Klavier lernen: Leben verändert?

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22% musizieren? Das ist fast ein Viertel. Nicht schlecht!
Aber wohl nur, wenn sie nicht gerade dichten, malen oder ein E-Book lesen. Und ich kann mir gerade nicht so richtig vorstellen, dass sich fast ein Viertel der Bevölkerung wirklich mit Malerei beschäftigt.

 
@.marcus. Bist du sicher, dass du dir das richtige Hobby bzw. das richtige Instrument gesucht hast? Klar, jeder muss mal seinen inneren Schweinehund überwinden und Disziplin ist immer gut, um Ziele zu erreichen. Aber Klavierspielen ausschließlich als Selbstkasteiung? Für mich wäre das nichts.
 
@.marcus. Bist du sicher, dass du dir das richtige Hobby bzw. das richtige Instrument gesucht hast? Klar, jeder muss mal seinen inneren Schweinehund überwinden und Disziplin ist immer gut, um Ziele zu erreichen. Aber Klavierspielen ausschließlich als Selbstkasteiung? Für mich wäre das nichts.

Naja, jeder will in den Himmel, aber niemand will dafür sterben ;-)

Und das gilt doch für alles, worin man gut werden will, sobald es etwas spezielleres ist, als die typischen Lebensregungen für die schon das vegetative Nervensystem ohne unseren Willen oder gar Geistesanstrengung sorgt:

es ist eine Kunst, [..] die mich immer wieder frustriert und herausfordert. Das gute wie auch das schwierige am Klavierspielen ist, dass es keine Abkürzungen gibt oder "Tricks", die einen ohne Aufwand zum Ziel führen. Klavierspielen zu lernen erfordert viel Arbeit. Es ist ein Hobby, das mich diszipliniert, das mich auf meine Unzulänglichkeiten verweist und darin wirklich gnadenlos ist. [..] Eine gute Schule fürs Leben, aber nichts für Weicheier.

Leider ist, wie Hasenbein schon angemerkt hat, Frustrationstoleranz heute keine erstrebenswerte Tugend mehr, sondern alle nur noch special Snowflakes ohne Mumm.

Sieht man an den zahlreichen Threads, in denen jemand nach den von mir gefetteten Abkürzungen sucht.
 
Das kann ich nur unterschreiben. Außerdem ist es doch so: wenn ich mich zwei Monate mit einem Stück abmühe, dann soll der geneigte Hörer gefälligst ehrfürchtig wahrnehmen dass da viel Arbeit dahinter steckt :-Dauch wenn es im Idealfall leicht und mühelos klingt.

Grade bei Hobbypianisten, die neben Beruf, Familie usw. noch Zeit zum Üben suchen, ist ein bisschen Frust oder Lustlosigkeit doch völlig normal und braucht nicht totgeschwiegen werden.
In Stressphasen habe ich öfter das Gefühl dass meine Tageskonzentration aufgebraucht ist. Dann kann ich mich manchmal nur schwer aufraffen, Klavier zu üben oder Sport zu machen (oder überhaupt irgendwas Sinnvolleres als vor dem Fernseher zu gammeln...)

Wenn ich mich dann erst mal "überwunden" habe anzufangen ist es wieder schön. Meistens :-D
Wenn nicht dann übe ich eben zwei Wochen wenig und gehe dann ohne Ehrgeiz wieder ran. Wobei bei mir auch die Situation etwas speziell ist, weil ich wöchentlich Unterricht nehme und mich nach spätestens drei Wochen schlechter Ausreden fürs wenige Üben so schuldig fühle, dass ich automatisch wieder mehr tue...

Kurzum: was Klavierspielen bei mir verändert hat ist die Tatsache, dass ich einen Teil der Zeit, die ich sonst mit Fernsehen o.Ä. verschwendet hätte, jetzt sinnvoller nutze. Und ganz nebenbei habe ich immer wieder Erfolgserlebnisse, wenn eine Stelle mal mit den richtigen Tönen und der richtigen Betonung gelingt (besonders wenn dieses Resultat nach wochenlanger Arbeit erreicht wurde. Sonst wäre es wohl nichts Besonderes ;-)).

Und mein Musikgeschmack hat sich erweitert: wenn ich ein Stück erst mal gespielt habe, dann entwickele ich eine Art "Verständnis" dafür. Selbst wenn es mir vorher beim Hören nicht so gefallen hat, mag ich es danach meist doch. Mozart z.B. mochte ich vor dem Spielen nicht so gerne, er war mir zu fröhlich/kitschig, inzwischen weiß ich vieles von ihm zu schätzen.
 
