Klavier selbst beibringen???

Dabei seit
28. Apr. 2011
Beiträge
9.600
Reaktionen
7.766
Hallo zusammen,

hier im Forum gibt es so ungefähr hunderte von Anfragen nach dem Motto "Wie bringe ich mir Klavier spielen selbst bei?" Die sind immer, oder sagen wir, oft, amüsant oder aber auch erschreckend zu lesen, je nach Standpunkt und momentaner Stimmung.
In Geiger-Foren oder in Sax-Foren beispielsweise taucht dieselbe Frage natürlich mit der gleichen Häufigkeit auf. Das Klavier hat da keine Sonderstellung.

Eigentlich kann es da ja nur eine einzige Antwort geben: Lass´die Finger davon!

Mich erinnert das immer an Kinder in pakistanischen Religionsschulen. Die Sprache der Kinder ist Urdu. Sie müssen den Koran aber auf Arabisch einpauken, bis sie ihn komplett auswendig hersagen können. Die arabische Sprache lernen sie dadurch nicht und auch nicht den Inhalt ihrer Religion.

Oder, anderes Beispiel: Ich kenne Leute, die haben Musik auf Lehramt, Sek II, studiert mit Klavier als zweitem Fach. Da sind dann die Anforderungen nicht so besonders hoch, deutlich geringer als beim Hauptinstrument. Also lernten sie, die Tasten irgendwie in der richtigen Reihenfolge zu drücken. Sie kassierten eine mittlere bis schlechte Note. Aber egal, es war ja nur das zweite Instrument und ihre Prüfung haben sie natürlich letztlich bestanden, sie sind Musiklehrer geworden. Klavier spielen können sie bis heute nicht.

Wäre zu fragen, ob Youtube-Tutorials nicht den Musikunterricht ersetzen könnten und vielleicht auch den Religionsunterricht?
CW
 
CW, ich verstehe deine Frage nicht so ganz? Was soll diese auslösen? Willst du hier ernsthaft eine Diskussion über Youtube-Tutorials als Ersatz für richtigen Unterricht anfangen, mit der Begründung, dass es Leute gibt die ein paar Lieder durch auswendiglernen runterklimpern können? Das kann ich mir nicht vorstellen, dass du da eine ernsthafte Diskussion anzetteln willst.

Also - was ist der wirkliche Grund für diese merkwürdige Frage?
 
Was mich eigentlich viel mehr interessiert: Warum wird hier immer wieder versucht erwachsene Menschen zu erziehen?

Wenn ein erwachsener Mensch mit seinen autodidaktischen Leistungen zufrieden ist, gibt es doch überhaupt keinen Grund einzugreifen. Selbst wenn dieser nur Töne erzeugt aber keine Musik. Die Information, dass in fast allen Fällen mit angemessenen Unterricht mehr zu erreichen ist, ist im Überfluss vorhanden. Wenn sich da jemand entscheidet es trotzdem alleine zu versuchen, dann muss man diesen Menschen auch lassen.

Eine solche Entscheidung, die bewusst und ausreichend informiert getroffen wurde, infrage zu stellen, ist respektlos und dumm.
 
was ist der wirkliche Grund für diese merkwürdige Frage?

Mich nervt zunehmend, dass Fragen nach der Sinnhaftigkeit des autodidaktischen Erlernens von Klavier spielen nicht klipp und klar mit "Nein!" beantwortet werden. Klar, ich mache das, aber nicht alle. Ich kann niemandem vorschreiben, was er zu sagen hat. Aber unsinnige Antworten wie " Ja, kannst Du versuchen, hab´ich auch gemacht und jetzt kann ich schon die ersten drei Takt der "Elise" spielen" kann ich schon bald nicht mehr sehen.
Genauso wenig wie die tollen Online-Klavierkurse, die den Leuten nur das Geld aus der Tasche ziehen, für nix und wieder nix.

