....immer das Gefühl, als könnte ich nach dem Anschlag noch irgendwie/irgendwas verändern.... Ist das Einbildung oder gibts dazu Hintergründe aus dem Lager der Klavierbauer?
Hallo fisherman,
Während des Anschlags kann man etwas verändern - was mehr Kontrolle verschafft (Tonformung etc.) ...
Der Hammer steht am Pianino ziemlich aufrecht und die in den Fingern gefühlte Schwere des Hammers fühlt man im wesentlichen am Anfang der Bewegung und selbst da ist sie nur ein kleiner Teil des tatsächlichen Gewichts. Kurz bevor er die Saite berührt hat er eigentlich gar kein schwerkraftbedingtes Gewicht, dass man noch irgendwie in den Fingern spüren könnte, wo man was gezielt "formen" könnte. Lediglich die Rückholfeder an der Hammernuß verhindert, dass der Hammer nicht unkontrolliert zur Saite fällt und bei manchen Klavieren sogar an ihr kleben bleiben würde.
Am Flügel spürt man das Gewicht der Schwerkraft des Hammer ziemlich kontinuierlich von Anfang bis zum Schluss. Der viel besprochene Druckpunkt ist eine Art Widerstand und ensteht mit dem verbundenen und eingeleiteten Reibevorgangs an der Hammerrolle, wo die Stoßzunge gegen das Gewicht des Hammers weg (auslösen) will. Wenn die Auslösung vollzogen ist, fällt die Taste ohne weiteres Zutun nach unten, egal ob der Hammer genügend Schwung hatte, die Saite zu berühren oder nicht. Das Anschwillen an Kraftaufwand den man für die Auslösung aufbringen muss und sein plötzliches Abfallen nennt man Druckpunkt. Bei langsamer Tastenbewegung ist er besser vernehmbar.
Dieses Prinzip gibt es auch bei der Pianinomechanik, allerdings spürt man diesen Reibevorgang nicht oder kaum, weil die Stoßzunge in dieser Position keiner Schwerkraft des Hammers entgegen wirkt.
Man hat also beim Flügel während der Bewegung des Hammers von unten nach oben immer das Gleiche gefühlte Gewicht, im Gegensatz zum Pianino wo sich die Bewegung von hinten nach vorne abspielt und vom Gewicht her abnehmend ist. Das erlaubt beim Flügel kontrollierteres Anschlagen.
Daraus resultiert dann:
Du hast wesentlich direkteren Kontakt zu den Tönen - im Anschlag ist ein F. deutlich feiner dosierbar, .... , mehr Ausdrucksmöglichkeit. Außerdem taktile Rückmeldung - Du spürst die Töne in den Fingerspitzen
Wenns zu kompliziert war, lags an mir :p
LG
Michael