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@.marcus. Bist du sicher, dass du dir das richtige Hobby bzw. das richtige Instrument gesucht hast? Klar, jeder muss mal seinen inneren Schweinehund überwinden und Disziplin ist immer gut, um Ziele zu erreichen. Aber Klavierspielen ausschließlich als Selbstkasteiung? Für mich wäre das nichts.
Ich glaube, das beantwortet sich darin, dass ich nicht davon loskomme. Es ist der Fall, wo man sich sagt, "eigentlich kannst du das" und die nächsten 10 Jahre damit verbringt, das "eigentlich" aus dem Satz zu streichen...

lg marcus
 
Ich bin sicher, dass es nur an der Einstellung und Betrachtungsweise liegt. Du kannst nicht besser oder schlechter spielen als viele andere mit ähnlichem "Leistungsniveau" - aber da du ein vermutlich sehr sensibeler und wacher Mensch bist, bist du auch besonders kritisch mit dir selbst. Langfristig kannst du daraus vielleicht lernen, ein gesundes Maß zwischen Zufriedenheit und Anspruch an dich selbst herzustellen.
 
Bei mir stand der Wiedereinstieg am Klavier (und der Neueinstieg an der Querflöte) in einem Kontext der Erkenntnis: "Carpe diem" sollte nicht ausschließlich für die Erwerbs- und Familienarbeit gelten.

Die Erkenntnis war schon einige Jahre davor vorhanden und bezog sich auf andere Dinge.

Dass es dann auch noch die Musik wurde, liegt einigerseits an einigen konkreten Umständen, andererseits an der Tatsache, dass Musik schon immer eine wichtige Rolle gespielt hat in meinem Leben. Bei mir war es Chorsingen (im Alter von 14 bis 30 Jahren) gewesen, danach war ich Zuhörerin der 3 musizierenden Männer in meiner Familie sowie Konzertbesucherin.

Verändert hat sich (wieder) die Hörerfahrung - ganz klar, wenn man sich selbst etwas erarbeitet, hört man am Werk, gespielt von anderen oder auch von sich selbst, deutlich mehr. Das kannte ich freilich schon vom Chorsingen. Wer Choräle, Oratorien, Passionen … mehrstimmig singt, erfasst ein Werk ganz anders als der, der es ausschließlich hört.

Verschoben bzw. erweitert haben sich auch meine Präferenzen beim Lesen: Heute suche ich auch immer wieder nach Büchern aus diesem Bereich.

Und verändert haben sich auch die Konzertbesuche: die - reinen - Klavierabende sind neben die Kammermusik und die Orchesterwerke getreten.

Ganz sicher hat sich übrigens auch in den letzten Jahren meine Wahrnehmung von Instrumental-Noten geändert! (Das ist ein Prozess, der (bei mir) ganz langsam geht.)

(Und für meine Arbeit habe ich auch profitiert: Wenn ich zum xten Male übersehe, dass hier pp oder crescendo angesagt ist, der 4. statt der 3. Fingers besser ist, dass es ein his und kein h ist - dann verstehe ich auch besser, dass ich manches für meine Schüler halt 20mal oder noch häufiger wiederholen muss.
Das ist aber auch nichts genuin Neues für mich, da ich schon immer die war, die unbedingt immer mal wieder etwas Neues machen muss, sonst werde ich ungenießbar. Und dann stellt sich natürlich die Erkenntnis ein, dass man - selbst bei Begabung - nicht alles in beliebig kurzer Zeit erlernen kann.)
 
Ich glaube, das beantwortet sich darin, dass ich nicht davon loskomme. Es ist der Fall, wo man sich sagt, "eigentlich kannst du das" und die nächsten 10 Jahre damit verbringt, das "eigentlich" aus dem Satz zu streichen...

Naja, dann gibt es aber doch auch sicherlich irgendwelche positiven Erlebnisse, die du mit dem Klavier verbindest?

