe auch optimal ist. Man sollte sich bequem fühlen.

Ich denke der Sitzabstand sollte so sein, dass die Knie Knapp unter (oder ganz kurz vor) dem Klavier sind, wenn man gerade sitzt.
Die Sitzhöhe sollte so sein, dass die Hände, wenn der Arm einen rechten Winkel macht (also wenn man spielt), da sind, wo die Tasten sind.

Korregiert mich, falls es falsch ist.

Hoffe das es dem ein oder anderen hilft... :DD
 
Beim Üben eines neuen Stückes hat es sich für mich bewährt, zunächst alle Töne sehr intensiv zu spielen und darauf zu achten, dass der Tasten"druck" exakt vertikal ausgeübt wird. Erstmal klingt das dann recht langweilig und pedantisch, nach Schweizer Uhrwerk (was nichts mit fehlender Musikalität zu tun hat!!), es sorgt jedoch dafür, dass 1. die Hand, der Arm etc. in einer griffsicheren, stabilen Position stehen und 2. dass auf dieser Basis eine gute Klangkontrolle gewährleistet ist. Das "intensiv spielen" bezieht sich dabei nicht auf die Lautstärke oder einen besonders impulsiven Anschlag, sondern ich meine damit das bewusste Ausspielen jedes Tones. So dass kein Ton nur so mitläuft, sondern man jeden Ton von Beginn an sehr konzentriert gestaltet. Mit zunehmender Gewöhnung an die Bewegungen und immer bequem positionierter Hände/Arme, des gesamten Körpers wird die Aufmerksamkeit natürlich mehr auf die größeren Zusammenhänge gelenkt. Idealerweise hat man dann aber das Stück sozusagen "im Griff" und kann den Verlauf willentlich gestalten. Schwierig dabei finde ich, ausreichend lange diese Genauigkeit beizubehalten. Gerne schweife ich ab in das "schöne Spiel" und verlasse sozusagen den Übemodus. Die Konzentration und den Aufmerksamkeitsfokus unbestechlich beizubehalten ist schon eine kleine Herausforderung.

LG, Sesam
 
Erstmal klingt das dann recht langweilig und pedantisch, nach Schweizer Uhrwerk (was nichts mit fehlender Musikalität zu tun hat!!), es sorgt jedoch dafür, dass 1. die Hand, der Arm etc. in einer griffsicheren, stabilen Position stehen und 2. dass auf dieser Basis eine gute Klangkontrolle gewährleistet ist.

das kommt mir etwas widersprüchlich vor - - also ich würde abraten, mit ungünstigem Klang zu beginnen, weil die Gefahr der Gewöhnung groß ist

ich halte beim Beginnen eines neuen Stückes für besser, sehr kleine Abschnitte mit möglichst ausgewogenem differenziertem Klang sehr langsam zu wiederholen
 
Entspannt sitzen!!! Das hilft bei mir wirklich enorm! Bei nach Lehrbuch perfekt eingestellter Sitzhöhe und exakt geradem Rücken klappt bei mir gar nichts im Vergleich zu der Position, die ich am entspanntesten und angenehmsten empfinde (rein gefühlsmäßig!)
Horowitz sitzt übrigens auch relativ tief!
 
Da habe ich mich wohl etwas missverständlich ausgedrückt: Gemeint war nicht das Stück in einem Rutsch möglichst mechanisch exakt zu spielen. Sondern natürlich, natürlich, natürlich in kleinen Abschnitten so differenziert wie möglich. Nur dabei eben sehr genau darauf achten, dass jeder Ton durch eine gute Positionierung der Hand gut kontrolliert werden kann . Der Effekt ist dabei der, dass man nicht den guten Ton i r g e n d w i e erzeugt, sondern sich über die verantwortlichen Bewegungen bewusst wird.
Ich hoffe, es sind die Missverständnisse damit ausgeräumt.

