Kadenz zum Klavierkonzert in F-Dur von Haydn

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HappyKlene

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Ich bin gerade dabei, das 3. Klavierkonzert von Haydn zu üben und habe eine alte Ausgabe vom Schott-Verlag.
Leider gefällt mir da die Kadenz zum ersten Satz nicht so gut, weswegen ich auf der Suche nach einer Alternative bin. Aber bis jetzt hab ich nur die Henle-Ausgabe als Alternative gefunden und die kostet 42 Euro... Was mir nur für die Kadenz dann doch etwas viel Geld ist.
Kennt jemd. vielleicht noch eine Ausgabe oder eine Kadenz an die man günstiger herankommt?
 
Ich habe die Henle-Ausgabe. Die Kadenzen sind nicht besonders fantasievoll und wirken zumindest auf dem Flügel sogar ungeschickt, weil der Autor offensichtlich vermeiden wollte, dass sie über das d''' hinausgehen (das Konzert ist eigentlich ein Cembalokonzert). Das erzeugt ein paar seltsame Umbrüche, die auf einem modernen Instrument nicht nötig wären. Außerdem sind viele Arpeggien in recht tiefer Lage darin, die auf dem Cembalo schön rauschen, auf dem Klavier aber blöd klingen. So schön die Henle-Ausgabe insgesamt auch ist - wegen der Kadenzen lohnt sie sich sicher nicht.

Am günstigsten kommst du an eine Kadenz, indem du sie selber schreibst. So wahnsinnig schwierig ist das eigentlich nicht, außerdem macht es Spaß und man lernt eine Menge dabei!
 
Ich habe die Henle-Ausgabe. Die Kadenzen sind nicht besonders fantasievoll und wirken zumindest auf dem Flügel sogar ungeschickt, weil der Autor offensichtlich vermeiden wollte, dass sie über das d''' hinausgehen (das Konzert ist eigentlich ein Cembalokonzert). Das erzeugt ein paar seltsame Umbrüche, die auf einem modernen Instrument nicht nötig wären. Außerdem sind viele Arpeggien in recht tiefer Lage darin, die auf dem Cembalo schön rauschen, auf dem Klavier aber blöd klingen. So schön die Henle-Ausgabe insgesamt auch ist - wegen der Kadenzen lohnt sie sich sicher nicht.

Danke mick!
Das ist schon mal gut zu wissen.
Ja, vielleicht versuche ich das wirklich mal selber... bzw. mit Hilfe meines KL. :-)
 
Aber wie geht man denn an die Kadenz dran, wenn man sie selber schreibt?
Wie fängt man an, was für Möglichkeiten hat man etc.?
Ich hab da noch keinen Plan von ;-)
 
Hallo,
es gibt von Badura-Skoda eine Ausgabe mit Kadenzen :

Kadenzen und Fermatenauszierungen zu Haydns Klavierkonzerten und Sonaten
Besetzung: Klavier
Herausgeber: Badura Skoda Paul Hersteller / Verlag: Doblinger ISMN: 979-0-012-19876-5 Editions-Nr.: DOBL 1280

Vielleicht interessant? Habe die Ausgabe selbst nicht vorliegen und kann sie nicht beurteilen.

Gruß, Dilettantja
 
Hast du keinen Notenhändler in der Nähe? Frag doch, ob du die Noten zur Ansicht bestellen darfst.
Ansonsten zum Selberschreiben,
Tipp 1:
- Höre dir alle Kadenzen an, die du finden kannst und überlege, wie sie gemacht sind (muss nicht dasselbe Konzert sein)
Tipp 2:
- Grundsätzlicher Inhalt: Themen aus dem Klavierkonzert (Hauptthema, Seitenthema, Orchestertutti (in der Mitte oder am Anfang), Motive aus Überleitungsthemen etc., sowie möglicherweise neue Themen, außerdem viel virutoses Zeug, also Tonleitern, gebrochene Akkorde, Triller und so weiter. Ähnlich wie in einer Sonatendurchführung kannst du dich weit von den bisherigen Tonarten entfernen, solange du wieder zum Quartsextvorhalt der Dominante zurückfindest (an dem du auch angefangen hast). Man kann, muss sich aber nicht stilistisch aus der Epoche entfernen. Haydn hat es wohl eher nicht getan (haha), manche moderne Komponisten oder Pianisten tun es aber.
 
