Kaufberatung: kompaktes akkustisches Klavier mit Silent System - Friedrich Grotrian?

bluesman

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11. März 2018
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Hallo zusammen,

da eines meiner Kinder demnächts mit dem Klavierunterricht beginnen könnte und ich seit jeher gern selbst ein „richtiges“ Klavier haben möchte, sind wir auf der Suche nach einem entsprechenenden Instrument. Wir waren auch bereits bei einem recht gut sortierten Fachhändler und haben ein Instrument gefunden, was uns gut gefallen hat und alle Rahmenbedingungen erfüllt. (Dazu später mehr)

Bevor ich mehr zu meinem musikalischen Hintergrund und dem bisherigen Instrument berichte, möchte ich gleich am Anfang auf die größte Hürde hinweisen:
Das Klavier darf am Korpus auf keinen Fall breiter als 148cm sein (der Deckel kann gerne etwas überstehen). Wenn es auch noch eine Handbreit von der Wand weg stehen soll, sollt die Tiefe nicht mehr als 55cm betragen. Bei der Höhe bin ich leider auf 120cm begrenzt.
Der Raum in dem das Klavier stehen soll ist ca. 16qm groß und hat eine Deckenhöhe von 2,40m. Da ich gerne auch spät am Abend oder in der Nacht spiele, ist ein Silent System absolute Bedingung. (Die Kombination von akkustischem Klavier und e-Piano ist leider aus Platzgründen nicht möglich.)

Nun zum musikalischen Hintergrund:
Ich spiele seit fast 18 Jahren auf einem Digitalpiano von Roland (HP 237e). Da ich leider recht spät mit dem Klavierspiel begonnen und gleichzeitig immer eher Geschmack an moderner Rock- und Popmusik gefunden habe, bin ich ein eher laienhafter Klavierspieler. Nichtsdestotrotz begeistern mich akkustische Klaviere. Da ich möchte, dass mein Kind von Anfang an einen guten Start in das Klavierspiel bekommt, möchte ich gerne, dass es an einem guten akkustischen Klavier lernt. Davon erhoffe ich mir zum einen eine gute Entwicklung der Spieltechnik und zum anderen die emotionale Begeisterung, um die zähe Anfangsphase zu überwinden, die jedes Neuerlernen nunmal mit sich bringt.
Für mich wäre ein Klavier mit Klangfarben für Popballaden u.ä., bei denen ich gern auch zum Klavier singe, völlig ausreichend. Allerdings möchte ich mein Kind nicht in irgendeine Musikrichtung einzwängen, da es seinen Geschmack erst noch selber bilden können soll und darf.

Beim Fachhändler habe ich ein recht kompaktes Klavier von Yamaha für ca. 5.000€ Neupreis angespielt, welches ich aber recht schrill fand. Danach hat uns der Berater das „friedrich Grotrian“ von Grotrian-Steinweg gezeigt. Das Klavier hat mir bezüglich der Spielbarkeit und des Klangs sehr gut gefallen. Meine Frau konnte ebenfalls einen spürbaren klanglichen Unterschied zum Yamaha feststellen. Die Maße würden auch exakt zu unseren Randbedingungen passen. (Das war auch der Grund, warum uns der Händler zu diesem Modell geführt hat). Laut Auskunft des Kundenberaters verbaut Grotrian ab Werk das Yamaha Silent System, welches wohl Marktführer ist und nach meinen Erfahrungen mit dem Klavier eines Freundes und kurzem eigenen Anspielen wirklich sehr gute Resultate abliefert. Ich hatte zum Vergleich das Bechstein-System (mit den mitgelieferten Kopfhöhrern) ausprobiert und war davon nicht sehr überzeugt.
Nun ist es aber so, dass die aufgerufenen ca. 12.000€ (Inkl. Silent System) eine nicht unerhebliche Summe für einen gelegentlich spielenden Laien und einen Piano-Anfänger mit unklarer Langzeitmotivation darstellen.

Deshalb würde ich gern wissen, ob es weitere empfehlenswerte Klaviere mit den genannten Randbedingungen gibt, die ich mir vor einer Kaufentscheidung noch anhören sollte?
Wir leben im Großraum Stuttgart und haben bisher „Piano Fischer“ zur Kaufberatung besucht. Für weitere Händlerempfehlungen bin ich offen. Ich würde auf jeden Fall noch Piano Hölzle in Sindelfingen besuchen wollen.

Prinzipiell könnte ich mir auch einen Gebrauchtkauf sehr gut vorstellen, allerdings scheint die Auswahl an Instrumenten mit Silent System eher gering zu sein und unsere räumlichen Beschränkungen machen das Finden eines geeigneten Klaviers nicht leichter.
Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich ein Klavier eines deutschen, oder zumindest europäischen Herstellers einem asiatischen Modell vorziehen. Ich bin aber grundsätzlich bereit, jeder Empfehlung eine Chance zu geben.

