Ich finde es schade, dass sonst keiner sich ein bisschen Zeit nimmt
und seine Eindrücke von diesem Stück schildert!
Lieber Aleko,
Jörg Widmann ist gleichzeitig ein bedeutender Klarinettenvirtuose.
Er schreibt solche Musik quasi zum solistischen Eigenbedarf.
Und darüber erschließt sich mir diese Musik am ehesten -
ich glaube, es macht mehr Spaß, sie zu spielen als zu hören.
Lutoslawski war ein Vertreter der Ostblock-Avantgarde, die es in Polen
noch am leichtesten hatte und von staatlicher Bevormundung weitgehend
frei war. Ältere Semester haben vielleicht noch die Titelmelodie
zum berühmt-berüchtigten ZDF-Magazin ("Rate mal mit Löwenthal") im Ohr -
den Beginn des Lutoslawskischen "Konzerts für Orchester".
Er hat natürlich auch entschieden bessere Musik geschrieben.
Wenn Du zwischen den Zeilen bei mir eine gewisse Distanz herausliest,
so tust Du recht daran. Bin ich als enragierter Liebhaber der Neuen Musik
vielleicht übersättigt? Oder von zuviel Gleichartigem übermüdet?
Letzteres trifft auf jeden Fall zu, zumal ich so'n Zeugs ja auch komponiert habe.
Es gibt zuviel Gleichartiges in diesem Stil - von grundverschiedenen Leuten.
Oft fehlt mir in dieser Musik die Binnenspannung. Sie reiht schöne Episoden aneinander,
aber der Spannungsbogen fehlt.
Ich fürchte, solche defaitistischen Äußerungen nähren eher Deine Skepsis
gegenüber der Neuen Musik. Das ist dann leider nicht zu ändern.
Herzliche Grüße,
Gomez