Klangfarben der einzelnen Klavier-/ Flügelmarken

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Sunstorm76

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17. Sep. 2020
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Hallo Community

Ich habe die Suche bemüht aber nichts dazu auf die Schnelle gefunden. Es ist eine Frage, die mich seit längerem rumtreibt. Vor dem Kauf meines kleinen Schimmel Klaviers 109 (Jg 1989) habe ich nicht viele unterschiedliche Klaviere getestet. Mir hat das kleine Schimmel auf Anhieb am besten gefallen. Die zuerst angeschauten E-Pianos klangen nicht übel, können aber nicht mit dem Klang eines akustischen Klaviers mithalten.

Nun es geht um die Frage der Klangfarben je Marke resp. auch Typ. Mir ist völlig klar, dass es innerhalb der z.B. Yamaha-Modelle sehr unterschiedliche Klangfarben geben kann. Nicht nur, dass sich die Flügel anders (besser, voller usw.) anhören und fühlen als Klaviere ist klar. Wie auch die Raumgrösse, Temperatur, Luftfeuchtigkeit usw. die Klangfarbe massgeblich mit beeinflussen.

Mir ist aufgefallen, dass mein Schimmel viel wärmer, singender, romantischer (sofern man den Begriff überhaupt verwenden kann, das klingt so esoterisch) als das ähnlich grosse Klavier von Yamaha bei meiner KL (das steht übrigens in der Schule, ist also nicht ihres, sie hat ein S&S Flügel zuhause).

Beim Durchforsten des Internets - v.a. Youtube ist mir aufgefallen, dass die Klaviere und Flügel früher ganz anders geklungen haben. Für einige Musikrichtungen passt natürlich das eine oder andere auch heute noch besser. Mit der Moderne wurden die Klänge immer steriler, man könnte es auch positiver ausdrücken und neutraler/ klarer ausdrücken. Bei Pianisten sind gerade "modernere klarere" Klangfarben wohl erwünscht - der Ferrari ist wohl hier Fazioli und Steinway & Sons. Hierbei geht es wohl um den höchstmöglichen Gestaltungsspielraum des einzelnen Pianisten. Die Anpassungen sind hierbei bei "klaren" Klangfarben "ab Stange" wohl am besten möglich. Entschuldigt meine äusserst laienhafte Beschreibung. Ich sehe schon, wie sich hier einige ab dem Thema an den Kopf fassen :015:

Nun zu den Klangfarben. Habt ihr je Marke etwas im Kopf? Wie ich z.B. Schimmel eher warm/romantisch und Yamaha eher steril?

Als Anfänger habe ich aufgrund vieler Hörproben bis jetzt so viel für mich rausgefunden - Vorsicht das ist natürlich nur meine subjektive Empfindung. Folgende Attribute kommen mir bei diesen Markennamen in den Sinn:

- Schimmel: eher warm, romantisch, singend
- Yamaha: eher kühl, steril, klar
- Steinway & Sons: sehr klar, sehr "exakt"
- Fazioli: ähnlich wie das Steinway
- Bösendorfer: romantisch, basslastig, kräftig, dunkel
- Blüthner: singend, romantisch, trotzdem klar

Ach ja die Jahrgänge sind natürlich auch wichtig. Oft liest man, dass Profis eine bestimmte Marke einer bestimmten Zeitperiode bevorzugen (z.B. 20-30er Jahre Marke XY) Würdet ihr zustimmen oder hört ihr das völlig anders als ich? Aufgrund welcher Klangfarbe habt ihr euch für welche Marke entschieden? Meine KL hatte früher schon auf Steinway geübt und ist heute davon überzeugt. Handelt es sich um schlichte Konditionierung / Gewöhnung? Dass man dann später halt auch diesen Klang immer wieder bevorzugt? Mich interessiert eure Meinung dazu.

