Klavier selber stimmen?

hab hier mal eine aufnahme von mir, so klingt wenn ichs gestimmt hab,

http://www.myvideo.de/watch/708491

Ist zwar nicht von besonderer Qualität, und auch etwas off beat aber geht.

Der Streichersound ist mit einem digitalen Keyboard gemacht, nicht wahr?

Der Klaviersound klingt für mich auch nach Keyboardsound.

Patti123, von dem was du oben geschrieben hast ("Also Klavierstimmen ist eigentlich relativ einfach..."), und wie du es geschrieben hast, glaube ich kein Wort. Dass dein Klavierlehrer von dir seinen Flügel stimmen lässt und wesentlich zufriedener ist als wenn es sein Klavierstimmer tun würde ...

Klingt für mich sehr unglaubwürdig, und von deiner Aufnahme ist es schwer zu beurteilen, ob Akustik- oder Digitalpiano. Ich tendiere zu Digitalpiano.
 
ja, der Streichersound ist per Keyboard gemacht worden.
Und bei dem Klavier handelt es sich um das auf dem Foto ein Kawai CX-5. Es klingt sehr hart und wurde von mir so aufgenommen.
Die Unreinheiten in der Oktave über der Mitte wurden von mir inzwischen noch einmal korrigiert, ich lade in den nächsten Tagen noch einmal eine Aufnahme von dem Klavier hoch, vielleicht hört man dann das es sich nicht um ein Digitalpiano handelt.
 
@Patti123:

Von dem, was man neben dem Streichersound und Drumpattern vom Klavierpart hört, klingt es für mich perfekt gestimmt. Zu perfekt für einen Hobbystimmer, genauer gesagt. Eher so perfekt gestimmt wie ein Digitalpiano.

Du könntest ja mal näher erläutern, was du unter "große Temperatur legen" genau verstehst, und wie du das machst - also z.B. mit welchem Ton du anfängst, welche Schwebungsanzahl pro Sekunde du zugrunde legst für die Quinte, Quarte, Terz usw. beim Vorwärtshangeln durch die verschiedenen Töne - also dein Stimmungssystem. Klavierstimmen ist ja so einfach - hast du geschrieben. Dann erläutere dochmal bitte zum Nachvollziehen, wie du diese "große Temperatur" legst. Könnte evtl. Zweifel ausräumen.
 
Also gut dann erklär ich ma wie ich stimme.

Ich fädel erstmal in den mittleren Oktaven das Temperaturband ein und Stimme das A4 nach Stimmgabel. Stimme dann nach dem A4 das A3 rein. Dann stimme ich von A3 in verkürzten Quinten hoch, welche ungefähr mit 1Hz schweben und gehe immer wieder wenn ich am ende des gedämpften bereichs angekommen bin einer Oktave rein herunter(die Schwebung sollte mit zunehmender Tonhöhe steigen, am ende des bereichs wo das Temperaturband steckt mit ungefähr 1,5 Hz). Zur Kontrolle höre ich mir nun die Intervalle der Reihe nach an ob sie in dem gestimmten Stück auf und abwärts die gleiche schwebung aufweisen. Nun stimme ich nach oben bis in den Diskant, wobei ich die letzte Oktave etwas Strecke damit sie zum Gesamtklang passt. Das gibt dem ganze noch etwas mehr Brillianz. Den Bass stimme ich dann auch nach der Mitte. Und kontrolliere dann man Ende nochmal jeden Ton ob er in sich sauber klingt. Gehe dann noch einmal alle Intervalle durch, denn ich Stimme teilweise rein nach meinem Höreindruck. Bei meinem Klavier gibt es einige unreine Saiten die einem das saubere stimmen echt schwer machen dann permanent Teiltöne zu hören sind und damit die schwebungen schwerer hörbar machen.
Da ich so pingelig bin was leichte unsauberheiten angeht, stimme ich immer mal wieder ein 2 töne in sich sauber nach. Ich hatte nämlich vorher einen Klavierstimmer (hab das Klavier vor knapp einem Jahr gekauft und da gabs halt die erste Gratisstimmung dabei) der hat nach Stimmgerät gestimmt und somit stimmte der Diskant überhaupt nicht und die Streckung in der letzten Oktave war auch nicht da, darum klang es sehr matt und dumpf statt brilliant und schön, es klingt im Diskant brilliant wie ein Flügel, meiner Meinung nach.
Und da ein guter bekannter von mir seit ca 35 Jahren Klavierbauer ist habe ich ihn mal gebeten mir das Stimmen und Regulieren (Tastenrichten(Höhe sowie das gerade legen durch das drehen der Klaviaturstifte) oder das Einstellen der Auslöung, Tastenunterstellen mit Gegenprobe oder Fangeinstellen durch biegen des Fängers) zu erklären. Und er hat mir auch alles erlklärt. Auch wie man die Wirbel setzen muss damit die Stimmung auch hält, was der Klavierstimmer hier aus dem Klavierhaus nicht gemacht hat, er hat die Wirbel beim Stimmen nur "hochgedreht" und nicht wieder leicht heruntergedrückt damit sie sich setzen. Die Einzige Arbeit die ich nun noch von Ihm machen lasse ist das Hammerabziehen und Intonieren, den rest mache ich immer selber, so kann ich sicher sein das das Klavier immer in einem schönen Zustand ist und ich unregelmässigkeiten in der Stimmung schnell beheben kann.
Jedoch muss ich auch sagen, dass ich mein Gehör immer wieder mit dem Stimmgerät kontrolliere damit ich mich nicht ganz "verlaufe".

