Klavierkauf: Bechstein 124 vs. Grotrian 124 - Dynamikstufen?!

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Kraluni

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Hallo,
kurz zu mir: spiele seit 14 Jahren Klavier, seit ca. 7 Orgel, bin jetzt in der komfortablen Situation 25.000 € für ein neues, anständiges Klavier "fürs Leben" zur Verfügung zu haben.
Seiler, Schimmel, Sauter, Förster ... habe ich probiert und haben mir nicht zugesagt.
Ein Grotrian-Steinweg 124 beim Klavierbauer vor Ort und die beiden C.Bechstein 124er im nächsten Center haben mir ganz gut gefallen.
Ich vergleiche also ein Grotrian 124 mit den beiden C. Bechstein 124ern:
Der volle, sonore Klang des Grotrian gefällt mir tendenziell besser und auch die Vorstellung einen kleinen Händler und einen kleineren Hersteller zu unterschtützen finde ich gut. Der Chef des Bechstein-Centers meinte allerdings, als ich Grotrian erwähnte man würde doch auch keinen Lamborghini mit einem VW vergleichen und außerdem hätte dieses Bechstein bis zu 14 verschiedene Dynamikstufen und alles andere (außer vielleicht S&S) würde da nicht ran kommen.
Letzteres machte mich dann doch hellhörig: Wie sind da Eure Erfahrungen?
Ist Bechstein da im Ausdruck/Anschlag so viel präziser?
Könnt Ihr tatsächlich so eindeutig zwischen einer "Übergangsdynamik" bei Bechstein und S&S und einer "Terrassendynamik" beim "Rest" unterscheiden?
Grüße Kraluni

PS: Hatte die gleiche Frage schonmal in einem anderen Thema gepostet, habe aber das Gefühl, ein eigenes wäre besser.
Hoffe die Frage nach Dynamik- und Anschlagerfahrungen macht den Beitrag etwas spannender als die millionste Kaufberatung
 
Frage mich, was der Verkäufer damit genau meint. Kann man die 14 Stufen beim Bechstein irgendwo einstellen - mit einem Schalter?

CW
 
Frage mich, was der Verkäufer damit genau meint. Kann man die 14 Stufen beim Bechstein irgendwo einstellen - mit einem Schalter?

ich glaube er sprach über einen feineren, präziseren Anschlag, der größere Gestaltungsmöglichkeiten bietet, da der Dynamik-Verlauf gradueller und weniger stufig ist oder anders Bechstein: ppp-pp-p-mp-mf-f-ff-fff (aber scheinbar plus 6 weitere?!) im Vergleich zu Grotrian: p- mp-mf-f-ff

Aber ist das wirklich so?!
 
Das kann man als Verkäufer leicht behaupten - wer will das Gegenteil beweisen. Er glaubt, dass seine Tastaturen und Mechaniken besser seien als die von Grotrian. Nun ja, für diesen Glauben wird er bezahlt.

Ich denke, die Dynamik eines Pianos hängt vom Spieler ab. Das kann der Verkäufer nicht beeinflussen.

Also: testen.

Dass man nur auf einem Bechstein 14 Abstufungen hinkriegt, auf einem gleich teueren Grotrian aber nicht, halte ich für ein Gerücht.

CW
 

Nein, das ist für mich reines Verkäufergerede. Wenn dem so wäre, dann würde Bechstein mit dieser angeblichen Einzigartigkeit ja wohl offensiv werben. Wie sollen diese Abstufungen denn aussehen und schafft ein Sokolov auf diesem Klavier vielleicht auch 15 oder 16 Stufen beim Anschlag einer Taste, der durchschnittliche Amateur aber nur 5 bis 6? Gleiches gilt für die getätigte Aussage, dass man ja auch keinen Lamborghini mit einem VW vergleichen würde. Ich habe selber 30 Jahre auf einem Klavier von C. Bechstein gespielt und war damit immer sehr zufrieden. Aber Du schreibst ja selber, dass Dir der Klang des Grotrian besser gefällt. Lass Dich durch solche Aussagen vom Verkäufer nicht beeinflussen, verlasse Dich auf Deinen eigenen Eindruck am jeweiligen Instrument, das kannst Du problemlos nach 14 Jahren eigenem Klavierspiel. Und mit Deinem Budget hast Du wirklich eine sehr große Auswahl an Möglichkeiten.
 