Da ich je besser ich werde umso mehr am warmen singenden Klang des Schimmels Freude habe kann ich mir vorstellen, dass ich mich hier nun auch gerade konditioniere. Das muss ja nicht schlecht sein. Hier im Forum habe ich schon einige Threads gelesen und viele finden Schimmel nicht gerade toll. Schön, dass ich hier mal offenbar gegen den Strom schwimme.
;-)
 
Also Schimmel empfinde ich persönlich mehr als "glockig" gerade im Diskant. Als Baßgewaltig würde ich Förster bezeichnen - aber es trifft natürlich in gewisser Hinsicht auch bei Bösendorfer zu. Blüthner bin ich absolut bei Dir, sehe ich genau so. Bechstein würde ich auch in die Richtung einordnen. Steinway...sehr klar, sehr exakt - ja, kann man so sagen. Fazioli empfinde ich insgesamt als Baßdominanter als Steinway.
 
Ach C. Bechstein habe ich vergessen natürlich - welch fulminante Marke. Kennt sich jemand mit Steingräber & Söhne aus? Und Grotrian-Steinweg? Wo sind die anzuordnen?

Bassgewaltig klingt natürlich auch immer gut. Ein A. Förster muss ich unbedingt auch mal live hören.
 
Ich hab zwar schon auf div. Steingraeber Flügeln gespielt, aber das ist so viele Jahre her, dass ich deiner Liste keine Klangbeschreibung hinzufügen kann. Immerhin kann ich soviel sagen, dass alle Instrumente gut in der Hand lagen. ;-)
 
Jetzt bin ich mal der erste, der darauf hinweisen darf, dass es natürlich immer auf die Konditionierung des Klaviers oder des Flügels ankommt (Intonation, Stimmung, Raumakustik, ....) und sich eine Stilistik auch mal ändert, wenn ein Generationswechsel ansteht...

Dennoch haben viele Hersteller eine Art Klangideal und unterscheiden sich doch voneinander. Vielleicht kann man sagen, dass die Instrumente dann in einer mehrdimensional gedachten Gauß-Verteilung um den Eigenklang herum verteilen.

Wenn ich mir erlaube dieses Mittel zu beschreiben, würde es bei mir so klingen:

C. Bechstein - sehr präzise, hell, konsequent
Fazioli - warm, druckvoll, Bassstark, viel Eigenklang, animierend
Steinway - meist überbewertet und sehr heterogen, wenn gut so wie man sich Flügelklang vorstellt (weil er eben die Referenz darstellt)
Yamaha - C-Serie ausdrucksleer, maschinell, aber korrekt, S- oder CF-Serie, sehr präzise, wie Steinway, nur besser ;-)
Bösendorfer - sehr warm, schwebend, Bassstark (insb. die großen), romantisch
Blüthner - romantisch, singend, aber nicht so Basstark und "selbstspielend" wie Bösi
Steingraeber - farbenreich, warm und doch präzise, singend (für mich die Referenz ;-)
Shigeru Kawai - mittenbetont warm, kann singend oder unausgeglichen sein
Ibach & Pleyel - warm, obertonreich, spektakulär unspektakulär
Kawai - japanischer Kaugummi, nüchtern, vielleicht etwas wärmer als Yamaha C
Grotrian - korrekt...

Schimmel kenne ich nur als Arbeitstiere, Förster, Stuart, M&H, Baldwin usw. kann ich nicht einschätzen.

Na dann mal sehen, wie andere versuchen, eine Firmenphilosophie in unzulängliche (oder auch präzisere) Sprache zu packen...
 
Wie findet ihr Sauter? Mich hat der klare, leuchtende Klang total angesprochen. Allerdings bin ich jetzt, wo ich es eine Weile hier stehen habe und viel spiele, mit dem Bass etwas unzufrieden, der mir manchmal etwas zu "quäkig" ist. Könnte aber speziell bei meinem Exemplar auch daran liegen, dass es 30 Jahre alt ist. Vielleicht kann man da ja nochmal was dran machen.
 
Ich liebe mein Sauter Klavier.
Aber irgendwie kann ich mit den Sauter Flügeln nichts anfangen. Da fehlt irgendwie die "Tiefe".
 
