Klavierreparatur Pianino Luner Bj. 1898

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Meine Werkstattarbeit eines Oberdämpferklavieres der Marke Edmund Luner aus Wien.

Luner stand für sehr preiswerte und billig gefertigte Massenware, wodurch heute kaum noch vernünftig spielbare Exemplare dieses Herstellers im Umlauf sind. In Klaviermacherkreisen sind sie der Alptraum eines Klavieres.
Hier kam oft so minderwertiges Holz zur Verwendung, dass davon gesprochen wird, dass nur billigstes Kistenholz verarbeitet wurde.

Ich kenne einige Luner, die mehr oder weniger auf den günstigsten Zeitpunkt zum Sprung auf die Deponie warten.

Dieses Klavier bei mir in der Werkstatt ist jedoch eine besondere Anfertigung, denn normalerweise wurden auch die Gehäuse eher schlicht gehalten. Hier wurde jedoch an keiner Verziehrung gespart, wie man sieht...

Luner1.jpg

Seitenansicht.jpg

Lunerschraeg.jpg

Kerzenhalter.jpg


Es ist sehr verständlich, dass man so etwas zu erhalten versucht. Ich habe mich daher bereit erklärt eine vernünftige Reparatur durchzuführen.

Ich hoffe, meine Doku gefällt Euch wieder!

LG
Michael
 
Michael, da warte ich aber schon gespannt.:cool:. Ein schönes Klavier. Nach Deiner Behandlung wird es sicher auch ein gutes sein...
LG, gubu

PS: Und wenn´s doch nix wird mit der Reparatur, bauen wir ein paar Verzierungen davon an mein´s ran...:D:D
 
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PS: Und wenn´s doch nix wird mit der Reparatur, bauen wir ein paar Verzierungen davon an mein´s ran...:D:D
Wär auch ein äußerst attraktives (aber reichlich schweres) Digigehäuse......;-):D

Wobei das Piano äußerst gepflegt aussieht und man zumindest auf den Bildern nicht mal größere Tastenhöhenabweichungen erkennen kann.
 
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Hi, also Zierleisten werden nicht abgegeben:D
Das Klavier ist über 130 cm hoch - genau muss ich es erst messen.
Die Tastenabweichungen wären wohl das geringere Problem. Hört Euch mal die Verstimmung an....
http://www.youtube.com/watch?v=gE3WLk2bGG0

...und hier noch ein paar Bilder

Die Frontplatte (mittlere Kassette)
Frontplatte.jpg


Der Unterrahmen
Unterrahmen.jpg


Das Firmenschild
Firmenschild.jpg

LG
Michael
 
Hallo Michael,

Wahnsinn. Das C ist ist ja einen Ganzton zu tief. Das Klavier ist bestimmt Jahrzehnte nicht gestimmt oder der Stimmstock ist total fertig. Wahrscheinlich beides. Aber Du wirst das schon richten. Das Gehäuse finde ich sehr schön, mit wirklich interessanten Details. Bin gespannt, wie das Klavier nach der Reparatur aussehen und klingen wird.
 
Zitat Klaviermacher:
Hört Euch mal die Verstimmung an....

Oh je, das gute Stück dürfte mehrere Jahrzehnte lang als reines Möbelstück im Wohnzimmer gestanden haben. Das Gehäuse ist aber wunderschön, sogar die Pedale sind verziert.

Warum soll es hergerichtet werden? Hat es einen neuen Besitzer gefunden?
 
Jensen, Du liegst nicht falsch, was den Stimmstock angeht. Auftrag zur Möbelsaniierung habe ich keinen, werde aber das Eine oder Andere verbessern. Klimperline, das gute Stück bleibt in Familienbesitz, wechselt nur die Generation und das Heim. Die "neuen" Besitzer wollen es aber funktionstüchtig erben.

Hier die nächsten Bilder...

vonobenhinein.jpg

offenmitmechanik.jpg

offenschräg.jpg

offenohnemechanik.jpg


LG
Michael
 
Auuaaahhh, da ringelts einem ja die Soundkarte auf - Deine Tonleiter klingt verdächtig nach Arnold Schönberg....:mrgreen:

Andererseits sieht das Piano innen fast neuwertig aus was wirklich auf eine fast ausschließliche Verwendung als Dekorationsschmuckstück (was es zweifellos ist) schließen lässt wobei ich davon überzeugt bin, daß nach Deiner Überarbeitung das wunderschöne Äußere dann auch zum Klang passen wird.
Ist aber interessanterweise trotz der Oberdämpfer schon ne etwas modernere Mechanikkonstruktion denn mein ehemaliges, vermutlich etwa gleichaltes Mohrherr hatte zwar schon Unterdämpfung aber noch keine Pilote sondern zusätzliche Verlängerungshebelei unten an der Mechanik mit Senkkopfstellschrauben am Tastenende und außerdem hölzerne Mechanikbacken.
 
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Was, das ist eine Schönbergstimmung? Ich wusste gar nicht, dass es so etwas gibt...:D

Ja die Konstruktion der Mechanik ist ein besonders Patent - wie man auf dem Bild erkennen kann. Das Klavier ist nie in einem mit Kohle oder Koks beheiztem Raum gestanden, wodurch der übliche schwarze Staub an solch alten Dingern bei dem hier nirgends zu finden ist.

Immer wieder finde ich verlassene Behausungen netter Mitbewohner an. Die unteren Bilder zeigen, dass die Mäuse und Motten ganze Arbeit geleistet haben.