Könnte ggf. doch ein hochwertiges digitales Piano wie z.B. das KAWAI CA-98 eine Alternative sein?

Vielen Dank im Voraus für die Tipps und Ratschläge.
 
Hi Bluesman, zu Piano Hölzle würde ich auf jeden Fall noch gehen, ein Laden mit sehr umfangreichem Angebot und sehr guter, unaufdringlicher Beratung. Vor allem haben sie auch den direkten Konkurrenten von Yamaha, Kawai, im Angebot und eben auch genanntes CA-98. Man kann an einem CA-98 durchaus Klavierspielen lernen, es ist aber eben nicht das gewünschte akustische Instrument. In Verbindung mit Silent System sind tatsächlich eigentlich nur Kawai und Yamaha zu empfehlen. Soweit ich weiß, lässt Yamaha nur ältere Versionen seines Silent Systems bei anderen Herstellern einbauen. Als Konkurrent zum Friedrich Grotrian gibts bei Hölzle auch Schimmel Klaviere, ebenfalls mit Yamaha SIlent System.
 
Ich komme auch aus dem Raum und kann Hölzle ebenfalls sehr empfehlen. Dort gäbe es als Alternative zu den manchmal recht hellen Yamaha auch Kawai, die meist eine etwas dunklere Tonfarbe haben.

Bei den Friedrich Grotrian Klavieren ist zu beachten, dass die meines Wissens nach zu einem großen Teil in China hergestellt werden.

Bei den Silentsystemen wird oft Yamaha als führend genannt, wobei ich da keine eigenen Erfahrungen habe. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass Grotrian das System von Yamaha verbaut welches auch in den Yamaha Instrumenten zum Einsatz kommt.

Wie kommt es denn zu den eigenartigen Einschränkungen bzgl. Höhe, Breite, Tiefe? Klaviere, die in eine enge Nische gestellt werden, klingen meist nicht gut. Eine Erläuterung dieser Rahmenbedinguen wäre hilfreich um bessere Empfehlungen machen zu können.
 
Hallo,

vielen Dank für die Antworten und die Bestätigung, dass es sich lohnt zu Piano Hölzle zu fahren.
Die Einschränkung in der Tiefe resultiert aus einer Fensterbank, die in den Raum hineinragt. Die Einschränkung der Breite liegt daran, dass direkt neben dem Klavier eine Couch steht. Wenn das Klavier ca. 145cm breit wäre, wäre die Tiefe völlig frei wählbar. Die Höhe wird dadurch eingeschränkt, dass über dem Klavier noch ein paar Gitarren aufgehängt sind. Ich denke aber, dass für so einen kleinen Raum ein großes Klavier auch nicht zwingend notwendig sein sollte.

Bezüglich des Fertigungsstandorts von Friedrich Grotrian Klavieren werde ich nochmal direkt beim Hersteller nachfragen. Auf der website steht „100% in Braunschweig hergestellt“. So war auch die Auskunft bei Piano Fischer.

Grüße
Bluesman
 
Die Einschränkung in der Tiefe resultiert aus einer Fensterbank, die in den Raum hineinragt. Die Einschränkung der Breite liegt daran, dass direkt neben dem Klavier eine Couch steht. Wenn das Klavier ca. 145cm breit wäre, wäre die Tiefe völlig frei wählbar. Die Höhe wird dadurch eingeschränkt, dass über dem Klavier noch ein paar Gitarren aufgehängt sind.
Bei so einer Investition würde ich die Kaufentscheidung nicht von solchen Einschränkungen abhängig machen. Aus einer Fensterbank kann man auch mal ein Stück rausschneiden oder Gitarren anderswo hinhängen, ggf. auch eine Couch ersetzen oder anders stellen.

Neben den schon genannten Yamaha, Kawai und Schimmel gibts beim Hölzle glaube ich auch Sauter Klaviere. das wäre auch nochmal eine Überlegung. Ich weiss allerdings nicht wie gut deren Silent-System ist.

Ansonsten gibt es in Stuttgart ja auch noch einen Hersteller hochwertiger Klaviere, Pfeiffer. Ich war allerdings noch nie da und weiss nicht wie aktiv die noch sind. Ich meine mal gehört zu haben dass sie Klaviere nur auf Bestellung anfertigen. Wenn sie ein Silent-System haben wird es sicher ein zugekauftes Fremdsystem sein.
 
Du könntest ein gebrauchtes dt. Markenfabrikat kaufen und Quiettime einbauen lassen. Mit etwas Glück geht sich das unter 5k Eur aus.
D.h. Klavier von privat oder über ebay, überholen lassen und Einbau dann beim Händler.
 
