Klavier lernen ohne Lehrer

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Hallo Poisen
Ich bewundere Dich, was du schon alles erreicht hast .
Ich verstehe nicht ganz, warum einige dich weniger gut beurteilen.
Jeder hat sein Talent irgendwo.
Es gibt schliesslich auch kleine Kinder die sehr schnell und ordentlich das Klavierspielen lernen ohne, dass sie Noten lesen können.
Ich selbst lerne Klavier bei der VHS seit einem Jahr.
Meine Lehrerin ist (86 Jahre alt) und macht den Unterricht, weil sie will, dass alle Leute Klavierspielen lernen können die nicht das ganz grosse Geld haben.
Diese Einstellung ist sehr lobenswert.
Was hast du von einen Lehrer, dem es nur ums Geldverdienen geht ?
Sie legt besonderen Wert darauf, dass exakt laut gezählt wird und alle Zeichen wie Bindebögen , laut, leise usw. von Anfang an genau eingeübt werden.
Damit das Musikstück auch richtig klingt.
Vielleicht gibt es bei euch auch einen Musikkurs für Tasteninstrumente an der Volkshochschule.
 
Danke Robinson.
Ich muss aber sagen derzeit hätte ich auch gar keine Lust auf unterricht. Das nimmt mir dann irgendwie den Spass am spielen. Ich möchte ja das es für mich gut klingt und nicht für irgendjemandem anderes. Ich lerne jeden Tag ein bisschen was dazu und das macht mich stolz. Es ist mir egal wenn ich das Pedal und die Anschlagdynamik nicht 100% beherrsche. Ich will mich einfach nur ans Klavier setzten wenn ich von der Arbeit komme und meine Ohren verwöhnen :)
 
Deine Meinung kann ich nur teilen.
In erster Linie muss es einem selbst gefallen wie und was man spielt. Schliesslich hat ja Musik auch etwas mit Gefühl zu tun.
Ich habe die Freiheit mir die Stücke selbst herauszusuchen die ich im Unterricht lernen möchte.
Zur Zeit spiele ich Mozart.
"Eine kleine Nachtmusik" und
"Alla turca"
Die Lehrerin korrigiert mich und gibt Hilfestellung wo es notwendig ist.
Bin erst seit 1 Jahr dabei Klavier zu lernen, seit es den Kurs an der VHS gibt.
Habe mir vor 5 Jahren ein Keyboard gekauft und habe mir die Bassnoten und das Spielen mit der linken Hand selbst beigebracht. Die Noten im Violinschlüssel und mit der linken Hand, das konnte ich schon, weil ich als Kind Akkordeon gespielt habe.
Aber mich störte, dass ich keinen Gefühl auf dem Keyboard ausdrücken konnte.
Deswegen habe ich kurzerhand das Keyboard verkauft und bin seit August 2015 stolzer Besitzer von einem Klavier.
Auf die Idee das mit You-tube zu lernen bin ich noch garnicht gekommen.
Kannst du mir bitte mitteilen wo ich das genau finde ?
Danke schon mal.
 
Niemand "braucht" einen Lehrer um etwas zu lernen. Wenn es so wäre, dann würden wir immer noch in Höhlen leben und mit der Keule auf Jagd gehen....

Wer nur Musik für den Hausgebrauch machen möchte, der kann es durchaus selber lernen. Das haben vor zig Jahren auch schon Leute gemacht, ohne unsere ganze, heutige Kommunikationswelt. Noten lernen in der Schule und dann mit Instrument und Noten anfangen. Der Vater meiner Frau, jetzt 92 Jahre alt, hat es auch so gemacht. Es gab viele Leute die sich auch gar keinen Klavierlehrer leisten konnten. Deshalb muss man aber sicher nicht verzichten ein Instrument zu erlernen und zu spielen. Hauptsache es macht Spass!

Wer technische Perfektion sucht und Virtuosität entwickeln möchte, braucht aber sicher einen erheblichen Austausch mit anderen Musikern...

Musik ist aber nicht "Technik"....
 
Na ja, ich habe ein kleines neues Übungsstück aus der Klavierschule aufbekommen und habe es nach bestem Wissen und Gewissen in der einen Woche soweit eingeübt.
Ich habe es also gestern meiner KL vorgespielt und ca. bei Takt 5 schnellte ihre Hand vor und hob meinen linken Unterarm an. Ich war total verwirrt, aber meine Hand war verspannt, das ich überhaupt nicht gemerkt habe.
Des weiteren habe ich die Intention des Stückes nicht erkannt und als sie mir gesagt hat, wie es gespielt werden sollte, klang es ganz anders. Ich hatte einfach nur die Noten nach dem Blatt gespielt.