Während ich mir unter Begriffen wie "obertonreich", "bass-stark", "mittenbetont" oder "hell" etwas vorstellen kann, wäre ich mal daran interessiert, was denn solche Kreationen wie "ausdrucksleer, maschinell, aber korrekt " bedeuten sollen. "Korrekt" bedeutet, dass der richtige Ton erzeugt wird? Davon würde ich bei allen gestimmten Klavieren ausgehen. Unter einem "ausdrucksleeren, maschinellen" Spiel kann ich mir sehr gut etwas vor stellen, aber das liegt dann eher am Pianisten als an dem Instrument.
 
Unter "korrekt" und "maschinell" würde ich mir die klangliche Nähe zu einer quarzstabilisierten, digitalen Klangerzeugung vorstellen. Ähnlich dem Unterschied von echten Analogsythies und den digitalen Pendents.
 
Interessantes Thema...
Ich habe ein Kawai Atx2 mit silentfunktion, die ich auch oft nutze. Für mich als wahrscheinlich ewiger Anfängerin vollkommen ausreichend und sehr vernünftig.
Aber ich würde sehr gerne mal Flügel ausprobieren. Spielgefühl, Klang...
Ich würde mal gerne einen Flügel mit sogenanntem weichen, warmen Klang spielen. Meines kommt mir manchmal hart und sehr klar vor.
Ich habe aber Hemmungen einfach so in Klavergeschäften einzufallen mit der Begründung ich will ja nur mal ausprobieren. Nicht dass auch noch Begehrlichkeiten geweckt werden, die für meinen Spielstand völlig überzogen und unvernünftig wären

Espresso
 
Mich würde interessieren, inwieweit man den Klangcharakter eines Klaviers durch Intonieren wesentlich verändern kann. Ich gehe nicht davon aus, dass das bei hochwertigen Klavieren sinnvoll ist.
Aber bei weniger hochwertigen wie zum Beispiel unserem Petrof: besteht die Möglichkeit, ein solches Klavier (125cm hoch), das recht viel verzeiht, im Klang brillanter und direkter zu machen. Ich möchte gern ein Übungsklavier haben, wo ich jede Ungenauigkeit gleich höre. Oder ist das aufgrund mangelnder Bau- und Materialqualität in vielen verschiedenen Bereichen einfach nicht möglich?

Man liest ja auch immer wieder, dass der brillante Klang manchmal dadurch erzeugt wird, dass der Hammerfilz in eine klebrige Flüssigkeit getaucht wird - wird das tatsächlich von seriösen Klavierbauern gemacht? Ich würde ja glauben dass man dadurch viel kaputtmacht, Dynamik einbüßt und Klangfarben. Man kanns ja auch nicht einfach wieder rückgängig machen, und einen normalen Filzhammer kann man ja sicher wesentlich besser bearbeiten, als einen getränkten.

Kann man jedes Klavier mit einer eher brillanten Charakteristik auch durch entsprechenden Anschlag zum Singen bringen? Ich spiele ab und zu an einem Yamaha-Flügel im Klavierraum der Bibliothek, da geht das durchaus.
 

Sehr weit. Die Intonation ist wesentlicher Teil des Klangcharakters. Auch ein nicht intonierter Steinway würde schrecklich klingen.
das ist mir klar, aber das meinte ich nicht. Mir gehts darum, ob man den Klangcharakter selbst wesentlich verändern kann. Also von "romantisch/warm" auf neutral oder sogar brillant, nur so als Beispiel. Oder spielt da der Resonanzboden die Hauptrolle?
 
Viele konstruktive Faktoren, Duplex-Skala zB.
Ich denke wenn Saiten und Hämmer es hergeben wärst Du überrascht, wie viel mit Intonation und Stimmung möglich ist.
 
wärst Du überrascht, wie viel mit Intonation und Stimmung möglich ist

Ich bin immer wieder aufs Neue davon überrascht, wie wenig am eigentlichen Klangcharakter selbst eine sehr aufwändige Intonation verändert. Und davon wie unterschiedlich ein guter Flügel (immer der gleiche, im gleichen Raum!!) unter verschiedenen Pianisten klingt!
 

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