Zuletzt bearbeitet:
Klasse Beitrag. Der Typ scheint Ahnung zu haben. So macht man Werbung.
 
..jedenfalls macht der keine Werbung für seine Silent-Klaviere und Silent-Klaviere generell...
 

Hallo zusammen,

vielen Dank für die zahlreichen Antworten.
Ich war heute auch nicht untätig und habe einige neue Erkenntnisse gewinnen können.

Zuerst zum Grotrian-Steinweg:
Ich habe heute schriftlich vom Hersteller bestätigt bekommen, dass das eingebaute Silent System von Yamaha stammt, aber eine eigene Stoppleiste verwendet wird. Außerdem wurde bestätigt, dass das Klavier zu 100% in Deutschland hergestellt wird. Anbei das Schreiben im Originaltext:

Sehr geehrter Herr XXX,


gerne bestätige ich Ihnen, dass unser Modell GROTRIAN-STEINWEG Friedrich 111 unverändert und ausnahmslos zu 100% in Braunschweig gebaut wird. Dies werden Sie an der Qualität in Ton und Ausarbeitung auch hören.


Wir bauen optional ein Yamaha SG2 Silent System ein, verbauen aber als Stoppleiste unsere eigene Grotrian Acoustics Leiste, da diese einzigartig genau in der Vier-Stützen Mechanik justiert werden kann und somit die angenehme Spielart voll erhalten bleibt.


Mit freundlichen Grüßen

Konrad Blumberg

GROTRIAN-STEINWEG Pianofortefabrikanten
GmbH & Co. KG


Das hat mich schon mal sehr beruhigt. Ich werde das Schreiben auch nochmal in dem verlinkten Thema einstellen, um vielleicht etwas Klarheit beitragen zu können.

Dann habe ich mit der Klavierfabrik Pfeiffer telefoniert. Dabei habe ich festgestellt, dass es für ein neues Klavier von diesem Hersteller wohl aus finanziellen Gründen nicht reichen wird. Theoretisch gibt es dort eine größere Auswahl an gebrauchten, generalüberholten Instrumenten. Allerdings sind diese dann wohl ähnlich teuer, wie das Grotrian. Ich werde dort sicherlich noch auf einen Besuch vorbei fahren, mache mir aber keine großen Hoffnungen, dort fündig zu werden. Dort wird das Silentsystem von PianoDisc verbaut. Der Klaviertechniker (ich hoffe, diese Bezeichnung ist nicht despektierlich) wirkte auf mich fachlich sehr versiert und konnte viele Details zum Einbau der Systeme nennen. Trotzdem bin ich nicht zu 100% von einer Nachrüstung überzeugt. Ein Werkseinbau in einem Neugerät wäre mir lieber.

Am Nachmittag bin ich dann nach Sindelfingen zu Piano Hölzle gefahren.
Dort wurden wir sehr nett beraten und konnten alle noch in Frage kommenden Instrumente anspielen.
Das war sehr hilfreich, da ich nun sicher bin, dass selbst ein Digitalpiano der Oberklasse nicht den erhofften Mehrwert zum jetzigen Instrument bringen wird. Ich habe sowohl das Kawai CA 98 als auch das preislich entsprechende Yamaha angespielt. Keines konnte mich bezüglich des Spielgefühls überzeugen, was aus finanzieller Sicht zwar schade ist, aber ansonsten die Entscheidung eher erleichtert.
Auch ein zweites Anspielen des kompakten Yamaha Klaviers und seines entsprechenden Gegenstücks von Kawai waren hilfreich, da nun auch diese beiden Optionen definitiv ausgeschieden sind. Aus finanzieller Sicht sage ich wieder: leider...
Die kompakten Klaviere von Sauter (ich glaube es hieß Sondermodell 115) haben mich leider sowohl vom Klang, als auch vom Spielgefühl ebenfalls nicht überzeugt.
Am besten hat mir heute das Schimmel C116 Tradition gefallen. Dort wird ebenfalls das Yamaha System mit einer eigenen Stoppleiste verbaut. Ein entsprechendes Instrument stand zum Anspielen bereit.
Allerdings ist es mit gemessenen 148cm wirklich hart an der Grenze, was die Breite angeht. Auch hat es mir sowohl beim Klang, als auch beim Spielgefühl nicht so gut gefallen, wie das Friedrich Grotrian. Der Preis war mit 10.500€ jedoch etwas attraktiver.