Eine solche Entscheidung, die bewusst und ausreichend informiert getroffen wurde, infrage zu stellen, ist respektlos und dumm.
Eine Entscheidung in Frage zu stellen kann nie respektlos und auch nie dumm sein. Jeder hat das Recht, zu machen, was er will. Aber jeder andere hat auch das Recht, sich über manchen Unsinn seine eigene Meinung zu bilden
CW
 
Mich nervt zunehmend, dass Fragen nach der Sinnhaftigkeit des autodidaktischen Erlernens von Klavier spielen nicht klipp und klar mit "Nein!" beantwortet werden. Klar, ich mache das, aber nicht alle. Ich kann niemandem vorschreiben, was er zu sagen hat. Aber unsinnige Antworten wie " Ja, kannst Du versuchen, hab´ich auch gemacht und jetzt kann ich schon die ersten drei Takt der "Elise" spielen" kann ich schon bald nicht mehr sehen.
Genauso wenig wie die tollen Online-Klavierkurse, die den Leuten nur das Geld aus der Tasche ziehen, für nix und wieder nix.

Ich bin der Meinung, dass man diese Frage nicht klipp und klar mit Nein beantworten kann. Es gibt tatsächlich Fälle, da haben sich die Leute das Klavierspielen selber beigebracht und das gar nicht mal so schlecht. Ich habe eine Freundin, die unter diese Rubrik fällt.

Grundsätzlich bin ich auch für Klavierunterricht und mich nervt es auch ein wenig wenn hier Fragen auftauchen "wie liest man Noten". In diesen Fällen knurrt es in mir auch: Nimm Unterricht und stell die grundsätzlichen Fragen nem Lehrer. Aber wie gesagt, es gibt tatsächlich Leute die haben es ganz allein geschafft. Von daher bin ich gegen das pauschale "nein, das geht nicht".
 
Zitat von ein Nachfahre von Heines unsterblichem Eselinski:
ich möchte gerne schwimmen lernen
aber mal ehrlich, so Schwimmkurse haben oft ungünstige Zeiten, und so im muffigen Hallenbad ist auch nicht mein Ding
ich dachte da eher an so schönes tiefes Wasser wie den Rhein, weil da ist ja auch das landschaftliche Ambiente sehr ansprechend
was meint ihr: ob ich da nicht mal autodidaktisch zur Loreley fahren sollte?

...ja ich weiß, der Vergleich hinkt und die Ironie ist böse - aber mir hat´s Spaß gemacht :D:D:D:D
 
Ich finde, wenn jemand suggeriert, die Selbstlernmethode beinhaltet auch nur den Hauch einer Chance, vernünftiges Klavierspiel zu erlernen, macht der sich eigentlich mitschuldig am zwangsläufig eintretenden Misserfolg. Es lässt sich ja leider nicht nachprüfen, wieviele der Autodidakten jemals im Stümperstadium hängen geblieben sind. Niemand schreibt hier: "Habe nach zwei Jahren frustrierendem Rumwurschteln die Sache aufgegeben und verklage jetzt den Onlinekursbetreiber und alle, die mir dazu geraten haben."
CW
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich finde, wenn jemand suggeriert, die Selbstlernmethode beinhaltet auch nur den Hauch einer Chance, vernünftiges Klavierspiel zu erlernen, macht der sich eigentlich mitschuldig am zwangsläufig eintretenden Misserfolg.
Gibt es denn eine spezielle solche?

Oder grämen dich die unseriösen Blabla-Angebote? Letzteren Schwachsinn gibt es ja für alles... Pülverchen für ewige Jugend und Pillen für Traumfiguren usw :D:D

sagen wir mal so: wer wirklich erfolgreich Klavierspielen allein lernt, d.h. wem das gelingt, na der hat wohl nichts falsch gemacht (aber so jemand wird gewiß nicht "wasn ein fis?" etc fragen) -- ob das allerdings signifikant oft vorgekommen ist, ist fraglich
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich finde, wenn jemand suggeriert, die Selbstlernmethode beinhaltet auch nur den Hauch einer Chance, vernünftiges Klavierspiel zu erlernen, macht der sich eigentlich mitschuldig am zwangsläufig eintretenden Misserfolg. Es lässt sich ja leider nicht nachprüfen, wieviele der Autodidakten jemals im Stümperstadium hängen geblieben sind. Niemand schreibt hier: "Habe nach zwei Jahren frustrierendem Rumwurschteln die Sache aufgegeben und verklage jetzt den Onlinekursbetreiber und alle, die mir dazu geraten haben."
CW


Erlaube mir bitte die leicht desorientierte Frage:

Was ist die "Selbstlernmethode"?

und vielleicht noch eine zwote:

Was hat autodidaktisches Lernen mit einem Online-Kurs zu tun?