Auch ich lerne Klaver nur für den Hausgebrauch.
 

Das Thema hier spricht mich sehr an. Ich habe es auch nie geschafft Stücke Fehlerfrei zu spielen, was mir das Hobby fast verleidet hätte.

Jetzt habe ich von vorne begonnen und zwar ganz bewusst ohne Lehrer, weil ich mir dann so viel Zeit lassen kann wie ich brauche. Als ich noch Unterricht hatte, fiel es mir schwer lange genug zu üben, weil es so frustrierend war. Nach Noten konnte ich nicht flüssig spielen und wenn ich ein Stück erst einmal auswendig konnte war es sehr schnell im Fingergedächnis. Ich "konnte" die Stücke zwar spielen aber nicht so das sie meinem Anspruch an mich genügten.
Es war aber nicht nur meine Lehrerin dafür verantwortlich ich hatte mich auch durch die "Konkurrenz" hier antreiben lassen, möglichst schnell die Schwierigkeit zu steigern. Aber das ist nicht mein Weg und passt nicht zu mir. Jetzt arbeite ich die Anfängerhefte die ich habe noch einmal durch und spiele nur noch nach Noten. Ich übe viel mehr als früher und komme was die Schwierigkeit der Stücke anbelangt sehr langsam voran, dafür merke ich aber wie ich ein Gefühl von Sicherheit und Leichtigkeit bekomme, dass mir früher fehlte und wenn ich etwas wirklich sicher kann dann spiele ich es ein, egal wie einfach es ist. Aber das was ich jetzt einspiele, klingt so, dass ich es mir gerne anhöre, und damit geht es mir gut.
 
Mir geht es so ähnlich wie dir, Babette. Auch ich lege seit ein paar Monaten einen Wiedereinstieg ohne KL mit etwas einfacherer Literatur hin als der, an die ich mir vor Jahren rantraute. Solange man sich durch diese gefordert fühlt, ist da sicher nichts Falsches dran, denke ich. - Und neuerdings nehme ich mich ebenfalls öfter auf. Früher tat ich das nur ganz selten mal, um meine Eigenwahrnehmung mit der Fremdwahrnehmung abzugleichen, als so eine Art "Eichvorgang" zwischendurch. Jetzt spielen Aufnahmen eine viel wichtigere Rolle, jetzt mache ich bei jedem Stück zwischendurch mal wenigstens eine, um ausschließlich aufs Hören konzentriert mehr Schwachstellen ausmachen zu können. Die Aufnahmen helfen dazu nicht nur in musikalischer Hinsicht, sondern auch in disziplinarischer. Dadurch, dass ich mir für die Zeit nach den "leichten Etüden" (heißen so, empfinde sie nicht so) das Ziel gesetzt habe, jedes in Angriff genommene Stück in Form einer Aufnahme in einem persönlichen Archiv abzulegen, treffe ich eine bewusstere Stückeauswahl und halte mich davon ab, zu viele Stücke gleichzeitig (und dann womöglich nicht mehr alle möglichst gründlich) zu bearbeiten. - Und Babette, was spielst du denn zur Zeit? Und teilst du deine Aufnahmen hier, oder freust du dich da für dich allein?

LG Wil
 
Das behalte ich lieber für mich, ich habe Sorgen sonst ausgelacht zu werden ;-)

Diese Einstellung ist Dein gutes Recht. Ich finde sie aber für das Klima in clavio schädlich. Ich weiß, dass hier eine gewisse Hackordnung stattfindet und empfinde sie selber als äußerst unangenehm. Wenn wir von dem Forum hier provitieren wollen und uns angenommen fühlen sollen, dann muss es auch möglich sein, sich über den eigenen Stand und Lernerfolge bzw. -misserfolge austauschen zu können, ohne verlacht zu werden.

Andreas
 
@Ludwig69 Das Forum ist ja keine geschlossene Gesellschaft. Man teilt hier seine Aufnahmen nicht nur mit anderen Clavio-Schreibern, sondern dank Internet immer mit der gesamten Welt.
 
