Veränderung der Klangfarben bei verschiedenen Instrumenten

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Dass ein leiser Ton dann eine andere Klangfarbe als ein lauter haben kann, ist völlig normal. Dass es aber möglich sei, zwei gleichlauten (!!) Tönen z.B. an einem Steinway mit irgendwelchen geschickten Arm- oder Handbewegungen magisch jeweils eine andere Klangfarbe zu verpassen - bei gleicher Lautstärke .., das möchte ich mal, bei aller Neigung zur Methaphysik betreffs Seele von Klavieren etc. - mechanisch-physikalisch sanft ins Reich der Fabeln verweisen.

"There are more things in heaven and earth, Horatio, Than are dreamt of in your philosophy."

Ein Aspekt, der in diesem Zusammenhang immer wieder gerne außer acht gelassen wird, ist die Tatsache, dass es Pianisten gibt, die meßbar einen größeren Dynamikumfang haben als andere. Da kann man also mal die Esoterik aus dem Spiel lassen; eine Clara Haskil hatte einfach nicht die körperliche Konstitution und Technik, um es so krachen zu lassen wie Sviatoslav Richter.

Ich kann aus eigener Erfahrung berichten, dass bei zwei verschiedenen Live-Aufnahmen (beide ohne doppelten Boden, also ohne Nachbearbeitung) der Toningenieur aufgrund einerseits seiner Erfahrung und andererseits ausgehend von einem Pianisten, der am Abend zuvor spielte, Interessantes passierte.

Natürlich wird bei der Probe der Pegel der Aufnahme festgelegt und der Pianist soll alles geben, was er hat. Und dann pegelt man eben so aus, dass es nicht ins Klirren, in die Sättigung der Wandler und Vorverstärker kommt.

Ich erlaubte mir dann den Hinweis, dass, wenn er die Aussteuerung so lasse, es am Abend an mindesten 4 Stellen irreparabel klirren und verzerren wird, man die Aufnahme also im Prinzip wegwerfen kann, wenn man nicht nachpatcht, was nicht vorgesehen war und ohnehin sofort als Patch zu hören gewesen wäre.

Der eine hat's geglaubt und tatsächlich den Pegel ein wenig zurückgenommen. Ergebnis: An 4 Stellen war der headroom praktisch 0 dB. Phew.

Der andere hat sich auf eine Wette eingelassen, weil genügend Mikrofone da waren und eh mit 8 Spuren aufgezeichnet wurde. Ergebnis wie vorhergesagt: Die angedachte Stereo-Aufnahme, die er nicht im Pegel korrigierte, hat an mehreren Stellen übersteuert.

Die Moral von der Gechicht: Wenn ein Pianist mal einen derartig substantiellen Krach erzeugen kann, der genau die Grenzen des Flügels auslotet, dann kann er das auch im unteren Extrembereich, also noch massig Differenzierung im Pianissimo-Bereich. Und dann ändern sich Farben in Akkorden, Melodieführungen, Schattierungen zwischen Diskant und Bass, die als eigener "Ton" wahrgenommen werden, wenn dieses ganze Spektrum derart extrem zur Verfügung steht.

Ich meine mich an einen Pianisten zu erinnern, der Aufnahmen seines Spiels auf Klavierrollen ablehnte, obwohl sie doch sauber 10 verschiedene Lautstärkeabstufungen reproduzieren könnten, aber er süffisant antwortete, dass er nun einmal derer 11 hätte.
 

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