Gruß
Patrick
 
Ich glaube nicht, daß Klavierstimmen so schwer ist, wenn man weiß, was man tut. Jeder kann Schwebungen hören und auszählen. Worauf es ankommt, ist die Präzision und der Anspruch, es gut zu machen. Und man muß natürlich die Theorie kennen. Jeder Gitarrenschüler muß zu Anfang lernen, seine Gitarre zu stimmen und komischerweise lernen sie es auch. Gitarre hat 6 Saiten über drei Oktaven, gespielt wird fast über 5 Oktaven, da muß man auch temperieren, was leider sehr selten erwähnt wird - und 6 Saiten zu temperieren erfordert ziemliche Präzision. Was beim Klavier anders ist, ist die Anzahl der Saiten - man braucht also wesentlich mehr Ausdauer in der Konzentration - und der Umgang mit dem Stimmhammer, der offensichtlich nicht so leicht ist, wie das Drehen an den Stimmmechaniken einer Gitarre.

PS: Falls jemand was über das temperieren der Gitarre weiß, wäre ich sehr interessiert.
 
PS: Falls jemand was über das temperieren der Gitarre weiß, wäre ich sehr interessiert.

Hier ist ein Link:
http://www.precisionstrobe.com/apps/guitarharm/guitarharm.html
Dort ist quantifiziert, wie gross die Schwebung sein muss, um gleichtemperierte Stimmung der Leersaiten hinzubekommen. Die Thematik mit dem "Precision Strobe Tuner" ähnelt dann der Inharmonizitätsmessung von TuneLab - möglicherweise könnte TuneLab zum exakten Gitarrenstimmen auch genommen werden, incl. Inharmonizitätsmessung !? Sollte besser als ein einfaches Stimmgerät sein wegen Inharmonizitätsmessung!?

Da ich auch Gitarre spiele, habe ich mir daraus ein verkürztes Temperierschema für eine Gitarrenstimmung in Normaltuning (E-A-D-G-H-E) gemacht, was in der Praxis ganz gut funktioniert:

z.B. tiefe E-Saite wird als absolut gestimmt angesehen.
1. Am 5. Bund tiefe E-Saite Oberton unisono mit hoher E-Leersaite stimmen (Schwebungs-Null).
2. 5. Bund tiefe E-Saite Oberton mit 7. Bund A-Saite Oberton auf Schwebungs-Null stimmen.
Da Quarte bei gleichtemperierter Stimmung 2 Cent daneben, muss A-Saite leicht höher gestimmt werden.
Und zwar 1 Schwebung knapp 3 Sekunden (genau: 2.7 Sekunden) Schwebungsdauer.
3. 5. Bund A-Saite Oberton mit 7. Bund D-Saite Oberton Schwebungs-Null. Dann D-Saite leicht höher
auf 1 Schwebung genau 2 Sekunden Schwebungsdauer
4. 5. Bund D-Saite Oberton mit 7. Bund G-Saite Oberton Schwebungs-Null. Dann G-Saite leicht höher
auf 1 Schwebung genau 1.5 Sekunden Schwebungsdauer
5. 7. Bund hohe E-Saite Oberton mit 5. Bund H-Saite Oberton Schwebungs-Null. Dann H-Saite ziemlich tiefer
auf 1 Schwebung knapp 1 Sekunde (genau: 0.9 Sekunden) Schwebungsdauer

Die Werte der Schwebungsdauer sind nur Anhaltspunkte, weil die genaue Stimmung auch von dem Saitenmaterial
abhängt.


@Patti123:

Das bedeutet, du stimmst ausschliesslich nach Quinten und Oktaven? Keine Kontrollen, wie die Quarten, Terzen, Dezimen schweben? Und dabei "verläufst " du dich nur selten? Gerade die richtige Schwebungszahl von Quinten, Quarten, Terzen ins Gefühl zu kriegen, braucht doch Erfahrungen ohne Ende?

