Ist Zimmermann allgemein nicht empfehlenswert? Ich dachte die sind nicht so schlecht, haben ja zumindest teilweise auch eine Renner-Mechanik verbaut? Letztens habe ich einen kleinen Zimmermann-Flügel angespielt, der hat mich allerdings nicht wirklich angesprochen.
Bei Zimmermann muss man immer einen Blick auf die Geschichte werfen, um die Instrumente richtig einordnen zu können.
Bei Instrumenten von vor dem Krieg handelt es sich um sehr gute Klaviere in traditioneller Bauweise. Bei diesen alten Instrumenten ist heute die Frage, in welchem Zustand sie sind.
Die Klaviermarke Zimmermann wurde zu DDR-Zeiten im Klavierbau-Betrieb Piano Union weiter geführt. Dies war industrieller Klavierbau in relativ bescheidener Qualität. Diese Klaviere wurden weitgehend als "Einheitsmodell" mit unterschiedlichen Gehäusebauformen unter verschiedenen Namen, u.a. auch Zimmermann, vertrieben. Zu dieser Kategorie gehört das gezeigte Klavier. Da ist auch keine Renner-Mechanik drin.
Nach der Wende und deutschen Wiedervereinigung wurden die Markenrechte an Zimmermann von der Firma Bechstein gekauft und seitdem dort gefertigt. Zu den genauen Jahreszahlen und Fertigungstiefe in Deutschland können dir andere Leute mehr sagen. Diese Instrumente sind von guter Qualität, kommen jedoch nicht an Bechstein u.ä. heran. Dafür sind sie auch deutlich preiswerter.
Nun noch zu diesem konkreten Klavier: Es ist ein Ost-Klavier, was im guten Zustand für nicht allzu hohe Ansprüche in Ordnung ist. Den Preis von 200 Euro kann man bezahlen. Strukturelle Probleme, wie z.B. mangelnde Stimmhaltung, sind aufgrund des Alters (c.a. 40 Jahre) nicht zu erwarten. Der beste Weg wäre, wie bereits vorgeschlagen, einen Fachmann das Klavier begutachten zu lassen. Hilfsweise kann man - aufgrund des geringen Preises - auch darauf verzichten. Eine persönliche Begutachtung würde umfassen: gehen alle Tasten, klappert etwas beim Spielen, ist irgendwo Rost auf den Saiten, gibt es Anzeichen für Mottenfraß. Wenn das Klavier prinzipiell spielbar ist, dann kann man es auch nutzen - bei geringen Ansprüchen - und nach und nach etwas Geld in notwendige Reparaturen oder Verbesserungen der Spielbarkeit investieren. Ein tolles Klavier wird aber niemals daraus und da ist es wichtig, die Sache realistisch zu beurteilen, dahin gehend, was für eine Qualitätsklasse man sucht und wieviel Geld man bereit ist, in den kommenden Jahren noch zu investieren, falls nötig.