Hast du schon Pfeiffer ausprobiert?
 

Das läuft praktisch auf die Frage hinaus "Hast du schon Seiler ausprobiert?" Hat er, s.o.

und auch die Vorstellung einen kleinen Händler und einen kleineren Hersteller zu unterschtützen finde ich gut

Letzteres stimmt seit einiger Zeit nicht mehr so recht, denn der neue Mehrheitseigner von Grotrian gehört zu den Musikgiganten dieser Welt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Irgendwo habe ich mal gelesen, das Grotrian Steinweg 124 gelte vielen als das beste Upright, das je gebaut wurde. Kommt natürlich trotzdem auf das konkrete Instrument an, da gibt es Streuungen. Habe selbst auch nagelneue Exemplare angespielt, die mich sehr überzeugt haben. Bechstein 124 ist sicher ebenbürtig, obwohl deren Produktions- und Marketingmethoden in den letzten 15 Jahren nicht unbedingt sympathischer geschweige denn transparenter geworden sind. Aus Sicht der Bechsteinführung macht die Verkäufer, an den Du geraten bist, wahrscheinlich alles richtig.

Insgesamt kannst Du in der Qualitäts- und Preisklasse eigentlich nichts falsch machen und nach subjektivem Geschmack entscheiden.

Etwas von 14 Dynamikstufen zu erzählen ist natürlich völlig daneben. Dynamik ist stufenlos und je besser das Instrument desto feinere Nuancierungen sind möglich. Jeder halbwegs fortgeschrittene Pianist bekommt auch auf einem billigen Klavier wahrscheinlich mehr als 14 Dynamikstufen hin. Marketing-Gelaber...

Entscheide Dich für das Instrument, das für Dich am besten klingt und sich am besten anfühlt.

Und falls es das Grotrian wird: Willkommen in einem exklusiven Club ! :egelTeufel:
 

Mit der Einführung der in China hergestellten "Grotrian"-Klaviere zu einem Preis ab € 5.000,-- schafft sich Grotrian gerade selber ab.
Hier ein Nachtragsbericht aus dem letzten Jahresabschluß und da ist Corona noch gar nicht gewesen:

"Die Gesellschaft hat im Geschäftsjahr 2019 aufgrund erheblicher Umsatzrückgänge Verluste in Höhe von EUR 2.079.092,44 erzielt (kumuliert per Oktober 2019), so dass das Eigenkapital verbraucht und die Liquiditätssituation angespannt ist. Ein Konzernunternehmen hat daraufhin einen Rangrücktritt hinsichtlich seiner Forderung in Höhe von TEUR 3.144 (per Oktober) erklärt, und die Gesellschaft hat einen Comfort Letter erteilt, nach dem bei Bedarf zusätzliche finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden. Vor diesem Hintergrund geht die Gesellschaft von der Fortführung des Unternehmens aus."

Natürlich wird jetzt hier erklärt daß das ja nichts mit der Qualität zu tun hat - mag sein aber anscheinend werden seit kurzem auch für in Deutschland hergestellte Grotrian-Klaviere nun wichtige Komponenten fertig montiert aus China zugeliefert.
 
Mit der Einführung der in China hergestellten "Grotrian"-Klaviere zu einem Preis ab € 5.000,-- schafft sich Grotrian gerade selber ab.
Hier ein Nachtragsbericht aus dem letzten Jahresabschluß und da ist Corona noch gar nicht gewesen:

"Die Gesellschaft hat im Geschäftsjahr 2019 aufgrund erheblicher Umsatzrückgänge Verluste in Höhe von EUR 2.079.092,44 erzielt (kumuliert per Oktober 2019), so dass das Eigenkapital verbraucht und die Liquiditätssituation angespannt ist. Ein Konzernunternehmen hat daraufhin einen Rangrücktritt hinsichtlich seiner Forderung in Höhe von TEUR 3.144 (per Oktober) erklärt, und die Gesellschaft hat einen Comfort Letter erteilt, nach dem bei Bedarf zusätzliche finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden. Vor diesem Hintergrund geht die Gesellschaft von der Fortführung des Unternehmens aus."

Natürlich wird jetzt hier erklärt daß das ja nichts mit der Qualität zu tun hat - mag sein aber anscheinend werden seit kurzem auch für in Deutschland hergestellte Grotrian-Klaviere nun wichtige Komponenten fertig montiert aus China zugeliefert.
Leider traurige Wahrheit...