Der Übersichtlichkeit halber habe ich mir erlaubt, die einander jeweils
sich widersprechenden Termini farblich voneinander abzusetzen.

Hilf mir doch bitte aus meiner Verwirrung und klär mich auf -
Besten Dank!

stephan
 

@pppetc:
"Selbstlernmethode" ist die Methode ohne Lehrer und autodidaktisches Lernen ist dasselbe. Das ergibt sich aus dem Wort. Bräuchte man eigentlich nicht zu erklären.

Online-Kurs auf Sprachen übertragen würde bedeuten, mir schickte einer ein französisches Wörterbuch nach und nach, jede Woche ein neues, von Kapitel A bis Kapitel Z zu mit der Bemerkung " lern´es auswendig. Dann kannst Du die Sprache!"
Wer auf so etwas hineinfällt, der ist selber schuld.
CW
@Klavieroma:
wieviele der "im Stümperstadium hängen gebliebenen Autodidakten" sind sich dessen überhaupt bewußt?
Eine erstklassige Frage!!!
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
"Selbstlernmethode" ist die Methode ohne Lehrer und autodidaktisches Lernen ist dasselbe. Das ergibt sich aus dem Wort. Bräuchte man eigentlich nicht zu erklären.
also ich würde da trennen:
1. autodidaktisches lernen
ganz ohne Kontakt zu einem Lehrer, evtl nur mit Noten und Aufnahmen - soll es gegeben haben (fraglich, ob die wenigen Biografien sich verifizieren lassen) dürfte aber nur bei genialer Begabung was bringen
2. auf Eseleien reinfallen
also irgendein blabla-du-bald-super-wie-Horowitz-Scheiß online, bezahlen, nix lernen, Geld weg, ärgern

in beiden Fällen hat man keinen Lehrer :) aber im zweiten ist man auch noch abgezockt worden -------- du hast ja selber ähnliche "Angebote" erwähnt
 
@pppetc:
"Selbstlernmethode" ist die Methode ohne Lehrer und autodidaktisches Lernen ist dasselbe. Das ergibt sich aus dem Wort. Bräuchte man eigentlich nicht zu erklären.

Mir schon - ich bin halt nicht der Allerhellste. Aber jetzt, wo Dus sagst - klar:
das ergibt sich aus dem Wort! Ich Blödmann!

Was mich so verwirrte, war höchstwahrscheinlich, daß ich selbst Autodidakt
bin, und auf das Wort Selbstlernmethode von selbst nie gekommen wäre.
Weil, wenn ich so zurückdenke: da gabs so viele verschiedene Methoden,
so viele, daß ich beinah versucht wäre, die in ihrer Gesamtheit das schiere
Gegenteil einer Methode zu nennen. Kurz gesagt: Ich war mir dessen gar
nicht bewußt, daß ich einer Methode gefolgt bin. Andrerseits hab ich aber
auch noch nie nen Online-Kurs mitgemacht, wie sich das für nen ordentlichen
Autodidakten wohl gehört. Jetzt merk ich erst, was ich alles falsch gemacht
habe - jetzt, wos sich aus dem Wort ergeben hat!

Wie bereits gesagt: Besten Dank!

stephan
 
Andrerseits hab ich aber auch noch nie nen Online-Kurs mitgemacht, wie sich das für nen ordentlichen Autodidakten wohl gehört.
also daran musses ja nich scheitern, das kannste nachholen: ein paar Mausklicks, paar Überweisungen, fertig :D:D und hinterher gibts bestimmt kurzweilig-amüsantes zu berichten ----- ...aber irgendwie... nee, empfehlen tu ich das nicht :D:D
 
Möglicherweise gehörst Du zu den wenigen wahrhaft Erleuchteten, wo das funktioniert. Ausnahmen sind das beste Beispiel für die Gültigkeit einer Regel.
Dann gilt Dir mein ganzer Respekt!
CW

Und abermals: Besten Dank!