Ich werde also das Friedrich Grotrian ein weiteres Mal anspielen, um zu überprüfen, ob sich der erste Eindruck bestätigen wird. (Ich hoffe mein Händler liest hier nicht mit, da sonst meine Verhandlungsposition wohl etwas geschwächt wäre)

Vielen Dank und viele Grüße
Bluesman

P.S.: Die Rahmenbedingungen des Raums sind leider unveränderlich. Sicherlich könnte man die Gitarren anderswo aufhängen, aber die Höhe des Instruments reguliert sich schon über den Preis, weshalb mehr als 120cm eh nicht zur Disposition stehen.
 
Habe letztens ein gebrauchtes Grotrian Klavier von 2015 gesehen. Der Verkäufer meinte, dass von Werk aus das Quite-Time System eingebaut wurde. Habe mich natürlich gewundert, weil ich ebenfalls der Meinung bin, dass die in Braunschweig das Yamaha SG2 System verbauen würden. Kann die Angabe nichtsdestotrotz stimmen?
 
Hallo zusammen,

heute war ich nun noch bei Pfeiffer. Dort wurde ich ebenfalls freundlich und fachkundig empfangen und habe ich ein gebrauchtes Pfeiffer 118 T angespielt, welches mir gut gefallen hat und auch maßlich alle Anforderungen erfüllt.
Ein identisches Modell Baujahr 1997 könnte ich in überholtem Zustand in ca. 4 Wochen inklusive aktualisiertem PianoDisc System anspielen und erwerben. An dem Klavier stören mich, ohne es bisher gespielt zu haben, allerdings zwei Dinge:

1. es wäre schwarz matt
2. Es ist nahezu gleich teuer, wie das nagelneue Grotrian

Ich werde nun zeitnah mit den Vergleichsklängen und Spielweisen im Hinterkopf nochmal das Grotrian anspielen. Schön wäre es natürlich, wenn man vor dem Kauf auch eines mit der Stummschaltung testen könnte, da diese ja, wie in dem von @Stephan geteilten Video erklärt wurde, einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Spielweise haben kann.
Mal schauen, ob sich dazu eine Lösung finden lässt.

Viele Grüße
Bluesman
 
Hallo zusammen,

ich war die letzten Tage weiter auf der Suche. Gestern habe ich bei einem anderen Händler nochmal das Schimmel C116 Tradition angespielt und dort hat es mir deutlich besser gefallen. Allerdings kann/will der Händler bei weitem nicht den Preis von Hölzle in Sindelfingen mitgehen.
Heute habe ich dann mit meinem Kind eine etwas weitere Reise zu einem Händler mit zahlreichen Gebrauchtklavieren auf mich genommen um ein Steinway & Sons und ein Grotrian Steinweg anzusehen. Leider haben mir beide Klaviere nicht zugesagt, ABER: Wir sind bei ihm auf ein überholtes (Mechanik) und frisch reguliertes C Bechstein 12n gestoßen, in welches ich mich quasi sofort verliebt habe.
Das Klavier ist von 1974 in Nussbaum hell in gutem Zustand. Der Händler würde mir dort die Korg KS 320 Stummschaltung einbauen.
Für mich ist die Entscheidung somit so gut wie gefallen. Es muss nur meine Frau noch nach einer persönlichen Besichtigung des Klaviers ihren Segen geben.
Das Klavier soll inkl. Stummschaltung und Lieferung ca. 8.000€ kosten. Ich denke, dass das für ein Bechstein vom Händler mit Garantie ein fairer Preis ist, oder?

Sollte ich ggf. nochmal fragen, ob auch ein „adsilent“ System eingebaut werden könnte? Wobei ich vermute, dass das Korg klanglich meinem bisherigen Roland Digitalpiano sehr ählich sein dürfte und ich mich somit im Kopfhörerbetrieb kaum umstellen müsste.

Vielen Dank bis hierhin für die hilfreichen Kommentare.
 
Wobei ich vermute, dass das Korg klanglich meinem bisherigen Roland Digitalpiano sehr ählich sein dürfte und ich mich somit im Kopfhörerbetrieb kaum umstellen müsste.
Korg hat die Herstellung von Silent-Nachrüstsätzen schon lange komplett eingestellt. Der technische und damit klangliche Stand ist also anders als bei Yamaha SH oder Kawai ATX2 also mindetens 10 Jahre zurück.

Ich würde das niemals ohne vorheriges Probespielen kaufen. Also entweder das Klavier ohne Silent kaufen und das Roland-Digi weiternutzen oder eines erwerben, wo bereits eines eingebaut ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Klavier ist von 1974 in Nussbaum hell in gutem Zustand. Der Händler würde mir dort die Korg KS 320 Stummschaltung einbauen.

Sollte ich ggf. nochmal fragen, ob auch ein „adsilent“ System eingebaut werden könnte?.

Oder dieses Klavier kaufen und ein Silent System woanders einbauen lassen.
Ich glaub unser @Mawima macht sowas oder könnte dich kompetent beraten!
 

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