Es wird aber noch einige Jahre lang vollständig in Braunschweig hergestellte GS Instrumente zu kaufen geben.
 
Leider traurige Wahrheit...

Es wird aber noch einige Jahre lang vollständig in Braunschweig hergestellte GS Instrumente zu kaufen geben.

Mit dem "vollständig" wäre ich mir nicht sicher . Wenn ein kompletter Rasten mit Resonanzboden und Steg vorgefertigt aus China kommt ...
Aber auch bei Bechstein werden ja wichtige Zulieferer erfolgreich verheimlicht .
 
Ein Grotrian-Steinweg 124 beim Klavierbauer vor Ort und die beiden C.Bechstein 124er im nächsten Center haben mir ganz gut gefallen.

Lieber Kraluni,

die 14 Abstufungen sind Quatsch und das kann eigentlich nur jemand erzählen, der vom Klavier spielen wenig Ahnung hat. Das besagte Bechstein-Klavier finde ich wunderschön, auf dem Grotrian habe ich noch nicht gespielt. Grundsätzlich mag ich die Marke auch sehr.

Auf dem Niveau kann man nicht mehr viel auf objektive Kriterien geben, sondern du solltest auf dein Bauchgefühl hören, darauf, an welchem Instrument du dich wohler fühlst, wo du denkst: "Wow, wie klingt das denn!"

Und da vermisse ich in deinem Beitrag die leuchtenden Augen. :D "Ganz gut gefallen" - dafür lohnt es sich nicht, so viel Geld auszugeben. Vielleicht ist dein Enthusiasmus aber auch an der Qual der Wahl zugrunde gegangen. :)

Vielleicht hast du noch nicht das Instrument gefunden, bei dem du denkst: "Das ist es!" Es lohnt sich evtl., die gleichen Fabrikate bei anderen Händlern zu probieren, aber auch weiter zu denken. Pfeiffer wurde genannt - passt auch ein gebrauchter Flügel oder ein gebrauchtes Steinway-Klavier? Gebrauchte, gut erhaltene Instrumente sind absolut bedenkenswert! Die O-Steinway-Flügel gebraucht sind tolle Instrumente, gar nicht so, wie die Kürze vermuten ließe. Yamaha könnte man auch probieren.

Es ist beim Kauf auch wichtig, wo das zu verkaufende Instrument steht. Manchmal kriegt man einen Schock, wenn dasselbe Instrument, das auf der großen Verkaufsfläche so wohltönend klang, im kleinen, gedämpften Wohnzimmer plötzlich die Klangfülle vermissen lässt. Als ich meinen Flügel bei Weschenfelder gekauft habe, hatte er mobile Akustikwände (2 Stück um den Flügel herum aufgestellt), mit denen man den Klang des Flügels besser wahrnehmen konnte. Ich habe solche woanders aber nie gesehen.

Ich drücke die Daumen und wünsche viel Freude beim Probieren!

chiarina
 
Hallo,
kurz zu mir: spiele seit 14 Jahren Klavier, seit ca. 7 Orgel, bin jetzt in der komfortablen Situation 25.000 € für ein neues, anständiges Klavier "fürs Leben" zur Verfügung zu haben.

Bei dem Budget würde ich auch über einen (guten) gebrauchten Flügel nachdenken, wenn es räumlich irgendwie geht... Und mit irgendwie, meine ich irgendwie (meiner steht in meinem kleinen Musikzimmer). Gerade wenn’s „fürs Leben“ sein soll.

Und lass dir Zeit und probiere erst möglichst viel aus. Und wenn’s dann am Ende der Bechstein oder Grotrian wird, auch gut.

Dank der Tipps hier im Forum habe ich auf meiner eigenen Suche meinen Fokus geweitet und bilde mir ein, jetzt schon die Vorteile und Eigenschaften der einzelnen Instrumente etwas besser einschätzen zu können.

„Kleinen Klavierhändler unterstützen“, ist nett gedacht, aber letztlich sollte das keine entscheidende Rolle spielen, weil 25.000 viel Geld sind und du keine Staatssubventionen verteilst. Wichtig ist, wer das für dich das passende Instrument zum passenden Preis hat.

Kleiner Hersteller mit schlechter Bilanz (habe das Zitat aus dem Nachtrag zum Jahresabschluss nicht geprüft) wäre für mich eher ein negatives Kriterium, wenngleich nicht unbedingt ein KO-Kriterium.
 