LG, Sesam
 
@ Horowitz sitzt übrigens auch relativ tief!



Und erst mal Glenn Gould!!!

LG

Pennacken
 

@ Horowitz sitzt übrigens auch relativ tief!



Und erst mal Glenn Gould!!!

LG

Pennacken

Von Horowitzens Haltung kann man viel lernen. Ein Wunder an Ökonomie.
Der von mir gleichermaßen hochverehrte GG machte sich das Leben am Flügel leider unnötig schwer. Die Hände arbeiteten wunderbar, aber der Schulterbereich war öfter mal furchtbar verspannt und tat ihm weh. Auch deshalb die Schmerzmittel (u.a.) in seinen Manteltaschen.

EDIT: Mein Tip zum gut Sitzen: Schultern, Arme und Rücken sind freier, wenn das Zwerchfell tief ist.
 
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so jetzt mal kein Lehrender sondern ein Lernender ;-)

Was ich glaube kapiert zu haben:

Man braucht keine Dinge wie "Fingerkraft" oder "Fingermuskeln" , Armgewicht einsetzen.

Versuchen ein Gefühl zu entwickeln wie die Tasten von selber wieder hochkommen (zb. bei Trillern), in der Tastatur spielen.

Immer möglichst locker spielen (zb. Arpeggien).

Sich keine Übestücke aussuchen die man eh nur als " Brückenstücke" zu anderen Stücken sieht.
Nur welche die man wirklich gerne spielen will.

Schnelle Läufe in Abschnitte unterteilen , die Übergänge üben , Stakkato üben(Gefühl für die Tasten) , abrollen, Finger nicht über die Tasten (in die Luft ) heben.



lg


tino
 
@Snow Natürlich sollte man sich entspannt fühlen. Das macht ja keinen Sinn, wenn man mit Schmerzen Klavier spielt. Hauptsache einem gefällts. Aber man sollte aufpassen, dass der Rückern sich an die ungerade Position (?) nicht gewöhnt.

Beim Anfangen eines neuen Stücken würde ich so vorgehen:

1.Natürlich erstmal angucken, was für ein Stück es ist, in welchem Tempo, was die Besonderheiten sind, was schwer ist, die Tonart... 2.Dann würde ich anfangen langsam zu üben. Es bringt nämlich garnichts schnell zu spielen. Bei Anfänger würde ich sagen erst einzeln spielen. Für den, bei dem es kein Problem ist, sofort zusammen spielen. Aber ich würde allgemein sagen, es ist besser sofort zusammen zu spielen.
3.Am Anfang ist es am Wichtigsten, die richtigen Tasten zu treffen, also keine falschen Töne und der Rhythmus ist auch wichtig.
4.Dann wenn man das kann, sollte man schritt für schritt schneller werden und dabei Details, wie musikalische Zeichen und die Lautstärke beachten.
5.Am Ende, kann man es mal aufnehmen und gucken ob man zu frieden ist.
(6.Um es zu perfektionieren, kann man wenn man will das Stück studieren und dann auch jedes kleinste Deteil beachten. Ist aber denke ich mal nur nötig, wenn man einen großen wichtigen Soloauftritt hat.)

Allgemeiner Tip:
Wenn ihr mal auf eine Stelle kommt, wo man schnell spielen soll, aber trotzdem staccato, dann solltet ihr anfangen langsam zu üben und erst sehr stark auf die Tasten drücken. Dann Legato spielen und nachher sehr stark und legato im Originaltempo. Dann kann man es hinkriegen schnelle Passagen staccato zu spielen ;).
 
so jetzt mal kein Lehrender sondern ein Lernender ;-)

Man braucht keine Dinge wie "Fingerkraft" oder "Fingermuskeln" , Armgewicht einsetzen.

tino

Genau das ist falsch denke ich. Man spielt doch mit den Fingern und nicht mit den Armen. Oder habt ihr schon mal einen Pianospieler gesehen, der irgendwie seinen Arm bewegt hatte um die Tasten runterzukriegen?
Beim Spielen sollte man nur die Finger bewegen. Ich finde es sieht lächerlich aus, wenn man den ganzen Körper beim Spielen bewegt. (und es gibt sehr viele, die das machen) Ich finde es zwar ok, wenn man entspannt sein will und sich einfach dazu bewegt (privat oder einfach so aus Spaß), aber dann gibt es auch welche, die das z. B. bei großen Konzerten machen. Das sieht dann nur noch verkrampft und witzig aus.
 