Ich seh es allerdings genau andersrum: Ich glaube, daß die Ausnahmen die
Regeln aufstellen, an denen man sich orientieren sollte - wenn überhaupt von
"festen Regeln" gesprochen werden kann. Das jedenfalls habe ich auf dem Wege
meiner autodidaktischen Studien gelernt. Und die Menschen, denen ich dabei
begegnet bin, haben es durch die Bank alle so gemacht: selbst gearbeitet.
Und viel, sehr sehr viel.

gruß

stephan
 
Eigentlich hatte ich gar nicht vor, auf diesen Beitrag zu antworten, aber jetzt geht es doch mit mir durch.

Kennst du Paul McCartney? Das ist der, der u.a. Yesterday und Let It Be geschrieben hat.
Wenn man ihn mal in einem Konzert gesehen hat, war man Zeuge, wie er sich bei etlichen Songs selber am Klavier begleitet hat - und das als Autodidakt!
Und außerdem kann er nicht mal Noten lesen.
Da bekommt das Wort 'stümperhaft' plötzlich eine ganz neue Bedeutung...

Ganz ehrlich, mich regt sowas immer auf, wenn jemand meint, nur durch Unterricht könnte man Klavier spielen lernen.
Sicher wird man kein Konzert-Pianist, allein schon, weil die meisten Autodidakten erst relativ spät anfangen, aber für den Hausgebrauch reicht es allemal.
Und das wichtigste ist meiner Meinung nach sowieso, daß man Spaß an der Sache hat, egal, ob mit oder ohne Lehrer....

Übrigens - es gibt Leute, die lernen nicht mal mit Lehrer ein Instrument.
 
Es stimmt - man liest hier immer wieder Fragen von Neulingen, ob man unbedingt einen KL braucht. Das einzige, was mich aber daran nervt ist, daß jedes Mal ein neues Thema erstellt wird, anstatt die Suchfunktion zu bemühen!

Ansonsten möchte ich - als Autodidakt - auch mal etwas dazu sagen!
Ich hätte so unendlich gern vernünftigen Klavierunterricht, ich verbringe jeden Tag sehr viel Zeit an meinem Instrument und ich möchte noch so viel lernen, so viel besser werden. Aber ich kann mir schlichtweg keinen Unterricht leisten! So einfach ist das!
Stattdessen informiere ich mich so gut es geht hier im Forum, ich habe den dtv-Atlas der Musik, lerne so viel ich kann über Musiktheorie. An youtube-Videos orientiere ich mich allenfalls, mehr nicht.
Ich hatte einige wenige Stunden Unterricht in einem Musikgeschäft (im Hinterzimmer wurde auf Keyboards dann "Klavierunterricht" gegeben) - das war zwar äußerst preiswert, aber für die 7 Euro pro Stunde habe ich mir dann lieber Noten gekauft.
Mittlerweile habe ich eine Klavierlehrerin gefunden, bei der ich hin und wieder (alle 1-2 Monate) eine Stunde Unterricht nehmen kann. Das ist bei weitem nicht ausreichend, aber besser als gar nichts und ich bin sehr glücklich, daß sie mir die Möglichkeit dazu gibt.
Ich spiele Stücke von Tchaikovsky ("Morgengebet" aus dem Kinderalbum), Khachaturjan ("Andantino") oder Mussorgsky ("eine Träne") - nur um ein paar Beispiele zu nennen, und das (laut dieser KL) auch gar nicht mal so schlecht. Das sind noch keine Stücke, mit denen ich jemanden beeindrucken kann, aber es macht mir unendlich viel Spaß und ich bin stolz, daß ich es bis jetzt so weit alleine geschafft habe.
Deshalb - nicht pauschal immer so auf denen rumhacken, die ohne KL lernen... denn nicht alle wollen "nur mal eben" die Elise klimpern können, sondern es stecken vielleicht auch mal andere Gründe dahinter, warum man keinen KL hat...

LG, Nicola
 

Zurück
Top Bottom