Vom Klavierstimmer lässt du die Hämmer abziehen und Nachintonieren? Wo dein Klavier knapp ein Jahr alt ist?
Und wenn dabei eine weitere Klavierstimmer-Stimmung dabei war, brauchtest du ja sicherlich nicht von Grund auf eine neue Temperatur legen?

Falls die Aufnahme mit deinem Klavier gemacht wurde, gebe ich dir recht -es klingt brilliant. Besser kann man es natürlich beurteilen, wenn kein Streicher-und Drummidifile dazu gedudelt wird.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Doch natürlich Kontrolliere ich die Terzen, Quarten etc.
Er hat mir das an meinem Klavier erklärt und dabei haben wir eben zusammen eine Temperatur gelegt. Ich hab das stimmen dadurch gelernt das ich mir gemerkt habe "wie es klingen muss". Aber dabei achte ich natürlich auch immer auf die Schwebungen.
Mit dem Intonieren meinte ich natürlich nicht das ich es jetzt bald machen lassen werde sondern gernerell wenn es nötig ist lass ich es von ihm machen.

Gruß
Patrick

Ich hab hier mal eine Aufnahme von mir hochgeladen, am Anfang ein Teil der Mondscheinsonate und dann am Ende noch son Gedudel was mir so in den Sinn gekommen is.

http://rapidshare.com/files/50980964/Solo.mp3.html

Qualität is nich so gut weil ich nur mit einem Mikro aufgenommen hab, deshalb klingts sehr Flach und Ohne Bass...
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Patrick, entschuldige, was ist ein "Temperaturband" ?
 
Ein Temperaturband ist dieses rote Band aus Filz, welches man zum abdämpfen der Nebensaiten nimmt sodass man dann die mittlere Saite stimmen kann. Der Vorteil ist das es wesentlich schneller geht als wenn man immer mit den Gummikeilen die Saiten "abstecken" muss

Gruß
Patrick
 
Hallo,

ich habe eine Frage zum Klavierstimmen, bin mir aber nicht ganz sicher, ob ich in diesem Thread hier richtig bin.

Ich würde mir gerne ein Klavier kaufen, kann mir aber als arme Studentin nur welche leisten, die bei ebay keiner haben wollte. :(

Ich habe nun seit 5 Jahren kein Klavier mehr und bin auch seit 5 Jahren so mehr oder weniger am suchen. Jetzt habe ich eins auf ebay gefunden, bei dem 'alle Tasten gehen', das aber niemand ersteigern wollte.
Um es zu kaufen, würde ich gerne herausfinden, ob es überhaupt noch stimmbar ist, oder ob hierfür Reperaturen notwendig sind. Ich will schließlich ein Klavier auf dem ich auch spielen kann.

Es mag sich vielleicht blöd anhören, sich so ein Schrottklavier zu kaufen, aber ich hatte 10 Jahre Unterricht, mittlerweile habe ich 5 Jahre nicht mehr gespielt, und ich möchte einfach nicht mehr länger warten!

Über Ratschläge wäre ich sehr, sehr dankbar.

Liebe Grüße
 

Wie geht der Spruch:

Das Cembalo stimmt nie, der Cembalist: immer.

Stimmt es dass Cembalisten permanent, auch während Konzerten, ihr Instrument nachstimmen müssen?
 
stimmen - sieht einfach aus, doch die Tücke liegt im Detail!

Klavierstimmen sieht zunächst mal einfach aus. Und wer ein Digi zu Hause hat, kann sich ja Ton für Ton durcharbeiten....

...die Tücken liegen dann im Detail. Während bei der Gitarre ja eine mechanische Übersetzung beim Stimmwirbel ein feinfühliges Stimmen erlaubt, dreht man beim Klavier ja direkt am Wirbel. Und so habe ich das bei meinem Klavier auch schon ausprobiert.

Das Drehen der Wirbel erfordert zum einen ziemlich viel Kraft, auch wenn man einen langen Stimmschlüssel hat.

Und dann ist es nicht dasselbe, ob ich mich von oben dem Ton nähere oder von unten.
Nach ein paar Drehversuchen war ich schweißgebadet. Einen Ausreißer im Bassbereich konnte ich ganz gut ausgleichen, doch alle rund 200 Saiten zu stimmen ist für mich als Laie eine Mammutarbeit.

Einmal ist bei meinem alten Klavier auch eine Saite gerissen, im Bassbereich. Allerdings nicht beim Stimmen, wie jetzt vielleicht viele erwarten.

Da ich auch Gitarre spiele und dort das Saitenaufziehen mit dazugehört, habe ich mir eine neue Saite wickeln lassen und habe diese versucht aufzuziehen.