Niemand "braucht" einen Lehrer um etwas zu lernen. [...] Wer nur Musik für den Hausgebrauch machen möchte, der kann es durchaus selber lernen. Das haben vor zig Jahren auch schon Leute gemacht [...]
Aus der Klavierschule von Johann Gottlob Türk (Halle 1789):
§. 15. Das Wichtigste, wofür man anfangs zu sorgen hat, ist ein guter Lehrer. Gewöhnlich wird es in diesem Stücke versehen; denn das Vorurtheil: die Anfangsgründe kann man bey einem Jeden erlernen, ist fast allgemein. Man glaubt etwas zu ersparen, nimmt den wohlfeilsten an, und läßt sichs im Grunde weit mehr kosten, als bey dem theuersten; denn die Erfahrung bestätigt es, daß ein geschickter und gewissenhafter Lehrer seine Schüler in einigen Monaten weiter bringt, als ein schlechter die Seinigen in einem ganzen Jahre. Wie viel Zeit und Mühe geht nicht noch überdies dabey verloren? Denn gemeiniglich fängt der Lernende, wenn er oft mehrere Jahre hindurch ohne richtige Grundsätze unterrichtet worden ist, und endlich, nach mancher mühsamen Stunde, seine und des Lehrers Unwissenheit einsieht, bey einem Geschiktern wieder von den Anfangsgründen an! Und wie schwer ist es, sich alte mechanisch gewordene Fehler abzugewöhnen.

Ich weiß, daß man hierin nicht immer nach Belieben wählen kann, weil sich nur wenige geschickte Meister (die überhaupt an manchen Orten wohl selten seyn möchten) mit Anfängern abgeben. Wenn man aber einen Lehrer bekommen kann, welcher viele gute Scholaren gezogen hat, so lasse man sich ja nicht durch Sparsamkeit verleiten, einen wohlfeilern anzunehmen.

Aus der Violinschule von Leopold Mozart (Augsburg 1787):
Mir that es oft sehr leid, wenn ich fand, daß die Lehrlinge so schlecht unterwiesen waren: daß man nicht nur alles vom ersten Anfange nachholen; sondern viele Mühe anwenden mußte die ihnen beygebrachten, oder wenigstens nachgesehenen Fehler wieder abzuziehen.
Dem ist nichts hinzuzufügen ...
 

Jain, wer glücklich damit ist Töne zu erzeugen, aus denen man eine Melodie erkennen kann, braucht keinen Lehrer. Und ganz vereinzelt wird es auch Naturtalente geben, die ohne Lehrer richtig spielen lernen.

Ich will damit nicht sagen, dass ich das empfehlenswert finde. Aber ich finde man sollte da schon genau sein.

Ich selbst werde mir wieder einen Lehrer suchen, wenn ich so weit bin, dass ich hinreichend gut nach Noten spielen kann, und die notwendige Motorik so weit habe, dass mir nicht ständig Fehler erklärt werden, die ich selbst höre aber einfach nicht besser hin bekomme. Das hat echt genervt!
 
Ich selbst werde mir wieder einen Lehrer suchen, wenn (...) ich die notwendige Motorik so weit habe, dass mir nicht ständig Fehler erklärt werden, die ich selbst höre aber einfach nicht besser hin bekomme. Das hat echt genervt!

Das hat mich bei meinem alten Lehrer auch genervt, ich hätte aber nie gedacht, wie leicht man solche Fehler abstellen kann, wenn man genau erklärt bekommt, wie man seine Motorik ganz gezielt einsetzen kann.

Im Klartext: meine neue KL hat sofort erkannt, warum gewisse Fehler immer wieder auftauchten und mit einfachen Hinweisen abgestellt. Ich hatte z.B. das Problem, dass ich immer wieder einzelne Töne verschluckt oder Läufe nicht gleichmäßig hinbekommen habe. Mit gezielten Hinweisen zu Gewichtsverlagerung, Gewichtsverteilung, Handstellung, Ansatz der Bewegung (z.b. wann spielt man nur die Finger, wann aus der Schulter etc.) konnte ich meine Motorik mit Sicherheit viel schneller deutlich verbessern als wenn ich weiterhin selbst damit herumexperimentiert hätte. Ein guter KL ist Gold wert!

Übrigens freue ich mich sehr, dass Du wieder hier schreibst, Babette!
 
Hast Du Deinem Lehrer diese Rückmeldung denn auch gegeben?

Ich finde es regelmäßig erstaunlich, wie sehr von Lehrern erwartet wird, sie müssten Gedanken lesen können, oder mindestens "merken", dass der (erwachsene) Schüler etwas anderes möchte. Sprecht sowas an. Nicht jeder hört bei seinen Schülern alles, was diesen sauer aufstößt oder unter den Nägeln brennt. Und viele Unterrichtende sind für eine solche Rückmeldung offen und dankbar.
 

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