Patentschild.jpg


klaviaturmotten.jpg


mauskot.jpg

LG
Michael
 
Die unteren Bilder zeigen, dass die Mäuse und Motten ganze Arbeit geleistet haben.

Waagebalkenstifte und Vorderdruckfilze scheinen besonders lecker zu schmecken. Kaum ein richtig altes Klavier, wo die nicht mindestens angefressen sind, selbst wenn die restliche Mechanik verschont blieb.
 

Was, das ist eine Schönbergstimmung? Ich wusste gar nicht, dass es so etwas gibt...:D
Kannst sie Dir ja patentieren lassen....
groehl.gif


Das Luner überrascht mich trotzdem wieder durch seine Modernität denn umschlungene Tenorsaitenanhangstifte waren damals eigentlich auch noch nicht üblich, normalerweise hatte man zu der Zeit noch einzeln "gemascherlt".....
 
So, nun gehts mehr oder weniger ans Eingemachte;)

Alles wird demontiert und der obere Umklappdeckel, welcher mit seinem hinteren Teil auch mit dem Gehäuse verleimt war abgelöst.
Was man nun von oben sieht, ist nicht gerade ermunternd...


stimmstockdoppellose.jpg


[Scherzmodus] Soll ich nun mit Superkleber versuchen die Stimmwirbel zum halten zu bringen, Platz wäre genug um das Zeug reinlaufen zu lassen, wäre sicher die kostengünstigste Reparatur-Variante:D [/Scherzmodus]

Ähäm - Gottseidank hat das bei dem Klavier noch niemand versucht. Ich werde den Stimmstock auf traditionelle Weise reparieren - anders kann ich das nicht. ;)

Aber zuerst mal die Saiten wegmontieren:
http://www.youtube.com/watch?v=2WmRJTbIR14


LG
Michael
 
[Scherzmodus] Soll ich nun mit Superkleber versuchen die Stimmwirbel zum halten zu bringen, Platz wäre genug um das Zeug reinlaufen zu lassen, wäre sicher die kostengünstigste Reparatur-Variante:D
Würd ich in diesem Falle fast bezweifeln bei der nötigen Menge Superkleber....:D
Seh ich das richtig, das Luner den Stimmstock offenbar aus Brettern fertigte - da frag ich mich dann allerdings schon ob bei ihm nicht Großhirn und Kleinhirn mal vertauscht wurden....:evil:
Würd mich jetzt auch nicht mehr wundern wenn er den "kistengemäß" reingenagelt hatte.
 
Petz, was man an dem Bild nicht so gut sieht, die obere abgelöste Schicht ist Stirnholz. Das müssen verleimte Bretter sein. Sonst bräuchte man sehr dicke Bäume für die Breite des ganzen Stimmstocks.;)

LG
Michael
 
Waagebalkenstifte und Vorderdruckfilze scheinen besonders lecker zu schmecken.
Ähem, Mäuse mit HSS - Zähnen wären mir aber eigentlich neu betreffend den ersten angeführten Bauteil....;)
Zerkugel.gif


@Klaviermacher, dann deckt sich das mit den früher angeführten Punkten eines recht innovativen Klavierbauers weil er offensichtlich den Stimmstock aus zumindest zwei kreuzverleimten Schichten aufbaute.
Beim Video stell ich fest daß, wenn ich richtig sah, Du vermutlich auch wegen gemachter Erfahrungen bei der orangen Traditionsbohrmaschinenmarke mit dem "F" gelandet bist....;)
Allerdings hätt ich bei so einem alten Instrument lieber einen Handschuh angezogen denn ne zufällig nebenan brechende Saite kann recht nette "Bremsspuren" verursachen.
 
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Hätte aber den Vorteil, daß man die Mäuseexkremente dann einfacher mit nem Magneten zusammensammeln könnte - die Mäuse bei entsprechendem Appetit übrigens auch.
Hey, das klingt gut, Petz!
Kannst Du das auch patentieren lassen? Ich kauf Dir dann die entsprechenden Lizenzen ab. Gentechnisch magnetifizierte Mäuse würden auch Digitalpianos nicht verschonen. :cool: Ich mutiere dann zum Züchter.:D

Nun zwei Bilder nach dem Absaiten. Der Stimmstock ist nur an der abgelösten Schwarte aus Ahorn zerstört (Viele kleine und große Risse) Die querlaufende Buche unterhalb ist in Ordnung, folglich mache ich einen neuen Stimmstockdoppel aus Ahorn genau nach Mass und passe ihn auf den Rest vom Stimmstock auf.

Messingplatte.jpg


stimmstockdoppelab.jpg


LG
Michael
 
Hey, das klingt gut, Petz!
Kannst Du das auch patentieren lassen? Ich kauf Dir dann die entsprechenden Lizenzen ab. Gentechnisch magnetifizierte Mäuse würden auch Digitalpianos nicht verschonen. Ich mutiere dann zum Züchter.:D
Für die HSS - bzw. hartmetallbezahnten gentechnisch veränderten Mäuse wär aber Kollege Jensen zuständig weil ja er offenbar jene hat die sich von Waagbalkenstiften ernähren....;):D:D

Auch wenn es möglicherweise als Kulturschande empfunden wird würde ich für die neue Aufdoppelung keinen Ahorn sondern Delignit verwenden; hinter dem Abdeckblech sieht man diese nicht und ich denke die Stabilität ist noch höher und wichtig gerade weil das Piano keine Vollpanzerplatte besitzt. Dies auch im Hinblick dessen das die Ahornaufdoppelung trotz, von Luner sehr brav gesetzter großer Stimmwirbellochabstände gerissen ist.
 
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