Auch dies ist eine ziemlich knifflige Sache. Kurzum: ich hatte die Saite dann zwar drauf, doch beim Stimmen ist sie mir wieder....... Offenbar hatte ich die Saite falsch aufgewickelt. Die Saite ist ja auch dick und störrisch, so dass das Aufziehen der Saite eher eine Bastelarbeit gleicht als einem feingeistigen Prozess.

Die Saite wurde dann vom Klavierstimmer ersetzt und hält bis heute. Ich wage mich höchstens mal zum Nachstimmen an genau diese Saite.

Zu den Kosten: Wenn der Klavierstimmer zu meinem Flügel kommt, dauert das knapp 2 Stunden und kosten 160 Euro.

Also pro Stunde 80 Euro, was recht viel erscheint. Doch wenn ich überlege, was ein anderer Handwerker, der mit Kippe und Schraubendreher an der Heizung oder der Installation herumarbeitet, ebenfalls in etwa so viel kostet wie der Klavierstimmer, finde ich den Klavierstimmer schon fast günstig.

Es sind 2 Stunden konzentrierte Arbeit, hinzu kommt noch ein Fahrtaufwand von ca. 30 Minuten. Insofern ziehe ich den Hut vor den Klavierstimmern, da sie sehr produktive Arbeit abliefern.
 
Hallo,
ich habe das gleiche Problem wie Du. Ich habe mir vor kurzem ein altes gebrauchtes Klavier gekauft, und weil ich nicht so viel Geld habe wollte ich es selber stimmen. Das hat letztendlich auch ganz gut geklappt. Ich muß allerdings sagen, daß ich schon sehr lange Gitarre spiele, und daß mir das beim Klavierstimmen geholfen hat. Ich habe das so gemacht.
Ich hatte eine absolut bundreine Western-Gitarre zur Hilfe. Ausgehend vom Ton A 440Hz (A-Saite einer Gitarre) habe ich die entsprechende Klaviertaste gestimmt, indem ich erstmal nur die einzelne mittlere Saite gestimmt habe. Die beiden anderen Saiten habe ich gedämpft. nachdem die Tonhöhe mit der Gitarre übereinstimmte habe ich die anderen beiden Saiten einzeln nacheinander zur mittleren Saite auf den selben Ton gestimmt. Für die E,A,D,G,H Töne könnte ich für die mittleren Oktaven mein Gitarren-Stimmgerät benutzen. Für die anderen 7 Töne einer Tonleiter habe ich die bundreine Gitarre genommen. Und so konnte ich recht viele Tasten sauber und oktavrein stimmen. Da die Gitarre leider nicht so viele Oktaven hat wie das Klavier wird es dann bei den tiefen und hohen Oktaven schwierig. Die Basseiten habe ich noch hinbekommen, indem ich den sauber gestimmten Ton eine Oktave höher zur Hilfe nahm, um die Schwebung der Saitenschwingung damit abzugleichen. Auch hierbei habe ich immer nur jeweils die mittlere Saite genommen, und die anderen gedämpft. Das hat bis auf die allerletze Bassaite gut funktioniert. Bei den höheren Oktaven habe ich das genauso gemacht bis auf die letzte Oktave. Da hat mein Gehör nicht mehr mitgemacht. Die Stimmung ist über die Oktaven hinweg sauber. Ein großes Problem ist die extrem direkte Übersetzung der Wirbel, anders als bei der Gitarre. Um die Schwebungen rauszukriegen muss man sehr sorgfältig und nur minimal den Stimmschlüssel bewegen. Das nervte schon etwas. Man sollte auch niemals eine Saite von zu hoch runter stimmen, immer nur von zu tief hoch stimmen. Ein Stimmdurchgang hat aber locker mal über 5 Stunden gedauert. Da war ich schon stolz daruaf Ein prof. Klavierstimmer schafft das sicher wesentlich schneller. Ich mußte es nach ein paar Tagen nochmal machen, weil beim Klavierkauf die Stimmung um nahezu 2 Töne tiefer war. Aber wie heißt es noch ? Übung macht den Meister (solange noch Nerven übrig sind).
Man sollte ein Gefühl / Gehör für die Saitenschwebung haben, vor allem wenn man den Ton eine Oktave höher bzw. je nach dem eine Oktave niedriger zur Stimmhilfe nimmt. Ich bin mit meinem Ergebnis ganz zufrieden.
Gruß
Alvin
 
Hallo Alvin - bitte bei Änderungen auf "Beitrag bearbeiten" klicken und die Änderungen machen - und nicht wie geschehen 3x einen Beitrag posten - Danke! Die Moderation
 
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