Ich vergleiche das ein bisschen mit einem Hund. Natürlich kann ich mir besseres vorstellen, als bei nass-kaltem Wetter raus zu gehen, aber ich mache es trotzdem und alles in allem habe ich Spaß daran, einen Hund zu haben. Warum sollte ich es sonst machen?
 
jeder will in den Himmel, aber niemand will dafür sterben ;-)
ein guter Satz, den ich mir merken werde, nicht nur in diesem Zusammenhang.
Auch das Psalmzitat meiner geschätzten Lehrerin „und wenn es köstlich war, ist es Mühe und Arbeit gewesen“, habe ich im Ohr, wenn jemand so traumhaft Musik spielt wie sie.
Aber das mühsame Arbeiten, Feilen und Schleifen im Streben nach der Perfektion ist kein Selbstzweck im Sinne des „Ora et labora“. Wir arbeiten nicht um zu leiden, sondern wir arbeiten auf ein Ziel hin; da spiegelt die Frage nach der „Abkürzung“ auch die Suche nach höherer Effizienz. Machen wir doch auch, wenn wir nach dem bequemsten Fingersatz suchen um Verkrampfungen zu vermeiden und um noch schneller, brillanter, schöner spielen zu können. Die Suche nach der besten Ökonomie des Übens wird manchmal mißverstanden und als Faulheit diffamiert.
 

na ja, ob nun "2 kleine Italiener" oder "ich will nen Cowboy als Mann" was taugten, soll jeder selbst entscheiden.
Zugegeben. Die waren mir damals auch zu blöd. Aber damals gab man sich wenigstens noch die Mühe, irgendwie Achttakter zu produzieren.
Heute höre ich lieber meiner Motorsäge zu, wenn ich die Wahl zwischen dem Radiogedöns und meiner Stihl habe:lol:
 
Zugegeben. Die waren mir damals auch zu blöd. Aber damals gab man sich wenigstens noch die Mühe, irgendwie Achttakter zu produzieren.
Heute höre ich lieber meiner Motorsäge zu, wenn ich die Wahl zwischen dem Radiogedöns und meiner Stihl habe:lol:
ich glaube, wir würden uns ganz gut verstehen, falls wir mal an einem Tisch sitzen würden und ein Kaltgetränk zu uns nähmen.
Heutzutage gibt man sich Mühe, keine Achttakter zu produzieren. Hauptsache, die Flammenwerfer funktionieren und der Tinnitus nach dem Konzert wird garantiert.
 
Mir nicht, doch ich war ja noch ein unbedarftes Kind. Der Schlager "2 kleine Italiener" war vielleicht nicht ganz so schön wie "Ein Schiff wird kommen", dennoch habe ich mir den in den letzten Monaten noch einmal bei YT angehört. Und "Rote Lippen soll man küssen" konnte wohl jeder mitsingen.
 
...Und "Rote Lippen soll man küssen" konnte wohl jeder mitsingen.
das verhält sich mit aktuellen Schlagern genauso. "Atemlos durch die Nacht" (weiter kann ich nicht) ist auch in aller Munde. Aber gefallen muss mir der Schlager deshalb noch lange nicht. Gottseidank sind die Geschmäcker verschieden und es kann jeder nach seinem Gusto glücklich werden.
Mit deutschen Schlagern hatte ich eigentlich nicht so viel am Hut. Genauso wenig wie mit den Fuzzies, die sie sangen. Obwohl einige höchst erfolgreich waren. Mir fällt da z.B. Hau ab Carpendale ein: "Das schöne Medschen von Seite 1 das muss isch haben und weiter keins....." oder Cotza Cotzalis "lai la lala, lai la lala....." Damals erkannten viele "Sänger" mit Migrationshintergrund, dass man in Deutschland so gut wie kritiklos irgendwelchen Schrott produzieren konnte und als Star gefeiert wurde. "Er hat nen Knall ...rotes Gummiboot" "Memories of Heidlbörg" "Ich möcht där Knopf an Dainer Bluse sain"
:-D:ballon:
 
@thinman Hut ab vor Deinen Kenntnissen der deutschen Schlagerliteratur! ;-)
 
... ich wollte jetzt aber nicht vom Fadenthema zu den Schlagern oder Holzverarbeitungswerkzeugen abschweifen.
 
@thinman Hut ab vor Deinen Kenntnissen der deutschen Schlagerliteratur! ;-)
LOL :-D
Danke Danke, aber zuviel der Ehr! Unsere Klasse hatte eine interne Schlager-Hitparade (OMG, ich hab nen "Deppenbindestrich" gesetzt. Mea culpa) und da konnte man dem deutschsprachigen Kauderwelsch nicht entrinnen. Meine kleinen Fluchten gestaltete ich so, dass ich meine Eltern angelogen habe und anstatt mit meinen Schulkameraden und -innen Hausaufgaben zu machen bei einem anderen Freund die neuesten internationalen LP´s hörte. Und die Sonntagsmesse fand in der "Kirche" meiner Nachbarin statt. Mit Uriah Heep, Pink Floyd, Status Quo und natürlich mit den Stones.
 

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