Zuletzt bearbeitet:
vielen Dank für die vielen einschätzenden und ermutigenden Rückmeldungen!!

Insgesamt kannst Du in der Qualitäts- und Preisklasse eigentlich nichts falsch machen und nach subjektivem Geschmack entscheiden.
Das hatte ich mir anfänglich auch gedacht, habe mich dann doch von dem Verkäufergerede abschrecken lassen, obwohl ich das Schlechtmachen der Konkurrenz keinen schönen Zug fand.

Vielleicht ist dein Enthusiasmus aber auch an der Qual der Wahl zugrunde gegangen. :)
Tatsächlich hatte ich beim ersten anspielen des Grotrian den berühmten WOW-Effekt, habe dann aber gedacht ich müsse erst noch die anderen Hersteller durchprobieren, daher vielleicht die relativ unemotionale Beschreibung.
Trotzdem ist mir das Grotrian aber die ganze Zeit nicht aus dem Kopf gegangen und bei erneutem Anspielen gefiel es mir immernoch sehr gut ;)

passt auch ein gebrauchter Flügel oder ein gebrauchtes Steinway-Klavier?
Für einen Flügel ist leider kein Platz und bei S&S wurde mir gesagt sie hätten nie gebrauchte unter 30.000 € (abgesehen davon, dass ich das für ein Upright absurd viel geld finde, kann ich mir das auch schlicht nicht leisten).

Warum ein neues Instrument? Da die Raumsituation nicht gerade ideal ist (große Fensterflächen und ein Kaminofen) wurde mir geraten, ein Klavier nach Bj.2000 zu erstehen, weil die "modernen" Verbundhölzer deutlich weniger anfällig für Schwankungen etc. seien. Das schien mir plausibel und ich habe daher Gebrauchte nicht weiter verfolgt.
Auch unter diesen Gesichtspunkten gefällt mir natürlich das Grotrian, da die Bauweise (Sternraste) sehr solide wirkt.

Gerade wenn’s „fürs Leben“ sein soll.
ich denke, gerade weil ich ein wenig verkopft an die Sache rangehe, sind hier die Anführungszeichen ganz wichtig. Wenn ich in 10, 15 oder 20 Jahren Platz, Geld für und Lust auf ein anderes Instrument/einen Flügel habe kann ich dann immernoch "upgraden" ... mehr als "für jetzt gerade richtig" werde ich wohl nicht finden
 
man würde doch auch keinen Lamborghini mit einem VW vergleichen
diese Aussage ist schon frech. Grotrian ist ein renomierter deutscher Hersteller im Hochpreissegment! Wie kann man da von VW sprechen? Wenn ein Bechstein ein Lamorghini ist, dann ist ein Grotrian ja wohl mindestens ein Maserati...

Ich habe selbst schon mal einen Grotrian gespielt. Fabelhaft!

Schade, dass kein Flügel passt. für 25.000 bekommt man schon sehr ordentliche Exemplare!

Aber wenn es ein Klavier wird, nimm ruhig den Grotrian, wenn er dir klanglich und von der Spielart besser gefällt. Das Gequatsche von wegen Dynamik und so ist Blödsinn...
 
Der Verkäufer hat gemerkt "ah, der hat keine Ahnung, dem kann ich richtig schön einen vom Pferd erzählen" und hat versucht, Dich mit seiner "14 Dynamikstufen" - Totalunsinns-Story über den Tisch zu ziehen. Er wusste: Wenn Du das widerspruchslos schluckst, kann er Dir allen möglichen Quatsch unterschieben.

Man. Kauft. Sachen. Nicht. Indem. Man. Auf. Die. Verkaufenden. Hört.
Peng, aus.
Der Kontakt mit dem Verkaufenden ist grundsätzlich nur für 2 Sachen da:
1) Die genauen Bedingungen und den Preis klären/aushandeln
2) Bezahlen.
Und tschüß.
NIEMALS für "Beratung" (weswegen man beispielsweise auch niemals zu "seinem 'Bankberater'" geht, so nett der auch erscheinen mag).

IMMER einen unabhängigen Sachverständigen - also entweder einen Klavierbauer oder einen Pianisten - dabei haben, wenn man ein Klavier anschaut / aussucht. Das ist der EINZIGE sinnvolle Weg.
 
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