Höre dir alle Kadenzen an, die du finden kannst und überlege, wie sie gemacht sind (muss nicht dasselbe Konzert sein)
Neben dem schon genannten Paul Badura-Skoda haben mehrere Fachkollegen zu diesem Konzert Kadenzen geschrieben, zum Beispiel:
http://www.gerrit-zitterbart.de/50.htm

Vom Komponisten ausnotierte Kadenzen zu Klavierkonzerten findet man im Falle von Beethoven und kann analytisch ermitteln, wie man relativ zeitnah eine solche Solokadenz konzipiert hat. Denn seinerzeit war die handwerkliche Fertigkeit durchaus verbreitet, eine solche Kadenz zu improvisieren und folgerichtig war das Ausnotieren zum Leidwesen der Nachgeborenen unüblich. @Stilblüte: Auch imitatorische Ansätze und kontrapunktische Elemente waren durchaus beliebt, erfordern aber gute tonsetzerische Fertigkeiten. Wenig ergiebig sind die selbstgemachten Kadenzen, wenn es außer Aufgreifen der Themen lediglich musikalische Allgemeinplätze (irgendwelche Akkordbrechungen und ähnliches) gibt. Im Zweifelsfall lieber auf die bereits existierenden Kadenzen zurückgreifen.

@mick: Sehr beliebt war und ist immer noch die Ausführung auf der Orgel, nicht unbedingt nur auf dem Cembalo oder Hammerklavier.

LG von Rheinkultur
 
@mick: Sehr beliebt war und ist immer noch die Ausführung auf der Orgel, nicht unbedingt nur auf dem Cembalo oder Hammerklavier.

Soweit ich weiß, sind einige der frühen "Klavierkonzerte" eigentlich Orgelkonzerte - aber dieses F-Dur-Konzert? Es geht im Bass hinunter bis zum F'; es dürfte doch kaum eine Orgel geben, die tiefer als bis zum C geht - und zu Haydns Zeiten sowieso nicht. Deshalb liegt es nahe, dass dieses Konzert und das darauf folgende in G-Dur explizit für das Cembalo gedacht waren.

Für ein Hammerklavier ist ganz offensichtlich erst das letzte, deutlich umfangreichere und größer besetzte D-Dur-Konzert komponiert. Wegen der zusätzlichen Harmoniestimmen wäre ein Cembalo hier nicht durchsetzungsfähig genug und wegen des Umfangs kommt eine Orgel nicht in Frage - mal abgesehen davon, dass das Zigeunerrondo auf einer Orgel reichlich seltsam wirken würde. :angst:
 
Vielen Dank für eure Antworten und Anregungen. Ich werde mich mal ausführlich mit den Kadenzen beschäftigen, auch von Mozart und Beethovenkonzerten... Mal sehen, was dabei rauskommt :-D
Und wenn nicht, dann kann ich ja immer noch auf die vorliegenden zurückgreifen.
 

Soweit ich weiß, sind einige der frühen "Klavierkonzerte" eigentlich Orgelkonzerte - aber dieses F-Dur-Konzert? Es geht im Bass hinunter bis zum F'; es dürfte doch kaum eine Orgel geben, die tiefer als bis zum C geht - und zu Haydns Zeiten sowieso nicht. Deshalb liegt es nahe, dass dieses Konzert und das darauf folgende in G-Dur explizit für das Cembalo gedacht waren.
In der Tat spricht der Tonumfang für das Cembalo, wie es auch die folgende Quelle bestätigt:
http://www.jstor.org/stable/41116799?seq=1#page_scan_tab_contents

Wenn die Erweiterung des verlangten Tonumfangs nach unten durch Ausoktavieren von einer Basslinie geschieht, ist diese im Gegensatz zum Klavier auf der Orgel durch entsprechende Registrierung (16'-Register, angekoppeltes Pedal) möglich. Allerdings spricht das spätere Entstehungsdatum und die Gestaltung des Soloparts tatsächlich gegen eine Ausführung auf der Orgel.

LG von Rheinkultur
 
Schade dass man das letzte Relikt von Improvisation in der Musik aus dem 18. Jahrhundert nicht auskostet sondern wie immer in den Noten den rettenden Anker sucht (Blattspiel bis zum Abwinken).
Es ist ja schließlich eine Einladung Haydns an den Pianisten sein Resume (Schlußkadenz) zum Besten zu geben. Das würde (auch mit ein paar falschen Noten) Frische, Ehrlichkeit und Originalität in die Vorführung bringen. Es wäre für den Zuhörer wie zu damaligen Zeiten auf jeden Fall ein einmaliges Erlebnis.
Aber will das wirklich jemand? Das Publikum will doch schließlich hören was es zuhause auf der CD hat. Die Mehrheit der Pianisten plädiert deshalb für risikofreie Kadenzen. Schade dass alles so kam wie es kam (eben Blattspiel bis zum Abwinken).



Andere Baustelle, aber Problem gelöst bei 4:47


View: https://www.youtube.com/watch?v=SVexDvUi1DA&feature=endscreen&NR=1
 
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