Allgemeiner Tip:
Wenn ihr mal auf eine Stelle kommt, wo man schnell spielen soll, aber trotzdem staccato, dann solltet ihr anfangen langsam zu üben und erst sehr stark auf die Tasten drücken. Dann Legato spielen und nachher sehr stark und legato im Originaltempo. Dann kann man es hinkriegen schnelle Passagen staccato zu spielen ;).
und wenn man tauchen und die Luft dabei anhalten lernen will, dann ist es angesagt, tief unter Wasser erst mal zünftig zu inhallieren... :D:D:D ... das homöopathiche contraria contrariis curanter ist nicht überall der wahre Jakob...
 
Genau das ist falsch denke ich. Man spielt doch mit den Fingern und nicht mit den Armen. Oder habt ihr schon mal einen Pianospieler gesehen, der irgendwie seinen Arm bewegt hatte um die Tasten runterzukriegen?
Beim Spielen sollte man nur die Finger bewegen. Ich finde es sieht lächerlich aus, wenn man den ganzen Körper beim Spielen bewegt. (und es gibt sehr viele, die das machen) Ich finde es zwar ok, wenn man entspannt sein will und sich einfach dazu bewegt (privat oder einfach so aus Spaß), aber dann gibt es auch welche, die das z. B. bei großen Konzerten machen. Das sieht dann nur noch verkrampft und witzig aus.

Genau, DAS ist falsch. Man spielt eben nicht nur aus den Fingern, denn die sind viel zu schwach, um es alleine zu bewältigen. Es mag nüchtern klingen, aber man kann es auch rein mathematisch sehen: Die Muskelkraft der Finger beträgt meines Wissens nach ungefähr 500-1200 Gramm, je nach Finger. Bei einem fff kommt man nicht selten auf 5000 Gramm, die in die Tasten umgesetzt werden. Das kann gar nicht funktionieren. Erst recht nicht, wenn man es nicht nur einmal, sondern Tausende Male umsetzen muss.

Die Körperbewegungen sind meist nicht unnütz...denn die Kraft kommt zu großen Teilen aus dem Körper, man soll den Rücken nicht gerade und aufrecht halten, nur weil's schön aussieht, das hat schon seinen Zweck. Ich merk das oft, wenn ich mit beiden Füßen auf Pedalen bin...dann hab ich bei lauten Stellen ein deutlich unsichereres Sitzgefühl, als wenn ich ein Bein als Stütze auf dem Boden hab.

Und Skalen, Albertibässe, etc. spielt am besten eben nicht nur durch Fingerbewegungen, sondern durch Handgelenksrotation, Tonleitern sollten vom Arm mitgeführt werden, es ist sogar vorteilhafter die Fingerbewegungen möglichst kleinzuhalten, eng an den Tasten zu bleiben...genau das wurde nämlich auch von den großen Pianisten der letzten Jahrhunderte überliefert.

Alles Liebe
 
Das ganze war auch nur so gemeint, dass man nicht den ganzen Körper bewegen soll, wie manche Klavierspielen.
Ich wollte damit hinaus, nicht so spielen:
Lang Lang plays Liebestraum - YouTube

Natürlich muss die Hand/der Arm mit. Die Finger sind in der Mitte und man soll plötzlich ne Oktave runterspringen. Geht ja nicht anders. ;)
 

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